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Was soll ich sagen: Herr Beck hat’s einfach raus. Es ist immer wieder erschreckend, wie gut der fette Kater die Situation einsch?tzen kann.

Nina guckt nachdenklich.»Normalerweise w?rde ich dir jetzt Recht geben. Aber vielleicht solltest du es dir doch noch einmal ?berlegen. Mit tollen M?nnern kann man leider nicht die Strasse pflastern, das sage ich dir. Die sind echt Mangelware.«

»Momentan habe ich aber eher ein gegenteiliges Problem: zu viele interessante M?nner. Und deswegen mach ich jetzt eine Pause, bis ich weiss, was ich wirklich will.«

»Aha. Interessantes Konzept. Nicht, dass sie dann alle weg sind. Wer sind denn die anderen. Gut, Jens. Der ist echt rattenscharf. Aber sonst?«

»Weisst du, der Abend, an dem ich mit Daniel kochen wollte - das war eigentlich schon eher romantisch gedacht. Ich habe es dir bisher nicht erz?hlt, weil ich dachte, dass du mich auslachst. Aber es hat in letzter Zeit ein bisschen geknistert zwischen Daniel und mir. Und da dachte ich mir, ich sollte es einfach mal ausprobieren.«

Nina reisst die Augen weit auf. »Du wolltest etwas mit Daniel anfangen?«

»Also, sooo absurd ist der Gedanke nun auch wieder nicht. Daniel ist ein attraktiver Mann, er ist witzig, nett und gef?hlvoll …«

»Und du kennst ihn seit ungef?hr hundert Jahren! Ne, das ist es doch nicht. Und stell dir mal vor, was passieren w?rde, wenn das schiefgeht.«

Carolin nickt.»Tja, einen kleinen Vorgeschmack davon habe ich heute schon bekommen. Daniel hat mitbekommen, dass ich mich mit Jens treffe. Also, ich habe es ihm selbst erz?hlt, weil Jens mir Rosen in die Werkstatt geschickt hat. Na ja, Daniel war alles andere als begeistert.«

Aha! Jetzt verstehe ich das. Heute Morgen war ich doch etwas verwirrt. Aber offenbar geh?rt das ?berbringen von Geschenken wie Hundewurst oder Blumen in gr?sseren Mengen zum menschlichen Balzritual.

»Das wundert mich nicht. Dass Daniel in dich verliebt ist, war mir schon immer klar. Aber dass du ernsthaft ?berlegt hast … also ne! Seien wir ehrlich, Daniel ist einfach viel zu nett!«

Eines steht fest - sollte Herr Beck jemals ein neues Herrchen beziehungsweise Frauchen brauchen, Nina w?re die perfekte Frau f?r ihn. Selten habe ich erlebt, dass Mensch und Tier so oft einer Meinung sind wie die beiden. Schade nur, dass man Nina nicht ernsthaft als Tierfreundin bezeichnen kann. So wird wohl nichts aus diesem Dreamteam.

»Du bist gemein. Der arme Daniel.«

»Quatsch. Daniel muss mal aus dem Quark kommen. So wird es auch bei allen anderen Frauen nichts. Aber was ich viel spannender finde: Triffst du dich denn jetzt noch einmal mit Jens - oder f?llt der auch unter den Bannstrahl deiner Selbstfindung?«

Carolin seufzt.»Na ja, heute Abend bin ich mit ihm verabredet, dann werde ich ihm wohl sagen, dass ich ihn nicht weiter treffen will.«

Nina schnappt nach Luft.»Bist du des Wahnsinns? Dieser tolle Typ? Nach eurem romantischen Tag an der Elbe? Lass dir bitte mal den Puls f?hlen, da kann etwas nicht stimmen.«

»Wieso denn? Ich habe dir doch erkl?rt, was das Problem ist. Nat?rlich war der Ausflug sch?n, und es war auch sehr romantisch und prickelnd. Aber ich habe vor allem die Situation genossen. Ob ich mich in Jens ernsthaft verlieben k?nnte, weiss ich nicht.«

Nina sch?ttelt den Kopf. »Also, dann gib ihm wenigstens meine Telefonnummer, wenn du ihm heute die schlechte Nachricht ?berbringst. Ich h?tte ja jetzt wieder Verwendung.« Die beiden lachen.

»Apropos: Eines interessiert mich aber doch.« Carolin mustert Nina ?ber den Rand ihres Glases. »Woran genau hat es denn bei Marc gehapert?«

»Ach, das ist eine bl?de Geschichte. Ich hab’s verbockt, w?rde ich sagen.« Nina holt tief Luft. »Also, eigentlich habe ich schon beim zweiten Treffen gemerkt, dass Marc zwar sehr charmant und lustig ist, aber dass der Funke bei ihm nicht so richtig ?berzuspringen scheint. Das hat mich ziemlich frustriert. Na ja, und bei unserem letzten Date haben wir uns dann auch noch in die Wolle bekommen, wegen einer dummen Bemerkung von mir.«

»Echt? Das hast du gar nicht erz?hlt.«

»Ich wollte es dir an dem Abend erz?hlen, als wir mit Daniel gekocht haben. Aber dann war Daniel nur so kurz mit dem Hund draussen, dass ich nicht genug>Anlauf< hatte. Es ist mir auch immer noch ein bisschen unangenehm.«

»Das klingt ja sehr geheimnisvoll. Also, raus mit der Sprache!«

»Wir waren an dem Tag auch an der Elbe. Das Wetter war so sch?n, also wollten wir den Tag in der Strandperle verbringen - du weisst schon, dieser kleine Strandimbiss direkt am Wasser.«

Carolin nickt.»Klar, den kennt doch jeder.«

»Na ja, jedenfalls war ich schon nur so mittel gelaunt, weil eben auch unser letztes Treffen nicht so war, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich war unsicher. Und dann bin ich immer gerne ein bisschen biestig.«

»Ja, ich weiss. Ich kenne dich schon ein paar Tage.«

»Na, jedenfalls sassen wir auf unserer Decke, und Marc hatte im Imbiss Bockw?rstchen und Kartoffelsalat f?r uns geholt. Da hat sich eine Familie direkt neben uns hingesetzt, mit so zwei kleinen Rotzl?ffeln. Ein Baby, das die ganze Zeit schrie, und ein kleiner Hosenscheisser, vielleicht sozwei oder drei Jahre. Der lief immer zwischen den Leuten hin und her und wirbelte jede Menge Sand auf. Also ein Traum.«

Carolin lacht.»Ich ahne schon, was kommt. Ich weiss ja, wie gerne du Kinder magst.«

»Ja, du bist da anders, du hast Kinder gern, ich weiss. Aber es verf?llt nun mal nicht jeder gleich in Verz?ckung beim Anblick zweier kleiner Blagen. Ich meine, wir konnten uns kaum unterhalten, weil das Baby so laut war. Und dann stolperte das andere G?r noch und schaufelte dabei jede Menge Sand auf meinen Kartoffelsalat. Tja, und da bin ich echt mal deutlich geworden und habe den Erziehungsversagern auf der Nachbardecke erz?hlt, was ich von ihren Kindern halte. Gut, vielleicht war ich da ein bisschen laut. Aber meine Nerven waren echt runter.«

»Und Marc war nicht ganz mit deiner Reaktion einverstanden, richtig?«

Nina nickt.»Das kann man so sagen. Er war regelrecht geschockt und hat mich angeblafft, dass ich mich mal beruhigen soll. Das seien schliesslich kleine Kinder, und es sei ja keine Absicht gewesen. Vor den anderen Leuten hat er mir das gesagt. Es war ein sehr peinlicher Moment. Ich bin aufgestanden und habe Marc mit dem ganzen sandigen Kartoffelsalat einfach sitzenlassen. Oben an der Strasse habe ich den n?chsten Bus genommen. Tja. Und das ist im Wesentlichen auch schon die ganze Geschichte. Seitdem habe ich erst wieder etwas von Marc geh?rt, als er mich neulich abends auf der Suche nachdir anrief.«

»Auweia! Das ist wirklich eine furchtbare Geschichte! Und er hat sich nicht mehr gemeldet?«

Nina sch?ttelt den Kopf. »Nein. Und ich mich auch nicht. Gut, ich w?re vielleicht dran gewesen, aber ich konnte nicht. Und dann treffe ich ihn wieder, und es stellt sich heraus, dass er sich mit dir verabredet hat. Das war ein bisschen viel f?r mich.«

»Das glaube ich, und es tut mir leid. Ich hatte echt keine Ahnung.«

Die Kellnerin kommt noch einmal an den Tisch.»Darf’s bei Ihnen noch etwas sein?«

Carolin und Nina schauen sich an und kichern. Dann antworten beide wie aus einem Mund:»Ja, bitte noch zwei Glas Sekt!«

DREIUNDZWANZIG

Ich bin mir nicht sicher, ob man das als Hund?berhaupt sein kann. ABER: Falls dieses Gef?hl nicht ausschliesslich f?r Zweibeiner reserviert ist, dann bin ich frustriert. Und zwar v?llig.

Ich liege auf meinem Lieblingsplatz im Garten, das Wetter ist sch?n, und die V?gel zwitschern. Gerade gab es etwas Leckeres zu essen, und spazieren war Carolin mit mir heute auch schon. Es herrscht auch einigermassen Harmonie in der Werkstatt: Daniel und Carolin reden jedenfalls wieder miteinander. Und trotzdem ist mir zum Heulen zumute. Was ich jetzt auch mache. Von meinem Gejaule aufgeschreckt leistet mir Herr Beck Gesellschaft.

»Was ist denn los mit dir?«, will er wissen. »Schmerzen?«

»Ja. Seelische Schmerzen.«

»Warum denn das?«

»Nichts klappt. Ich habe mir so viel M?he gegeben, einen Mann f?r Carolin zu finden. Und sie macht alles kaputt. Jetzt wird sie auch noch Jens einen Korb geben. Dann sind wir wieder am Anfang.«