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Zwei Gläser mit einer hellen Flüssigkeit kommen, die Damen greifen gleich zu.

»So, meine Liebe, auf uns!« Nina prostet Carolin zu. »Ja, auf uns!«

Die beiden trinken einen großen Schluck.

»Ehrlich, ich bin froh, dass du endlich angerufen hast. Langsam wurde es unheimlich. Aber morgen hätte ich auch zum Hörer gegriffen. Ich kann immer noch nicht fassen, dass wir uns im Grunde wegen eines Typen gestritten haben. Ts, ts.« Sie schüttelt den Kopf.

Carolin lächelt. »Ja, aber was mir am meisten leid tut, ist, dass ich dich in letzter Zeit tatsächlich immer mit meinem Unglück zugetextet habe. Damit hast du Recht. Und das tut mir auch leid. Ich werde mich bessern!« Sie hebt ihre rechte Hand. »Versprochen!«

»Na ja, aber so im Nachhinein muss ich sagen, dass ich auch ziemlich zickig reagiert habe. Immerhin hatte ich dir ja wirklich gesagt, dass Marc nichts für mich ist. Ich weiß auch nicht, warum ich neulich im Park so ausgeflippt bin. War bestimmt auch eine Menge gekränkter Stolz mit dabei.«

»Ehrlich, Nina, wenn ich gewusst hätte, dass Marc dir noch so viel bedeutet, dann hätte ich sowieso die Finger von der ganzen Sache gelassen. Und falls es dich beruhigt: Ich habe die Verabredung mit ihm abgesagt.«

»Oh!« Nina klingt, als ob sie sich erschreckt hat. »Aber das solltest du nicht! Jedenfalls nicht wegen mir. Ich gebe zu, ich war sauer, aber wenn es bei euch richtig gefunkt hat, dann kann ich damit leben. Das ist dann höhere Gewalt.«

»Nein, an dir liegt es nicht. Jedenfalls nicht nur. Natürlich habe ich nach dem Streit mit dir schon ziemlich viel über Marc nachgedacht. Und dann hatte ich auf einmal das Gefühl, dass mir alles zu viel wird. Dass ich erst mal zur Ruhe kommen muss nach dem Chaos der letzten Wochen. Ein neuer Mann hat da eigentlich momentan gar keinen Platz. Auch ein so toller wie Marc nicht.«

Was soll ich sagen: Herr Beck hat's einfach raus. Es ist immer wieder erschreckend, wie gut der fette Kater die Situation einschätzen kann.

Nina guckt nachdenklich. »Normalerweise würde ich dir jetzt Recht geben. Aber vielleicht solltest du es dir doch noch einmal überlegen. Mit tollen Männern kann man leider nicht die Straße pflastern, das sage ich dir. Die sind echt Mangelware.«

»Momentan habe ich aber eher ein gegenteiliges Problem: zu viele interessante Männer. Und deswegen mach ich jetzt eine Pause, bis ich weiß, was ich wirklich will.«

»Aha. Interessantes Konzept. Nicht, dass sie dann alle weg sind. Wer sind denn die anderen. Gut, Jens. Der ist echt rattenscharf. Aber sonst?«

»Weißt du, der Abend, an dem ich mit Daniel kochen wollte - das war eigentlich schon eher romantisch gedacht. Ich habe es dir bisher nicht erzählt, weil ich dachte, dass du mich auslachst. Aber es hat in letzter Zeit ein bisschen geknistert zwischen Daniel und mir. Und da dachte ich mir, ich sollte es einfach mal ausprobieren.«

Nina reißt die Augen weit auf. »Du wolltest etwas mit Daniel anfangen?«

»Also, sooo absurd ist der Gedanke nun auch wieder nicht. Daniel ist ein attraktiver Mann, er ist witzig, nett und gefühlvoll ...«

»Und du kennst ihn seit ungefähr hundert Jahren! Ne, das ist es doch nicht. Und stell dir mal vor, was passieren würde, wenn das schiefgeht.«

Carolin nickt. »Tja, einen kleinen Vorgeschmack davon habe ich heute schon bekommen. Daniel hat mitbekommen, dass ich mich mit Jens treffe. Also, ich habe es ihm selbst erzählt, weil Jens mir Rosen in die Werkstatt geschickt hat. Na ja, Daniel war alles andere als begeistert.«

Aha! Jetzt verstehe ich das. Heute Morgen war ich doch etwas verwirrt. Aber offenbar gehört das Überbringen von Geschenken wie Hundewurst oder Blumen in größeren Mengen zum menschlichen Balzritual.

»Das wundert mich nicht. Dass Daniel in dich verliebt ist, war mir schon immer klar. Aber dass du ernsthaft überlegt hast ... also ne! Seien wir ehrlich, Daniel ist einfach viel zu nett!«

Eines steht fest - sollte Herr Beck jemals ein neues Herrchen beziehungsweise Frauchen brauchen, Nina wäre die perfekte Frau für ihn. Selten habe ich erlebt, dass Mensch und Tier so oft einer Meinung sind wie die beiden. Schade nur, dass man Nina nicht ernsthaft als Tierfreundin bezeichnen kann. So wird wohl nichts aus diesem Dreamteam.

»Du bist gemein. Der arme Daniel.«

»Quatsch. Daniel muss mal aus dem Quark kommen. So wird es auch bei allen anderen Frauen nichts. Aber was ich viel spannender finde: Triffst du dich denn jetzt noch einmal mit Jens - oder fällt der auch unter den Bannstrahl deiner Selbstfindung?«

Carolin seufzt. »Na ja, heute Abend bin ich mit ihm verabredet, dann werde ich ihm wohl sagen, dass ich ihn nicht weiter treffen will.«

Nina schnappt nach Luft. »Bist du des Wahnsinns? Dieser tolle Typ? Nach eurem romantischen Tag an der Elbe? Lass dir bitte mal den Puls fühlen, da kann etwas nicht stimmen.«

»Wieso denn? Ich habe dir doch erklärt, was das Problem ist. Natürlich war der Ausflug schön, und es war auch sehr romantisch und prickelnd. Aber ich habe vor allem die Situation genossen. Ob ich mich in Jens ernsthaft verlieben könnte, weiß ich nicht.«

Nina schüttelt den Kopf. »Also, dann gib ihm wenigstens meine Telefonnummer, wenn du ihm heute die schlechte Nachricht überbringst. Ich hätte ja jetzt wieder Verwendung.« Die beiden lachen.

»Apropos: Eines interessiert mich aber doch.« Carolin mustert Nina über den Rand ihres Glases. »Woran genau hat es denn bei Marc gehapert?«

»Ach, das ist eine blöde Geschichte. Ich hab's verbockt, würde ich sagen.« Nina holt tief Luft. »Also, eigentlich habe ich schon beim zweiten Treffen gemerkt, dass Marc zwar sehr charmant und lustig ist, aber dass der Funke bei ihm nicht so richtig überzuspringen scheint. Das hat mich ziemlich frustriert. Na ja, und bei unserem letzten Date haben wir uns dann auch noch in die Wolle bekommen, wegen einer dummen Bemerkung von mir.«

»Echt? Das hast du gar nicht erzählt.«

»Ich wollte es dir an dem Abend erzählen, als wir mit Daniel gekocht haben. Aber dann war Daniel nur so kurz mit dem Hund draußen, dass ich nicht genug >Anlauf< hatte. Es ist mir auch immer noch ein bisschen unangenehm.«

»Das klingt ja sehr geheimnisvoll. Also, raus mit der Sprache!«

»Wir waren an dem Tag auch an der Elbe. Das Wetter war so schön, also wollten wir den Tag in der Strandperle verbringen - du weißt schon, dieser kleine Strandimbiss direkt am Wasser.«

Carolin nickt. »Klar, den kennt doch jeder.«

»Na ja, jedenfalls war ich schon nur so mittel gelaunt, weil eben auch unser letztes Treffen nicht so war, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich war unsicher. Und dann bin ich immer gerne ein bisschen biestig.«

»Ja, ich weiß. Ich kenne dich schon ein paar Tage.«

»Na, jedenfalls saßen wir auf unserer Decke, und Marc hatte im Imbiss Bockwürstchen und Kartoffelsalat für uns geholt. Da hat sich eine Familie direkt neben uns hingesetzt, mit so zwei kleinen Rotzlöffeln. Ein Baby, das die ganze Zeit schrie, und ein kleiner Hosenscheißer, vielleicht so zwei oder drei Jahre. Der lief immer zwischen den Leuten hin und her und wirbelte jede Menge Sand auf. Also ein Traum.«

Carolin lacht. »Ich ahne schon, was kommt. Ich weiß ja, wie gerne du Kinder magst.«

»Ja, du bist da anders, du hast Kinder gern, ich weiß. Aber es verfällt nun mal nicht jeder gleich in Verzückung beim Anblick zweier kleiner Blagen. Ich meine, wir konnten uns kaum unterhalten, weil das Baby so laut war. Und dann stolperte das andere Gör noch und schaufelte dabei jede Menge Sand auf meinen Kartoffelsalat. Tja, und da bin ich echt mal deutlich geworden und habe den Erziehungsversagern auf der Nachbardecke erzählt, was ich von ihren Kindern halte. Gut, vielleicht war ich da ein bisschen laut. Aber meine Nerven waren echt runter.«

»Und Marc war nicht ganz mit deiner Reaktion einverstanden, richtig?«

Nina nickt. »Das kann man so sagen. Er war regelrecht geschockt und hat mich angeblafft, dass ich mich mal beruhigen soll. Das seien schließlich kleine Kinder, und es sei ja keine Absicht gewesen. Vor den anderen Leuten hat er mir das gesagt. Es war ein sehr peinlicher Moment. Ich bin aufgestanden und habe Marc mit dem ganzen sandigen Kartoffelsalat einfach sitzenlassen. Oben an der Straße habe ich den nächsten Bus genommen. Tja. Und das ist im Wesentlichen auch schon die ganze Geschichte. Seitdem habe ich erst wieder etwas von Marc gehört, als er mich neulich abends auf der Suche nach dir anrief.«