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«Hier ist Monsieur Fontaine aus Villa elf.«

«Ja, Sir. Es ist mir eine Ehre, uns, uns allen!«»Merci. Ich frage mich, ob Sie mir helfen können… Ich traf vor etwa einer Viertelstunde auf dem Weg einen Amerikaner, einen Mann etwa in meinem Alter, der eine weiße Kappe trug. Ich dachte, ich könnte ihn vielleicht einmal zu einem Aperitif einladen, aber ich bin nicht sicher, ob ich seinen Namen richtig verstanden habe.«

Ich werde geprüft, dachte der Manager. Große Männer haben nicht nur Geheimnisse, sondern kümmern sich auch um die Leute, die sie teilen.»Nach Ihrer Beschreibung würde ich sagen, daß Sie unseren netten Mr. Patrick getroffen haben.«

«Ach ja, ich glaube, das war der Name. Ein irischer Name wohl, aber er ist doch Amerikaner, oder?«

«Ein sehr gelehrter Amerikaner, Sir, aus Boston, Massachusetts. Er wohnt in Villa vierzehn, der dritten westlich von Ihnen. Sie können einfach sieben-eins-vier wählen.«»Danke sehr. Wenn Sie Mr. Patrick sehen, hätte ich es lieber, wenn Sie ihm nichts von diesem Anruf sagten. Wie Sie wissen, geht es meiner Frau nicht gut, und ich kann die Einladung erst aussprechen, wenn es ihr angenehm ist.«

«Ich würde niemals etwas sagen, wenn es mir nicht ausdrücklich aufgetragen wird, Sir. Was Sie und den gelehrten Mr. Patrick angeht, folgen wir den Anweisungen zur Vertraulichkeit buchstabengetreu.«»Wirklich? Das ist sehr löblich… Adieu.« Ich habe es gebracht! dachte der stellvertretende Manager und legte den Hörer auf. Große Männer verstanden sich auf Feinheiten, und er war sehr subtil gewesen, auf eine Weise, wie sie sein Onkel zu schätzen wissen würde. Nicht nur, indem er augenblicklich den Namen Patrick geliefert hatte, sondern auch und viel wichtiger, durch die Verwendung des Begriffs» gelehrt«- was einen Professor nahelegt oder auch einen Richter. Er mußte seinen Onkel anrufen, damit sie ihren gemeinsamen Triumph teilen konnten.

Fontaine saß auf der Bettkante und hielt noch immer das Telefon in der Hand. Er starrte zu seiner Frau draußen auf dem Balkon hinüber. Er betrachtete ihr Profil. Neben ihr auf einem Tischchen stand ein Glas Wein. Vor Schmerzen hielt sie den Kopf gesenkt… Schmerzen! Die ganze furchtbare Welt war voller Schmerzen! Und er hatte seinen Teil dazu beigetragen, sie zu vermehren, soviel begriff er. Und er erwartete kein Pardon, außer für seine Frau. Sein Leben, ja, natürlich, aber nicht ihres. Non, Monseigneur. Je refus! Ce n'estpas le contrat!

Die Armee des Schakals war also schon in Amerika das war zu erwarten gewesen. Und ein alter irischer Amerikaner mit einer idiotischen weißen Kappe, ein Gelehrter, der aus dem einen oder anderen Grund zum Kult des Terrorismus bekehrt worden war, sollte ihre Hinrichtung durchführen. Ein Mann, der ihn genau beobachtet hatte und vorgab, kein Französisch zu sprechen, der die Kälte des Schakals in den Augen trug.»Was Sie und den gelehrten Mr. Patrick angeht, folgen wir den Instruktionen des Gouverneurs. «Und der Gouverneur, der erhielt seine Instruktionen vom Meister des Todes aus Paris.

Vor zehn Jahren, und nach zehnjähriger Arbeit für den Monseigneur, war ihm eine Telefonnummer in Argenteuil, zehn Kilometer nördlich von Paris, gegeben worden, die er niemals anrufen sollte, außer in extremen Notfällen. Erst einmal hatte er sie benutzt, und jetzt würde er es wieder tun. Er suchte die internationale Vorwahl heraus, griff zum Hörer und wählte. Nach gut zwei Minuten nahm jemand ab.

«Le Coeur du Soldat«, sagte eine klanglose, männliche Stimme, während im Hintergrund martialische Musik spielte.

«Ich muß eine Schwarzdrossel erreichen«, sagte Fontaine auf französisch.»Meine Identität ist Paris fünf.«

«Wenn eine solche Forderung möglich ist, wo kann ein solcher Vogel Sie erreichen?«

«In der Karibik. «Fontaine gab die Vor- und die Durchwahl von Villa elf an. Er legte den Hörer auf und saß verzagt auf der Bettkante. Im Innersten wußte er, daß dies ihre letzten Stunden sein konnten. Und wenn schon, dann würden er und seine Frau vor das Angesicht Gottes treten und die Wahrheit sagen: Er hatte getötet, das war keine Frage, aber niemals hatte er eine Person verwundet oder getötet, die nicht große Verbrechen gegen andere begangen hatte — mit ein paar kleineren Ausnahmen, die als unschuldige Zuschauer bezeichnet werden konnten, die in der Hitze des Gefechtes oder einer Explosion umgekommen waren. Das ganze Leben bestand aus Schmerzen, sagte das nicht schon die Schrift?… Andererseits, was für eine

Art Gott erlaubte solche Brutalitäten? Merde! Denk nicht an solche Dinge!

Das Telefon klingelte, und Fontaine legte den Hörer an sein Ohr.»Hier ist Paris fünf«, sagte er.

«Kind Gottes, was kann so außerordentlich wichtig sein, daß du eine Nummer benutzt, die du bislang nur einmal gewählt hast?«

«Ihre Großzügigkeit, Monseigneur, ist grenzenlos gewesen, aber ich habe das Gefühl, daß wir unseren Vertrag neu definieren müssen.«»In welcher Weise?«

«Mein Leben gehört Ihnen, und Sie können damit verfahren, wie es Ihnen beliebt, aber nicht mit dem meiner Frau.«»Was?«

«Ein Mann ist hier, ein Gelehrter aus Boston, der mich mit neugierigen Augen beobachtet, Augen, die mir sagen, daß er andere Absichten im Kopf hat.«

«Dieser arrogante Idiot ist auf eigene Faust nach Montserrat geflogen? Er weiß nichts!«

«Offensichtlich doch, und ich bitte Sie, ich werde alles tun, was Sie befehlen, aber lassen Sie uns nach Paris zurückkehren… Lassen Sie sie in Frieden sterben. Um mehr bitte ich Sie nicht.«

«Du bittest mich? Ich habe dir mein Wort gegeben!«»Warum ist dann der Gelehrte aus Amerika hier und folgt mir mit undurchsichtigem Blick, Monseigneur?«

Das tiefe, hohle Rollen eines schweren Hustens erfüllte das Schweigen, bevor der Schakal wieder sprach.»Der große Rechtsgelehrte hat seine Kompetenzen überschritten, hat sich eingemischt, wo er nichts zu suchen hat. Er ist ein toter Mann.«

Edith Gates, Ehefrau des berühmten Rechtsanwalts und Professors, öffnete leise die Tür zu seinem Arbeitszimmer in ihrem eleganten Haus am Louisburg Square in Boston. Ihr Gatte saß bewegungslos in seinem schweren Ledersessel und starrte in das knisternde Feuer, ein Feuer, auf dem er bestand, trotz der warmen Nacht draußen und der Zentralheizung drinnen.

Wieder wurde Mrs. Gates von dem schmerzlichen Bewußtsein überwältigt, daß es… Dinge… an ihrem Mann gab, die sie niemals verstehen würde. Sie wußte nur, daß er von Zeit zu Zeit unter furchtbaren Schmerzen litt, sich aber nicht mitteilte, obwohl ihm, wenn er nur davon sprechen könnte, vielleicht leichter würde. Dreiunddreißig Jahre zuvor hatte eine einigermaßen attraktive junge Frau mit mittlerem Vermögen einen außerordentlich großen, schmächtigen, brillanten, aber verarmten Jurastudenten geheiratet, dessen Strebsamkeit und Eifer die großen Firmen in der damals noch verhaltenen Zeit leicht skeptisch gegenüb erstanden. Weltklugheit und das Streben nach Sicherheit wurden mehr geschätzt als ein schwelender, unruhiger, hervorragender Geist, insbesondere ein Geist in einem Kopf mit ungekämmtem Haar, in einem Körper, der sich in billige Imitationen von J. Press und Brooks Brothers kleidete, die um so armseliger aussahen, da sein Bankkonto nur selten eine Neuanschaffung erlaubte und nur wenige Läden seine Größe überhaupt führten.

Die frischgebackene Mrs. Gates jedoch hatte verschiedene Ideen gehabt, die die Aussichten ihres gemeinsamen Lebens verbessern konnten. Dazu gehörte, daß die juristische Karriere erst einmal beiseite gelegt wurde — besser gar keine als eine in einer unbekannten Firma oder, Gott behüte, eine Privatpraxis mit jener Art von Klienten, die so eine Praxis nun einmal anziehen würde, Leute nämlich, die sich keine bekannteren Rechtsanwälte leisten konnten. Es war besser, seine natürlichen Begabungen zu nutzen, seine eindrucksvolle Größe und seine schnelle, aufnahmefähige Intelligenz, die, kombiniert mit seiner Energie, eine umfangreiche akademische Kapazität ausmachten. Edith schuf ihrem Mann mit ihren bescheidenen Mitteln ein neues Äußeres, indem sie ihn neu einkleidete und ihn Sprechunterricht nehmen ließ. Der nicht sehr aussichtsreiche