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Nina lacht laut auf.»Entschuldige, Marc, aber merkst du eigentlich, wie bescheuert das klingt, was du hier gerade erz?hlst? Der Dackel und der Kater wollen einen Penner retten und deswegen holen sie dich? Hast du was getrunken?«

Was f?r eine Frechheit! Und wieso klingt das bescheuert? Das ist so ziemlich genau die Wahrheit! Komisch, Nina scheint regelrecht sauer auf Wagner zu sein - sie klingt jedenfalls sehr gereizt. Ich frage mich nur, warum.

Wagner verteidigt sich.»Warum so heftig, Nina? Was glaubst du denn? Dass ich Herkules aus Carolins Wohnung entf?hrt, den Kater mitgenommen und anschliessend diesen armen, alten Mann ?berfallen habe? Oder dass unsere zwei Freunde hier den Mann angefallen haben? Ich kann nur erz?hlen, was ich selbst gesehen habe.Und selbst gesehen habe ich, dass Herkules vor meiner Praxis aufgekreuzt ist und so lange gebellt hat, bis ich rausgekommen bin. Dann hat er mich hierhergelotst, und da lag schon dieser Mann, augenscheinlich bewacht von der Katze. Wie die beiden allerdings aus Carolins Haus in den Park gekommen sind, und was dem Mann passiert ist - keine Ahnung. Ich sch?tze, er hatte einen Herzanfall. Betrunken scheint er jedenfalls nicht zu sein, ich konnte keinen Alkoholgeruch feststellen. Oh, und ich bin es ?brigens auch nicht.«

Nina schnappt h?rbar nach Luft, Carolin dr?ckt mich fest an sich.

»Ich kann mir zwar ?berhaupt nicht erkl?ren, wie Herkules aus der Wohnung gekommen ist, aber zum Gl?ck hat er zu dir gefunden. Ich kenne den kranken Mann - er stand eines Tages bei uns vor dem Haus und schien ein bisschen verwirrt zu sein. Danke, dass du ihm geholfen hast. Wer weiss, was sonst passiert w?re.«

Nina guckt die beiden an und kichert - etwas b?sartig, wie mir scheint. »Warum? Was sollte denn schon passieren? Den Notarzt h?tte auch jeder andere rufen k?nnen. Ich bezweifle, dass Marc sein veterin?rmedizinisches Studium dabei sehr geholfen hat.«

Marc Wagner l?chelt noch breiter. »Liebe Nina, wenn du dereinst bewusstlos im Park liegst, wirst du auch hoffen, dass dich wenigstens ein Tierarzt findet.«

Genau! Besser als eine Psychologin, w?rde ich denken. Auch wenn ich gar nicht genau weiss, was das ist.

»So, die Damen. Das Wesentliche w?re ja gesagt, ich gehe dann mal wieder. Einen sch?nen Abend noch.«

Er nickt Nina und Carolin freundlich zu und geht in Richtung Parkausgang. Als er f?nf Schritte entfernt ist, dreht er sich aber noch einmal um.

»Ach so, Carolin - Mittwochabend, halb sieben? Ich hole dich ab, okay? Bis dann!«

Carolin nickt und winkt ihm kurz zum Abschied. Nina sagt nichts. Jedenfalls nicht, solange wir noch im Park stehen. Auf dem Weg nach Hause redet sie daf?r umso mehr.

»Du bist verabredet? Mit Marc? Warum hast du mir das nicht erz?hlt?«

»Das wollte ich ja, aber …«

»Ich meine, da kommst du extra noch vorbei und schwafelst mich zu von deinem tollen Tag an der Elbe mit Jens und wie romantisch das war und wie gut ihr euch verstanden habt und dein Date mit Marc erw?hnst du mit keinem Wort?«

»Ja, aber …«, setzt Carolin noch einmal an, doch Nina l?sst sie nicht ausreden.

»Und ich dachte wirklich, deinem bl?den K?ter w?rde es schlechtgehen. Dabei wolltest du nur Marcs Nummer! Hast du dich eigentlich mal gefragt, wie ich mich f?hle, wenn ich so davon erfahre? Echt Scheisse, das kann ich dir sagen - echt Scheisse!«

»Ich wollte es dir sagen. Deswegen bin ich heute Abend extra noch zu dir gefahren. Aber dann rief Marc an, und ich bin nicht dazu gekommen.«

»Wer’s glaubt wird selig. Wir haben ja auch erst eine Stunde gequatscht. Das ist nat?rlich viel zu kurz, um so etwas Unwichtiges loszuwerden.«

»Wieso, du hast doch gleich nach Jens gefragt - etwas anderes hat dich doch gar nicht interessiert.«

»Nat?rlich nicht. Woher sollte ich auch wissen, dass es noch etwas anderes zu berichten gibt.«

»Er hat mich in ein Konzert eingeladen, mehr nicht.«

»Ach, das ist ja sch?n. Und wie kunstsinnig.«

»Ausserdem hast du gesagt, dass er doch nicht so dein Fall ist. Ich konnte ja nicht ahnen, dass das nicht stimmt.«

»Richtig. Ahnen konntest du es nicht. Aber wissen h?ttest du es k?nnen, wenn du mich einmal in letzter Zeit gefragt h?ttest, wie es mir eigentlich geht. Aber stattdessen reden wir ja nur ?ber dich. Und deinen Liebeskummer. Und als ich neulich bei dir vorbeigekommen bin und echt mal eine Freundin gebraucht h?tte, da ist dir ein bl?des Kochen mit Kumpel Daniel auf einmal unglaublich wichtig, und ich f?hle mich sogar, als w?rde ich st?ren. Sch?ne Freundin, vielen Dank. Ich werde dich daran erinnern, wenn du das n?chste Mal jemanden zum Quatschen brauchst.« Sie dreht sich um und stapft weg.

Carolin bleibt mit mir zur?ck. »O Mist. Ich habe ja geahnt, dass das ?rger gibt. Ist wohl doch noch nicht alles gegessen mit dem Herrn Doktor.« Sie seufzt. »Na, lass uns mal nach Hause gehen, S?sser. Da kannst du mir mal ganz genau erkl?ren, wie du ?berhaupt hierhergekommen bist.«

Das mache ich doch gerne. Aber k?nnte mir im Gegenzug jemand erkl?ren, was genau gerade zwischen Nina und Carolin passiert ist? Nina fand den Tierarzt doch inzwischen genauso doof, wie ich ihn urspr?nglich fand. Und warum ist sie dann sauer? Und davon mal ganz abgesehen: Was ist jetzt eigentlich mit Jens? War doch ein toller Tag mit ihm. Weiss Carolin eigentlich, was sie will? Ich vermute maclass="underline" nein.

In der Wohnung angekommen, laufe ich ganz schuldbewusst ins Schlafzimmer und hocke mich vor Stuhl und ge?ffnete Balkont?r. Carolin schaut mit grossen Augen zwischen mir und Beweisst?ck A und B hin und her.

»Du willst mir nicht sagen, dass du diese T?re von allein aufbekommen hast, oder? Das ist unglaublich. Damit kannst du im Zirkus auftreten. Aber wie um alles in der Welt bist du dann vom Balkon gekommen? Bist du etwa gesprungen?« Ich gucke sie sehr treuherzig an und mache M?nnchen. »Herkules! Bist du verr?ckt? Du bist doch keine Katze! Neun Leben hast du auf keinen Fall!«

H?? Neun Leben? Hat die Katze neun Leben? Das w?rde nat?rlich einiges am Verhalten von Herrn Beck erkl?ren. Oder ist das wieder nur so ein Menschensprichwort?

Carolin schliesst die Balkont?r und zieht den Vorhang zu. »Ich bin saum?de, mein S?sser. Und ein bisschen traurig. Wegen Nina und Marc. Und ein bisschen gl?cklich. Wegen Marc und Jens. Was f?r ein Durcheinander! Hoffentlich bringe ich da wieder Ordnung rein. Was meinst du? Aber jetzt gehe ich erst einmal ins Bett. Heute bekomme ich das Problem sowieso nicht mehr gel?st. Gute Nacht, Herkules!«

Ich laufe zu meinem K?rbchen und rolle mich in meiner Kuscheldecke zusammen. M?de bin ich auch. Aber gleichzeitig schwirrt mir der Kopf. Erst Daniel, dann Jens. Oder vielleicht Doktor Wagner? Wie kann es bloss sein, dass es hier vor ein paar Wochen noch gar keinen Kandidaten f?r mein zuk?nftiges Herrchen gab und jetzt gleich drei? Und keinen davon habe ich selbst ausgesucht, obwohl ich doch so einen tollen Plan hatte.

In meinem m?den Hundehirn macht sich eine ern?chternde Erkenntnis breit: der M?nnergeschmack von jungen Frauen und kleinen Dackeln scheint doch sehr weit auseinander zu liegen.

EINUNDZWANZIG

Als wir durch die T?r kommen, richtet sich Willi ?berrascht im Bett auf.

»M?nsch, ihr besucht mich! Das ist ja toll!«

»Tja, ich hoffe, es strengt Sie nicht zu sehr an, aber die Schwester meinte, es sei okay.«

»Nein, ich freu mich. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Sie sind doch die junge Frau mit der Geigenwerkstatt, oder?«

»Richtig. Ich heisse Carolin Neumann.« Sie reicht Willi die Hand, der sie kurz dr?ckt.

»Sehr angenehm. Wilhelm Schamoni mein Name, aber alle nennen mich Willi. Und wie heisst Ihr kleiner Freund da unten?« Er zeigt auf mich.

»Das ist Herkules.«

Carolin zieht sich einen Stuhl neben Willis Bett, setzt sich und nimmt mich auf den Schoss. Willi streckt seinen Arm aus und streichelt mich. Puh! Offensichtlich ist er nicht b?se auf mich. Ich bin erleichtert.