«Das entbehrt nicht der Logik«, sagte der Anwalt und wechselte die gekreuzte Beinstellung, während der wütende Capo finster zu seiner Couch zurückging.»Flannagan«, fügte der Anwalt der Wall Street hinzu.»Natürlich… klar, Flannagan. Er und seine Friseusennutte brauchten eine Versicherung… Aber sie würden sich damit bloßstellen. Ich bin wirklich erleichtert. Nehmen Sie meine Entschuldigung entgegen, Louis.«
«Sind Sie am Ende mit Ihren Geschäften?«
«Doch, glaube ich.«
«Damit also zu unserem Idiotendoktor.«
«Was ist mit ihm?«
«Wie ich sagte, eine Goldmine.«
«Ohne die Akten seiner Patienten keine zwanzig Karat, denke ich.«
«Dann denken Sie falsch«, konterte Louis.»Wie ich es Armbruster schon erzählt habe, bevor er für euch zum Risikofaktor wurde: Auch wir haben Ärzte. Spezialisten für alle möglichen medizinischen Dinge — motorische Aufnahmen und diesen mentalen Abruf im Zustand äußerer Kontrolle. Daran speziell kann ich mich erinnern. Das ist etwas ganz anderes als eine Knarre am Kopf, geht ganz ohne Blutvergießen.«
«Ich nehme an, da könnte was dran sein.«
«Da können Sie Ihren Country Club gegen verwetten. Wir bringen den Mann jetzt an einen Ort in Pennsylvania, eine Art Pflegeheim, wo die Reichsten der Reichen hingehen, um sich trockenlegen zu lassen oder geradegebogen zu werden, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
«Ich glaube schon. Fortgeschrittene medizinische Ausrüstung, erstklassiges Personal — gutbewachtes Gelände.«
«Jaja, genau. Eine Menge Ihrer Leute gehen da durch…«
«Weiter«, unterbrach der Anwalt und sah auf seine goldene Rolex.»Ich habe nicht viel Zeit.«
«Nehmen Sie sich die Zeit. Laut meinem Spezialisten und ich habe absichtlich das Wort mein benutzt, wenn Sie verstehen — wird der neue Patient nach einem genau festgelegten Schema jeden vierten oder fünften Tag zum Mond geschossen — den Ausdruck benutzt er, nicht ich. In den Zwischenzeiten wird er richtig gut behandelt. Er wird mit den richtigen Neuterminen, oder wie das heißt, gefüttert, kann ausreichend Gymnastik machen und schlafen und all den Scheiß… Wir alle sollten unsere Körper pflegen, nicht wahr, avvocato?«
«Manche spielen halt jeden zweiten Tag Squash.«
«Verzeihen Sie mir, Mr. Park Avenue, aber Squash sind für mich Zucchini, und die esse ich.«
«Linguistische und kulturelle Unterschiede zeigen sich, nicht wahr?«
«Ja, das kann ich Ihnen nicht zum Vorwurf machen, consigliere.«
«Kaum. Und mein Titel ist Anwalt.«
«Mit etwas Geduld bringen Sie es auch noch zum consigliere.«
«Unser Leben ist zu kurz, Louis. Machen Sie jetzt weiter, oder soll ich gehen?«
«Ich mache weiter, Mr. Anwalt… Jedesmal also, wenn unser Schrumpfkopf zum Mond geschossen wird, ist er in guter Verfassung, klar?«
«Ich verstehe, daß er periodisch normal ist, aber im übrigen bin ich kein Arzt.«
«Und ich verstehe nicht, wovon Sie reden, jedenfalls bin ich auch kein Arzt, deswegen beziehe ich mich auf die Worte meines Spezialisten. Jedesmal, wenn der dottore zum Mond geschossen wird, dann ist sein Verstand vollkommen klar, und dann wird ihm ein Name nach dem anderen eingegeben. Viele, vielleicht die meisten, sind willkürlich, aber ab und zu hat einer was zu bedeuten und dann noch einer und noch einer. Und immer beginnen sie mit dem, was sie eine Periode nennen. Sie versuchen Teile und Teilchen von Informationen herauszufinden, genug, um sich eine Vorstellung von der fraglichen Person machen zu können — genug, um sie sich in die Hose scheißen zu lassen, die Leute von Bedeutung. Denken Sie daran, wir leben in schwierigen Zeiten, und dieser Schrumpeldoktor behandelt einige der fettesten Brocken in Washington, inner- und außerhalb der Regierung. Wie schmeckt Ihnen das, Mr. Anwalt?«
«Sicher einmalig«, antwortete der Gast langsam und studierte den capo supremo.»Seine Akten wären natürlich noch unendlich viel wertvoller.«
«Ja, gut, wie ich sage, wir arbeiten daran, doch es wird Zeit brauchen. Aber das hier gibt es schon jetzt, immediato. In wenigen Stunden wird er in Pennsylvania sein. Wollen wir einen Deal machen? Sie und ich?«
«Worüber? Über etwas, was Sie nicht haben und vielleicht nie bekommen?«
«He, für was halten Sie mich eigentlich?«
«Ich bin sicher, daß Sie das nicht hören wollen…«
«Lassen Sie den Unsinn. Sagen wir, in ein oder zwei Tagen, vielleicht einer Woche, treffen wir uns, und ich gebe Ihnen eine Liste mit Namen, von denen ich denke, daß sie Sie interessieren. Leute, von denen wir Informationen haben — sagen wir, Informationen, die nicht leicht zugänglich sind. Sie suchen sich einen oder zwei oder gar keinen heraus, was können Sie verlieren? Es ist alles offen, und es wäre ein Deal nur zwischen uns beiden. Niemand sonst ist da mit drin, außer meinem Spezialisten und seinem Assistenten, die Sie aber nicht kennen und die Sie nicht kennen.«
«Eine Art Nebenarrangement?«
«Je nach der Information werde ich den Preis machen. Vielleicht sind es nur tausend Dollar oder zwei oder vielleicht auch zwanzig, oder auch gratis, wer weiß? Ich werde fair sein, weil ich Sie brauche, capisce?«
«Das ist sehr interessant.«
«Wissen Sie, was mein Spezialist sagt? Er meint, wir könnten damit einen neuen Geschäftszweig aufbauen, in Heimarbeit, wie er es nennt. Man schnappt sich ein Dutzend von diesen Schrumpfköpfen, alle mit besten Beziehungen zur Regierung, zum Senat oder selbst zum Weißen Haus…«
«Ich verstehe vollkommen«, unterbrach der Anwalt und stand auf,»aber ich muß jetzt weg… Bringen Sie mir eine Liste, Louis. «Der Gast ging in das kleine Marmorfoyer.
«Haben Sie keinen hübschen Diplomatenkoffer, signor awocato?« sagte der Capo und erhob sich vom Sofa.
«Damit ich den nicht sehr delikaten Mechanismus vor Ihrer Tür in Aufruhr bringe?«»Tja, die Welt draußen ist so gewalttätig.«
«Darüber möchte ich gar nichts wissen. «Der Anwalt der Wall Street verließ das Haus, und beim Klang der sich schließenden Tür rannte Louis quer durch den Raum zu dem Queen-Anne-Schreibtisch und griff nach dem französischen Elfenbeintelefon. Wie immer warf er das große, schmale Instrument erst zweimal um, bevor er mit einer Hand die Gabel festhielt und mit der anderen wählte.»Verdammter Wirrkopf!«murmelte er.»Gottverdammter Dekorateur!.. Mario?«
«Hallo, Lou«, sagte eine angenehme Stimme in New Rochelle.»Ich wette, du rufst an, um Anthony zum Geburtstag zu gratulieren, he?«
«Was?«
«Mein Sohn, Anthony. Er wird heute fünfzehn, hast du das vergessen? Die ganze Familie sitzt draußen im Garten, und wir vermissen dich, Cousin. Und Lou, der Garten dieses Jahr! Ich bin ein wirklicher Künstler.«
«Vielleicht bist du noch was anderes.«
«Was?«
«Kauf Anthony ein Geschenk und schick mir die Rechnung. Vielleicht auch 'ne Braut. Reif dafür war er.«
«Lou, du bist unmöglich. Es gibt da noch ein paar Dinge…«
«Jetzt gibt es nur ein Ding, Mario, und ich will von dir die Wahrheit wissen, oder ich laß dir die Zunge rausreißen!«
Es gab eine kurze Pause in New Rochelle, bevor der angenehm klingende Henker wieder sprach.»Ich verdiene es nicht, daß man so mit mir spricht, cugino.«
«Vielleicht nicht… Aus der Wohnung des Generals in Manassas wurde ein Buch geklaut, ein sehr wertvolles Buch.«
«Haben sie herausgefunden, daß es fehlt, wie?«
«Heilige Scheiße, hast du es?«
«Ich hatte es, Lou. Es sollte ein Geschenk für dich werden, aber ich habe es verloren.«
«Du hast es verloren? Was, zum Teufel, hast du gemacht, es in einem Taxi liegenlassen?«