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»Du b?sch ja n ganz S?sser! Und nu hast du den Willi noch gerettet, nech?«

Carolin zieht die Augenbrauen hoch.»Ach, woher wissen Sie das denn? Haben Sie gesehen, wie Herkules mit Dr. Wagner angekommen ist?«

»Nein«, ert?nt eine Stimme hinter uns, »ich habe es Willi gerade erz?hlt.«

Carolins Kopf f?hrt herum. Im T?rrahmen lehnt Marc Wagner und grinst uns an. »Da sind wir wohl beide auf die gleiche Idee gekommen. Ich dachte auch, dass ein bisschen Besuch jetzt genau das Richtige f?r Willi w?re.«

»Oh, hallo, Marc.«

Komisch, Carolin klingt wenig euphorisch. Ich dachte, sie mag ihn. Egal, ich f?r meinen Teil versuche, gute Stimmung zu verbreiten, indem ich mit dem Schwanz wedele.

»Na, freust du dich, mich zu sehen?« Marc streichelt mir ?ber den Kopf. »Du bist unser kleiner Heldenhund, nicht wahr?«

Na ja,Heldenhund-das ist mir nun doch ein bisschen zu dick. Ich bin schon froh, dass Willi nicht findet, dass ich an allem schuld bin. Aber Willi l?chelt tats?chlich noch ganz gut gelaunt.

»Ein verr?ckter Tag - gestern haben Herkules und ich uns wohl gegenseitig gerettet: Bevor ich n?mlich den Herzanfall bekam, habe ich Herkules aus einem Kaninchenbau befreit. Er steckte fest und kam nicht mehr raus. Gemerkt habe ich das aber nur, weil auf einmal der fette Kater neben meinerParkbank auftauchte. Ich habe mich zwar erst gefragt, ob wohl langsam mit meinem Kopf etwas nicht in Ordnung ist. Schliesslich ist es ja schon das zweite Mal, dass ich das Gef?hl hatte, der Kater will mich irgendwohin bringen. Aber es hat ja gestimmt. Toll, oder? Ich meine, wie sich Tiere gegenseitig helfen. Das scheinen echte Kumpels zu sein.«

Marc Wagner nickt.»Ja, viele Menschen untersch?tzen Tiere. Und ich gebe zu, dass ich gestern auch ?berrascht war. Hatte fast etwas vonLassie.«

Lassie? Wer oder was ist das? Carolin und Marc lachen, und selbst Willi wiehert schwach, aber fr?hlich. Muss ja komisch sein.

Die T?r klappt auf, und eine Frau mit weissem Kittel kommt herein.

»So, Herr Schamoni, jetzt muss ich Ihren Besuch leider nach draussen bitten. Ich werde Sie gleich noch einmal untersuchen, und ausserdem brauchen Sie auch viel Ruhe.« Sie wendet sich an uns - und ihr strenger Blick bleibt an mir kleben. »Tiere sind hier nicht erlaubt! Bitte bringen Sie denHund nicht mehr mit.«

Carolin schaut schuldbewusst.»Oh, das tut mir leid, wir gehen auch gleich. Aber Herkules hat Herrn Schamoni gestern entdeckt, deswegen dachte ich ausnahmsweise …«

Die Frau sch?ttelt den Kopf. »Nein, keine Ausnahmen. Sie k?nnen gerne morgen wiederkommen, allerdings ohne den Hund.«

Carolin setzt mich auf den Boden und steht auf.»Also, Willi, dann w?nsche ich Ihnen gute Besserung! Vielleicht schaue ich wirklich noch einmal vorbei.«

»Ja, das w?rde mich riesig freuen!« Er dr?ckt noch einmal Carolins Hand zum Abschied.

Auch Marc Wagner reicht ihm die Hand.»Tsch?ss, Willi, gute Besserung!«

»Vielen Dank noch mal f?r den Besuch, lasst euch mal wieder blicken.«

Willi winkt kurz, dann stehen wir wieder auf dem Krankenhausflur.

»Wollen wir noch einen Kaffee trinken gehen?«

Carolin z?gert. »Hm, weiss nicht, mit Hund ist man auf dem Krankenhausgel?nde nicht gerade gern gesehen.«

»Dann lass uns doch zum Hauptausgang gehen. Zwei Ecken weiter gibt es doch schon das erste Cafe.«

Und so kommt es, dass die beiden kurze Zeit sp?ter an einem gem?tlichen Holztisch sitzen, w?hrend ich mich unter der dazugeh?rigen Bank zusammenrolle. Erst plaudern sie ?ber irgendwelche Belanglosigkeiten, dann bekommt Carolins Stimme einen seltsam d?steren Klang.

»Marc, ich w?rde unser Treffen am Mittwoch gerne absagen.«

O nein! Das ist mit Sicherheit kein gutes Zeichen - und gerade jetzt, wo ich beginne, mich an den Tierarzt zu gew?hnen! Mist. Auch Marc ist nicht eben erbaut ?ber diese Wendung.

»Aber warum denn? Ich denke, du hast dich schon auf das Konzert gefreut.«

»Ja, habe ich ja auch.« »Es ist wegen Nina, oder?«

»Nein. Das heisst, ein bisschen vielleicht. Also eigentlich ja.«

Marc sch?ttelt den Kopf. »Ich habe mir schon so etwas gedacht nach ihrem Auftritt im Park gestern. Ganz verstanden habe ich den aber nicht. Da war doch gar nichts zwischen Nina und mir. Gut, wir waren ein paar Mal aus - aber mehr nicht.«

»Das sieht Nina offenbar anders.«

»Ich hab’s gemerkt. Warum, ist mir allerdings ein R?tsel. Ehrlich gesagt war unsere letzte Verabredung eher ein Desaster, danach hat sie sich nie mehr gemeldet.« Marc greift nach Carolins Hand. »Bitte, sag nicht ab. Ich m?chte dich einfach mal privat kennenlernen. Nicht immer nur, wenn irgendein Notfall uns zusammenbringt. Ich finde dich wirklich sehr nett, und ich verspreche dir auch, mich h?chst vorbildlich und wie ein Gentleman zu benehmen. Es wird keinen Grund zur Beanstandung geben.« Er hebt eine Hand in die Luft. »Grosses Indianerehrenwort!«

Carolin l?chelt, zieht aber ihre Hand aus seiner. »Wirklich, Marc. Ich habe mich ?ber deine Einladung gefreut. Aber mein Leben war in letzter Zeit sehr anstrengend und kompliziert, und ich m?chte nicht gleich in das n?chste Problem schlittern. Nina ist meine beste Freundin, sie hat mir geholfen, als es mir sehr schlechtging - und das ist noch nicht allzu lange her. Ich finde dich auch sehr nett, aber vielleicht ist momentan nicht der richtige Zeitpunkt, um sich besser kennenzulernen.«

Jaul! Die bl?de Nina! Es laufen noch genug andere M?nner in der Stadt herum. Und Herr Beck hat doch schon festgestellt, dass Nina bisher nie Schwierigkeiten hatte, eine ganze Menge von ihnen kennenzulernen. Wieso muss sie uns also gerade hier in die Quere kommen? Marc sieht das offenbar genauso. Er guckt so gequ?lt, als ob ihm der alte von Eschersbach gerade eins mit der Hundepeitsche ?bergezogen h?tte.

»Und da kann ich gar nichts machen? Ich k?nnte doch mal mit Nina reden.«

Carolin sch?ttelt heftig den Kopf. »Nein, bitte mach das auf keinen Fall. Es ist ja nicht nur Nina. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, so viele Gedanken gingen durch meinen Kopf. Und dann, so gegen vier Uhr morgens, war mir klar: Ich muss mehr Ruhe in mein Leben bringen. Und erst mal herausfinden, was f?r mich wichtig ist. Herausfinden, wer ich eigentlich bin. Bitte sei mir nicht b?se, ich kann nicht anders.«

Marc guckt traurig, aber sagt nichts mehr. Eine Weile sitzen die beiden schweigend nebeneinander, dann verabschiedet sich Carolin, und wir lassen den armen Wagner allein im Caf? sitzen.

»Sie sagt, sie muss herausfinden, wer sie eigentlich ist. Kann man’s denn fassen?« Wieder zu Hause angekommen, klage ich Herrn Beck mein Leid.

»Hast du so einen Quatsch schon mal geh?rt? Sie ist Carolin Neumann, wer sonst? Sie hat doch bestimmt auch so eine Art Stammbaum, da wird es doch wohl drinstehen, ich meine, mit Namen und allem drum und dran. Oder haben die Menschen das nicht?«

Ich bin wirklich fassungslos. Und das von Carolin - das h?tte ich nie gedacht.

»So, jetzt beruhig dich mal, Kleiner. Du hast das falsch verstanden. Nat?rlich weiss Carolin noch, wie sie heisst.«

Der h?lt mich wohl auch f?r bl?d. Ich weiss doch, was ich geh?rt habe!

»Nein, nein, nein! Sie hat w?rtlich gesagt:Ich muss herausfinden, wer ich eigentlich bin.W?rtlich, Herr Beck, w?rtlich! Ich hab’s doch nicht auf den Ohren.«

Da kommt mir pl?tzlich ein ganz neuer Gedanke: Vielleicht geht es der armen Carolin ja wie mir? Und sie ist auch irgendwie nicht so wirklich reinrassig? Oder wie auch immer das bei Menschen heisst, wenn man seinen Vater nicht kennt? Vor dem Hintergrund ist es nat?rlich einleuchtend, dass sie bei der Partnerwahl nun extrem vorsichtig ist. Sie kann dann ja gar nicht genau wissen, wer besonders gut zu ihr passen w?rde. Aber als ich Beck diese neue Theorie erl?utere, l?sst der sich japsend vor Lachen zu Boden fallen.

»Herkules, du bist einmalig! Nu sieh doch endlich mal ein, dass es ein paar grundlegende Unterschiede zwischen Menschen und Hunden gibt. Menschen sind denkende Wesen!«

Na, sch?nen Dank auch! Als ob ich nicht denken w?rde! Ich knurre ein bisschen.