Выбрать главу

Sean Keegan, der Führer des Teams, der die Unruhe seines Schutzbefohlenen spürte, kam mit langen Schritten herüber.»Bitte setzen Sie sich, Doktor.«

«Aber ich…«

«Das ist zu Ihrem eigenen Besten«, sagte Keegan. Er gehörte zu dem dunklen irischen Typ mit schwarzen Augen und Haaren, kantigem Gesicht, aus dem grimmige Entschlossenheit sprach, und der sehnigen Gewandtheit eines Straßenkämpfers.»Wir haben den Auftrag, für Ihre Sicherheit zu sorgen, und nehmen diese Verantwortung ernst.«

Schiffer nahm gehorsam Platz.»Will mir nicht endlich jemand sagen, was hier vorgeht?«

Keegan starrte einige Zeit auf ihn hinab. Dann fasste er einen Entschluss und ging neben dem Stuhl in die Hocke. Halblaut sagte er:»Ich habe Sie bewusst im Unklaren gelassen, aber vielleicht ist’s besser, wenn Sie’s jetzt erfahren.«

«Was?«Schiffers Gesicht wirkte gequält und verkniffen.»Was ist passiert?«

«Alex Conklin ist tot.«

«O Gott, nein. «Schiffer fuhr sich mit dem Handrücken über seine plötzlich schweißnasse Stirn.

«Und was Laszlo Molnar betrifft, haben wir seit zwei Tagen nichts mehr von ihm gehört.«

«Allmächtiger!«

«Beruhigen Sie sich, Doktor. Denkbar ist durchaus, dass Molnar sich aus Sicherheitsgründen nicht gemeldet hat. «Keegan erwiderte seinen Blick.»Andererseits sind die Leute, die wir in dem Haus in Iraklion zurückgelassen haben, uns nicht wie geplant gefolgt.«

«Ja, das habe ich mitgekriegt«, sagte Schiffer.»Glauben Sie, dass ihnen… ein Unheil zugestoßen ist?«

«Das muss ich leider annehmen.«

Schiffers Gesicht glänzte, und wider Willen schwitzte er weiterhin vor Angst.»Dann ist’s möglich, dass Spalko herausbekommen hat, wo ich bin. Es ist möglich, dass er hier auf Kreta ist!«

Keegans Gesicht war wie aus Stein gehauen.»Von dieser Prämisse gehen wir aus.«

Das Entsetzen machte Schiffer aggressiv.»Und?«, fragte er scharf.»Was tun Sie dagegen?«

«Ich lasse die Mauern von Männern mit Maschinenpistolen bewachen, aber ich bezweifle sehr, dass Spalko töricht genug ist, einen Sturmangriff über deckungsloses Gelände zu wagen. «Er schüttelte den Kopf.»Nein, wenn er hier ist, wenn er’s auf Sie abgesehen hat, Doktor, bietet sich ihm nur eine Möglichkeit. «Keegan stand auf und hängte sich seine MP über die Schulter.»Er muss durchs Labyrinth kommen.«

Spalko, der mit seinen Leuten im Labyrinth unterwegs war, wurde mit jeder Biegung und Abzweigung nervöser. Für einen Angriff aufs Kloster bildete das Labyrinth den einzig logischen Zugang, was andererseits bedeuten konnte, dass sie geradewegs in einen Hinterhalt marschierten.

Ein Blick auf seine Hand zeigte ihm, dass der Zwirn zu zwei Dritteln abgerollt war. Inzwischen mussten sie direkt unter dem Kloster oder fast in der Mitte der Anlage angelangt sein. Der Faden bestätigte ihm, dass sie im Labyrinth nicht im Kreis gegangen waren. Er glaubte, an jeder Abzweigung den richtigen Weg gewählt zu haben.

Spalko wandte sich an Sina, flüsterte ihr zu:»Ich wittere einen Hinterhalt. Ich möchte, dass du als Reserve hier bleibst. «Er klopfte leicht auf ihren Rucksack.»Sollte es Schwierigkeiten geben, weißt du, was du zu tun hast.«

Sina nickte, und die drei Männer bewegten sich geduckt weiter. Sie waren gerade erst verschwunden, als sie mehrere kurze Feuerstöße aus Maschinenpistolen hörte. Sina öffnete rasch ihren Rucksack, holte einen Tränengaskanister heraus und folgte ihnen, wobei sie sich an dem Zwirnsfaden orientierte.

Sie roch den beißenden Gestank von Kordit, noch bevor sie die zweite Biegung erreichte. Als sie um die Ecke spähte, sah sie einen Mann ihrer Truppe in einer Blutlache auf dem Felsboden daliegen. Spalko und der zweite Mann wurden durch MP-Feuer festgenagelt. Von ihrem Standort aus konnte sie feststellen, dass es aus zwei verschiedenen Richtungen kam.

Sie zog den Sicherungsstift heraus und warf den Kanister in hohem Bogen über Spalko hinweg. Der Behälter prallte auf, rollte nach links und explodierte leise zi-schend. Spalko schlug seinem Mann auf den Rücken, und die beiden zogen sich vor den Schwaden des Tränengases zurück.

Sie konnten Husten und Würggeräusche hören. Unterdessen hatten sie alle drei ihre Gasmasken aufgesetzt und waren zu einem zweiten Angriff bereit. Spalko ließ einen weiteren Kanister nach rechts rollen, der dafür sorgte, dass das von dort kommende Feuer verstummte. Leider jedoch erst, nachdem sein letzter Mann von drei Kugeln in Brust und Hals getroffen worden war. Er brach mit Blutblasen zwischen seinen schlaffen Lippen zusammen.

Spalko und Sina trennten sich, stießen nach links und rechts vor und erledigten die kampfunfähigen Söldner — jeweils zwei — mit wirksamen Feuerstößen aus ihren Maschinenpistolen. Beide sahen die Treppe zur selben Zeit und hielten darauf zu.

Sean Keegan packte Felix Schiffer, noch während er seinen Männern auf den Mauern zubrüllte, ihre Stellungen zu räumen und ins Hauptgebäude des Klosters zurückzukehren, wohin er seinen verängstigten Schutzbefohlenen jetzt schleppte.

Er hatte augenblicklich reagiert, als er den ersten Hauch von Tränengas wahrgenommen hatte, das aus dem Labyrinth unter ihnen aufstieg. Sekunden später hörte er nochmals hämmerndes MP-Feuer, danach herrschte tödlich hallende Stille. Als die beiden Männer hereingestürmt kamen, dirigierte er sie zu der Steintreppe, auf der er seine anderen Leute ins Labyrinth hinuntergeschickt hatte, wo sie Spalko auflauern sollten.

Keegan hatte jahrelang in der IRA gekämpft, bevor er sich als Söldner selbstständig gemacht hatte, deshalb wa-ren ihm Situationen vertraut, in denen er in der Unterzahl und an Feuerkraft unterlegen war. Tatsächlich genoss er solche Situationen, er betrachtete sie als Herausforderungen, die überwunden werden mussten.

Aber aus dem Hauptgebäude drang inzwischen Rauch in riesigen dichten Schwaden, aus denen jetzt Feuerstöße aus Maschinenpistolen hämmerten. Seine Männer hatten keine Chance — sie wurden niedergemäht, bevor sie die Killer auch nur identifizieren konnten.

Auch Keegan wartete nicht ab, bis er sie identifizieren konnte. Er schleppte Dr. Schiffer mit sich, hastete auf der Suche nach einem Fluchtweg durch ein Labyrinth aus kleinen, dunklen und stickigen Räumen.

Spalko und Sina trennten sich wie abgesprochen, sobald sie aus den dichten Schwaden der Rauchbombe herauskamen, die sie durch die Tür oben an der Steintreppe geworfen hatten. Spalko durchsuchte methodisch einen Raum nach dem anderen, während Sina einen Ausgang ins Freie suchte.

Jetzt war es Spalko, der Schiffer und Keegan als Erster entdeckte und sie anrief, was mit einem Feuerstoß aus einer Maschinenpistole beantwortet wurde, sodass er hinter einem massiven Schrank in Deckung gehen musste.

«Sie kommen hier niemals lebend raus!«, rief er dem Söldner zu.»Ich will nicht Sie — ich will Schiffer.«

«Das ist das Gleiche«, rief Keegan zurück.»Ich habe einen Auftrag übernommen und werde ihn ausführen.«

«Wozu?«, fragte Spalko.»Ihr Auftraggeber Laszlo Molnar ist tot. Janos Vadas ebenfalls.«

«Ich glaube Ihnen nicht«, antwortete Keegan. Als Schiffer wimmerte, hielt er ihm grob den Mund zu.

«Wie habe ich Sie Ihrer Meinung nach aufgespürt?«, fuhr Spalko fort.»Diese Adresse habe ich mit Gewalt aus Molnar rausgeholt. Mann, geben Sie auf! Sie wissen, dass nur er gewusst hat, wo Sie sind.«

«Sie sind alle tot«, sagte Spalko und glitt langsam vorwärts.»Wer soll den Rest Ihres Honorars zahlen? Übergeben Sie mir Schiffer, dann zahle ich Ihnen, was Sie noch zu bekommen haben, und lege einen Bonus drauf. Na, was halten Sie davon?«

Sina hatte sich von der anderen Seite angeschlichen. Keegan wollte gerade antworten, als sie ihm eine Kugel in den Hinterkopf jagte.

Die dadurch ausgelöste Explosion von Blut und Gehirnmasse ließ Dr. Schiffer winseln wie einen geprügelten Hund. Als sein letzter Beschützer zusammenbrach, sah er Stepan Spalko auf sich zukommen. Er warf sich herum… und lief geradewegs Sina in die Arme.