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»Irgendwas ist komisch mit Marc. Ich habe ihm gestern erz?hlt, dass Luisa Schwierigkeiten hat, neue Freunde zu finden und dass ich mir ein bisschen Sorgen mache – da ist er gleich an die Decke gegangen. Du h?ttest ihn h?ren sollen! Dabei habe ich ihn wirklich nicht kritisiert. Es ging mir nurum Luisa.«

»Ich hab’s dir gesagt: Patchwork ist nicht so einfach, wie du vielleicht denkst.«

»Super, vielen Dank! Mal im Ernst – ich erz?hle dir das nicht, damit du mit einemich hab’s ja gleich gesagt um die Ecke kommst. Damit hilfst du mir?berhaupt nicht.«

»Entschuldige, du hast Recht. Wahrscheinlich steht Marc unter einem gewissen Erfolgsdruck, und deine Vermutung, es k?nne Luisa nicht gut gehen, stresst ihn da noch zus?tzlich.«

»Erfolgsdruck? Warum?«

»Na, immerhin muss er jetzt beweisen, dass er der Superpapi ist.«

»Das ist doch Quatsch. Ich weiss doch, dass er ein toller Vater ist.«

Nina sch?ttelt heftig den Kopf.

»Doch nicht dir, Caro. Seiner Ex, der muss er das beweisen. Schliesslich wohnt das Kind zum ersten Mal seit der Trennung bei ihm, und es ist ja m?glich, dass sie der Sache eher skeptisch gegen?bersteht.«

Was genau mag eine Ex sein? Und was hat sie mit Luisa zu tun? Muss etwas Naheliegendes sein. Carolin jedenfalls weiss sofort, was gemeint ist.

»Kann eigentlich nicht – es war immerhin auch ihre Idee, dass Luisa zu Marc zieht. Sie ist Stewardess und wollte wieder mehr arbeiten. Das ist mit einem Kind zu Hause nat?rlich schwierig, zumal ihr Neuer als Pilot ?hnlich oft unterwegs ist. Marc war nat?rlich begeistert, er wollte schon langemehr Zeit mit Luisa verbringen.«

»Tja, wenn das so ist – dann weiss ich auch nicht, was das Problem ist. Also entweder es ist etwas, was er dir nicht erz?hlen will. Oder aber er hatte einfach einen schlechten Tag.«

Apropos Problem: Wenn sich die Damen mal eben des Anliegens meines besten Freundes annehmen k?nnten? Das w?re ganz reizend. Sonst gehen hier wieder Stunden mit Gespr?chen ?ber den menschlichen Nachwuchs ins Land, und wir wissen immer noch nicht, wo Herr Beck demn?chst sein m?des Haupt betten kann. Der sieht offen gestanden schon ziemlich angeschlagen aus – die Sorge um seine Zukunft scheint ihm wirklich zuzusetzen. Nur: Wie lenken wir die Aufmerksamkeit von Nina und Carolin in diese Richtung?

Ach, ich versuche es einfach mal ganz platt. Ich fange an, zu bellen und mich an Herrn Beck zu reiben. Der springt?berrascht zur Seite.

»Hey, was ist denn mit dir los?«

»Vertrau mir, ich habe jetzt auch schon ein paar Sachen ?ber das menschliche Hirn gelernt. Wenn sich Nina ?berhaupt schon Gedanken gemacht hat, ob sie dich endg?ltig adoptieren soll, dann braucht sie dich bestimmt nur anzugucken und wird Carolin davon erz?hlen.«

»Und deswegen musst du mit mir kuscheln?« Beck faucht mich regelrecht an. Der muss wirklich runter mit den Nerven sein.

»Meine G?te, sei doch nicht so empfindlich. Es ist zu deinem Besten. Und so schlimm ist es auch nicht, mit mir auf Tuchf?hlung zu gehen.«

»Was ist denn mit euch beiden los?«, wundert sich Nina. »Ihr versteht euch doch sonst so gut.« Genau, tun wir eigentlich auch – also, woran wird’s wohl liegen? Komm schon, Nina, denk mal nach. Du kommst bestimmt drauf.

Herr Beck schenkt mir einen Blick, der irgendwo zwischen»so wird das nie was« und»wird’s nun endlich was?« schwankt. Und dann ist es erstaunlicherweise Carolin, die auf die richtige Idee kommt.

»Wie gestaltet sich eigentlich deine WG mit Blecki?«

»Oh, gut. Vor allem habe ich inzwischen herausgefunden, dass das Viech Herr Beck heisst.«

»Stimmt. Jetzt, wo du es sagst, f?llt es mir auch wieder ein. Bist du denn jetzt auf den Geschmack gekommen und schaffst dir auch eine Katze an, wenn Frau Wiese wieder da ist?«

»Die arme Frau Wiese kommt gar nicht wieder. Ihr Neffe war da. Es geht ihr noch so schlecht, dass sie erst einmal in ein Pflegeheim zieht. Die Wohnung wird aufgel?st. Und ich habe mir ?berlegt, Herrn Beck zu behalten. Es ist n?mlich der erste Mann in meinem Leben, mit dem das Zusammenleben richtig Spass macht. Ich glaube, es ist was Ernstes.«

ACHT

Ich habe eine Superidee in Sachen Tussi-Club!«

Carolin f?llt Marc um den Hals und k?sst ihn, kaum dass wir durch die Praxist?r gekommen sind. Normalerweise ist sie diesbez?glich etwas zur?ckhaltender und die Praxis erst recht nicht der Ort f?r innige Zweisamkeit bei den beiden. Aber es sind keine Patienten mit den dazugeh?rigen Menschen mehr da, also scheint das aus ihrer Sicht in Ordnung zu sein. Marc schaut zuerst etwas ?berrascht, dann erwidert er ihren Kuss.

»Na, erz?hl mal. Ich bin gespannt.«

Ja? Ich nicht. Etwas Langweiligeres, als jetzt Carolins Ideen zu dieser Kinderveranstaltung zu lauschen, kann ich mir gerade nicht vorstellen. Viel spannender ist doch, dass Herr Beck nun dauerhaft bei Nina wohnen wird! Warum erz?hlt Carolin denn das nicht als Erstes?

»Luisa hat doch gesagt, dass diese Lena einen Pony-Geburtstag veranstaltet hat. Also offensichtlich stehen Pferde bei den Damen hoch im Kurs. Was h?ltst du davon, wenn wir den gesamten Club zu einem Aussentermin mit Pferden und echtem Schloss einladen? Daf?r m?sstest du allerdings mal deine guten Verbindungen spielen lassen.«

G?hn! Pferde? Wen interessiert’s? Gut, ich weiss, dass meine Vorfahren oft auch J?ger begleitet haben, die mit Pferden unterwegs waren. Opili sagt, dass das immer die tollsten Erlebnisse waren – eine ganze Meute Hunde und die Menschen auf den Pferden nat?rlich viel schneller als sonst zu Fuss. Allerdings bin ich mir sicher, dass Carolin mit dem Tussi-Club keine Treibjagd plant. Ohne Jagd kann ich mit Pferden aber nichts anfangen. Auf Schloss Eschersbach standen auch so einige davon rum, mir pers?nlich kamen die immer ein wenig bl?d vor. Marc runzelt die Stirn. Ob er meine Ansicht ?ber Pferde teilt?

»Ich f?rchte, ich kann dir momentan nicht ganz folgen.«

»Macht nichts, ich erkl?re es dir. Wir waren doch letztes Jahr einmal zusammen mit Herkules bei seinem Z?chter – diesem etwas kauzigen Grafen, oder Herzog, oder was auch immer der ist, auf diesem riesigen Landgut.«

Herkules? Z?chter? Landgut? Mit einem Mal bin ich wie elektrisiert. Carolin muss einfach von Schloss Eschersbach reden. Tats?chlich war ich einmal mit Carolin und Marc dort zu Besuch. Es war das erste und letzte Mal, dass ich meine Familie wieder zu Gesicht bekommen habe, nachdem mich der alte von Eschersbach ins Tierheim abgeschoben hatte. Es war ein traumhafter Tag. Alle haben sich gefreut, mich wiederzusehen: meine Schwester Charlotte und Mama, Emilia, die K?chin, und nat?rlich Opili. Es schien mir, dass selbst von Eschersbach ein bisschen ger?hrt war. Wahrscheinlich hatte er es schon bitter bereut, mich so schlecht behandelt zu haben. Aber das Tollste von allem war fast, als Hund des Tierarztes auf dem Schloss aufzutauchen. Ich habe regelrecht gerochen, wie viel Respekt die anderen auf einmal vor mir hatten. Leider haben wir diesen Ausflug nie wiederholt, ich h?tte riesige Lust dazu gehabt.

»?h, du meinst den alten von Eschersbach?«

»Genau. Du betreust doch seine Dackelzucht, oder?«

»Ja, das hat schon mein Vater gemacht, und ich habe das ?bernommen. Aber was hat das mit dem Tussi-Club zu tun?«

»Wenn ich mich recht erinnere, gibt es auf dem Gut auch Pferde.«

»Richtig. Deswegen war von Eschersbach auch schwer begeistert, als ich Vaters Praxis ?bernommen habe. Schliesslich war ich in M?nchen lange Assistent in der Pferdeklinik der Uni.«

»Ja, du bist ein ganz Toller. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.«

Marc grinst, schnappt pl?tzlich nach Carolin und kippt sie in die Waagerechte. »So, wolltest du nicht? Na warte, bevor ich nicht einen Kuss bekomme, lasse ich dich nicht wieder los.«

Hey, Leute, nicht flirten, weitererz?hlen! Ich will jetzt unbedingt wissen, was Carolins Plan mit Schloss Eschersbach zu tun hat. Ob nun Marc auch ein klasse Pferdedoc ist oder nicht, tut doch hier gar nichts zur Sache!