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Peter Holland, Direktor der CIA, erhob sich hinter seinem Schreibtisch und schrie den Mann an, der vor ihm auf dem Stuhl saß.»Nichts tun? Hast du deinen verdammten Verstand verloren?«

«Und du deinen, als du das Statement über die britischamerikanische Operation in Hongkong herausgegeben hast?«

«Es war die verdammte Wahrheit!«

«Es gibt auch andere Wahrheiten, wie etwa die Wahrheit zu leugnen, wenn es dem Geheimdienst nichts nutzt.«

«Scheiße! Die blöden Politiker!«

«Das würde ich nicht sagen, Dschingis-Khan. Ich habe von Männern gehört, die sich lieber an die Wand stellen lassen und ihre Hinrichtung akzeptierten, als der Wahrheit, der sie sich verpflichtet fühlten, abzuschwören… Du hebst ab, Peter.«

Erschöpft sank Peter Holland zurück in seinen Sessel.»Vielleicht gehöre ich wirklich nicht hierher.«

«Vielleicht nicht, aber gib dir noch ein wenig Zeit. Vielleicht wirst du dir genauso schmutzige Hände holen wie wir anderen auch. Das kann passieren, du weißt es.«

Der Direktor lehnte sich zurück. Er sprach mit Unterbrechungen.»Da draußen habe ich mir die Hände schmutziger gemacht als irgendeiner von euch, Alex. Ich wache immer noch manchmal in der Nacht auf und sehe die Gesichter junger Männer vor mir, wie sie mich anstarren, während ich ihnen mein Messer in die Brust stoße und weiß, daß sie keine Ahnung haben… «

«Entweder sie oder du. Sie hätten dir eine Kugel in den Kopf gejagt, wenn sie gekonnt hätten.«

«Ja, das nehme ich an. «Der DCI beugte sich vor, und seine Augen bohrten sich in die Conklins.»Aber darüber reden wir nicht, oder?«

«Du könntest sagen, es sei eine Variation des Themas.«

«Laß den Scheiß.«

«Es ist ein Musikerausdruck. Ich liebe Musik.«

«Dann komm auf das Hauptthema unserer Symphonie zurück, Alex.«

«Na gut. Borowski ist verschwunden. Er sagte mir, daß er glaubt, eine Höhle gefunden zu haben — seine Worte, nicht meine —, wo er überzeugt ist, den Schakal stellen zu können. Nähere Erläuterungen hat er nicht gegeben. Und nur Gott weiß, wann er mich wieder anruft.«

«Ich habe unseren Mann von der Botschaft zum Pont-Royal geschickt und ihn nach Simon fragen lassen. Was du mir gesagt hast, stimmt. Simon hat ein Zimmer genommen, ist weggegangen und nicht zurückgekommen. Wo ist er?«

«Außer Sichtweite. Bernardine hatte eine Idee: Er dachte, er könnte Borowski über das Nummernschild des Mietwagens auf die Spur kommen. Aber der Wagen wurde nicht abgeholt, und wir sind beide der Meinung, daß das auch nicht mehr geschehen wird. Jason traut niemandem, nicht einmal mir, und in Anbetracht seiner Geschichte hat er auch allen Grund dazu.«

Hollands Augen waren kalt und wütend.»Du lügst mich doch nicht an, Conklin?«

«Warum sollte ich in so einem Moment lügen, über einen Freund wie ihn?«

«Das ist keine Antwort, sondern eine Frage.«

«Nein, ich lüge nicht. Ich weiß nicht, wo er ist. «Alex wußte es wirklich nicht.

«Deine Idee ist also, nichts zu tun.«

«Es gibt nichts, was wir tun könnten. Früher oder später wird er mich anrufen.«

«Kannst du dir vorstellen, was ein Untersuchungskomitee des Senats in ein paar Wochen oder Monaten, wenn alles hochgeht — und es wird hochgehen —, sagen wird? Wir schicken einen Mann, bekannt als Jason Borowski, nach Paris, das von Brüssel genausoweit entfernt ist wie New York von Chicago…«

«Ich glaube näher.«

«Danke, das hilft mir unglaublich… Der Oberbefehlshaber der NATO wird ermordet, wofür besagter Jason Borowski die Verantwortung übernimmt, und wir sagen: Verdammt noch mal! Nicht ein Wort zu irgend jemandem! Mein Gott, auf irgendeinem Schleppkahn werde ich Latrinen scheuern!«

«Aber er hat ihn nicht umgebracht.«

«Du weißt das, und ich weiß das, aber da gibt es die kleine Geschichte seiner Geistesverwirrung — was unweigerlich herauskommen wird in dem Augenblick, wo die Akten dem Gericht vorgelegt werden müssen.«

«Es handelt sich um eine Amnesie. Das hat mit Gewalt nichts zu tun.«

«Zum Teufel, es ist viel schlimmer. Er kann sich nicht erinnern, was er getan hat.«

Conklin packte seinen Stock, sein unruhiger Blick wurde angespannt.»Ich scheiße drauf, welchen Anschein das alles

erweckt! Mein verbliebener Instinkt sagt mit, daß Teagartens Ermordung mit Medusa zusammenhängt. Irgendwie, irgendwo haben sich die Drähte gekreuzt. Eine Botschaft wurde abgefangen, und ein gewaltiges Ablenkungsmanöver wurde in Szene gesetzt.«

«Ich glaube, ich verstehe unsere Sprache genausogut wie du«, sagte Holland,»aber jetzt kann ich dir nicht folgen.«

«Da gibt es auch noch keine Logik, keine Arithmetik, keine aufsteigende Linie. Ich weiß einfach noch nicht… Aber Medusa ist es.«

«Mit dem, was du weißt, könnte ich immerhin Burton vom Vereinigten Generalstab und ganz sicher auch Atkinson in London aus dem Verkehr ziehen.«

«Nein, laß sie in Ruhe. Beobachte sie, aber versenke ihre Schiffe noch nicht, Admiral.«

«Was schlägst du also vor?«

«Was ich von Anfang an gesagt habe: nichts tun. Es ist die Zeit des Wartens. «Alex schlug plötzlich mit dem Stock auf den Tisch.»Verdammte Scheiße, es ist Medusa. Es kann nicht anders sein.«

Ein glatzköpfiger alter Mann mit verrunzeltem Gesicht stand mühsam von einer Kirchenbank in der Kirche zum Heiligen Sakrament in Neuilly-sur-Seine auf, einem Vorort von Paris. Mühsam ging er Schritt um Schritt zum zweiten Beichtstuhl auf der linken Seite. Er zog den Vorhang zurück und kniete vor dem Gitter nieder, das mit einem schwarzen Tuch verhängt war, wobei ihn seine Beine schmerzten.

«Angelus domini, Kind Gottes«, sagte die Stimme hinter dem Gitter.»Geht es dir gut?«

«Viel besser durch Eure Großzügigkeit, Monseigneur.«

«Das freut mich, aber zu meiner Freude fehlt noch etwas, wie du weißt… Was ist in Anderlecht geschehen? Was hat mir meine geliebte und gut ausgerüstete Armee zu berichten? Wer hat es gewagt?«

«Wir haben uns überall verteilt und die vergangenen acht Stunden aufmerksam alles beobachtet, Monseigneur. Soweit wir bis jetzt wissen, sind zwei Leute aus den Vereinigten Staaten eingeflogen — sie sprachen amerikanisches Englisch — und nahmen ein Zimmer in einer Familienpension gegenüber dem Restaurant. Sie verließen es nur wenige Minuten nach dem Anschlag.«

«Eine ferngezündete Explosion!«

«Offensichtlich, Monseigneur. Mehr haben wir nicht erfahren.«

«Aber warum? Warum?«

«Wir können noch nicht in die Köpfe der Menschen schauen, Monseigneur.«

Jenseits des Atlantik, in einem teuren Appartement in Brooklyn Heights, mit den Lichtern des East River und der Brooklyn Bridge vor dem Fenster, rekelte sich ein capo supremo auf einer üppig gepolsterten Couch mit einem Glas Perrier in der Hand. Er sprach mit seinem Freund, der ihm gegenüber in einem Sessel saß und einen Gin-Tonic trank. Der junge Mann war schlank, dunkelhaarig und eindrucksvoll.»Du weißt, Frankie, ich bin nicht nur gut, ich bin brillant. Verstehst du, was ich meine? Ich lege Wert auf Nuancen — unterscheiden, was wichtig ist und was nicht —, und ich habe ein untrügliches Gespür. Ich höre einen armen Clown über etwas reden, und ich zähle vier und vier zusammen, und statt acht gibt es zwölf. Bingo! Das ist die Antwort. Da ist diese Katze, die sich Borowski nennt, ein Wurm, der tut, als sei er ein großer Killer, ist er aber nicht — er ist ein lausiger esca, ein Köder, um jemand anderes einzufangen, aber trotzdem ist er der, den wir wollen, verstehst du? Dann dieser miese Psychiater, sobald er Wind und Wetter ausgesetzt wird, spuckt er alles aus, was ich brauche. Unser

Mann hat nur ein halbes Hirn, eine testa balzana. Die meiste Zeit weiß er gar nicht, wer er ist oder was er tut, stimmt's?«