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Der Motor sprang zu meinem Erstaunen auf Anhieb an. Er klang ungesund, und als sich der Wagen in Bewegung setzte, schaukelte er wild hin und her. Offensichtlich hatten die Reifen viel zu wenig Luft. Aber wir fuhren, und nachdem der Truck erst einmal rollte, schienen sich Brandons Hände und Füße ganz von selbst daran zu erinnern, was sie zu tun hatten. Als wir den Hof verließen, rammte Brandon einen Zaunpfahl und riss ihn um; anscheinend, ohne es auch nur zu bemerken.

Die Strecke bis zu den geheimnisvollen Kreisen im Feld betrug knappe fünf Meilen. Uns blieben noch etwa anderthalb Stunden Tageslicht, obwohl Brandon alles andere als schnell fuhr, würde mir Zeit genug bleiben, die unheimlichen Kornkreise zu inspizieren.

Aber deshalb war ich nicht hier. Ich war im Gegenteil sicher, dass Bachs Leute das bereits erledigt hatten, gründlicher und besser, als ich es jetzt konnte. Ich war hier, um Informationen von Mister Brandon zu erhalten, und wahrscheinlich saß Bach jetzt bereits im Wagen, hatte den Kopfhörer aufgesetzt und brodelte innerlich vor Wut, weil ich bisher rein gar nichts herausbekommen hatte.

Dabei blieb es auch. Ich versuchte fünf- oder sechsmal, ein Gespräch in Gang zu bringen, doch es war zwecklos. Brandon reagierte entweder überhaupt nicht oder nur mit einem verständnislosen Grunzen, bis ich schließlich begriff, dass er seine gesamte Konzentration brauchte, um den Wagen zu fahren. Oder sich an den Weg zu erinnern.

Ich blieb äußerlich ruhig, erwähnte jedoch von Zeit zu Zeit im Plauderton, wo wir uns gerade befanden, und warf manchmal einen verstohlenen Blick in den Rückspiegel. Von Bachs Wagen war keine Spur zu sehen. Ich war ein wenig beunruhigt, wenn auch weit davon entfernt, Angst zu verspüren. Trotz der fast unheimlichen Umstände, unter denen ich Brandon begegnet war, glaubte ich mittlerweile nicht mehr, dass von ihm wirklich eine Gefahr ausging.

Nichtsdestoweniger konnte ich ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken, als wir unser Ziel endlich erreichten und Brandon anhielt.

Wir stiegen aus. Brandon blieb beim Wagen zurück, während ich mich zögernd der Stelle näherte, an der die Verbindungslinie zwischen den beiden Kreisen die Straße kreuzte.

Aus dem Helikopter heraus hatte ich angenommen, dass die Markierung aus ausgerissenen Ähren und Halmen bestünde, aber das stimmte nicht. Auf dem rissigen Asphalt lag eine dünne Schicht aus weißer, grobkörniger Asche. Sie musste sehr schwer sein, viel schwerer, als es die Überreste verbrannter Halme sein konnten, denn der Wind hatte sie noch nicht nennenswert verweht, und als ich mit dem Fuß darin herumstocherte, knirschte es, als stünde ich auf fein gemahlenem Glas.

Ich sah zu Brandon zurück. Er war beim Wagen stehen geblieben, und ein schwer zu deutender Ausdruck hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht. Er gefiel mir nicht besonders.

Langsam näherte ich mich dem Straßenrand und damit dem Feld. Das symmetrische Muster, das ich aus dem Hubschrauber heraus gesehen hatte, war hier unten nicht zu erkennen - ich sah nur eine breite, schnurgerade Schneise, die an beiden Seiten der Straße in die Felder hineinführte. Es gab einen Zaun aus Stacheldraht, der aus der Luft heraus nicht zu sehen gewesen war. Auch er war durchbrochen, und als ich mich der Lücke näherte, erblickte ich etwas, das fast noch erstaunlicher war als die Ascheschicht auf der Straße.

Der Zaun war nicht zerrissen. Wo die Schneise ins Feld hineinführte, war der Draht einfach verschwunden. Die gekappten Enden waren brüchig und hatten sich weiß gefärbt; das Metall war zu Schlacke zusammengeschmolzen. Hier mussten gewaltige Temperaturen geherrscht haben. Eigentlich war es ein Wunder, dass nicht das gesamte Feld in Flammen aufgegangen war.

Langsam ging ich weiter, blieb nach ein paar Schritten wieder stehen und tastete mit der Hand über den Boden. Er kam mir wärmer vor, als er sein sollte, aber der Mais war hier nicht verbrannt, nur niedergewalzt.

»Wann haben Sie das zum ersten Mal gesehen, Mister Brandon?« rief ich zu dem Farmer zurück.

Zu meiner Überraschung bekam ich eine Antwort. »Vor einer Woche. Ich komme nicht sehr oft hierher, in dieser Jahreszeit.«

Überrascht sah ich zu ihm zurück. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt, aber seine Stimme klang viel kräftiger als bisher und vor allem klarer.

»Ist Ihnen in den letzten Wochen sonst noch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?« fragte ich. »Vielleicht irgendwelche ... seltsamen Erscheinungen? Lichter am Himmel zum Beispiel?«

»Lichter am Himmel?« Er schüttelte den Kopf. »Nein.«

Ich ging weiter, bis ich die Mitte des Kornkreises erreicht hatte. Die Halme waren auch hier niedergedrückt, aber auf eine andere Art: nicht einfach wie von der Hand eines Riesen gegen den Boden gepresst, sondern verwirbelt.

»Unglaublich!« murmelte ich. »Es ... es sieht aus, als hätte jemand das Stroh geflochten. Das müsst ihr euch ansehen, sobald wir fort sind.«

Ich ließ mich in die Hocke sinken, fuhr mit der Hand über das niedergedrückte Stroh - und stutzte.

»Da ist etwas«, sagte ich. »Ich habe irgendetwas gefunden. Etwas Hartes, das - mein Gott!«

Die beiden letzten Worte hatte ich nur noch geflüstert. Was unter dem niedergewalzten Mais zum Vorschein kam, war eine dreieckige, schimmernde Platte, auf deren Oberfläche das gleiche Symbol eingraviert war, das jemand in größerer Ausführung in das Feld gestanzt hatte. Ich versuchte die Platte anzuheben, aber es gelang mir nicht.

»Eine Platte«, sagte ich. »Sie sieht aus, als wäre sie aus purem Gold. Und es ist ein Symbol darauf, das ...«

Ich hörte, wie auf der Straße hinter mir ein Motor gestartet wurde, und sah überrascht hoch. Branden war wieder in den Wagen gestiegen und hatte den Motor angelassen. Jetzt stieß er ein paar Meter zurück, legte dann knirschend wieder den ersten Gang ein und fuhr durch die Lücke im Stacheldrahtzaun. Der Wagen schaukelte wild hin und her, wurde aber allmählich schneller.

»Was, zum Teufel ...?« murmelte ich.

Der altersschwache Truck gewann noch mehr an Geschwindigkeit. Das Getriebe knirschte so laut, dass ich in Gedanken die Späne der Zahnräder fliegen sah, und ich konnte hören, wie der Motor schrill aufheulte.

Trotzdem begriff ich die Gefahr beinahe zu spät. Der Wagen schoss regelrecht auf mich zu, aber ich stand einfach wie gelähmt da und starrte ihm entgegen.

Erst im allerletzten Moment warf ich mich zur Seite. Der Truck rauschte so dicht an mir vorbei, dass ich den Luftzug spüren konnte. Ungeschickt (und ziemlich schmerzhaft) stürzte ich zu Boden, rollte mindestens noch zwei, drei Meter weiter und kam endlich halb benommen zur Ruhe. Während ich mich aufrichtete, kam Brandons Truck schlitternd und auf blockierenden Reifen zum Stehen.

Im ersten Moment war ich so schockiert, dass ich nicht einmal Schrecken empfand, geschweige denn Furcht. Alles, was ich empfand, war ... Fassungslosigkeit. Vollkommene, absolute Fassungslosigkeit. Ich war noch nie zuvor im Leben in einer solchen Situation gewesen. Niemand hatte je zuvor versucht, mich umzubringen, nicht einmal Bachs Männer in jener Nacht im Wald. Sie hatten mich gejagt, aber die Gefahr war irgendwie von anderer Qualität gewesen; eine fast allumfassende Furcht, die keinen Platz für klare Gedanken ließ oder gar eine so eindeutig formulierte Erkenntnis wie diese: Brandon versuchte mich umzubringen. Ich war eher empört als erschrocken.

Der Wagen setzte zurück, drehte mit durchdrehenden Reifen nahezu auf der Stelle und bewegte sich rumpelnd wieder auf mich zu. Ich konnte Brandons Gesicht hinter der Windschutzscheibe erkennen. Es wirkte vollkommen ausdruckslos, nicht hassverzerrt oder voller grimmiger Entschlossenheit, und vielleicht war es gerade die Leere in seinem Blick, die mir endgültig klarmachte, in welcher Situation ich mich befand. Brandon würde mich töten. Ich hatte keine Gnade von ihm zu erwarten, weil er mich gar nicht wirklich zur Kenntnis nahm.