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Plötzlich gab es in der Ferne einen lauten Knall. Einen Schuß. Jason drehte sich um… dann sagte ihm sein Instinkt, blitzschnell weiter herumzuschnellen! Der massige Adjutant des Generals hechtete von hinten auf ihn los. Seine gewaltigen Hände streiften Borowskis Schultern wie Rammböcke. Jason duckte zur Seite. Dann hob Delta one den Fuß und trat dem Sergeanten mit aller Gewalt in die Nieren. Gleichzeitig schlug er ihm den Knauf seiner Automatic in den Nacken. Flannagan kippte nach vorne und lag flach auf dem Boden. Jason hieb mit seinem linken Fuß gegen den fetten Schädel und brachte ihn zum Schweigen. Ein Schweigen, das von den anhaltenden hysterischen Schreien einer Frau zerrissen wurde, die auf die offene Tür zugerannt kam. Wenige Sekunden später war die

Frau des Generals in der Hütte, fuhr bei dem sich ihr bietenden Anblick zurück, griff nach der nächsten Stuhllehne, unfähig, ihre Panik zu kontrollieren.

«Er ist tot!«keifte sie und brach zusammen. Sie fiel neben dem Stuhl zu Boden und griff nach ihrem Liebhaber.»Er hat sich erschossen, Eddie! Oh, mein Gott, er hat sich getötet!«

Jason Borowski ging zur Tür. Ruhig schloß er sie, ohne seine beiden Gefangenen aus den Augen zu lassen. Die Frau weinte, nach Luft schnappend und zitternd, aber es waren keine Tränen des Kummers, sondern der Angst. Der Sergeant blinzelte und hob den schweren Kopf. Wenn in seinem Ausdruck irgendwelche Emotionen abzulesen waren, dann eine Mischung aus Wut und Verwirrung.

Kapitel 11

«Nichts anfassen«, befahl Borowski, als Flannagan und Rachel Swayne zögernd in das mit Fotografien geschmückte Arbeitszimmer vorausgingen. Zusammengesackt lag die Leiche des alten Soldaten im Sessel hinter dem Schreibtisch, den Revolver noch in der ausgestreckten Hand. Beim Anblick des zur Hälfte weggerissenen Schädels verfiel die Frau in Zuckungen und sank in die Knie, als wollte sie sich übergeben. Der Sergeant ergriff ihren Arm, damit sie nicht umfiel, den Blick verstört auf die verstümmelten Überreste von General Norman Swayne gerichtet.

«Verrückter Hurensohn«, flüsterte Flannagan mit angestrengter, kaum hörbarer Stimme. Er stand regungslos da. Seine Kiefernmuskeln arbeiteten, und dann schrie er los.»Du blöder verdammter Hurensohn! Warum hast du das gemacht? Warum? Was sollen wir jetzt machen?«

«Sie rufen die Polizei, Sergeant«, antwortete Jason.

«Was?«bellte der Adjutant und drehte sich um.

«Nein!«schrie Mrs. Swayne und schnellte hoch.»Das können wir nicht tun!«

«Ich glaube nicht, daß Sie eine andere Wahl haben. Sie haben ihn nicht umgebracht. Vielleicht haben Sie ihn dazu getrieben, sich zu töten, aber es ist kein Mord.«

«Wovon sprecht ihr, zum Teufel?«fragte Flannagan barsch.

«Besser eine einfache, beschissene, häusliche Tragödie als eine umfassende Untersuchung, meinen Sie nicht? Ich denke, es ist kein Geheimnis, daß ihr beide eine Beziehung miteinander habt.«

«Er hat sich einen Scheiß um unsere Beziehung gekümmert, und ein Geheimnis war es wirklich nicht.«

«Er ermutigte uns sogar bei jeder sich bietenden Gelegenheit«, fügte Rachel Swayne hinzu, strich zögernd und unbeholfen ihr Kleid glatt und gewann allmählich ihre Fassung wieder. Sie sprach zu Borowski, aber ihre Augen glitten zu ihrem Liebhaber.»Er trieb uns ständig einander in die Arme; es war eine Obsession von ihm… Müssen wir hier drinnen bleiben? Mein Gott, ich war mit diesem Mann sechsundzwanzig Jahre lang verheiratet! Ich bin sicher, daß Sie das verstehen… Es ist furchtbar für mich!«

«Wir müssen verschiedenes besprechen«, sagte Borowski.

«Nicht hier drinnen, bitte. Im Wohnzimmer, gegenüber. Wir sprechen dort. «Mrs. Swayne, die sich plötzlich wieder unter Kontrolle hatte, verließ das Arbeitszimmer, Flannagan warf noch einen Blick auf die blutüberströmte Leiche, zog eine Grimasse und folgte der Frau.

Jason beobachtete sie.»Bleiben Sie in der Diele stehen, damit ich Sie sehen kann, und bewegen Sie sich nicht!«rief er, ging zum Tisch, und seine Augen schössen von einem Gegenstand zum ändern, um zu erfassen, was Norman Swayne gesehen hatte, bevor er sich die Automatic in den Mund steckte. Irgend etwas stimmte nicht. Auf der rechten Seite der großen grünen Schreibtischunterlage lag Pentagon-Briefpapier, auf dem unter den Insignien der US-Armee Swaynes Rang und Name aufgedruckt waren. Links neben der Unterlage lag ein goldener Kugelschreiber, dessen Silberspitze hervorstand, als wäre er gerade benutzt worden und der Schreiber hätte vergessen, ihn zurückzuschrauben. Borowski beugte sich über den Tisch, wenige Zentimeter neben dem Toten, den scharfen Geruch der Patrone und des verbrannten Fleisches in der Nase, und studierte den Notizblock. Er war unbeschrieben, aber Jason trennte vorsichtig die oberen Blätter ab, faltete sie und steckte sie in seine Hosentasche. Er tat einen Schritt zurück, immer noch unsicher… Was war es nur? Er sah im Zimmer umher, und als er seine Augen über die Möbel streifen ließ, trat Sergeant Flannagan in die Tür.

«Was machen Sie?«fragte Flannagan.»Wir warten auf Sie.«

«Ihre Freundin kann es hier drinnen vielleicht nicht aushalten, ich schon. Es geht nicht anders.«

«Ich dachte, man sollte nichts anfassen.«

«Sich umsehen bedeutet nicht, etwas anzufassen, Sergeant. Außer man entfernt etwas, dann weiß niemand, ob es angefaßt wurde, weil es nicht mehr da ist. «Borowski lief plötzlich zu einem Tischchen aus gehämmertem Messing, wie man sie im Orient auf jedem Bazar findet. Es stand zwischen zwei Sesseln vor dem kleinen Kamin, darauf ein gläserner Aschenbecher, der zur Hälfte mit Kippen halb gerauchter Zigaretten gefüllt war. Jason nahm ihn in die Hand und drehte sich zu Flannagan um.

«Zum Beispiel dieser Aschenbecher, Sergeant. Ich habe ihn berührt, meine Fingerabdrücke sind darauf, aber niemand wird es wissen, weil ich ihn nämlich mitnehme.«

«Wozu?«

«Weil ich etwas gerochen habe — ich meine, wirklich gerochen, mit meiner Nase.«

«Wovon reden Sie, verflucht?«

«Zigarettenrauch, davon spreche ich. Er bleibt viel länger in der Luft hängen, als Sie annehmen. Fragen Sie jemanden, der schon öfter versucht hat, das Rauchen aufzugeben.«

«Und?«

«Und jetzt sprechen wir mit der Frau des Generals. Sprechen wir alle miteinander. Los, Flannagan, jetzt geht's ans Erzählen.«

«Die Waffe macht Sie verdammt mutig, wie?«

«Bewegung, Sergeant!«

Rachel Swayne schwenkte ihren Kopf nach links und warf ihr langes, schwarzes, glattes Haar nach hinten über die Schultern, Ihre Haltung im Stuhl wurde ganz steif.

«Das ist über die Maßen beleidigend«, sagte sie nachdrücklich und starrte Borowski mit weit aufgerissenen Augen an.

«Das ist es gewiß«, stimmt Jason zu und nickte.»Zufälligerweise ist es aber auch wahr. Es liegen fünf Kippen im Aschenbecher, jede mit Lippenstift. «Borowski setzte sich ihr gegenüber und stellte den Aschenbecher auf einen kleinen Tisch neben ihrem Stuhl.»Sie waren dabei, als er es tat, als er sich den Revolver in den Mund steckte und den Hahn abzog. Vielleicht dachten Sie nicht, daß er es wirklich tun würde, vielleicht dachten Sie, daß es nur wieder eine seiner üblichen hysterischen Drohungen wäre — wie auch immer, Sie haben ihn nicht daran gehindert. Warum sollten Sie auch? Für Sie und Eddie ist es eine logische und vernünftige Lösung.«

«Lächerlich!«

«Wissen Sie, Mrs. Swayne, offen gesagt, ist das kein Wort, das Sie in den Mund nehmen sollten. Das trägt nicht, genausowenig, wie dieses >über die Maßen beleidigendem Das paßt nicht zu Ihnen, Rachel. Sie machen andere Leute nach — wahrscheinlich reiche, gelangweilte Kunden, von denen die junge Friseuse, die Sie vor vielen Jahren in Honolulu waren, das eine oder andere aufgeschnappt hat.«