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Das war alles, was er an diesem Abend sehen wollte. Er mußte verschiedenes erwägen, vielleicht Leute anmieten, wie er es schon in der Vergangenheit getan hatte. Entbehrliche Leute, die ihm nichts bedeuteten, Leute, die man bezahlte oder bestach, erpreßte oder zwang, das zu tun, was man von ihnen wollte, ohne jede Erklärung.»Ich habe gerade den Typ gesehen, den ich hier treffen wollte«, sagte er zu den fast abwesenden Maurice und Ralph.»Er will, daß ich rauskomme.«

«Du verläßt uns?«jaulte der Belgier.

«He, Mann, das solltest du nicht«, fügte der junge Amerikaner aus dem Süden hinzu.

«Nur für heute nacht. «Borowski lehnte sich über den Tisch.»Ich arbeite mit einem anderen legionnaire, jemandem, der an was dreht, wo 'ne Menge Kohle auf dem Spiel steht. Ich kenne euch nicht, aber ihr scheint mir anständige Kerle zu sein. «Borowski zog eine Rolle Geldscheine raus und nahm tausend Francs, fünfhundert für jeden der beiden.

«Nehmt, beide, steckt es in die Taschen, schnell.«

«Heilige Scheiße!«

«Merde!«

«Das ist keine Garantie, aber vielleicht können wir euch brauchen. Haltet euren Mund und geht zehn oder fünfzehn

Minuten nach mir raus. Also, keinen Wein mehr. Ich will euch morgen nüchtern… Wann macht dieser Laden auf, Maurice?«

«Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt zumacht. Ich bin hier schon um acht Uhr früh gewesen. Dann ist er natürlich nicht so voll…«

«Seid gegen Mittag hier. Aber mit klaren Köpfen, in Ordnung?«

«Soll ich meine Uniform anziehen?«

«Zum Teufel, nein.«

«Ich ziehe Anzug und Krawatte an. Ich habe einen Anzug und eine Krawatte, ehrlich!«Der Amerikaner hatte einen Schluckauf.

«Nein. Ihr beide kommt so, wie ihr jetzt seid, aber mit klarem Kopf. Versteht ihr mich?«

«Du klingst tres americain, man ami.«

«Das ist wahr.«

«Bin ich nicht, außerdem kommt es hier auf Wahrheit nicht an, oder?«

«Ich weiß schon, was er meint. Das habe ich schon gelernt. Mit einer Krawatte sieht man wie ein Witz aus.«

«Keine Krawatte, Ralph. Bis morgen. «Borowski schlängelte sich aus der Sitzecke und hatte plötzlich eine Idee. Statt zum Ausgang zu gehen, drängte er sich vorsichtig zum Ende der Bar und dem riesigen kahlen Barkeeper durch. Es war kein Platz frei, weshalb er sich vorsichtig, höflich an zwei Kunden vorbeidrängte und einen Pernod bestellte. Er bat um eine Serviette, auf die er eine Botschaft schreiben könne, persönlich, die niemand im Laden etwas angehe. Auf die Rückseite der Serviette, auf der ein grobes Wappen prangte, schrieb er mit dem Kugelschreiber auf französisch:

«Das Nest der Amsel ist eine Million Francs wert. Objekt: vertraulicher geschäftlicher Rat. Wenn interessiert, dann an der

Ecke der alten Fabrik in dreißig Minuten. Was kann es schaden? Zusätzliche fünftausend Francs, wenn alleine.«

Borowski wickelte die Serviette mit einem Hundert-FrancsSchein zusammen und machte dem Barkeeper ein Zeichen, der sich seine Stahlbrille zurechtrückte. Langsam setzte er seinen massigen Körper in Bewegung und stützte seine dicken tätowierten Arme auf den Tresen.

«Was ist?«fragte er grob.

«Ich habe eine Botschaft für Sie«, antwortete das Chamäleon und sah mit festem Blick auf die Brille des Barkeepers.»Ich bin allein und hoffe, Sie werden meine Bitte in Erwägung ziehen. Ich bin ein Mann, der verwundet ist, aber ich bin kein armer Mann.«

Borowski ergriff schnell, aber höflich — sehr höflich — die Hand des Barkeepers und drückte die Serviette mit dem Schein hinein. Mit einem bittenden Blick auf den verblüfften Mann drehte sich Jason um und ging zur Tür, wobei er sein Hinken noch betonte.

Draußen eilte er über das brüchige Pflaster zum Eingang der Gasse. Er schätzte, daß sein Zwischenspiel an der Bar acht bis zwölf Minuten gedauert hatte. Da er wußte, daß ihn der Barkeeper beobachtete, hatte er beim Rausgehen absichtlich nicht zum Tisch seiner zwei neuen Bekannten geblickt, nahm aber an, daß sie noch dort waren. Panzerhemd und Armeejacke hatten nicht mehr den richtigen Durchblick, und in ihrer Verfassung zählten Minuten nicht. Er konnte nur hoffen, daß die fünfhundert Francs für jeden ein bestimmtes Maß an Verantwortung erzeugen würden und daß sie bald gingen, wie er es ihnen gesagt hatte. Komischerweise hatte er mehr Vertrauen in Maurice-Rene als in den jungen Amerikaner, der sich Ralph nannte. Ein ehemaliger Corporal der Fremdenlegion besaß einen automatischen Reflex, was Befehle anging. Er befolgte sie blind, ob betrunken oder nüchtern. Jason hoffte es. Es war nicht unbedingt notwendig, aber er konnte ihre Hilfe brauchen, wenn — wenn der Barkeeper vom Le Coeur du Soldat von der Summe gereizt würde — und von der vertraulichen Konversation mit einem Krüppel, den er offensichtlich mit einem seiner tätowierten Arme erledigen konnte.

Borowski wartete. Der Schein der Laternen in der Gasse war sehr schwach. Immer weniger Leute gingen ins Le Coeur hinein oder kamen heraus, alle gingen ohne einen Blick auf Jason vorbei, der an die verfallene Ziegelmauer gelehnt dastand.

Sein Instinkt wurde wach. Panzerhemd zog die viel jüngere Armeejacke auf die Straße, und als die Tür hinter ihnen zugefallen war, schlug er dem Amerikaner quer über das Gesicht und erklärte ihm mit undeutlichen Worten, daß sie reich seien und noch reicher werden könnten.

«Das ist besser, als in Angola erschossen zu werden!«schrie er, laut genug, daß Borowski es hören konnte.»Warum sind sie da bloß hin?«Jason stoppte sie am Eingang zur Gasse und zog die beiden Männer um die Ecke des Ziegelgebäudes.

«Ich bin es«, sagte er mit befehlender Stimme.

«Sacrebleu…!«

«Was, zum Teufel…!«

«Seid leise! Ihr könnt heute nacht noch fünfhundert machen, wenn ihr wollt. Wenn nicht, gibt es zwanzig andere, die wollen.«

«Wir sind Kameraden!«protestierte Maurice-Rene.

«Ich könnte dir in den Arsch treten, wie du uns erschreckt hast… Aber mein Kumpel hat recht, wir sind Kameraden — keine Kommunisten, nicht, Maurice?«

«Ta gueule.«

«Das heißt, halt's Maul«, erklärte Borowski.

«Das hör ich oft…«»Hört zu. In den nächsten Minuten kommt möglicherweise der Barkeeper da raus, um nach mir zu sehen. Vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht. Der große, glatzköpfige Kerl mit der Brille. Kennt ihn einer von euch?«

Der Amerikaner zuckte die Schultern, aber der Belgier nickte mit seinem beduselten Kopf und sagte:»Sein Name ist Santos. Er ist Spanier.«

«Spanier?«

«Oder Lateinamerikaner. Niemand weiß es.«

Ilich Ramirez Sanchez, dachte Jason. Carlos, der Schakal, Venezulaner von Geburt, Terrorist, mit dem die Sowjets nicht fertig wurden. Natürlich würde er sich an seine Leute halten.

«Wie gut kennst du ihn?«

Jetzt zuckte der Belgier mit den Schultern.»Er hat im Le Coeur die absolute Autorität. Er hat Leuten schon den Schädel zertrümmert, wenn sie sich zu schlecht benommen haben. Er nimmt erst immer seine Brille ab, das ist das erste Anzeichen dafür, daß was passieren wird, was selbst erfahrene Soldaten nicht gerne mit ansehen… Wenn er rauskommt, dann würde ich dir raten zu verschwinden.«

«Er kommt vielleicht, weil er mit mir reden will, nicht, um mir ans Leder zu gehen.«

«Das wäre nicht Santos…«

«Die Einzelheiten braucht ihr nicht zu kennen, die gehen euch nichts an. Aber wenn er aus der Tür kommt, möchte ich, daß ihr ihn in eine Unterhaltung verwickelt, könnt ihr das machen?«