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»Jackie?« Ich blinzelte.

»Die First Lady, Dummkopf«, sagte sie lachend. »Jacqueline Kennedy! Das Wohltätigkeitsessen gestern Abend, erinnerst du dich? Jackie Kennedy und ihr ganzer Stab waren auch dabei. Und stell dir vor, sie hat sich wirklich für unsere Arbeit interessiert. Ich meine, sie ... sie hat nicht nur so getan, aus Höflichkeit oder so, sondern hat sich wirklich für das interessiert, was wir tun. Und stell dir vor, sie hat gesagt, sie würde wiederkommen, und heute, kurz nach der Mittagspause ...« Sie brach ab, legte den Kopf auf die Seite und sah mich fragend an. »Hörst du mir eigentlich zu?«

»Sicher«, antwortete ich hastig. »Ich war nur ... überrascht.« Ich konnte es ihr nicht sagen. Nicht jetzt.

»War irgendetwas im Büro?« fragte Kimberley.

Wäre sie auch nur einen Deut weniger aufgeregt gewesen, dann hätte sie es gespürt.

»Nein«, antwortete ich. »Routine. Langweilig, aber nötig.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Aber jetzt erzähle. Was war heute nach der Mittagspause?«

Für eine Weile hörte ich nichts von Bach. Majestic, und die Besucher aus dem Weltraum beherrschten mein Denken nach wie vor, aber selbst der größte Schrecken nutzt sich im Laufe der Zeit ab. Der Gedanke an das schreckliche Geheimnis, dass unser aller Leben überschattete, war in jeder Sekunde weiter präsent, aber ich fand trotzdem ganz allmählich in mein normales Leben zurück. Nicht auf Anhieb und nicht ohne Mühe. Ich blieb nervös. Ich begann Fehler zu machen, Kleinigkeiten zumeist, aber auch zwei oder drei, die mir Pratts Aufmerksamkeit eingebracht hätten - hätte mich Simonson nicht gedeckt. Ich fragte ihn nie, warum er das tat. Wahrscheinlich vermutete er, dass mir der Schrecken über Bachs vermeintliche Verwicklung in eine Intrige, die bis zur Präsidentenebene hinaufreichte, noch zu tief in den Knochen saß. Mir war es recht. Ich brauchte ein wenig Zeit, um wieder zu mir selbst zu finden, und Simonsons fast väterliche Fürsorge auf der einen und Kimberleys Begeisterung über ihre neue Bekanntschaft auf der anderen Seite verschafften mir diese Frist.

Für genau zwei Wochen. Dann holte mich die Wirklichkeit ein.

Marc und ich hatten uns angewöhnt, mittags in einem kleinen Fastfood-Restaurant zu essen, das nur fünf Minuten zu Fuß vom Capitol entfernt lag. Das Essen war preiswert und an den meisten Tagen besser als in der Kantine des Capitols, und das wichtigste war, dass wir aus der hektischen Arbeitsatmosphäre herauskamen - und aus Pratts Nähe. Ich arbeitete nach wie vor an dem Bericht, den er mir aufgetragen hatte, aber in den letzten Tagen hatte er angefangen, sich mehr für den Fortgang meiner Arbeit zu interessieren, als mir lieb war. Marc schirmte mich ab, so gut er konnte, aber seine Möglichkeiten waren begrenzt. Dass er in der Hierarchie des Pentagon über mir stand, bedeutete nicht, dass er über nennenswerte Macht verfügt hätte. Vor einer Stunde erst hatte mich Pratt beauftragt, eine weitere »UFO-Sichtung« zu untersuchen, die es irgendwo in Neu-England gegeben haben sollte. Der Auftrag würde mich für mindestens zwei Tage aus Washington wegbringen, zwar auch aus seiner Nähe, aber auch fort von Kimberley, und das wollte ich nicht. Trotz allem war unsere Beziehung in den letzten beiden Wochen nicht besser geworden. Kim hatte sich wie eine Besessene in ihre neue Aufgabe bei der Wohltätigkeitsorganisation gestürzt und sprach praktisch von nichts anderem mehr. Aber ich hatte immer mehr den Eindruck, dass sie das nicht nur aus Begeisterung tat. Vielleicht war es eher eine Art Flucht. Etwas, über das sie so viel sprach, um nicht über uns reden zu müssen.

»Jemand sollte Congressman Pratt einmal ein Blatt Papier und eine Rechenmaschine auf den Schreibtisch stellen«, sagte ich, während wir nebeneinander die Stufen des Capitols hinabgingen. »Ich schätze, dass meine Reisekostenabrechnungen irgendwann einmal die Summe übersteigen werden, die er einsparen kann, wenn er das Projekt Blue Book zu Fall bringt.«

»Ich weiß, worauf du hinaus willst«, sagte Marc kopfschüttelnd. »Aber ich kann dir nicht helfen. Ich habe es versucht.«

»So?« Eine Gestalt in schwarzem Mantel und Hut kam auf uns zu. Daran war nichts Besonderes; auf der großen Treppe zum Capitol herrschte immer ein reges Kommen und Gehen. Trotzdem erregte irgendetwas an diesem Mann meine Aufmerksamkeit. Vielleicht, weil er die Treppe nicht gerade, sondern in schrägem Winkel hinaufging. Ich verlängerte seinen Kurs in Gedanken und stellte fest, dass wir genau aufeinander treffen würden, wenn wir uns im gleichen Tempo weiterbewegten. Instinktiv beschleunigte ich meine Schritte ein wenig.

»Du bist ein wichtiger Mann, John«, antwortete Marc mit einem leisen Lachen. »Ein hoffnungsvoller junger Mitarbeiter, den ich hier viel dringender bräuchte als irgendwo in Connecticut oder an der mexikanischen Grenze. Es hat leider nichts genutzt. Pratt ist irgendwie ... seltsam geworden, was diese Sache angeht.«

»Es ist pure Zeitverschwendung.« Ich hielt den Mann im schwarzen Mantel weiter im Auge. Auch er hatte seine Schritte beschleunigt. Wahrscheinlich war es nur ein Zufall. Er sah nicht einmal in unsere Richtung.

»Ich weiß«, antwortete Marc. »Einige der anderen Abgeordneten beginnen schon darüber zu reden.« Er seufzte. »Und ich beginne mich zu fragen, ob wir vielleicht für den falschen Mann arbeiten. Pratt ist irgendwie ... seltsam geworden.«

»Seltsam?«

Marc zuckte mit den Schultern. »Ich kenne ihn schon eine ganze Weile«, sagte er. »Er war niemals ein netter Mann, weißt du? Aber seit einer Weile ...« Er suchte nach Worten, fand keine und beließ es bei einem neuerlichen Achselzucken, doch ich wusste, was er meinte. Ich hatte Pratt niemals von der Seite kennen gelernt, von der Marc sprach, aber auch mir war seine ständige schlechte Laune und Gereiztheit nicht verborgen geblieben.

Der Mann im schwarzen Mantel hatte uns mittlerweile fast erreicht. Im buchstäblich allerletzten Moment änderte er den Kurs, so dass er nicht gegen mich prallte, sondern nur meine Schulter streifte. Ich spürte, wie etwas in meine Tasche glitt und konnte gerade noch ein erschrockenes Zusammenzucken unterdrücken.

»Warum bringst du die Sache nicht einfach zu Ende?« fuhr Marc fort. Er hatte von dem kurzen Zwischenfall nichts bemerkt. »Mach noch zwei oder drei Reisen, und dann lieferst du ihm genau den Bericht, den er haben will.«

»Den hatte ich bereits«, antwortete ich, während ich unauffällig in die Manteltasche griff. Meine Finger ertasteten einen kleinen, zusammengefalteten Zettel, aber ich widerstand der Versuchung, ihn sofort herauszuziehen. »Es gab da jemanden, der der Meinung war, ich sollte ihn besser nicht abgeben.«

Simonson verzog das Gesicht, aber er ging auch diesmal nicht auf das Thema ein. »Wir machen alle Fehler«, sagte er nur. »Aber du machst einen Riesenfehler, wenn du die Sache noch weiter hinauszögerst. Pratt wird allmählich ungeduldig. Und er kann ziemlich unangenehm werden, das kann ich dir versichern.«

»Pratt ist nicht mein Problem«, sagte ich.

Marc sah mich fragend an. »Kimberley?«

»Wie kommst du darauf?« fragte ich überrascht.

»Ich bin weder blind noch taub«, antwortete Marc. »Sie hat in den letzten Wochen häufiger angerufen als sonst. Und sie stellt seltsame Fragen.«

»Seltsame Fragen?«

»Nichts Besonderes«, antwortete Marc hastig. »Wo du bist. Wie lange du wegbleibst und so weiter. Wie gesagt, nichts Besonderes.«

»Aber früher hat sie solche Fragen nicht gestellt.« Ich nickte. »Ich bin zu viel unterwegs, Marc. Vor ein paar Tagen hat sie vorgeschlagen, ich solle als kleines Nebengeschäft Staubsauger oder Bibeln verkaufen, so viel, wie ich herumkomme.«

Marc lachte, aber es klang nicht echt. Ich hatte Kimberleys Vorschlag auch nicht besonders komisch gefunden.