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Marc lacht.»Tja, ein echtes Traumpaar. Schade, dass sie ungef?hr doppelt so gross ist wie er.«

T?usche ich mich, oder klingt das abwertend? Warum wird hier eigentlich immer alles an der k?rperlichen Gr?sse festgemacht? Hat er etwa Cherie beruhigt, als es ihr so schlecht ging? Eben! Ich kann es nur wiederholen: Jemand, der so unsensibel ist, sollte nicht Tierarzt sein. Sondern lieber ein Arzt f?r Menschen. Die k?nnen bestimmt besser damit umgehen.

Anscheinend habe ich geknurrt, denn Cherie stupst mich an.»Hey, alles in Ordnung? Du wirkst auf einmal so ?bellaunig.«

»Ach nein, es ist nichts.« Hoffentlich hat Cherie Marcs Bemerkung nicht geh?rt. Das w?re mir irgendwie unangenehm.

»So, Essen ist fertig. Bitte Platz zu nehmen!«

Marc stellt eine grosse Sch?ssel mit dampfendem Inhalt auf den Esstisch. Carolin und Luisa setzen sich dazu. Marc f?llt den beiden ihre Teller auf.

»Iieh, Papa – was ist denn das f?r gr?nes Zeugs an den Nudeln?« Soweit ich das von hier unten beurteilen kann, stochert Luisa wohl wenig begeistert mit ihrem Besteck in den Nudeln herum.

»Das Gr?ne sind Kapern. Probier doch mal, sehr lecker!«

»Nein, das mag ich nicht. Gibt’s nicht was Vern?nftiges?«

»Hey, wie redest du denn ?ber das Essen, das dein Vater dir liebevoll zubereitet hat?« Marc klingt entt?uscht. Aber kann man es Luisa verdenken? Er ist doch selbst schuld, wenn er seiner Familie hier so ungeniessbare Dinge vorsetzt. Und apropos: seiner Familie. Was ist eigentlich mit Cherie undmir? Kriegen wir gar nichts? Oder sollen wir etwa auch dieseKapern fressen? Also,?ber die Versorgungslage im Hause Wagner m?ssen wir uns nochmal ernsthaft unterhalten. Wenn ich da an Herrn Beck denke, der nun jeden Tag von Nina bekocht wird, bekomme ich glatt noch schlechtere Laune.

»Hast du denn keine Hackfleischsauce, Papa? Mama macht zu Spaghettiimmer Hackfleischsauce. Die schmeckt viel, viel besser. Also das hier ess ich nicht. Das ist eklig.«

Luisa schiebt den Teller von sich weg. Marc springt von seinem Platz auf und schiebt den Teller wieder zu ihr hin.

»Verdammt noch mal, Luisa! Du probierst das wenigstens. Ich stell mich doch nicht eine Stunde in die K?che, damit du mir von der tollen Hackfleischsauce deiner Mutter erz?hlst.« Marc br?llt jetzt richtig, Luisa f?ngt an zu weinen.

»Marc, nun h?r doch auf, das Kind anzuschreien. Du kannst doch niemanden durch Rumgebr?ll dazu zwingen, etwas zu essen, was er nicht mag«, schaltet sich Carolin in den Streit ein.

»So, kann ich nicht? Wisst ihr was? Mir ist der Appetit jetzt auch vergangen.« Er dreht sich um und geht aus der K?che. Carolin und Luisa bleiben schweigend zur?ck.

Cherie schaut mich erstaunt an.

»Auweia! Geht es hier immer so zur Sache? Da lob ich mir doch das Alleinleben – bei uns zu Hause ist es sehr friedlich.«

»Tja, in dieser Konstellation probieren wir es auch noch nicht so lange. Und ich muss sagen: Ich hatte es mir einfacher vorgestellt.«

Carolin steht auf und geht zu Luisas Platz.

»Komm, sei nicht traurig. Dein Vater hatte heute einfach einen sehr anstrengenden Tag. Ich glaube, ihm sind deswegen ein wenig die Nerven durchgegangen. Wenn du m?chtest, schmiere ich dir ein Brot.«

Luisa sch?ttelt den Kopf.

»Nein, danke. Ich versuche jetzt mal die Spaghetti mit dieser komischen Sauce zu essen. Vielleicht geht es Papi dann wieder besser.«

Carolin streicht ihr?ber den Kopf.

»Na gut, dann lass uns mal aufessen, und dann spielen wir noch etwas zusammen, okay? Bestimmt macht Marc mit, wenn er sich wieder beruhigt hat.«

»Kannst du ihn das fragen?«, will Luisa wissen.

»Nat?rlich. Das mach ich.«

Tats?chlich hat sich etwas sp?ter die Lage wieder beruhigt: Marc, Luisa und Carolin hocken vor dem kleinen Sofatisch und spielen etwas, das sichMensch-?rgere-Dich-Nicht nennt. Es scheint einigermassen lustig zu sein, jedenfalls lachen die drei viel, was nach dem Streit beim Abendessen ziemlich wohltuend ist.

Entspannt bin ich trotzdem nicht: Cherie und ich liegen nebeneinander auf dem Teppich, was bei mir in regelm?ssigen Abst?nden f?r Herzrasen sorgt. Bei Cherie ist leider das Gegenteil der Fall, sie ist mittlerweile eingeschlafen. Ich tr?ste mich damit, dass sie nach diesem langen Tag wahrscheinlich zu ersch?pft ist, um in meiner N?he noch solche Symptome wie Herzrasen zu entwickeln.

Als Luisa im Bett ist, holt Marc eine Flasche und zwei Gl?ser aus der K?che ins Wohnzimmer. Er schenkt ein, dann reicht er Carolin ein Glas.

»So, bitte sch?n. Wollen wir mal dar?ber sprechen, was heute eigentlich passiert ist? Mir w?re allerdings sehr an einem friedlichen Ende des Abends gelegen. Kriegen wir das hin?«

Carolin nickt.»Ich glaube schon. Das muss doch m?glich sein – unter erwachsenen Menschen.« Beide lachen. Nach meiner Erfahrung schon mal ein gutes Zeichen.

»Es tut mir leid, dass ich eben so ausgerastet bin. Ich habe mich daf?r auch bei Luisa entschuldigt – die allerdings zugibt, dass meine Sauce doch nicht so schlecht war.« Er grinst. »Mann, als sie das mit Sabines Hackfleischsauce sagte, sind bei mir echt die Sicherungen durchgebrannt. War aber auch ein amtlicher Scheisstag heute. Erst taucht die Warnke nicht auf, daf?r aber Sabine, dann haust du ab, unser Streit vor der Werkstatt, sp?ter das verungl?ckte Abendessen … na ja.«

»Dass ich dich vor der Werkstatt so angemacht habe, tut mir auch leid. Immerhin steht deine Rose jetzt in einem Glas auf meiner Werkbank.«

Marc r?ckt n?her an Caro heran und k?sst sie auf die Wange. »Ich dachte, die h?ttest du gleich in die Biotonne geschmissen – so b?se, wie du mich angestarrt hast.«

»Nein, du hattest einen prominenten F?rsprecher: Herkules hat sie vom Boden aufgeklaubt und mir hinterhergetragen. «

»Danke, Kumpel!«, lobt mich Marc. »Aber ich glaube, Herkules hat momentan auch ein Herz f?r an der Liebe leidende M?nner. Guck mal, wie unser Kleiner an dieser Cherie dranh?ngt, obwohl er da gar keine Chance hat. Putzig.«

Ha, ha, sehr witzig! Sieh du lieber mal zu, dass du dein eigenes Privatleben auf die Reihe kriegst, mein Lieber. Damit hast du momentan wohl genug zu tun.

»Eine Sache ist mir aber extrem wichtig: Wenn es ?rger mit Sabine gibt, der auch mich betrifft, dann m?chte ich, dass du mir davon erz?hlst.«

Marc nickt.

»Klar, das verstehe ich. Aber ich wusste wirklich nicht, dass sie in Hamburg ist. Ich war von ihrem Auftritt genauso ?berrascht wie du. Grosses Ehrenwort!«

»Ich weiss. Ich hatte in der Zwischenzeit ein sehr aufschlussreiches Gespr?ch mit Nina. Stell dir vor – Sabine war gestern Abend schon da. W?hrend wir essen waren.«

»Bitte? Aber warum hat Nina denn nichts davon erz?hlt?«

»Tja, jetzt krieg bitte keinen Tobsuchtsanfall.«

»Nein, versprochen. Nun erz?hl schon.«

»Nina hat Sabine gestern in dem Glauben gelassen, dass sie Carolin sei, weil sie h?ren wollte, was Sabine so erz?hlt. Und das wollte sie dann erst mal mir erz?hlen.«

»Unglaublich – was f?llt dieser dummen Kuh ein? Die kauf ich mir, die werde ich gleich mal …«

Carolin legt beschwichtigend einen Arm um Marcs Schulter und zieht ihn n?her an sich heran. »Hallo, kein Tobsuchtsanfall. Schon vergessen?«

»Ja, hast ja Recht. Aber das ist doch wirklich unm?glich, oder etwa nicht?«

»Klar ist es das. Und ich habe Nina deswegen auch schon ordentlich den Kopf gewaschen. Sie war einsichtig und hat sich entschuldigt.«

»Das ist wohl das Mindeste.«

»Eine Sache hat mir allerdings schon zu denken gegeben.«

»N?mlich?«

»Nina sagt, Sabine habe sich bei ihr beklagt, dass du ihr nicht gesagt h?ttest, dass ich bei dir einziehe. Sie h?tte es von Luisa erfahren.«

Carolin schaut Marc fragend an, der schweigt.

»Wenn das wirklich so war, ist es nicht wirklich verwunderlich, dass Sabine w?tend auf dich und nicht besonders gut zu sprechen auf mich ist.«