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»Und wie er aussieht - einfach toll! Eine super Figur! Und dann diese vollen braunen Haare! Ein bisschen wie Hugh Grant. Findest du nicht?«

Ich spitze die?hrchen. Vielleicht ist das Gespr?ch doch nicht so langweilig. Dr. Wagner sieht also gut aus. Womit wir bei einem f?r Hunde ziemlich undurchschaubaren Thema sind: Wann sieht ein Mensch f?r andere Menschen gut aus? Muss er besonders viele Haare haben? Oder lieber wenige? Ist gross sch?n -oder lieber klein? Gilt f?r M?nner etwas anderes als f?r Frauen? O je, wenn ich genau dar?ber nachdenke, habe ich mir mit dem Projekt »Partnervermittlung« ganz sch?n viel vorgenommen. Umso interessanter, was Nina jetzt erz?hlt.

»Ist dir nicht auch gleich aufgefallen, was f?r unglaublich blaue Augen er hat?« Aha! Die Augenfarbe. Offensichtlich ein wichtiger Punkt. »Ne, ist mir nicht aufgefallen.«

Mir auch nicht. Allerdings kann ich Farben sowieso nicht so gut auseinanderhalten.

»Das musst du doch gesehen haben, die sind total auff?llig. Kornblumenblau ! «

»Nina, ich weiss nicht, ob du dich noch dran erinnerst - aber als wir in der Praxis waren, hatte ich einen sehr schlecht gelaunten Herkules dabei, der erst die ganze Zeit jaulte und dann versuchte, zwei niedliche Kaninchen zu killen, woraufhin ein v?lliges Chaos ausbrach. Verzeih, dass ich keine Gelegenheit hatte, einen Blick in die tiefblauen Augen von deinem Superdoc zu werfen.«

Carolin klingt leicht genervt. Ob das an der Erinnerung an den schrecklichen Besuch beim Tierarzt liegt? Weil ich mich dort so schlecht benommen habe? Peinlich, peinlich.

»Meine G?te, bist du schlecht gelaunt. Ich dachte, es interessiert dich, wenn deine beste Freundin ein Date hatte.«

»Entschuldige, du hast Recht. Tut mir leid, dass ich so schlecht drauf bin. Ich gelobe Besserung! Also, mal abgesehen von den kornblumenblauen Augen: Wie k?sst er denn so?«

Das scheint ein besonders wichtiger Punkt zu sein, sonst w?rde Carolin nicht als Erstes danach fragen. Aber woran sieht man das bloss? Wie finden Beck und ich einen Mann, der gut k?sst?

Nina kichert.»Das wirst du mir jetzt nicht glauben - aber ich weiss es nicht. Wir haben uns noch nicht gek?sst.«

Verstehe. Ist also keine Eigenschaft, die man Menschen ansehen kann. Muss man selbst ausprobieren.

»Ihr habt euch noch nicht gek?sst? Ich denke, ihr wart den ganzen Abend unterwegs?«

»Waren wir auch. Und wir haben uns super unterhalten. Marc war sehr charmant und witzig. Aber wir haben uns nicht gek?sst. Macht aber nichts. Ich will es mal ruhiger angehen lassen.«

»Hm«, meint Carolin, und es klingt zweifelnd.»Mal ruhiger angehen lassen?Du? Das ist eine v?llig neue Taktik. Seit wann wendest du die denn an? In seiner Praxis war davon noch nichts zu merken. Da sah es eher nachdie Sache schnell klarmachenaus. Ich meine, du lagst schliesslich schon in seinen Armen.«

Nina schnaubt emp?rt. »Na h?r mal - ich bin einfach ?ber deinen bl?den Hund gestolpert! Und was heisst hier neue Taktik? Das klingt so, als ob ich die Typen immer mit der Schrotflinte erlegen w?rde.«

»Tja, also zimperlich warst du bisher nicht gerade, wenn dir jemand gef?llt. Schon eher Schrotflinte als Pr?zisionssch?tze.«

»Carolin, man merkt, dass du lange nicht mehr am Markt warst. Ich bin jung, ich bin Single. Und wenn mir ein Typ gef?llt, warte ich nicht darauf, dass er auf einem Schimmel bei mir vorbeigeritten kommt, sondern nehme die Sache selbst in die Hand. Von mir aus nenn es Prinzip Schrotflinte - aber was spricht dagegen?«

Markt? Schimmel? Schrotflinte? Nina spricht in R?tseln. Carolin scheint allerdings zu verstehen, wovon sie redet.

»Schon gut, schon gut. Du hast Recht, ich war wirklich lange nicht mehr unterwegs. Ich muss mich erst mal wieder daran gew?hnen.«

Nina nickt heftig.»Ja, und ich sage dir - warte besser nicht, dass der passende Typ einfach so bei dir auftaucht! Das passiert n?mlich nur im M?rchen.«

Falsch, meine Liebe! Das passiert auch, wenn sich Carl-Leopold von Eschersbach pers?nlich darum k?mmert. Dann muss man sich auch nicht die Abende mit einem Tierarzt um die Ohren schlagen. So, M?dels, und nun kommt mal zum Ende, damit ich Herrn Beck meine neuesten Erkenntnisse erz?hlen kann!

»Sag mal, meinst du, Herkules muss mal?« Nina schaut mich nachdenklich an.

»Wieso?«

»Na, der tigert hier auf einmal so unruhig herum. Nicht, dass er gleich ein kleines Gesch?ft unter deinem Sofa platziert.«

»Eigentlich war ich kurz mit ihm Gassi, bevor du gekommen bist. Aber vielleicht langweilen wir ihn auch. Ich kann ihn ja in den Garten lassen, ich muss sowieso noch einmal in die Werkstatt.«

»Schade, ich dachte, du kannst dir ein bisschen freinehmen, und wir gehen noch einen Kaffee zusammen trinken.«

»W?rde ich gerne - aber ich habe Daniel in den letzten Wochen echt h?ngen lassen. Habe schon ein total schlechtes Gewissen.«

»Ach komm. Dir ging’s nicht gut, und Daniel hat dir bestimmt gerne geholfen.« Nina grinst Carolin an und klopft ihr auf die Schulter.

»Du brauchst gar nicht so zu grinsen. Nat?rlich hat Daniel mir gerne geholfen, aber ich m?chte ihn nicht weiter strapazieren. Er hat selbst genug auf dem Zettel. Wenn ich allein an die Rekonstruktion von Auroras Geige denke. Das wird eine Ewigkeit dauern.«

»Mir kommen gleich die Tr?nen. Offen gestanden ist es mir einfach lieber, wenn sich Daniel um dich als um so eine bl?de Geige von einer noch viel bl?deren Geigerin k?mmert.«

»Aurora ist eine hervorragende Musikerin.«

»Sie ist eine bl?de Kuh und baggert noch dazu st?ndig an deinem Partner herum«, l?sst Nina nicht locker.

»Daniel ist nur mein Gesch?ftspartner. In seiner Freizeit kann ihn anbaggern, wer will.«

Nina verdreht die Augen und seufzt.»Ja, ja, wer’s glaubt, wird selig. Und wer’s nicht glaubt, kommt auch in den Himmel.«

»Nina, nicht schon wieder die Leier. Daniel und ich sind Freunde, mehr nicht. Herkules, auf geht’s!«

»Unser idealer Kandidat hat blaue Augen und kann gut k?ssen.« Ich sitze neben Herrn Beck in der Sonne und berichte von meinen j?ngsten Erkenntnissen in Sachen Menschen und Partnerwahl.

»Dann ist die Sache so gut wie geritzt. Das wird ja ein Kinderspiel. Ich schaue mir die Augen genauer an, und du k?sst den Typen. Hoffe allerdings, du kannst beurteilen, was alsgut k?ssendurchgeht.«

Ich werfe Beck einen b?sen Blick zu. »Wieso bloss habe ich das Gef?hl, dass du mich gerade nicht ernst nimmst?«

»Weil es so ist. Dein Gefasel bringt uns ?berhaupt nicht weiter. Zumal wir noch nicht einmal wissen, ob Carolin auch auf blaue Augen steht. Vielleicht mag sie braune lieber? Oder gr?ne? Und ausserdem ist so ein menschliches Auge auch nicht gerade riesig. Von unserer Perspektive aus d?rften wir kaum aus f?nf Metern erkennen, welche Augenfarbe ein Mann hat. Und dann die Sache mit dem K?ssen - also so weit sind wir noch lange nicht. Wenn wir einen Typen so nah an Carolin rankriegen, dass sie ihm die Hand sch?ttelt, dann sind wir schon richtig gut.«

»Also gut, wenn ich denn so ein kleiner, dummer Hund bin, dann schlage ich vor, du ?bernimmst hier einfach mal das Kommando, und ich dackel nur noch hinter dir her.« Jawoll, der kann mich mal, der bl?de Kater.

»Sei doch nicht wieder gleich beleidigt! Unser Plan ist doch gut. Wir gehen wieder in den Park, und dann ziehen wir noch mal die gleiche Nummer ab wie bei Willi. Irgendwann wird schon der Richtige dabei sein. Prinzip Schrotflinte.«