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«Das für euren Verdienstausfall«, sagte er.

«He, und was ist mit meinem Wagen?«fragte der zweite Wächter.»Ist nicht viel wert, aber er fährt noch. Willie und ich sind damit hergekommen.«

«Hast du die Schlüssel?«

«Ja, in meiner Tasche. Er steht hinter den Zwingern.«

«Hol ihn morgen.«

«Warum kann ich ihn nicht jetzt holen?«

«Du würdest beim Rausfahren zuviel Krach machen, und meine Vorgesetzten können jeden Moment kommen. Es ist am besten für euch, wenn sie euch nicht zu Gesicht bekommen. Glaubt mir.«

«Verdammter Mist! Was hab ich dir gesagt, Jim-Bob? Was ich Barbie Jo gesagt habe. Dieser Ort ist unheimlich!«

«Dreihundert Möpse sind nicht unheimlich, Willie. Los, wir trampen. Es ist noch nicht spät, irgend jemand wird schon noch unterwegs sein… He, Mister, wer kümmert sich um die Hunde, wenn sie aufwachen? Sie müssen rausgelassen und gefüttert werden, bevor die Frühschicht eintrifft, und sie zerreißen jeden, der in ihre Nähe kommt.«

«Was ist mit Swaynes Sergeant? Er kann doch mit ihnen umgehen, oder nicht?«

«Sie mögen ihn nicht besonders«, sagte der Wächter namens Willie,»aber sie gehorchen ihm. Sie können's besser mit der Frau des Generals, die geilen Bastarde.«

«Und der General?«

«Der pißt sich ins Hemd, wenn er sie nur sieht«, sagte Jim-Bob.

«Danke für die Information. Geht jetzt, lauft erst ein Stück die Straße entlang, bevor ihr einen Wagen anhaltet. Meine Bosse kommen aus der anderen Richtung.«

«Wissen Sie«, sagte der zweite Wächter und blinzelte Jason im Mondlicht von der Seite an.»Dies ist die verrückteste Nacht, die ich je erlebt habe. Sie kommen hier rein, angezogen wie irgendein verdammter Terrorist, aber Sie reden und benehmen sich wie ein richtiger Offizier. Reden immer von Vorgesetzten und knallen die Köter um und geben uns dreihundert Möpse, um hier abzuhauen. Ich versteh das nicht!«»Brauchst du auch nicht.«»Er hat recht, Jim-Bob. Laß uns abhauen!«»Was zum

Teufel sollen wir denn sagen?«»Sagt jedem, der fragt, die Wahrheit. Erzählt ganz genau, was passiert ist. Und ihr könnt noch sagen, daß der Kode-Name Cobra ist.«

Borowski schloß das Tor hinter den beiden und ging zum Fahrzeug zurück. Er wußte, daß, was immer in den nächsten Stunden passieren würde, gewisse Medusa-Leute noch mehr Angst bekommen würden. Fieberhaft würden Fragen gestellt werden — Fragen, auf die es keine Antworten gab. Nichts. Ein Rätsel.

Er kletterte in das Fahrzeug, legte den Gang ein und fuhr zur Hütte. Sie lag am Ende des Schotterwegs, der von der saubergefegten Auffahrt abzweigte.

Kurz darauf stand er neben dem Fenster und spähte durch die Scheibe. Der riesige, fettleibige Sergeant saß in einem breiten Ledersessel, die Füße auf einem Sofa, und sah fern. Aus den Geräuschen zu schließen, besonders aus der schnellen, nervösen Sprache, war der Adjutant des Generals in ein Baseballspiel vertieft. Soweit er konnte, blickte Jason sich im Zimmer um. Es war typisch ländlich eingerichtet, von den dunklen Möbeln bis zu den karierten Vorhängen, in überwiegend braunen und roten Farben. Komfortabel und männlich. Die Hütte eines Mannes auf dem Lande. Allerdings waren keine Waffen zu sehen, nicht einmal das übliche antike Gewehr über dem Kamin, auch nicht die normale 45er Automatic, weder an seinem Körper noch auf dem Tisch neben dem Sessel. Der Sergeant hatte keine Befürchtungen in bezug auf seine Sicherheit. Warum sollte er auch? Der Besitz des Generals Norman Swayne war völlig sicher — Zaun, Tore, Patrouillen, frei herumlaufende Kampfhunde… Borowski starrte in das kräftige Gesicht mit dem Doppelkinn. Welche Geheimnisse verbarg dieser Schädel? Er würde es herausfinden. Medusas Delta one würde es herausfinden, und wenn er ihm sein Gehirn herausschneiden mußte. Jason glitt vom Fenster weg und ging um die Hütte herum zur Eingangstür. Mit den Knöcheln seiner linken Hand klopfte er zweimal kurz und trocken an, in seiner Rechten die nicht registrierte Automatic, die Conklin ihm gegeben hatte.

«Es ist offen, Rachel!«schrie eine rauhe Stimme von drinnen. Borowski drehte den Griff und stieß die Tür auf. Langsam drehte sie sich in den Angeln und stieß an die Wand. Er ging hinein.

«Jesus Maria!«brüllte der Sergeant, und seine schweren Beine fielen vom Sofa, als er seinen massigen Körper aus dem Sessel wälzte.»Du!.. Du bist ein verdammter Geist! Du bist tot!«

«Versuch's doch noch mal«, sagte Delta.»Flannagan, nicht wahr? Jetzt fällt's mir wieder ein.«

«Du bist tot!«wiederholte der Adjutant des Generals schreiend. Die Panik ließ seine Augen fast aus den Höhlen treten.»Dich hat's in Hongkong erwischt! Du wurdest in Hongkong umgebracht… vor vier, fünf Jahren!«

«Sie haben Aufzeichnungen…«

«Wir wissen… ich weiß!«

«Dann haben Sie die richtigen Beziehungen.«

«Du bist Borowski!«

«Offenbar neu geboren, könnte man sagen.«

«Ich glaub das nicht!«

«Doch, doch, Flannagan. Das >wir<, darüber wollen wir sprechen. Über die Schlangenlady, um genau zu sein.«

«Du bist derjenige — der, den Swayne >Cobra< genannt hat!«

«Eine Schlange.«

«Ich verstehe nicht…«

«Es ist verwirrend.«

«Du gehörst zu uns!«

«Das war einmal. Ich wurde ausgestoßen. Aber ich bin wieder da.«

Der Sergeant blickte fieberhaft zur Tür, dann zu den Fenstern.»Wie bist du hier reingekommen? Wo sind die Wachen, die Hunde? Mein Gott, wo sind sie?«

«Die Hunde schlafen in ihren Zwingern, und den Wachen hab ich für heute nacht freigegeben.«

«Du hast… Die Hunde sind frei!«

«Nicht mehr. Ich hab sie überredet auszuruhen.«

«Die Wachen, die verdammten Wachen!«

«Die sind auf dem Weg nach Hause.«

«Was hast du gemacht? Was, was hast du vor?«

«Ich dachte, ich hätte es gerade gesagt. Wir werden miteinander reden, Sergeant Flannagan. Ein kleiner Gedankenaustausch zwischen alten Kameraden.«

Der erschreckte Mann drückte sich unbeholfen vom Sessel weg.»Du bist der Verrückte, den sie Delta nannten, bevor du ausgestiegen und deinen eigenen Geschäften nachgegangen bist!«rief er mit heiserer Stimme.»Es gab ein Bild, ein Foto — du lagst auf einer Bahre, das ganze Tuch voller Blut, aber dein Gesicht war nicht bedeckt; deine Augen waren weit offen, und die Einschußlöcher an der Stirn und der Kehle bluteten noch… Sie fragten mich, wer du seist, und ich sagte: >Er ist Delta — Delta one von den Illegalem, und sie sagten: >Nein, ist er nicht, er ist Jason Borowski, der Killer, der Mörder<, also sagte ich: >Dann sind die beiden ein und dieselbe Person, weil dieser Mann Delta ist. Ich kannte ihn.< Sie bedankten sich bei mir und sagten, ich solle zurück zu den anderen gehen.«

«Wer waren >sie<?«

«Ein paar Leute drüben von Langley. Der, der das Gespräch führte, hinkte, er trug einen Stock.«

«Und die anderen?«

«Ungefähr fünfundzwanzig oder dreißig von der alten SaigonCrew.«

«Kommando Saigon?«

«Ja.«

«Männer, die mit unserer Meute arbeiteten, den Illegalen?«

«Hauptsächlich, ja.«

«Wann war das?«

«Um Himmels willen, ich hab's doch gesagt!«schrie der Adjutant in Panik.»Vor vier oder fünf Jahren! Ich sah das Foto… der Kugelhagel… du warst tot!«

«Nur ein einziges Foto«, unterbrach Borowski ruhig und fixierte den Sergeanten.»Sie haben ein sehr gutes Gedächtnis.«

«Du hast mir einmal den Revolver an den Kopf gelegt. Dreiunddreißig Jahre, zwei Kriege und zwölf Kampfaufträge, niemals hat das jemand mit mir gemacht… Niemand, außer dir… Ich habe ein gutes Gedächtnis.«»Ich glaube, ich verstehe.«

«Ich nicht! Ich verstehe nichts, verdammt! Du warst tot!«

«Sie wiederholen sich. Bin doch ganz lebendig, oder? Vielleicht bin ich aber auch ein Schreckgespenst, das Sie nach zwanzig Jahren Verrat aufsucht.«»Was für ein Quatsch ist das? Was, zum Teufel…«»Keine Bewegung!«»Jawohl!«