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»Der Tussi-Club.«

Carolin prustet laut los.

»Bitte? Wie heisst der?«

»Tussi-Club.«

Was, bitte, ist daran so komisch?

»Bist du sicher, dass du in einem Club mit einem so bescheuerten Namen Mitglied sein m?chtest? Ich meineTussi– schlimmer geht’s doch nicht. Weisst du ?berhaupt, was das bedeutet?«

Luisa nickt.

»Klar weiss ich das. Tussi ist normalerweise ein Schimpfwort f?r doofe Frauen. Aber das macht es ja gerade so cool, verstehst du?«

Carolin guckt sie mit grossen Augen an.

»Nee, ehrlich gesagt, nicht.«

Mir geht’s genauso.Tussi ist ein Schimpfwort, und trotzdem nennen sich die M?dchen so?

»Ist doch logisch: Pony-Club, Prinzessinnen-Club – das sind alles Namen f?r Clubs von kleinen M?dchen. Weil die immer was Tolles sein wollen. Aber Lena und so – die wollen gar nichts Tolles sein. Diesind toll. Und deswegen nennen sie sichTussi-Club– zum Spass, verstehst du?«

»?h, nicht so ganz. Ist ja aber auch egal. Die Frage ist doch: Wie wird man da nun Mitglied? Bewirbt man sich?«

Luisa seufzt tief.

»Nein, das geht nicht. Die m?ssen einen fragen. Und sie fragen mich einfach nicht.«

»Hm. Verstehe. Das ist nat?rlich ein Problem. Aber ich verspreche dir, ich werde dar?ber nachdenken. Und jetzt lade ich dich erst mal auf ein Eis ins Caf? Violetta ein. Danach sieht die Welt garantiert schon besser aus.«

Luisa ist l?ngst im Bett, als Carolin Marc vom Tussi-Club erz?hlt. Die beiden kuscheln bei einem Glas Wein auf dem Sofa, ich liege davor – alles in allem saugem?tlich.

»Tussi-Club? Ich lach mich schlapp! Und da will Luisa unbedingt Mitglied werden und ist todungl?cklich, weil die sie nicht lassen? Ach komm, die wird sich schon wieder beruhigen. «

Carolin mustert Marc?ber den Rand ihres Glases.

»Hm, ich weiss nicht. Luisa war wirklich sehr traurig. Und sie wollte dir nichts davon erz?hlen. Vielleicht geht das Problem ja auch tiefer, und es gef?llt ihr nicht in Hamburg? Oder unser Zusammenziehen war doch ein bisschen zu schnell f?r sie?«

Sofort richtet sich Marc auf.»Wie kommst du denn darauf? «

»Es ist nur so ein Gedanke. Ich mache mir eben ein wenig Sorgen um das Kind.«

»Ach – und ich nicht, oder wie?« Marc klingt sehr scharf.

»Hey, das habe ich gar nicht gesagt. F?hl dich doch nicht gleich angegriffen.«

»Ich f?hle mich nicht angegriffen. Ich glaube nur, dass das totaler Schwachsinn ist. Luisa f?hlt sich sehr wohl, und mit dir kommt sie blendend aus. Alles ist gut.«

Carolin legt ihre Hand auf Marcs Arm und t?tschelt ihn. »S?sser, alles in Ordnung bei dir?«

»Nat?rlich. Warum?«

»Du wirkst so angespannt.«

»?berhaupt nicht. Ich bin v?llig entspannt. Gewissermassen die Ruhe selbst.«

Ich muss sagen, dass das nicht gerade?berzeugend klingt. Weder wirkt Marc ruhig noch entspannt. Und er riecht auch nicht so.

Am n?chsten Tag bringen Caro und ich Luisa auf dem Weg in die Werkstatt noch bei der Schule vorbei. Die Stimmung ist gut, Luisa und Caro bl?deln miteinander herum, und Luisa scheint wieder so fr?hlich zu sein, wie ich sie eigentlich kenne. Ausserdem stecken in ihrer Jackentasche Leckerlis – ich rieche das genau. Ob ich gleich eins davon bekomme?

Caro stoppt das Auto kurz vor der Schule, und tats?chlich kramt Luisa in ihrer Jacke herum.

»Hier, Herkules, f?r dich. Weil du mich gestern so lieb getr?stet hast!«

Hm, k?stlich! Wo hat sie das bloss her? Und gibt’s dort noch mehr davon?

»Wo du gerade von tr?sten redest – ich habe mir tats?chlich schon ein paar Gedanken ?ber den Tussi-Club gemacht, und ich glaube, mir ist da eine gute Idee gekommen. «

Luisa reisst die Augen auf.

»Ehrlich? Was denn?«

»Na, ich will noch nicht zu viel verraten – aber ich sage maclass="underline" Stichwort Ponys und Prinzessinnen. Mal sehen, ob’s klappt.«

Carolin l?chelt geheimnisvoll.

»Och, Carolin, nun sag schon!«

»Nein, lass mich erst mal machen. Aber es wird bestimmt gut.«

»Bitte!«

»Neihein!«

Carolin lacht, und auch Luisa f?ngt an zu kichern. Trotzdem unternimmt sie noch einen letzten Versuch, bevor sie aussteigt.

»Bitte, Carolin! Was hast du dir ?berlegt?«

»Lass dich einfach ?berraschen. Und jetzt schnell – du kommst sonst zu sp?t!«

Nun bin ich aber auch neugierig geworden. Was kann sich Carolin bloss ausgedacht haben, damit Luisa in den Tussi-Club kommt. Mit Ponys und Prinzessinnen. Wobei die dochuncool waren, wenn ich das gestern Abend richtig verstanden habe. Also, nur f?r kleine M?dchen. Oder sollten die Tussis doch kleiner sein, als sie eigentlich zugeben? Es bleibt mir wohl nichts anderes ?brig, als mich ebenfalls ?berraschen zu lassen.

»Frau Wiese kommt nicht wieder. Nie wieder.«

Herr Beck empf?ngt mich mit Grabesstimme, als ich mit Carolin in Ninas Wohnung komme. O je, das klingt gar nicht gut.

»Was ist denn passiert?«

»Der Neffe war gestern Nachmittag hier. Frau Wiese geht es immer noch so schlecht, dass sie nicht mehr allein wohnen kann. Sie kommt in ein Heim.«

In ein HEIM? Ich traue meinen Ohren kaum.

»So etwas gibt es auch f?r Menschen?«

»Ja. Ein Altersheim. Dort kommen die alten Menschen hin, die sich nicht mehr um sich selbst k?mmern k?nnen.«

»Und da gibt es dann auch Pfleger, die sie f?ttern? Und saubermachen und so?«

Becks Schwanzspitze zuckt hin und her, er legt den Kopf schief.

»Ich glaube schon.«

Ich sch?ttele mich.

»Die arme Frau Wiese! Von meinem eigenen eint?gigen Tierheimaufenthalt habe ich heute noch Albtr?ume. Ich bin dort von zwei riesigen K?tern fertiggemacht worden. Boxer und Bozo. Das vergesse ich nie. Wenn mich Carolin nicht gerettet h?tte, dann …«

»Ja, ja, dann h?tte dein letztes St?ndlein geschlagen. Die Geschichte hast du mir schon hundert Mal erz?hlt. Aber es geht hier gerade nicht um Frau Wiese.«

»Geht es nicht?«

Versteh einer diesen Kater.

»Nein. Es geht um MICH. Was wird nun aus MIR?«

Herr Beck macht eine sehr nachdr?ckliche Bewegung mit seiner Tatze. Stimmt, die Frage stellt sich nat?rlich. Wenn Frau Wiese nicht wiederkommt, muss Beck dann ausziehen? Vielleicht ins Menschenheim? Falls Tiere da ?berhaupt erlaubt sind. Jetzt bekomme ich es auch mit der Angst zu tun – ich will meinen Kumpel Beck auf keinen Fall verlieren! Er starrt mich d?ster an.

»Am schlimmsten w?re es, wenn ich wieder zu den drei kleinen Monstern zur?ckmuss. Das ?berlebe ich nicht.« Er holt theatralisch Luft. »Dann haue ich lieber ab und lebe auf der Strasse.«

»Aber meinst du nicht, dass du bei Nina bleiben kannst? Ihr versteht euch doch super. Sie kocht jeden Tag f?r dich!«

Beck nickt.

»Ja, das w?re am sch?nsten. Nur kann ich sie das leider nicht selbst fragen, ich muss darauf vertrauen, dass sie es von allein anbietet.« Er st?hnt. »Gott! Ich f?hle mich so hilflos! Weisst du, eigentlich bin ich sehr gerne ein Tier. Beziehungsweise: gerne ein Kater. Aber als Haustier letztendlich immer von den Menschen abh?ngig zu sein, das geht mir gegen den Strich. Aber gewaltig. Vielleicht sollte ich gleich abhauen.«

»Jetzt w?rde ich mal nichts ?berst?rzen. Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst. Aber so, wie ich die Sache sehe, will Nina dich bestimmt behalten. Ich wiederhole es nur ungern: Sie kocht jeden Tag f?r dich! Da k?nnte sich Carolin mal eine Scheibe von abschneiden.«

»Hoffentlich hast du Recht.«

»Bestimmt. Lass uns doch mal h?ren, was die Damen zu besprechen haben. Wo stecken die ?berhaupt?«

Wir m?ssen nicht lange suchen. Die beiden stehen in der K?che, Nina hat einen Kaffee aufgesetzt. Der Duft der Kaffeebohnen str?mt langsam durch die ganze Wohnung. Carolin redet, Nina h?rt aufmerksam zu.