Выбрать главу

»Gut, ich rufe deinen Vater an, und dann machen wir etwas aus. Ich w?nsche noch einen sch?nen Abend!«

Bevor sich auch Cherie umdreht, um weiterzulaufen, zwinkert sie mir zu. Glaube ich jedenfalls. Ach was, ich bin mir sicher. Und mein kleines Herz schl?gt ganz schnell. Ich habe eine Verabredung!

Sehr beschwingt h?pfe ich hinter Marc und Luisa die Stufen zur Wohnung hoch. Dort empf?ngt uns Oma Wagner mit einer Miene wie mindestens drei Tage Regenwetter.

»Hat dich deine Freundin schon erreicht? Die Gute wirkte etwas aufgel?st.« So, wie Marcs Mutterdie Gute sagt, klingt es nicht eben freundlich. Sie hat schon den Abendbrottisch gedeckt und mir ein sehr leckeres Fresschen in den Napf gef?llt. Sch?n, so umsorgt zu werden – obwohl Oma Wagner momentan keinen besonders liebevollen Eindruck macht. Im Gegenteil. Sie scheint irgendwie sauer zu sein. Aber warum bloss?

»Nein. Warum? Was war denn los?«

»Sie vermisst ihren Hund. Ich habe dir gleich gesagt, dass der wohl ausgeb?xt war. Aber auf mich h?rt ja keiner.«

»Hast du ihr denn nicht gesagt, dass Herkules bei uns ist?«

»Nein.«

»Bitte?! Du hast es ihr nicht gesagt?«

»Weisst du, ich hatte nun wirklich keine Veranlassung, mit dieser Frau zu plaudern. Und ausserdem wollte sie ja unbedingt dich sprechen.«

»Also wirklich, Mutter!« Marc haut mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Was soll denn das? Wenn du jetzt beleidigt bist, weil ich eine neue Sprechstundenhilfe suche, beschwer dich bei mir. Aber h?r auf, Carolin so zu behandeln.«

In diesem Moment kommt Luisa ins Esszimmer.»Was ist mit Carolin? Kommt sie heute Abend immer noch nicht?«

»Doch, doch. Mach dir keine Sorgen. Ich rufe sie mal an.« Marc holt das Telefon, das auf der Anrichte liegt, und w?hlt eine Nummer, horcht kurz, w?hlt nochmal. »Mist. Festnetz besetzt und Handy ausgeschaltet. Komm, Herkules, du alter Fahnenfl?chtling. Wir fahren zu Frauchen.«

Carolin?ffnet uns die T?r, sieht mich – und nimmt mich sofort auf den Arm.

»Herkules, mein Schatz! Wo bist du denn gewesen? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!«

»Er sass vor etwa einer Stunde auf einmal vor unserer T?r. ?brigens: Hallo, Carolin.« Huch. Marc klingt sehr, sehr streng.

»Entschuldige – hallo erst mal. Aber weisst du, ich bin noch ganz aufgel?st. Ich habe Herkules ?berall gesucht. Und ich habe auch mit deiner Mutter telefoniert. Sie hat mir nicht gesagt, dass Herkules bei euch ist.«

»Ich weiss. Sie ist etwas indisponiert.«

»Bist du etwa abgehauen, Herkules?«

Ich wedele mit dem Schwanz. Schliesslich habe ich kein schlechtes Gewissen. Caro hat sich das selbst zuzuschreiben.

»Du b?ser, b?ser Hund! Frauchen hatte solche Angst. Warum machst du denn solche Sachen?«

»Na, wenn du diesen jungen Mann so schlecht behandelt hast wie mich, ist es offen gestanden kein Wunder.«

Carolin zieht die Augenbrauen nach oben, was von meiner Position auf ihrem Arm aus sehr lustig aussieht.»Ich dich schlecht behandelt? Was f?llt dir ein? Ich habe eher den Eindruck, dass du mir einiges zu erz?hlen hast.«

»Richtig, meine Liebe. Zuallererst n?mlich eines: Wer fremde Post liest, muss mit dem Inhalt auch selbst fertig werden.«

Carolin schnappt nach Luft.»Bitte? Wie meinst du das denn?«

Marc grinst.»Das Buch und die Widmung. Eindeutig f?r mich bestimmt.«

»Aber … aber … woher weisst du? Hat Luisa …?«

»Nein. Luisa hat das Gott sei Dank alles gar nicht mitbekommen. Aber mein Kumpel Herkules, der weiss noch, was Eigentum bedeutet. Er kam n?mlich nicht allein, sondern hatte das Buch in der Schnauze.«

Carolin starrt mich mit offenem Mund an.»Er hatte … was?!«

»Genau. Er hatte das Buch dabei. Ein Blick auf die Widmung, und ich wusste sofort, was los ist. Das h?tte mich allerdings nicht dazu gebracht, hier aufzulaufen. Denn ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ja – ich habe mich mit Sabine getroffen. Weil sie mit mir ?ber unseren Streit sprechen wollte, und ich mit der Mutter meiner Tochter nicht in einer Dauerfehde leben will. Sie hat sich entschuldigt f?r die Tatsache, dass sie mich damals ohne jede Vorwarnung verlassen hat, und hat mich gebeten, die Entschuldigung anzunehmen. Ich habe gesagt, dass ich dr?ber nachdenke. Nicht mehr und nicht weniger ist passiert.«

Carolin vergr?bt ihr Gesicht in meinem Nacken. Das scheint ihr doch einigermassen unangenehm zu sein. Mit Recht! Dann guckt sie wieder hoch.

»Aber warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du dich mit ihr triffst?«

»Ganz einfach: Weil du auf das Thema Sabine schon so gereizt reagiert hast, dass ich einfach keine Lust auf einen weiteren Streit mit dir hatte. Das war wahrscheinlich ein Fehler – aber keine Tods?nde. Finde ich jedenfalls.«

Caro setzt mich wieder runter und macht einen Schritt auf Marc zu.

»Es tut mir leid. Das war nicht richtig von mir.«

Marc nickt.»Aber jetzt habe ich auch eine Frage. Wo warst du gestern Nacht? Bei Nina?«

Caro sch?ttelt den Kopf. Marc atmet tief durch.

»Etwa bei Daniel?«

»Ja. Aber da habe ich gleich mal einen Vorschlag: Ich glaube dir – und du glaubst mir. Es ist nichts passiert, ich brauchte nur ein Bett.«

Marc z?gert, dann nickt er. »Okay. Vertrauen gegen Vertrauen.«

Endlich! Das klingt doch schon ganz gut, und ich pers?nlich finde, das w?re nun eine gute Gelegenheit f?r die beiden, sich zu k?ssen. Leider kommt in diesem Moment Nina die Treppe herunter und ruft schon von oben: »Mensch, Caro, wo bleibst du denn? Du wolltest doch jetzt … oh, hallo, Marc. Eigentlich dachte ich, wir steuern hier auf einen Frauenabend zu.«

»Nimm’s mir nicht ?bel – aber ich w?rde meine S?sse jetzt gerne mitnehmen. Bitte!«

»Marc, du kannst fast so herzerweichend wie Herkules gucken. Na gut. Ich habe zwar schon eine Flasche Rotwein aufgemacht, aber dann muss ich mir wohl Ersatz besorgen.«

»Du k?nntest dich doch zum Beispiel mit deinem Mitarbeiter treffen«, schl?gt Caro kurzerhand vor, »der wohnt ja nicht so weit von hier.« Sie kichert.

»Das ist nicht mehr mein Mitarbeiter. Ich habe ihn rausgeschmissen. «

»Echt? Wie gemein. Ich finde, du solltest da Privates und Berufliches trennen.«

Nina grinst.»Das tue ich auch. Genau deswegen hat Alex heute die Gruppe gewechselt. Ich kann Liebe im Job n?mlich nicht gebrauchen. Und er auch nicht. Das lenkt uns zu sehr ab. So, und jetzt werde ich ihm mal schnell Bescheid sagen, dass sich mein Frauenabend erledigt hat. Tsch?ss, ihr beiden. « Kurz bevorsie wieder nach oben verschwindet, dreht sie sich noch einmal um. »Ach, was wolltest du mir eigentlich so Dringendes erz?hlen?«

Caro guckt sie mit grossen Augen an. »Ich? Nichts. Ich wollte nur ein bisschen kl?nen.«

Ich liege in meinem K?rbchen und bin eigentlich gl?cklich und zufrieden. Aber nur eigentlich. Denn leider k?ndet ein dumpfes Grollen von draussen ein heftiges Gewitter an. Auch das noch! Dabei bin ich doch so m?de und w?rde gerne schlafen. Das Donnern wird lauter und kommt immer n?her. Ich versuche mich ganz tiefin meine Kuscheldecke zu vergraben. Vielleicht ist es dann nicht mehr ganz so laut.

Aber es nutzt nichts: Obwohl die Decke nun schon meine Ohren bedeckt, jagt mir jeder Donnerschlag neue Schauer?ber den R?cken. Der n?chste Blitz erleuchtet die Wohnung fast taghell. Und jetzt kracht es so laut, dass ich das Gef?hl habe, das ganz Haus wackelt. Mama! Angst!

Carolin hat es mir zwar streng verboten, aber es f?hrt kein Weg daran vorbei: Ich muss zu ihr ins Bett. Sonst kriege ich heute Nacht kein Auge mehr zu. Ich schleiche Richtung Schlafzimmer und dr?cke vorsichtig, aber feste mit der Schnauze gegen die T?r. Mit einem leisenKlack?ffnet sie sich, und ich husche hinein. Es ist zwar sehr dunkel, aber die Umrisse des Betts kann ich einigermassen erkennen. Schwupp! Schon habe ich es mir am Fussende bequem gemacht. So ist es eindeutig besser!