Выбрать главу

«Rauchen Sie eine mit?«, fragte Driver.»Sie waren ein Geschenk von Alex.«

Als Lindros dankend abwehrte, zog Driver eine Schublade auf, nahm eine Zigarre aus einem Humidor und begann das umständliche Ritual des Anzündens. Lindros verstand, dass er etwas brauchte, um seine Nerven zu beruhigen. Er sog prüfend die Luft ein, als die erste bläuliche Rauchwolke durch den Raum zog. Eine kubanische Zigarre.

«Alex hat mich aufgesucht«, fuhr Driver fort.»Nein, das stimmt nicht ganz — er hat mich zum Abendessen eingeladen. Er hat mir erzählt, er habe diesen Kerl von der DARPA kennen gelernt. Felix Schiffer. Er kam mit diesen Militärtypen nicht zurecht und suchte einen anderen Job. Würde ich seinem Freund helfen?«

«Und Sie waren einverstanden?«, fragte Lindros.»Einfach so?«

«Natürlich war ich das. General Baker, der DARPA-Chef, hatte uns erst im Vorjahr einen guten Mann abgeworben. «Driver nahm einen Zug von seiner Zigarre.»Rache ist süß. Ich habe die Chance, es diesem Kommiss-Stiefel Baker zu zeigen, bereitwillig ergriffen.«

Lindros runzelte die Stirn.»Hat Conklin Ihnen bei diesem Abendessen erzählt, woran Schiffer bei der DARPA gearbeitet hat?«

«Klar. Schiffers Fachgebiet war der gezielte Einsatz in der Luft schwebender Bakterien. Er hat an Methoden gearbeitet, mit Krankheitserregern verseuchte Räume zu reinigen.«

Lindros setzte sich auf.»Zum Beispiel mit Milzbranderregern?«

Driver nickte.»Genau.«

«Wie weit war er damit?«

«Bei der DARPA?«Driver zuckte mit den Schultern.»Keine Ahnung.«

«Aber Sie haben sich doch bestimmt über seine bisherige Arbeit informiert, bevor er bei Ihnen eingetreten ist?«

Driver funkelte ihn an, dann tippte er etwas auf seiner Computertastatur ein. Er drehte den Bildschirm zur Seite, damit beide ihn sehen konnten.

Lindros beugte sich nach vorn.»Das kommt mir wie Geschwafel vor, aber ich bin eben kein Wissenschaftler.«

Driver starrte das brennende Ende seiner Zigarre an, als könne er sich jetzt, im Augenblick der Wahrheit, nicht dazu überwinden, Lindros anzusehen.»Es ist Geschwafel, mehr oder weniger.«

Lindros erstarrte.»Wie meinen Sie das?«

Driver betrachtete weiter wie fasziniert das Ende seiner Zigarre.»Daran kann Schiffer auf keinen Fall gearbeitet haben, denn es ergibt keinen Sinn.«

Lindros schüttelte den Kopf.»Das verstehe ich nicht.«

Driver seufzte.»Möglicherweise ist Schiffer auf diesem Fachgebiet kein großer Experte.«

Lindros hatte das Gefühl, in seinem Magen bilde sich ein eisiger Klumpen aus Entsetzen.»Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, nicht wahr?«

«Nun, jetzt wo Sie’s sagen, ja. «Driver fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.»Möglich ist auch, dass Schiffer an etwas ganz anderem gearbeitet hat, von dem weder die DARPA noch wir erfahren sollten.«

Lindros war sichtlich konsterniert.»Wieso haben Sie Dr. Schiffer das nicht gefragt?«

«Das täte ich sehr gern«, antwortete Driver.»Das Dumme ist nur, dass ich nicht weiß, wo Felix Schiffer ist.«

«Wenn Sie’s nicht wissen«, fragte Lindros aufgebracht,»wer zum Teufel weiß es dann?«

«Alex hat es als Einziger gewusst.«

«Alex Conklin ist tot, verdammt noch mal!«Lindros fuhr hoch, beugte sich nach vorn und schlug Driver die Zigarre aus dem Mund.»Randy, seit wann ist Dr. Schiffer verschwunden?«

Driver schloss die Augen.»Seit sechs Wochen.«

Nun verstand Lindros alles. Dies war der Grund, weshalb Driver bei seinem ersten Besuch so feindselig gewesen war: Er hatte schreckliche Angst gehabt, die Agency wittere seinen unerhörten Verstoß gegen alle Sicherheitsbestimmungen. Jetzt sagte er:»Wie um Himmels willen konnten Sie das bloß zulassen?«

Drivers blaue Augen erwiderten kurz seinen Blick.»Das hat Alex mir eingebrockt. Ich habe ihm vertraut. Wieso auch nicht? Ich kannte ihn seit Jahren — in der Agency war er eine lebende Legende, verdammt noch mal. Und was macht er dann? Er lässt Schiffer verschwinden.«

Driver starrte seine auf dem Boden liegende Zigarre an, als habe sie sich in ein bösartiges Insekt verwandelt.»Er hat mich ausgenützt, Lindros, mich schamlos missbraucht. Schiffer sollte nie in meiner Abteilung arbeiten. Alex wollte nie, dass er zu uns, zur Agency, kam. Er wollte ihn aus der DARPA rausholen, um ihn verschwinden zu lassen.«

«Weshalb?«, fragte Lindros.»Warum wollte er das?«

«Das weiß ich nicht. Bei Gott, ich wollte, ich wüsste es. «Der Schmerz in Drivers Stimme war nicht zu überhören, und Lindros hatte erstmals seit ihrer Bekanntschaft Mitleid mit ihm. Alles, was er jemals über Alexander Conklin gehört hatte, hatte sich als wahr erwiesen. Er war der Meistermanipulator, der Hüter dunkler Geheimnisse, der Agent gewesen, der keinem traute — außer Jason Bourne — seinem Schützling. Lindros fragte sich flüchtig, wie diese unerwartete Wendung sich auf den Alten auswirken würde. Conklin und er waren jahrzehntelang eng befreundet gewesen; sie hatten gemeinsam in der Agency, die ihr Leben war, Karriere gemacht. Sie hatten sich aufeinander verlassen, hatten einander vertraut… und nun dieser bittere Schlag. Conklin hatte gegen praktisch sämtliche Vorschriften der Agency verstoßen, um zu bekommen, was er wollte: Dr. Felix Schiffer. Er hatte nicht nur Randy Driver, sondern die Agency selbst reingelegt. Wie willst du dem Alten das bloß schonend beibringen? fragte Lindros sich. Aber noch während er das dachte, war ihm bewusst, dass er ein dringenderes Problem zu lösen hatte.

«Conklin hat offenbar gewusst, woran Schiffer wirklich gearbeitet hat, und wollte’s haben«, sagte Lindros.»Aber was zum Teufel war das?«

Driver sah ihn ratlos an.

Stepan Spalko stand mitten auf dem Kapisztran ter, seine Limousine wartete in Rufweite. Über ihm erhob sich der Maria-Magdalenen-Turm, der einzige Überrest einer Franziskanerkirche aus dem 13. Jahrhundert, deren Schiff und Chor im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Bomben zerstört worden waren. Während er wartete, fühlte er einen eisigen Windstoß, der den Saum seines schwarzen Mantels hob und seine Haut berührte.

Spalko sah auf seine Uhr. Sido hatte Verspätung. Er hatte sich längst abgewöhnt, sich unnütz Sorgen zu machen, aber dieses Treffen war so wichtig, dass er doch eine gewisse Besorgnis empfand. Das aus vierundzwanzig Glocken bestehende Glockenspiel auf dem Turm schlug die erste Viertelstunde. Sido hatte viel Verspätung.

Spalko beobachtete das Kommen und Gehen der Menge. Er wollte eben gegen alle Regeln für solche Treffen verstoßen und Sido auf dem Handy anrufen, das er ihm gegeben hatte, als er den Wissenschaftler von jenseits des Turms auf sich zuhasten sah. Er hielt etwas in der Hand, das wie der Musterkoffer eines Juweliers aussah.

«Sie kommen spät«, sagte Spalko knapp.

«Ich weiß, aber es ging nicht anders. «Sido fuhr sich mit seinem Mantelärmel über die Stirn.»Ich hatte Mühe, das Produkt aus dem Lager zu holen. Drinnen war Personal beschäftigt, und ich musste warten, bis der Kühlraum wieder leer war, um keinen Verdacht zu…«

«Nicht hier, Doktor!«

Spalko hätte ihm am liebsten einen Kinnhaken verpasst, weil er in der Öffentlichkeit über geschäftliche Dinge sprach. Er packte Sido energisch am Ellbogen und führte ihn fast gewaltsam tiefer in den trostlosen Schatten des recht bedrohlich aufragenden, alten Kirchturms.

«Sie haben vergessen, dass Sie in Gegenwart Außenstehender Ihre Zunge hüten müssen, Peter«, fauchte Spalko.»Wir gehören einer Elite an, Sie und ich. Das habe ich Ihnen ausdrücklich gesagt.«

«Ich weiß«, antwortete Dr. Sido nervös,»aber mir fällt’s immer schwer, mich.«

«Mein Geld zu nehmen fällt Ihnen niemals schwer, stimmt’s?«

Sido wich seinem Blick aus.»Hier ist das Produkt«, sagte er.»Die bestellte Menge, sogar etwas mehr. «Er hielt Spalko den Musterkoffer hin.»Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn wir die Sache möglichst rasch abwickeln könnten. Ich muss wieder ins Labor. Als Sie angerufen haben, war ich gerade in einer wichtigen Besprechung.«