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«Allmächtiger, ihre Telefone sind intakt…?«

«Offensichtlich. Bitte, ist John da?«

«Ja, ja, natürlich. Er ist drüben in der Lobby. Ich hole ihn. Wen soll ich melden?«

«Alex, das reicht.«

«Einfach Alex?«

«Schnell, bitte!«Sekunden später war John zu hören.

«Conklin. Bist du's?«

«Hör zu. Sie wissen, daß Marie und die Kinder nach Montserrat geflogen sind.«

«Wir hörten, daß jemand drüben am Flughafen Fragen über eine Frau mit zwei Kindern gestellt hat.«

«Deshalb hast du sie also aus ihrem Haus in das Hotel umquartiert?«

«Richtig.«

«Wer hat die Fragen gestellt?«

«Wissen wir nicht. Es geschah telefonisch… Ich wollte sie nicht verlassen, nicht einmal für ein paar Stunden, aber ich wurde zum Gouverneur befohlen, und bis sich dieser verfluchte Knabe zeigte, hatte der Sturm schon begonnen.«

«Ich weiß. Ich hab mit dem Empfang gesprochen.«

«Das ist ein Trost. Die Telefone funktionieren noch. Bei diesem Wetter tun sie es gewöhnlich nicht, deshalb sind wir so abhängig vom Gouverneur.«

«Ich hörte, daß du Wachen hast…«

«Da hast du verdammt recht!«sagte St. Jacques.»Das Dumme ist nur, daß ich nicht weiß, wonach ich Ausschau halten soll. Außer nach Booten und Fremden am Strand. Wenn sie nicht stehenbleiben und sich ausreichend identifizieren, lautet mein Befehl zu schießen!«

«Vielleicht kann ich helfen.«

«Na los!«

«Wir haben einen Hinweis, frag nicht, wie, außerirdisch, aber das spielt keine Rolle. Der Mann, der Maries Spuren nach Montserrat verfolgt hat, benutzte einen Richter, der Kontakte hatte, wahrscheinlich zu den Inseln.«

«Einen Richter?«explodierte Johnny.»Mein Gott, er ist dort! Verdammt, er ist dort! Ich kille diesen dreckigen Bastard.«»Stop, Johnny. Faß dich — wer ist dort?«

«Ein Richter, und er bestand darauf, einen anderen Namen zu benutzen! Ich habe mir nichts dabei gedacht — ein paar abgehalfterte alte Männer mit ähnlichen Namen.«

«Alte Männer?… Halt, Johnny, das ist wichtig. Welche alten Männer?«

«Der eine, von dem du sprichst, ist aus Boston.«

«Ja«, bestätigte Conklin betont.

«Der andere ist aus Paris gekommen…«

«Paris? Um Gottes willen! Die alten Männer aus Paris!«

«Was…?«

«Der Schakal! Carlos hat seine alten Männer vor Ort!«

«Nun mach mal langsam, Alex«, sagte St. Jacques und atmete hörbar.»Jetzt werde mal deutlicher.«

«Es gibt keine Zeit zu verlieren, Johnny. Carlos hat eine ganze Armee von alten Männern, die für ihn sterben, für ihn töten. Es werden keine Fremden am Strand sein, sie sind bereits im Hotel! Kannst du zurück auf die Insel kommen?«

«Ja, irgendwie! Ich werde sofort meine Leute drüben anrufen. Diese beiden Dreckskerle werden in die Zisterne geworfen!«

«Beeil dich, John!«

St. Jacques drückte den schmalen Hebel des alten Telefons herunter, ließ los und hörte das Freizeichen. Er wählte die Nummer des Hotels auf Tranquility Island.

«Tut uns leid«, sagte eine Stimme auf Band.»Wegen der Wetterbedingungen sind die angewählten Leitungen nicht in Betrieb. Die Regierung bemüht sich, die Kommunikation wiederherzustellen. Versuchen Sie es später wieder. Guten Tag.«

John St. Jacques warf den Hörer mit solcher Gewalt auf die Gabel, daß er auseinanderbrach.»Ein Boot!«schrie er.»Gebt mir ein Patrouillenboot.«

«Du bist verrückt«, warf der Adjutant des Gouverneurs quer durch den Raum ein.»Bei diesem Wetter?«

«Einen Flitzer, Henry!«sagte der zu allem bereite Bruder, faßte in seinen Gürtel und zog langsam seine Automatic heraus.»Oder ich bin gezwungen, etwas zu tun, woran ich nicht einmal denken möchte. Aber ich brauche ein Boot!«

«Das kann ich einfach nicht glauben, Kumpel.«

«Ich auch nicht, Henry… Aber es ist mir ernst.«

Die Krankenschwester von Jean Pierre Fontaine saß an ihrem Schminktisch vor dem Spiegel und steckte ihr fest geknotetes, blondes Haar unter die schwarze Regenkappe. Sie sah auf ihre Uhr und dachte an den ungewöhnlichen Telefonanruf, den sie vor einigen Stunden aus Argenteuil in Frankreich erhalten hatte, von dem großen Mann, der alle Dinge möglich machte.

«Es gibt da einen amerikanischen Rechtsanwalt, der sich selbst Richter nennt, in eurer Nähe.«

«Eine solche Person kenne ich nicht, Monseigneur.«

«Aber er ist da. Unser Held beschwert sich zu Recht über seine Gegenwart, und ein Anruf in Boston hat mir bestätigt, daß er tatsächlich dort ist.«

«Seine Anwesenheit hier ist also nicht erwünscht?«

«Seine Anwesenheit dort ist für mich abscheulich. Er behauptet, in meiner Schuld zu stehen — eine enorme Schuld, ein Ereignis, das ihn vernichten könnte, aber seine Aktionen sagen mir, daß er undankbar ist, daß er beabsichtigt, seine Schulden zu streichen, indem er mich betrügt, und indem er mich betrügt, betrügt er dich.«

«Er ist tot.«

«Genau. In der Vergangenheit war er mir sehr wertvoll, aber das ist vorbei. Finde ihn, töte ihn. Laß seinen Tod als tragischen Unfall erscheinen… Noch etwas: Da wir uns nicht mehr sprechen werden, bevor du nicht nach Martinique zurückgekehrt bist — sind die Vorbereitungen für deine letzte Tat für mich abgeschlossen?«

«Sind sie, Monseigneur. Die beiden Spritzen wurden von dem Chirurgen im Krankenhaus von Fort-de-France vorbereitet. Er läßt Ihnen seine Ergebenheit übermitteln.«

«Sollte er auch. Er lebt, im Gegensatz zu mehreren seiner Patienten.«

«Ja, sie wissen nichts von seinem neuen Leben in Martinique.«

«Das ist mir bewußt… Verabreiche die Dosen in achtundvierzig Stunden, wenn das Chaos anfängt. Wenn sie erfahren, daß der Held meine Erfindung ist — und dafür werde ich sorgen —, werden sie abwechselnd rot und blaß werden.«

«Alles wird geregelt. Werden Sie bald hier sein?«

«Rechtzeitig zum Totentanz. Ich werde sehr bald abfahren und in Antigua sein, bevor es in Montserrat Mittag ist. Alles läuft planmäßig. Ich werde dasein, um zu sehen, wie Borowski sich vor Angst windet, bevor ich mein Zeichen hinterlasse, eine Kugel durch seine Kehle. Die Amerikaner werden dann wissen, wer gewonnen hat. Adieu.«

Die Krankenschwester senkte vor dem Spiegel ihren Kopf wie eine demütige Bittstellerin, als sie an die mystischen Worte ihres allwissenden Meisters dachte. Es ist bald Zeit, dachte sie, zog die Schublade heraus und holte zwischen ihren Halsketten eine Drahtschlinge mit diamantenbesetzten Griffen heraus, die ihr von ihrem Mentor geschenkt worden war. Es würde ganz einfach sein. Sie hatte leicht herausgefunden, wer der Richter war und wo er wohnte — der alte, schrecklich dünne Mann. Jetzt kam es auf Präzision an. Der» tragische Unfall «würde jedoch nur das Vorspiel für die schrecklichen Dinge sein, die sich in weniger als einer Stunde in Villa zwanzig abspielen würden. Alle Villen auf Tranquility hatten Kerosinlampen für den Fall, daß der Strom ausfiel oder die Generatoren nicht funktionierten. Ein alter Mann, der entweder zur Toilette mußte oder einfach Angst hatte vor einem Sturm, wie er im Moment tobte, konnte sehr wohl versuchen, in Panik die Lampe anzuzünden. Tragisch, wenn er dabei in ausfließendes Kerosin fiel und sein Oberkörper zu schwarzer Kohle verbrannte — ebenso sein Genick, das zuvor garottiert worden war. Tu es, drängte ihre innere Stimme, du mußt gehorchen. Ohne Carlos wärst du eine Leiche in Algerien.

Sie würde es tun — sie würde es jetzt tun.

Das heftige Rauschen des Regens auf dem Dach und an den Fenstern und der pfeifende, heulende Wind draußen wurden von einem grellen Blitz unterbrochen, dem ein ohrenbetäubender Donnerschlag folgte.

Jean Pierre Fontaine weinte leise, als er neben dem Bett seiner Frau kniete, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, und seine Tränen fielen auf das kalte Fleisch ihres Armes. Sie war tot, und der Zettel neben ihrer steifen rechten Hand sagte alles: Maintenant nous deux sommes libres, man amour.