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Ja, er war Kaktus Dank schuldig, dachte Dr. Jax, als er seinen Wagen in die Kurve zur Auffahrt lenkte. Und als der alte Mann ihn vor sieben Jahren gebeten hatte, mit ein paar» Freunden drüben in Langley «zu» beratschlagen«, hatte er zugesagt. Ein bißchen Beratung! Aber Ivans heimliche Verbindung zur CIA hatte noch weitere gute Seiten. Als seine Inselheimat Diktator Manley hinauswarf und Seaga an die Macht kam, war eins der ersten enteigneten Besitztümer, die ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben wurden, das der Familie Jax in Montego Bay und Port Antonio. Das war Alex Conklin zu verdanken, und ohne Kaktus hätte es keinen Conklin gegeben, nicht im Kreis von Ivans Freunden… Aber warum mußte Alex heute nacht anrufen? Heute war sein zwölfter Hochzeitstag, und er hatte die Kinder zum Schlafen zu Nachbarn geschickt, damit er und seine Frau allein sein konnten, allein mit gegrillten Jamaika-Rippchen im Patio — zubereitet von dem einzigen Menschen, der das konnte, nämlich Küchenchef Ivan —, mit viel dunklem Overton-Rum und mit erotischen Wasserspielchen im Pool. Verfluchter Alex! Doppelt verflucht dieser Hurensohn von einem Junggesellen, der auf das Ereignis eines Hochzeitstages nur reagieren konnte, indem er sagte:»Was, zum Teufel? Du hast das ganze Jahr, was zählt da ein Tag? Morgen könnt ihr euren Spaß haben. Ich brauche dich heute!«

Also hatte er seine Frau, die frühere Oberschwester im Allgemeinen Krankenhaus von Massachusetts, angelogen. Er hatte ihr gesagt, daß das Leben eines Patienten in Gefahr sei — war es ja auch gewesen, nur daß er jetzt schon tot war. Sie hatte geantwortet, daß ihr nächster Mann sich vielleicht mehr um ihr Leben kümmern werde, aber ihr trauriges Lächeln und ihr verständnisvoller Blick sagten ihm, daß es okay war. Sie kannte den Tod. Mach schnell, Liebling!

Jax stellte den Motor ab, griff nach seinem Arztkoffer und sprang aus dem Wagen. Er ging um den Kühler herum, als sich auch schon die Eingangstür öffnete und die Silhouette eines

großen Mannes in einem hautengen Anzug im Türrahmen erschien.»Ich bin Ihr Doktor«, sagte Ivan und ging die Stufen hoch.»Unser gemeinsamer Freund hat mir nicht Ihren Namen verraten, aber ich glaube, ich sollte ihn auch gar nicht wissen.«

«Das glaube ich auch«, stimmte Borowski zu und streckte Jax eine Hand entgegen, die in einem Operationshandschuh steckte.

«Wir haben wohl beide recht«, sagte Jax und schüttelte die Hand des Fremden.»Was Sie da anhaben, ist mir jedenfalls sehr vertraut.«

«Unser gemeinsamer Freund hat mir nicht gesagt, daß Sie schwarz sind.«

«Ist das ein Problem für Sie?«

«Lieber Gott, nein. Mir gefällt mein Freund nur noch mehr. Er ist wohl gar nicht darauf gekommen, es zu erwähnen.«

«Ich denke, wir werden miteinander auskommen. Gehen wir, No-Name.«

Borowski stand drei Meter rechts neben dem Tisch, als Jax die Leiche schnell und fachgerecht behandelte und den Kopf gnädig in Gaze wickelte. Ohne Erklärung hatte er Teile der Kleidung des Generals weggeschnitten und den darunterliegenden Körper untersucht. Schließlich rollte er den Toten mit dem Kapuzenverband vorsichtig vom Stuhl auf den Boden.»Sind Sie hier drinnen fertig?«fragte er und sah Jason an.

«Saubergemacht ist, wenn Sie das meinen.«

«Normalerweise schon… Ich möchte diesen Raum versiegelt haben. Niemand darf ihn nach unserem Verlassen betreten, bevor unser gemeinsamer Freund es zuläßt.«

«Das kann ich gewiß nicht garantieren«, sagte Borowski.

«Dann wird er es müssen.«

«Warum?«

«Ihr General hat nicht Selbstmord begangen, No-Name. Er ist ermordet worden.«

Kapitel 12

«Die Frau«, sagte Alex Conklin am Telefon.»Nach allem, was du mir erzählt hast, muß es Swaynes Frau gewesen sein. Großer Gott!«

«Es nutzt alles nichts, aber es sieht so aus«, stimmte Borowski kleinlaut zu.»Sie hatte, weiß Gott, genug Gründe — obwohl, wenn sie es war, dann hat sie es Flannagan nicht erzählt, und das ergibt keinen Sinn.«

«Nein, tut es nicht…«Conklin machte eine Pause und sprach dann schnell weiter:»Laß mich mit Ivan sprechen.«

«Ivan? Dein Doktor? Er heißt Ivan?«

«Und?«

«Nichts. Er ist draußen… >seine Waren zusammenpackenc, wie er es nannte.«

«In seinem Wagen?«

«Richtig. Wir haben die Leiche…«

«Was macht ihn so sicher, daß es kein Selbstmord war?«unterbrach Alex.

«Swayne stand unter Drogen. Er sagte, er würde dich später anrufen und es dir erklären. Er möchte von hier verschwinden, und niemand soll nach uns das Zimmer betreten, bis du der Polizei Bescheid gibst.«

«Du liebe Güte, das muß aussehen da drinnen.«

«Hübsch ist es nicht. Was soll ich machen?«

«Zieh die Vorhänge vor, wenn es welche gibt, prüfe die Fenster und schließ die Tür ab. Wenn es keine Möglichkeit gibt, sie abzuschließen, sieh nach, ob…«

«Ich habe einen Schlüsselbund in Swaynes Tasche gefunden«, unterbrach Jason.»Einer paßt.«

«Gut. Wenn du gehst, wisch die Tür sauber. Nimm ein Möbelpolish oder so was.«

«Das wird aber niemanden abhalten, der hineinwill.«

«Nein, aber wenn es jemand tut, hätten wir eine Spur.«

«Wirst du…?«

«Natürlich«, sagte der ehemalige CIA-Agent.»Ich muß mir was ausdenken, wie ich das ganze Anwesen wasserdicht mache, ohne auf jemanden aus Langley zurückzugreifen, und nebenbei muß ich das Pentagon in Schach halten, falls jemand von den etwa zwanzigtausend Leuten Swayne sprechen möchte, einschließlich seines Büros und wahrscheinlich ein paar hundert Käufern und Verkäufern täglich… Mein Gott, das ist unmöglich!«

«Es ist perfekt«, widersprach Borowski, als Dr. Ivan Jax plötzlich in der Tür erschien.»Unser kleines Spiel zur Destabilisierung wird direkt hier beginnen. Hast du die Nummer von Kaktus?«

«Nicht bei mir. Ich glaube, sie ist wohl in einem Schuhkarton bei mir zu Hause.«

«Ruf Mo Panov an, er hat sie. Dann setzt du dich mit Kaktus in Verbindung und sagst ihm, er soll in eine Telefonzelle gehen und mich hier anrufen.«

«Was, zum Teufel, hast du vor? Wenn ich den Namen des alten Mannes höre, werde ich nervös.«

«Du hast mir gesagt, ich solle außer dir jemanden finden, dem ich vertraue. Hab ich gerade getan. Ruf ihn an, Alex. «Jason hängte auf.»Tut mir leid, Doktor… oder vielleicht kann ich unter diesen Umständen Ihren Namen benutzen. Hallo, Ivan.«

«Hallo, No-Name. Ich hätte es lieber weiter ohne. Besonders, weil ich Sie gerade einen anderen Namen sagen hörte.«

«Alex?… Nein, natürlich meinen Sie nicht Alex, unseren gemeinsamen Freund. «Borowski lachte leise und wissend, als er hinter dem Schreibtisch vorkam.»Kaktus, oder nicht?«

«Ich kam nur herein, um zu fragen, ob ich die Tore schließen soll«, Jax überging die Frage.

«Wären Sie beleidigt, wenn ich sage, daß ich erst an ihn dachte, als Sie reinkamen?«

«Manche Assoziationen sind recht vordergründig. Was ist mit den Toren?«

«Verdanken Sie Kaktus ebensoviel wie ich, Doktor?«Jason stand immer noch und schaute den Jamaikaner an.»Ich verdanke ihm so viel, daß ich mir nicht vorstellen könnte, ihn in eine Sache wie die hier hineinzuziehen. Um Himmels willen, er ist ein alter Mann, und egal, welche Ablenkungsmanöver Langley machen wird, es gab heute abend einen Mord, einen besonders brutalen Mord. Nein, ich würde ihn hier nicht reinziehen.«