Выбрать главу

Herr Beck setzt sich neben mich.»Na ja, aber sieh es doch mal so: Du wolltest einen Mann f?r Carolin, weil sie als Single so ungl?cklich war. Nun hat sie sich aber ?berlegt, es erst mal allein zu versuchen. Also ist sie doch gar nicht mehr ungl?cklich. Und du brauchst nicht mehr suchen. Passt doch.«

»Nein! Passt ?berhaupt nicht. Dennichbin ungl?cklich. Ich will ein Herrchen. Weisst du, der Tag an der Elbe mit Jens und Carolin war unglaublich sch?n.Som?sste es sein: als Hund bei einem gl?cklichen Paar. Und seitdem ich das weiss, habe ich einfach gehofft, dass sich Carolin bald richtig verliebt. Muss nicht mal Jens sein. Aber kann ruhig. Weisst du, ich glaube, ich will eine richtige Familie. Ein Rudel.«

Herr Beck seufzt.»Ihr Hunde lernt es aber auch nicht! Warum h?ngt ihr euer Herz immer an Menschen? Das gibt nur ?rger! Ein Mensch kann doch niemals deine Familie sein, Herkules. Das ist Unsinn, sieh es endlich ein!«

»Aber ich w?nsche es mir so!«

»Dann sei ruhig weiter frustriert. Es wird nicht dein letztes Frusterlebnis mit den Menschen bleiben, das garantiere ich dir.« Mit diesen Worten dreht sich Herr Beck um und wandert wieder davon.

Soll er ruhig. Ein grosser Trost war er sowieso nicht.

Ich setze mich auf und beschliesse, Herrn Becks weise Ratschl?ge einfach zu ignorieren. Nat?rlich kann ein Hund Teil einer menschlichen Familie sein. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass eine Katze das auch k?nnte, sie m?sste nur wollen. Das bringt mich aber wieder zu meiner Ausgangs?berlegung: Wie komme ich selbst an eine Familie? Aber vielleicht ist es ja f?r Jens und Carolin noch nicht zu sp?t. Immerhin sind sie heute Abend verabredet. Vielleicht kann ich da irgendwie f?r gute Stimmung sorgen? Immerhin hat Carolin selbst gesagt, dass sie den Tag mit Jens toll fand. Auf alle F?lle muss ich mich irgendwie in diese Verabredung mit reinmogeln, komme, was da wolle! Den restlichen Nachmittag verbringe ich also damit, mich auf die Lauer zu legen. Nicht, dass Carolin noch ohne mich das Haus verl?sst.

Tats?chlich macht sie heute etwas fr?her Schluss als sonst und geht hoch, um sich umzuziehen. Ich hefte mich an ihre Fersen und weiche auch nicht von ihr, als sie noch einmal ins Badezimmer verschwindet.

»He, Herkules! Was ist denn heute los mit dir? Du bist so anh?nglich.« Sie scheucht mich vor die Badezimmert?r und schliesst ab.

Nun gut, wenn sie wieder rauskommt, muss sie an mir vorbei, es sei denn, sie klettert aus dem Fenster.

Tut sie nat?rlich nicht - nach einer ganzen Weile taucht sie wieder auf und hat jetzt das schwarze, kurze Kleid an, ?ber das wir neulich Abend schon einmal diskutiert haben. Ausserdem hat sie ihre Haare auf ihrem Kopf zu einem kleinen Berg aufget?rmt. Ich sch?pfe Hoffnung - wenn Carolin so viel Arbeit auf ihr Aussehen verwendet, will sie sich das mit Jens vielleicht doch noch mal ?berlegen.

Es klingelt, und kurz darauf steht Jens vor unserer T?r. Carolin begr?sst ihn mit einem K?sschen auf die Wange, dann beugt sie sich zu mir herunter.

»So, Herkules, du bleibst heute hier. Also sei sch?n brav und spring vor allem nicht wieder vom Balkon!«

Nix da! Ich will nicht hierbleiben. Ich laufe her?ber zu Jens und mache M?nnchen. Der lacht am?siert.

»Scheint so, als wolle uns dein Kumpel unbedingt begleiten. Hat mich wohl seit der Wurstaktion ins Herz geschlossen.«

»Das kommt gar nicht infrage. Der bleibt sch?n hier.«

Pfui! Wie herzlos von dir! Aber ganz so einfach lasse ich das nicht mit mir machen. Als Carolin die Wohnungst?re ?ffnet, renne ich einfach los und an ihr vorbei ins Treppenhaus. Unten angekommen, habe ich Gl?ck: Die Wellensittich-Meyer kommt gerade ins Haus, und ich kann an ihr vorbei ins Freie. Dort steht auch schon das Auto ohne Dach und l?chelt mich einladend an. Wenn ich nicht so kurze Beine h?tte, k?nnte ich gleich reinspringen, so muss ich noch auf Jens und Carolin warten.

»Sag mal, du ungezogener Hund!« Carolin kommt auf mich zu und schimpft. »Wenn ich sage, du bleibst hier, dann bleibst du auch hier!«

Sie greift nach mir, aber bevor sie mich am Halsband packen kann, laufe ich zu Jens und reibe mich schwanzwedelnd an seinen Beinen. Dazu versuche ich, m?glichst freundlich zu bellen. Jens b?ckt sich und hebt mich hoch.

»Tja, mein Kleiner, ich w?rde dich ja mitnehmen, aber dein Frauchen ist heute ganz streng. Ich habe fast ein bisschen Angst vor ihr.«

Carolin lacht.»Gegen zwei M?nner, die sich einig sind, komme ich wohl nicht an. Dann nimm ihn von mir aus mit.«

»Siehst du, Kumpel, Gl?ck gehabt. Dann wollen wir mal los.«

Er setzt mich in den Fussraum der Beifahrerseite, dann steigen beide ein, und wir fahren los. Hartn?ckigkeit lohnt sich eben doch!

Als wir im Restaurant ankommen, frage ich mich, warum Carolin mich nicht mitnehmen wollte. Schliesslich handelt es sich um ein Gartenlokal, und schon auf den ersten Blick sehe ich zwei Hunde unter anderen Tischen liegen: einen alten Boxer und eine sehr h?bsche RetrieverDame, die mir huldvoll zunickt, als wir am Nachbartisch Platz nehmen. Ich lege mich so hin, dass ich sie gut sehen kann. Vielleicht sollte ich nicht immer nur an Carolins Herz denken, sondern zur Abwechslung auch mal an mein eigenes. Andererseits muss ich gerade heute nat?rlich die ?hrchen spitzen, wenn ich mitbekommen will, was Carolin so erz?hlt. Ich will schliesslich eingreifen, wenn sie wieder mit ihrem Ich-muss-mich-selbst-finden-Murks anf?ngt.

Noch kreist das Gespr?ch aber unverd?chtig um die Auswahl der Speisen und Getr?nke. Carolin bestellt sich ein Wasser, Jens lacht.

»Ich dachte eigentlich, wir bestellen zur Feier des sch?nen Abends etwas, das ein bisschen prickelt. Und damit meine ich nicht die Kohlens?ure in deinem Mineralwasser.«

»Du wirst es nicht glauben, aber ich habe heute Morgen schon zwei Glas Sekt mit Nina getrunken. Quasi ein Vers?hnungsritual, wir hatten n?mlich ein bisschen Stress. Deswegen bleibe ich erst mal bei nichtalkoholischen Getr?nken.«

»Wie du meinst. Ich will dich zu nichts ?berreden. Warum hattet ihr denn Streit?«

»Ach, eine bl?de Geschichte. Ich hatte mich mehr oder weniger aus Versehen mit jemandem verabredet, den sie sehr mag. Das fand sie bl?d.«

»Mehr oder weniger aus Versehen? Das klingt ja interessant. Wie macht man das denn?«

»Na, es war nicht wirklich als Date geplant. Sondern eher … ach, ich weiss auch nicht. Jedenfalls war Nina sauer.«

»So, so, ein ungeplantes Date. Mir war gleich klar, dass du eine begehrte Frau bist.«

Er lacht und greift nach Carolins Hand. Sie z?gert, aber bevor sie die Hand richtig offensichtlich wegziehen kann, springe ich auf und fange einfach mal an zu bellen. Carolin beugt sich zu mir.

»Pst, Herkules, was hast du denn?«

»Vielleicht ein anderer Hund?«

»Hm, eigentlich ist Herkules kein Kl?ffer. Hat ihn bestimmt irgendetwas erschreckt.«

Ja, klar hat mich etwas erschreckt. N?mlich die Aussicht, dass Carolin hier gleich den n?chsten Mann vergrault. Immerhin habe ich diese Situation zwar brachial, aber wirkungsvoll umschifft. Hoffe nur, dass das nicht den ganzen Abend so weitergeht.

Es geht den ganzen Abend so weiter. Immer, wenn ich das Gef?hl habe, Carolin steuert das falsche Thema an, werde ich unruhig. Und das ist so alle zehn Minuten der Fall. Carolin ist schon schwer genervt.

»Sag mal, was ist eigentlich los mit dir?«, zischt sie mich an. »Ich wollte ja, dass du zu Hause bleibst, und das w?re auch besser gewesen. Du bist unglaublich ungezogen! Wenn du so weitermachst, sperren wir dich gleich ins Auto ein.«

Okay, das w?re schlecht. Vielleicht muss ich mal ein bisschen vom Gas gehen. Ich lege mich wieder ganz brav unter Carolins Stuhl. Die RetrieverH?ndin am Nachbartisch mustert mich interessiert.

»Sag mal, Kleiner, hast du eine Blasenschw?che?«

»N?, ich? Weso?«

»Weil du die ganze Zeit so rumhampelst.«

Wie peinlich. Diese sch?ne Frau denkt, ich sei inkontinent. Das kann ich nat?rlich nicht auf mir sitzen lassen.

»Also, ich bin so unruhig, weil ich mein Frauchen gerade vor einem grossen Fehler bewahren will.«