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Seine Lungen drohten zu bersten, jeder Muskel, jede Sehne zum Zerreißen gespannt, so erreichte er das Haus seiner Schwester. Er brach durch das Tor, rannte zur Eingangstür, warf sich dagegen und flog krachend nach drinnen. Zuerst traten ihm die Augen vor Schreck aus dem Kopf, dann fühlte er einen unsagbaren Schmerz, und er sank auf die Knie, schreiend. Auf der weißen Wand sah er mit furchtbarer Klarheit in dunkelroter Farbe die Worte:

Jason Borowski, Bruder des Schakals.

Kapitel 14

«Johnny! Johnny! Hör auf!«Die Stimme seiner Schwester dröhnte in seinem Ohr. Mit der einen Hand stützte Marie seinen Kopf, mit der anderen fuhr sie ihm so heftig durchs Haar, daß er fast meinte, sie wolle es ihm ausreißen.

«Kannst du mich hören? Wir sind in Ordnung! Die Kinder sind in einer anderen Villa — uns geht es gut!«

Allmählich erkannte er die Gesichter über sich und um sich herum. Und da waren auch die beiden alten Männer, der eine aus Boston, der andere aus Paris.»Das sind sie!«schrie St. Jacques und richtete sich auf, wurde aber von Marie festgehalten, die sich auf ihn warf.»Ich bring die Bastarde um!«

«Nein!«schrie seine Schwester. Ein Wächter half ihr, seine starken schwarzen Hände packten John an den Schultern.

«Im Moment gehören sie zu den besten Freunden, die wir haben.«

«Du weißt nicht, wer sie sind!«schrie St. Jacques und versuchte, sich zu befreien.

«Doch, wissen wir«, unterbrach ihn Marie in leiserem Ton, mit den Lippen dicht an seinem Ohr.»Wir wissen so viel, daß sie uns zum Schakal führen können…«

«Sie arbeiten für den Schakal!«

«Der eine hat es getan, aber das ist vorbei«, sagte seine Schwester.»Der andere hat nie von Carlos gehört.«

«Du verstehst nicht!«flüsterte St. Jacques.»Sie sind >die alten Männer von Parisc, die Armee des Schakals! Conklin hat mich in Plymouth angerufen, hat es mir erklärt… sie sind Killer!«

«Noch mal, der eine war einer. Aber jetzt nicht mehr. Er wird niemanden mehr töten. Der andere… nun, das ist ein Versehen, ein dummes, verdammtes Versehen, aber das ist alles, Gott sei Dank — und ihm sei Dank, daß er da war!«

«Das ist alles verrückt!«

«Es ist verrückt«, pflichtete ihm Marie bei und nickte dem Wächter zu, damit er ihrem Bruder hoch half.

«Komm schon, Johnny, wir müssen über verschiedene Dinge reden.«

Der Sturm war vorübergegangen wie ein gewalttätiger, unerwünschter Eindringling, der durch die Nacht gejagt und eine Schneise der Verwüstung hinter sich gelassen hatte. Das frühe Morgenlicht kam am östlichen Horizont hoch und enthüllte langsam durch den Nebel das Blaugrün der ein paar Seemeilen entfernten Insel Montserrat. Die ersten Boote tuckerten langsam und schwerfällig zu ihren Fischgründen, um ihren Tagesfang zu machen, der ihnen wieder einen Tag des Überlebens sichern würde. Marie, ihr Bruder und die beiden alten Männer tranken auf dem Balkon einer unbewohnten Villa Kaffee. Fast eine Stunde hatten sie jeden Punkt des schrecklichen Geschehens kühl beredet und die Fakten analysiert.

Dem alten falschen Helden Frankreichs war versichert worden, daß die erforderlichen Maßnahmen für seine Frau getroffen werden würden, sobald die Telefonleitung zur großen Insel wieder funktionierte. Wenn möglich, wollte er sie auf Tranquility begraben lassen. Sie hätte es so gewollt. In Frankreich war ihnen nichts geblieben als die Schande eines billigen Grabes. Wenn es möglich wäre…

«Es ist möglich«, sagte St. Jacques.»Ihretwegen ist meine Schwester noch am Leben.«

«Durch mich, junger Mann, hätte sie sterben können.«

«Hätten Sie mich getötet?«fragte Marie und schaute den alten Franzosen prüfend an.

«Sicherlich nicht, nachdem ich sah, was Carlos mit mir und meiner Frau vorhatte. Er hat den Vertrag gebrochen, nicht ich.«

«Und davor?«

«Wenn ich die Nadeln nicht gesehen hätte, nicht verstanden hätte, was allzu offensichtlich war?«

«Ja.«

«Das ist schwierig zu beantworten. Ein Vertrag ist ein Vertrag. Dennoch, meine Frau war tot, und zum Teil starb sie deshalb, weil sie spürte, daß von mir etwas Furchtbares verlangt worden war. Dieser Forderung nachzukommen, hätte bedeutet, diesen Aspekt ihres Todes nicht anzuerkennen, verstehen Sie? Und dennoch, obwohl sie tot war konnte der Monseigneur nicht völlig übergangen werden — er hat uns Jahre relativen Glücks ermöglicht, die ohne ihn unmöglich gewesen wären… Ich weiß es einfach nicht. Ich hätte vielleicht argumentiert, daß ich ihm Ihr Leben schulde — Ihren Tod, aber gewiß nicht den der Kinder.. und auf keinen Fall den Rest.«

«Den Rest?«fragte St. Jacques.

«Es ist besser, nicht nachzufragen.«

«Ich glaube, Sie hätten mich getötet«, sagte Marie.

«Ich sage Ihnen, ich weiß es einfach nicht. Das war ja nicht persönlich. Sie waren für mich keine Person, Sie waren einfach eine rechnerische Größe, Teil eines Geschäftsabkommens… Dennoch, wie ich sagte, meine Frau war tot, und ich bin ein alter Mann, der nur noch eine begrenzte Zeit vor sich hat. Vielleicht ein Blick in Ihre Augen oder um Ihrer Kinder willen — wer weiß, vielleicht hätte ich die Pistole auf mich gerichtet. Vielleicht auch nicht.«

«Mein Gott, Sie sind ein Killer.«

«Ich bin vieles, Monsieur. Ich verlange keine Vergebung — nicht in dieser Welt; und danach, das ist eine andere Frage. Es gab immer bestimmte Umstände…«

«Französische Logik«, bemerkte Brendan Patrick Pierre Prefontaine, ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof von Boston, und berührte dabei geistesabwesend die aufgescheuerte Haut seines Nackens unter seinem versengten weißen Haar.

«Gott sei Dank mußte ich niemals vor ein französisches Gericht. Eine Seite hat auf jeden Fall immer unrecht. «Der entlassene Richter kicherte.»Sie sehen vor sich einen Gauner rechtmäßig angeklagt und rechtmäßig verurteilt. Der einzige entlastende Aspekt meiner Vergehen ist, daß ich erwischt wurde und so viele andere nicht, weder früher noch heute.«

«Vielleicht sind wir sogar verwandt, Monsieur le juge.«

«Im Vergleich mit ihnen ähnelt mein Leben ja eher dem des Thomas von Aquin…«

«Erpressung«, unterbrach Marie.

«Nein, die Anklage lautete auf Annahme von Vergütungen für günstige Urteile, derlei Dinge… Mein Gott, in Boston sind wir so pingelig! In New York ist das gängige Praxis: Übergib das Geld dem Gerichtsdiener, aber genug für jeden.«

«Ich beziehe mich nicht auf Boston, ich spreche darüber, warum Sie hier sind. Das ist Erpressung.«

«Das ist eine übermäßige Vereinfachung, aber im wesentlichen korrekt. Wie ich Ihnen sagte, der Mann, der mich bezahlte, machte eine zusätzliche große Summe locker, damit ich die Information für mich behielt. Unter diesen Umständen und da ich nicht gerade einen vollen Terminkalender habe, hielt ich es für angebracht, meine Nachforschungen weiterzutreiben. Schließlich, wenn das wenige, was ich wußte, so viel einbrachte, wieviel mehr konnte da hereinkommen, wenn ich etwas mehr wußte.«

«Und Sie sprechen von französischer Logik, Monsieur?«warf der Franzose ein.

«Es war einfach eine Art weiterführender Befragung««, antwortete der ehemalige Richter. Er warf kurz einen Blick auf St. Jacques, bevor er sich wieder Marie zuwandte.»Aber, Verehrteste, ich habe da noch etwas ausgelassen, was bei den Verhandlungen mit meinem Klienten außerordentlich hilfreich war. Um es deutlicher zu sagen: Ihre Identität wurde von der Regierung geheimgehalten und geschützt. Das war ein wichtiger Punkt, und er jagte einem sehr mächtigen und einflußreichen Mann Angst ein.«

«Ich möchte seinen Namen«, sagte Marie.