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Na gut, ganz unrecht hat der Kater nicht, und ich will mich schliesslich nicht mit ihm streiten. Also schlage ich vers?hnliche T?ne an.

»Beruhige dich - ich erz?hle dir das nicht, um mich mit dir zu streiten. Sondern weil ich eine sensationelle Idee habe.«

Beck be?ugt mich misstrauisch, sagt aber nichts. Daf?r wippt seine Schwanzspitze hektisch auf und ab. Um meinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, recke ich mich und mache mich ein St?ckchen gr?sser, dann hole ich tief Luft.

»Also, hier kommt der Plan: Wir finden einen neuen Mann f?r Carolin. Und zwar einen Prinzen. Zumindest einen ganz tollen.«

Tata! Ich bin gespannt auf die Beck’sche Reaktion. Leider kommt keine.

»Hey, immer noch sauer?«

»Nein. Aber die Idee ist Schwachsinn.«

»Wieso? Ich finde sie grossartig.«

»Ja, weil du keine Ahnung von Menschen, respektive Frauen, hast.«

Jetzt bin ich derjenige, der beleidigt guckt.

»Herkules, wie stellst du dir das denn vor, einen Mann f?r Carolin finden? Ich bin mir ziemlich sicher, dass der M?nnergeschmack von jungen Frauen und kleinen Hunden so ziemlich unvereinbar ist.«

»Aber das ist doch gerade der Punkt! Carolins M?nnergeschmack! Der ist nicht nur schlecht, der ist katastrophal! Wenn wir warten, bis sie sich wieder selbst einen aussucht, dann haben wir wom?glich bald den n?chsten Thomas im Haus. Sie weiss einfach nicht, was gut f?r sie w?re.«

»Ach, aber du weisst das, oder wie?«

»Genau. Ich weiss das. Wir suchen einfach einen Mann, mit dem ich bedenkenlos zur Jagd gehen w?rde. Einen standesgem?ssen nat?rlich, Carolin ist schliesslich nicht irgendwer. Aber auch einen, der treu zu seinem Hund halten w?rde. Ihn gut behandeln, regelm?ssig f?ttern und viel mit ihm spazieren gehen w?rde. Denn wer seinen Hund so behandelt, der wird doch erst recht seine Frau so behandeln. Aber auf diese grundlegenden Dinge achtet Carolin einfach nicht.«

Herr Beck seufzt.»Nat?rlich achtet sie nicht auf so etwas. Sie ist ein Mensch, kein Dackel. Schon vergessen? Ausserdem m?gen Frauen keine netten M?nner.«

»H??«

Der arme Beck, das muss die Alterst?deligkeit sein.

»Ganz recht: Sie m?gen keine netten M?nner. Denn wenn es anders w?re, w?re Carolin doch l?ngst mit Daniel zusammen. Der ist n?mlich ziemlich verliebt in Carolin, jede Wette. Und sie mag ihn auch gerne. Aber er ist einfach zu nett zu ihr. Viel zu nett. So wird das nichts. Thomas hingegen hat im Grunde genommen alles richtig gemacht. Na ja, fast alles. Merk dir mal eins: Wenn du zu nett bist, nehmen dich die anderen Menschen nicht f?r voll. Und erst recht nicht die Frauen. Meine jahrzehntelangen Studien sagen mir: Nette M?nner kommen bei Frauen nicht sonderlich gut an.«

»Du meinst, die Frauen suchen sich absichtlich so ?tzende Typen wie diesen Thomas aus?«

»Exakt.«

»Aber das ist ja furchtbar.«

»Tatsache ist: Wenn Daniel oder sonst ein Mann bei Carolin landen will, dann muss er sie schlechter behandeln.«

Ich bin fassungslos - und verwirrt. Das kann doch nicht wahr sein! Es w?rde im Endeffekt bedeuten, dass Frauen gerneschlecht behandelt werden. Herr Beck muss sich einfach irren, sonst ist meine Prognose f?r Carolins k?nftiges Liebesleben mehr als d?ster. Andererseits: In einem Punkt hat Beck Recht. Daniel ist wirklich sehr nett, und ich habe auch das Gef?hl, dass er Carolin unglaublich gerne mag. Es passt eigentlich alles. Es muss also einen Grund geben, warum Carolin sich in Thomas undnicht in Daniel verliebt hat.

Eine Weile sitzen Beck und ich schweigend nebeneinander. Ich muss erst einmal verdauen, was ich gerade geh?rt habe. Mein sch?ner Plan - traurig lege ich meinen Kopf auf die Vorderl?ufe.

»Allerdings«, meint Beck dann, »wenn ich es mir recht ?berlege: M?glicherweise ist deine Idee doch nicht so bl?d. Es ist nun mal eine Tatsache, dass wir Tiere eine sehr viel bessere Menschenkenntnis besitzen als die Menschen selbst. Vielleicht k?nnen wir Carolin also doch vor der n?chsten Pleite bewahren. Wir m?ssen sie nur vor ihrem eigenen Geschmack bewahren.«

»Und wie kriegen wir das hin? Du hast doch gerade selbst gesagt, dass das wohl nicht funktionieren wird.«

»Tja«, sagt Beck und legt dabei den Kopf schief, »das wird das Interessante an unserer neuen Aufgabe.«

ELF

»Also los! Hier ist das ideale Revier!« Beck guckt mich zweifelnd an. »Wie kommst du denn auf die Idee?«

»Nina hat gesagt, dass es hier vor Prinzen nur so wimmelt.«

»Hat sie das?«

»Na ja, nicht so direkt. Aber so ?hnlich. Also vielleicht hat sie nicht>wimmeln< gesagt, aber auf alle F?lle laufen hier einige rum.«

Wir stehen im Park und sehen uns nach M?nnern um. Was genau wir machen wollen, wenn wir einen gefunden haben, wissen wir noch nicht so recht, aber wir haben beschlossen, uns von der Situation inspirieren zu lassen und dann zu improvisieren. Allerdings nervt mich Becks pessimistische Haltung heute ganz gewaltig. Er findet, ein verregneter Tag sei kein guter Moment, um im Park einen Mann zu finden.

Aber langsam m?ssen wir damit mal anfangen, denn Carolin ist seit drei Tagen wieder zu Hause. Richtig gl?cklich sieht sie zwar immer noch nicht aus, aber immerhin arbeitet sie wieder jeden Tag in der Werkstatt. Ich werte das mal als Zeichen, dass es allm?hlich wieder bergauf geht.

»Da! Ich sehe einen! Da hinten!«

Aufgeregt renne ich in die Richtung, in der ich eben ein Paar Menschenbeine unter einem Regenschirm gesehen habe. Nach zwei Metern merke ich, dass Beck offensichtlich nicht vor hat, hinter mir her zu kommen. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm um.

»He, was soll das? Wo bleibst du denn?«

»Herkules, du verr?ckter Dackel! Das ist doch eindeutig eine Frau!«

»Woher willst du das wissen? Man sieht doch nur die Beine. Und bei dem Regen kann ich nicht riechen, ob Mann oder Frau. Da m?ssen wir schon nachschauen. Los, gib dir doch wenigstens mal ein bisschen M?he!«

Es ist heute wirklich furchtbar mit dem Kater. Der wirkt nicht im Geringsten schuldbewusst, sondern grient mich breit an.

»Du musst noch viel lernen, mein Lieber. Unter dem Schirm steckt eine Frau, garantiert. Da muss ich gar nicht erst durch den halben Park hechten.«

»Ach, und woher willst ausgerechnet du das wissen? F?r jemanden, der einen Plastikkameraden nicht von einem echten Piepmatz unterscheiden kann, machst du dich ganz sch?n wichtig.«

Beck ignoriert meinen Seitenhieb komplett, stattdessen macht er mit seiner Pfote eine Bewegung Richtung Zielperson.

»Schau mal genau hin. Der Schirm hat ein ganz auff?lliges Blumenmuster.«

Hm, stimmt, grosse und kleine Blumen bilden aparte Kreise.

»So, und hier wieder eine Lektion inVerstehe den Menschen:Blumen sind ein Frauenmuster. Da brauchst du gar nicht erst hinterher. Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der mit einem Bl?mchen-Schirm losgezogen w?re. Sparen wir also unsere Energien f?r den Ernstfall.«

Interessantes Konzept, Muster f?r Frauen und Muster f?r M?nner. Ich frage mich, wof?r das gut sein soll. Ob sich M?nner und Frauen sonst nicht gleich erkennen? Immerhin sind ihre Nasen so gut wie taub, da muss man vielleicht auf Hilfskriterien zur?ckgreifen.

Wir lungern weitere ereignislose zehn Minuten im Park herum. Er ist zwar sehr gross, aber auch ziemlich rund, so dass man von der Mitte aus einen sehr guten ?berblick hat. Man sieht: nichts. Kein einziger Mensch ist unterwegs. Langsam beginne ich trotz meines dichten Fells durchzuweichen. Vielleicht hat Herr Beck Recht, und wir sollten wieder nach Hause traben. Gerade will ich Beck meine Niederlage eingestehen, als sich doch noch ein unerschrockener Zweibeiner blicken l?sst. Und diesmal ist es eindeutig ein Mann - er hat keinen Schirm in der Hand, sondern joggt ziemlich locker von der rechten Ecke des Parks direkt auf uns zu.

»Nanu, will der zu uns?«, wundere ich mich.

»Scheint so zu sein. Wahrscheinlich will er abk?rzen. Ist ja kein Vergn?gen, bei dem Wetter durch die Gegend zu rennen«, stichelt Beck. »So, gleich ist er da. Du wolltest doch improvisieren. Dazu hast du jetzt reichlich Gelegenheit, ich habe n?mlich ?berhaupt keinen Plan, wie wir uns den Kerl genauer anschauen k?nnen. Und wir wollen doch nicht einfach irgendwen f?r Carolin aufgabeln, oder?«