«Stimmt, sie glauben, er sei eine Figur aus einem Roman oder einem Film, wenn sie ihn überhaupt kennen. Vor dreizehn Jahren versuchte er das wettzumachen. Er kam nach New York, um mich zu töten.«
«Korrektur, Monsieur. Sie haben ihn gezwungen, Sie zu verfolgen.«
«Das ist Geschichte. Was hat das alles mit heute nacht zu tun? Ihr Plan…«
«Ich kann den Schakal zwingen, mich zu verfolgen, sich mit mir zu treffen. Jetzt. Heute nacht.«
«Wie?«
«Wenn ich ganz offen auf dem Gelände herumlaufe, wo er oder einer seiner Leute mich sehen kann…«
«Warum sollte ihn das zwingen, Ihnen nachzugehen?«
«Weil die Krankenschwester nicht bei mir ist, die er mir zugewiesen hatte!«
Wieder sah Borowski den alten Franzosen schweigend an.»Ein Köder«, sagte er schließlich.
«Ein so schöner Lockvogel, daß er nicht eher ruhen wird, als bis er ihn hat, bis er mich befragen kann… Verstehen Sie, ich bin wichtig für ihn — genauer gesagt, mein Tod ist wichtig —, Präzision ist seine… seine diction, wie sagt man?«
«Seine Operationsmethode, nehme ich an.«
«So hat er überlebt, so hat er die meisten seiner Kills durchgeführt, das hat ihm über die Jahre seinen Ruf als assassin supreme eingebracht. Bis ein Mann mit dem Namen Jason Borowski aus dem Fernen Osten kam… Aber das wissen Sie alles…«
«Das ist mir egal«, unterbrach Jason.»Weiter.«
«Erst, wenn ich nicht mehr da bin, kann er enthüllen, wer Jean Pierre Fontaine, der Held von Frankreich, wirklich war. Ein Hochstapler, sein Hochstapler, seine Schöpfung, das Instrument des Todes, seine Schlinge für Jason Borowski. Welch ein Triumph für ihn!.. Aber erst, wenn ich tot bin! Außerdem weiß ich zuviel, kannte zu viele von denen, die in den Gullys von Paris verschwanden. Nein, ich muß tot sein, erst dann kann er siegen!«
«Dann wird er Sie töten, wenn er Sie sieht.«
«Nicht bevor ich ihm nicht ein paar Fragen beantwortet habe, Monsieur. Wo ist die Krankenschwester? Was ist mir ihr passiert? Hat le cameleon sie gefunden, umgedreht, sie beiseite geschafft? Haben die britischen Behörden sie? Ist sie auf dem Weg nach London zum MI-6 mit all ihren Chemikalien, um für Interpol zu arbeiten? So viele Fragen… Nein, er wird mich nicht töten, bevor er nicht weiß, was er wissen muß. Und vorher, hoffe ich, werden Sie dasein.«
«Die Schwester!«
«Ja. Wenn mich die Leute des Schakals aufgegabelt haben, sage ich, daß ich meine neue, teure Freundin, die sich so gut um meine Frau gekümmert hat, schon den ganzen Tag nicht gesehen hätte, frage, was mit ihr geschehen sei, wohin sie gegangen sei… Über ein verstecktes Funkgerät werden Sie alles mitbekommen. Wo immer ich hingeführt werde, werde ich, ein schwacher, alter Mann, Fragen stellen. Warum gehe ich hier? Warum sind wir hier?… Und Sie werden folgen, gut ausgerüstet, hoffe ich. Dann werden Sie den Schakal haben.«
Mit steifem Hals setzte sich Borowski auf die Tischkante.»Ihr Freund Brendan oder wie er heißt, hat ganz recht…«
«Brendan Prefontaine. Obwohl Fontaine nicht mein richtiger Name ist, haben wir beschlossen, daß wir zur selben Familie gehören. Als die ersten Elsässer mit Lafayette im achtzehnten Jahrhundert nach Amerika gingen, fügten sie das >Pre< hinzu, um sich von den Fontaines zu unterscheiden, die sich über ganz Frankreich verbreiteten.«
«Hat er Ihnen das erzählt?«
«Er ist ein brillanter Kopf, der ehemalige Richter.«»Und er hat recht. Ihr Plan ist gut, aber es gibt ein beträchtliches Risiko. Und um ehrlich zu sein, Fontaine, ich schere mich einen Dreck um das Risiko, das Sie eingehen, oder wer auch immer. Ich will den Schakal, nur das zählt für mich. Ich möchte, daß Ihnen das klar ist. «Der alte Franzose starrte Jason mit amüsiertem Gesichtsausdruck an und lachte leise in sich hinein.»Sie sind so ein durchsichtiger Widerspruch. Borowski würde das niemals gesagt haben. Er hätte den Mund gehalten, hätte den Vorschlag ohne Kommentar angenommen. Der Gatte von Mrs. Webb jedoch muß sich erklären. Innerlich hat er Einwände, die muß er laut aus dem Weg räumen. «Und plötzlich wurde sein Ton schneidend kalt.»Werden Sie ihn los, Borowski. Webb hilft mir nicht, und den Schakal tötet er auch nicht. Machen Sie sich frei von ihm.«
«Er ist weg. Ich verspreche es, er ist weg. «Das Chamäleon sprang vom Tisch.»Und jetzt los!«
Das Blasorchester machte immer noch ohrenbetäubenden Lärm, allerdings waren die Außenlautsprecher ausgeschaltet worden. Der Besitzer des Tranquility Inn, der kanadische Arzt und der unaufhörlich schwatzende Mr. Pritchard traten aus der leerstehenden Villa heraus, eskortiert von zwei schwarzen Wachen mit ihren Uzi-MPs. Sie gingen hinüber zum Büro. Der Vizemanager sollte zum Empfang zurückkehren und zu niemandem irgend etwas über das sagen, was er in den vergangenen Stunden gesehen hatte.
«Absolut nichts, Sir. Wenn ich gefragt werde, dann war ich am Telefon, um mit den Behörden in Montserrat zu sprechen.«
«Worüber?«warf St. Jacques ein.
«Na ja, ich dachte…«
«Du sollst nicht denken. Du hast den Service der Zimmermädchen überprüft, das ist alles.«
«Ja, Sir. «sagte Pritchard geknickt. St. Jacques und der Arzt traten ins Büro, wo sie auf Jason und Fontaine trafen.
«Ich bezweifle, ob es einen Unterschied macht, was er sagt«, meinte der Arzt.»Die Leute sind sowieso völlig durch den Wind. Die Ereignisse der vergangenen Nacht, die wahnsinnige Sonne heute und der Alkohol heute abend.«
«Ich gehe besser mal rüber. Wir könnten das Fest auch in einen kleinen carnivale verwandeln. Scotty wird die zehntausend Dollar sparen, und je mehr Ablenkung wir haben, um so besser. Ich spreche mit der Kapelle und der Bar. Bin gleich wieder da.«
«Wir sind dann wahrscheinlich nicht mehr hier«, sagte Borowski.
Im nächsten Moment trat eine stramme, junge schwarze Frau in Schwesternuniform aus dem Privatbadezimmer von John St. Jacques ins Büro. Der alte Fontaine ging auf sie zu.
«Sehr gut, mein Kind, Sie sehen ausgezeichnet aus«, sagte der Franzose.»Denken Sie daran. Ich werde Ihren Arm halten, während wir gehen und reden, und wenn ich Sie kneife und meine Stimme erhebe, dann verhalten Sie sich wie besprochen.«
«Ja, Sir. Ich werde von Ihnen erbost weglaufen, weil Sie so unhöflich sind.«
«Genau. Sie brauchen keine Angst zu haben, es ist nur ein Spiel. Wir möchten mit jemandem sprechen, der sehr schüchtern ist.«»Wie geht's dem Hals?«fragte der Doktor. Er konnte den Verband unter dem Hemd nicht sehen.
«Gut«, antwortete Borowski.
«Lassen Sie mich mal sehen. «Der Kanadier kam auf ihn zu.
«Danke, nicht jetzt, Doktor. Ich schlage vor, Sie gehen hinunter und gesellen sich zu Ihrer Frau.«
«Schon gut, aber kann ich noch schnell etwas sagen?«
«Wenn Sie's kurz machen.«
«Ich bin Arzt, und ich mußte schon eine Menge Dinge tun, die mir nicht gefielen. Aber wenn ich an jenen jungen Mann denke und was mit ihm geschehen ist…«
«Bitte«, unterbrach Jason.
«Ja, ja, ich verstehe. Trotzdem bin ich hier, wenn Sie mich brauchen, ich wollte nur, daß Sie das wissen… Ich bin nicht besonders stolz auf das, was ich vorhin gesagt habe. Ich sah, was ich sah, und ich habe einen Namen, und ich bin auch durchaus bereit, vor Gericht auszusagen.«
«Es wird keinen Prozeß geben, Doktor, keine Zeugenaussage.«
«Wirklich? Aber was hier passiert, das sind Verbrechen!«
«Wir wissen, daß Sie ein Freund sind«, sagte Borowski.»Ihre Hilfe wird sehr geschätzt, aber alles andere geht Sie nichts an.«
«Ich verstehe«, sagte der Doktor.»Ich gehe also. «An der Tür drehte er sich nochmals um.»Lassen Sie mich besser später den Hals noch einmal untersuchen. Wenn Sie dann noch einen haben. «Der Doktor ging, und Borowski wandte sich Fontaine zu.