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Eine?berraschung? Das klingt gut. Aber warum eigentlich nur f?r Carolin? Schliesslich zieht nicht nur sie bei Marc und Luisa ein – ich bin auch mit von der Partie.

»Was ist es denn f?r eine ?berraschung?«, will Marc wissen.

»Das wird nicht verraten, Papa. Fahr uns einfach nach Hause, dann wirst du es gleich sehen.«

Marc l?chelt.

»Na gut. Stets zu Diensten, meine Prinzessin.«

»Herr Dr. Wagner, da sind Sie ja endlich!« Die junge Frau, die Marc immer in seiner Tierarztpraxis hilft, st?rzt sich gleich auf ihn, kaum dass wir das Haus betreten haben. »Frau Deithard hat schon dreimal angerufen, weil sie sich solche Sorgen um Caramel macht. K?nnen Sie sie kurz zur?ckrufen? «

Marc rollt genervt mit den Augen.

»Ich habe doch gesagt, dass die Praxis heute geschlossen ist und Sie mir nur die absoluten Notf?lle auf den Hals hetzen d?rfen und sich ansonsten mal um die Buchhaltung k?mmern sollen, Frau Warnke. Und wir wissen doch wohl beide, dass Caramel kein absoluter Notfall ist.«

Frau Warnke guckt schuldbewusst, aber nur circa drei Sekunden lang. Dann l?chelt sie.

»Na ja. Aber wir wissen auch beide, dass immerhin Frau Deithard selbst ein absoluter Notfall ist. Ohne Sie, lieber Herr Doktor, ist diese Frau wirklich kreuzungl?cklich. Also seien Sie nett und rufen Sie sie an.«

B?se Stimmen behaupten, dass einige Frauchen nur mit ihren Tieren in die Praxis kommen, weil Marc so gut aussieht. Und ganz offensichtlich ist auch diese Frau Deithard Marcs vollen, dunklen Haaren und blauen Augen verfallen. Aber nix da! Der geh?rt zu uns!

Luisa mischt sich ein.

»Nee, zuerst gehen wir nach oben in die Wohnung. Ich muss noch meine ?berraschung auspacken, bevor Carolin kommt.«

»Sie h?ren es, Frau Warnke. Ich werde an anderer Stelle viel dringender ben?tigt. Denn falls hier nicht alles fertig ist, wenn der M?belwagen meiner Freundin ankommt, dann habe ich gleich mit zwei Frauen Stress.«

Frau Warnke grinst.

»Aye, aye, Chef. Aber ich erinnere Sie sp?ter nochmal an Frau Deithard. Die bringt es n?mlich sonst fertig und steht h?chstpers?nlich vor der T?r – geschlossene Praxis oder nicht. Und das w?re Ihnen dann bestimmt auch nicht recht.«

Marc seufzt.

»Okay, ich rufe sie nachher an. Versprochen. Und jetzt zeig mir mal, was es mit deiner ?berraschung auf sich hat, Luisa.«

Im ersten Stock angekommen, stellt Luisa ihre Tasche in den Flur und nestelt am Verschluss. Neugierig komme ich etwas n?her. Lustig, so eine grosse bunte Tasche mit Schlaufen. Ich schn?ffele daran. Sie riecht ein bisschen nach Butterbrot und Apfelsaft – und ganz viel nach Luisa.

»Das ist mein Schulranzen, Herkules.«

Sie?ffnet eine Klappe und holt etwas heraus, das wie eine Rolle Papier aussieht. Also ziemlich unspektakul?r. Und das soll nun die grosse ?berraschung sein? Ich bin entt?uscht. Ich hatte etwas erwartet, das mindestens auf der Stufe von Fleischwurst oder Kauknochen rangiert, was auch immer das f?reinen Menschen sein k?nnte. Sie gibt Marc das Papier, er rollt es auf. Es ist ziemlich lang, und Marc schaut es sich gr?ndlich an. Leider kann ich von unten nicht sehen, was er sieht – aber es muss dann doch etwas Tolles sein. Jedenfalls f?ngt er auf einmal an zu l?cheln, legt das Papier zurSeite und nimmt Luisa in den Arm.

»Vielen Dank, mein Schatz. Das bedeutet mir ganz viel. Und Carolin mit Sicherheit auch. Es ist auch wirklich sehr sch?n geworden.« Luisa nickt.

»Nicht wahr? Ich habe mir auch echt viel M?he gegeben und die ganzen zwei Stunden Kunstunterricht daf?r gebraucht. Eigentlich sollten wir einen Leuchtturm malen, aber als ich Frau Spengler erkl?rt habe, was ich machen will und wof?r ich es brauche, war sie gleich einverstanden.«

Na toll. An mich denkt nat?rlich wieder keiner. Hallo, ihr beiden Menschen! Ich will endlich wissen, wor?ber ihr redet! Zeigt mir doch auch mal die Rolle! Vielleicht muss ich mir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Ich fange also an zu fiepen und springe an Marc hoch.

»Musst du mal raus, Herkules?«

Ignorant. Und du willst Tierarzt sein? Dann solltest du doch ein Mindestmass an Einf?hlungsverm?gen f?r Vierbeiner besitzen. Aber wenigstens Luisa scheint zu haben, was ihrem Vater fehlt. Sie schnappt sich die Rolle und h?lt sie mir vor die Nase.

»Hier, guck mal, Herkules. Sch?n, oder?«

Das ganze Papier ist bunt bemalt und beklebt, ausserdem glitzert es. Schaut h?bsch aus, auch wenn ich als Dackel wirklich nicht der Farbenspezialist bin. Aber was genau soll das sein?

»Guck maclass="underline" hier stehtHerzlich Willkommen, Carolin! Sch?n, dass du da bist! Und daneben habe ich uns alle gemalt, auch dich, Herkules.«

Stimmt. Ich erkenne eindeutig drei Figuren, die wohl ein Mann, eine Frau und ein Kind sein sollen– und daneben einen kleinen Hund mit langen Ohren. ?ber die Proportionen m?ssten wir uns nochmal unterhalten, aber nat?rlich f?hle ich mich geschmeichelt, dass mich Luisa hier verewigt hat. Der Sinn der Rolle ist mir allerdings immer noch nicht ganz klar. Und warum sich Marc dar?ber so freut, auch nicht.

»So«, verk?ndet dieser, »dann wollen wir das Begr?ssungsplakat mal an geeigneter Stelle aufh?ngen. Wo h?ttest du es denn gerne?«

Luisa?berlegt kurz.

»Vielleicht gleich unten? Wenn man von der Praxis ins Treppenhaus kommt? Dann sieht es Carolin sofort, wenn sie reinkommt. Das w?re doch sch?n.«

Aha. Eine Begr?ssung. Das ist nat?rlich nett. Wenn auch ein bisschen albern, schliesslich sind Carolin und ich mittlerweile doch fast jeden Tag hier. Warum nun gerade jetzt dieses Plakat aufgeh?ngt werden muss, verstehe ich nicht ganz.

»Gut. Ich glaube, ich habe noch irgendwo Teppichklebeband, damit m?sste es gut halten.«

Gesagt, getan. Kurz darauf stehen wir zusammen mit Frau Warnke vor dem Aufgang zur Wohnung und bewundern Luisas Werk. Und keine Sekunde zu fr?h, denn in diesem Moment ert?nt eine Hupe, die offensichtlich zu Carolins M?belwagen geh?rt. Jedenfalls verschwinden Marc und Luisa sofort nach draussen, ich schliesse mich den beiden an.

Tats?chlich. Der gelbe Lastwagen h?lt vor der T?r, und neben dem Fahrer, der sich als der Bl?dmann von heute Mittag herausstellt, springt auch Carolin heraus.

»So! Endlich fertig!«

»Dann malWelcome Home, meine Liebe. Ich w?rde dich jetzt gerne ?ber die Schwelle tragen, aber ich f?rchte, ich habe mich heute Morgen an deinem Klavier verhoben.«

Carolin t?tschelt Marcs Wange.

»Du Armer, man wird eben nicht j?nger. Aber ich weiss den Gedanken zu sch?tzen.«

Jetzt zupft Luisa sie ungeduldig am?rmel.

»Komm mal mit rein!«

Carolin l?chelt und nickt, dann gehen die drei ins Haus. Bevor ich noch hinterherlaufen kann, h?re ich schon Carolins Stimme.

»Oh, Luisa, wie sch?n! Das ist ja ein toller Empfang, vielen Dank!«

Ich biege um die Ecke und sehe, wie Marc Luisa und Carolin umarmt. Was er sagt, kann ich nicht h?ren, aber ich bin mir sicher, dass es irgendetwas ist, was Herrn Beck ?berhaupt nicht gefallen w?rde. Etwas Nettes eben. Hat einfach keine Ahnung, der bl?de Kater. Nat?rlich ist das hier ein Happy End. Wir sind endlich eine richtige Familie. Ein Mann, eine Frau und ein Kind. Und ich. Ein kleiner Dackel.

ZWEI

Wirklich, Marc. Entweder du trennst dich endlich mal von ein paar dieser Uralt-Klamotten, oder wir brauchen einen neuen Kleiderschrank. Du hast selbst gesagt, du wolltest mal ausmisten.«

Carolin und Marc stehen vor dem grossen Schrank im Schlafzimmer der neuen Wohnung. Vor Carolin liegt ein grosser blauer Plastiksack, in den sie gerade ein paar von Marcs Sachen aus dem Schrank gelegt hat. Oder besser gesagt: legen wollte. Denn schon das erste Teil hat Marc umgehend wieder aus dem Sack gefischt.

»Dieses Hemd ist noch so gut wie neu. Guck mal, da ist sogar noch das Preisschild dran.«

»Marc, es sieht aus wie ein K?chenhandtuch. Blau-gr?n karierter Flanell, gekauft bei Tchibo. Das ist jetzt nicht dein Ernst.«

Das Teil wandert wieder in den M?llsack. Carolin greift erneut in den Schrank und holt etwas hervor, was mich von der Form entfernt an einen der Kittel erinnert, die Marc bei der Arbeit tr?gt. Es hat allerdings eine Art Bl?mchenmuster. Sehr ungew?hnlich.