Выбрать главу

«Kennst du ein Geschäft, das Theaterschminke führt?«

«Der Theaterbezirk ist gleich um die Ecke. Ja, ich kann bestimmt eines finden.«

Bourne nahm Notizblock und Kugelschreiber vom Nachttisch und schrieb hastig eine Liste.»Das alles brauchen wir für uns beide«, sagte er.»Ich habe dir auch meine Kragenweite, Schuhgröße und Taillenweite aufgeschrieben. Hast du genug Geld? Ich habe reichlich, aber nur US-Dollar.«

Sie schüttelte den Kopf.»Zu gefährlich. Ich müsste zur Bank gehen und sie in Forint wechseln, und das könnte auffallen. In der Stadt gibt’s überall Geldautomaten.«

«Sei vorsichtig!«, sagte er warnend.

«Keine Angst. «Sie warf einen Blick auf seine Liste.»Das kann ein paar Stunden dauern. Bis dahin bleibst du am besten hier im Zimmer.«

Sie fuhr mit dem winzigen ratternden Aufzug hinunter. Die winzige Hotelhalle war bis auf den Portier hinter dem Empfang leer. Er hob den Blick von seiner Tageszeitung, musterte sie gelangweilt und las dann weiter. Sie trat in das geschäftige Budapest hinaus. Die Gegenwart Kevin McColls, die vieles komplizierte, machte sie nervös, aber Stepan beruhigte sie, als sie ihn deswegen anrief. Sie hatte ihn schon bisher auf dem Laufenden gehalten, indem sie ihn jedes Mal aus ihrer Wohnung angerufen hatte, wenn sie in der Küche hatte Wasser laufen lassen.

Als sie sich in den Fußgängerstrom einreihte, sah sie auf ihre Uhr. Kurz nach halb neun. In einem Eckcafe trank sie einen Cappuccino und aß dazu ein Croissant; so gestärkt ging sie zu einem Geldautomaten am Rand des Geschäftsbezirks weiter, zu dem sie unterwegs war. Sie schob ihre Bankkarte hinein, hob den Höchstbetrag ab, steckte das Bündel Geldscheine in ihre Umhängetasche und machte sich mit Bournes Liste in der Hand auf den Weg.

Auf der anderen Seite der Innenstadt betrat Kevin Mc-Coll die Filiale der Budapester Bank, bei der Annaka Va-das ihr Konto hatte. Er zeigte seinen Dienstausweis vor und wurde prompt ins Büro des Filialleiters, eines gut gekleideten Mannes in einem sehr gediegenen Anzug, gebeten. Sie schüttelten sich die Hand, dann bot der Bankier McColl mit einer Handbewegung den Besuchersessel vor seinem Schreibtisch an.

Der Filialleiter legte die Fingerspitzen aneinander.»Was kann ich für Sie tun, Mr. McColl?«

«Wir fahnden nach einem internationalen Verbrecher«, begann der Amerikaner.

«Ah, und wieso fahndet Interpol nicht nach ihm?«

«Das tut sie«, sagte McColl,»ebenso wie die Surete Nationale in Paris, wo der Flüchtige sich zuletzt aufgehalten hat, bevor er nach Budapest gekommen ist.«

«Und der Name des Gesuchten?«

McColl zog den CIA-Steckbrief aus der Tasche, strich ihn glatt und legte ihn dem Bankier hin.

Der Filialleiter rückte seine Brille zurecht und überflog den Text.»Ah ja, Jason Bourne. Sein Gesicht kenne ich aus CNN. «Er sah über die goldgeränderte Brille hinweg.»Sie nehmen an, dass er in Budapest ist?«

«Er ist eindeutig hier gesehen worden.«

Der andere schob den Steckbrief beiseite.»Und womit kann ich Ihnen behilflich sein?«

«Er ist in Begleitung Ihrer Kundin Annaka Vadas gesehen worden.«

«Tatsächlich?«Der Bankier beugte sich nach vorn.»Ihr Vater ist ermordet worden — vor zwei Tagen erschossen. Glauben Sie, dass der Flüchtige auch ihn auf dem Gewissen hat?«

«Das ist durchaus möglich. «McColl hatte ziemliche Mühe, seine Ungeduld zu beherrschen.»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie feststellen könnten, ob Frau Vadas in den vergangenen vierundzwanzig Stunden an einem Automaten Geld abgehoben hat.«

«Ja, ich verstehe. «Der Filialleiter nickte weise.»Der Flüchtige braucht Geld. Er könnte sie gezwungen haben, welches für ihn abzuheben.«

«Genau. «McColl war bereit, jeder Theorie zuzustimmen, wenn der Kerl nur endlich in die Gänge kam.

Der Bankier drehte sich mit dem Stuhl zur Seite und zog seine Computertastatur zu sich heran.»Sehen wir also mal nach. Ah, da haben wir sie schon… Annaka Vadas. «Er schüttelte den Kopf.»Solch eine Tragödie. Und jetzt auch noch das.«

Er starrte auf den Bildschirm, als ein Piepston ertönte.»Sie haben richtig vermutet, Mr. McColl. Annaka Vadas’ PIN ist vor weniger als einer halben Stunde an einem Geldautomaten benützt worden.«

«Adresse?«, fragte McColl gespannt nach vorn gebeugt.

Der Filialleiter schrieb sie auf einen Notizzettel, den er McColl gab, der mit einem über die Schulter hingeworfenen» Danke!«aufsprang und hinauseilte.

Unten am Empfang ließ Bourne sich von dem Portier den Weg zum nächsten Internetcafe erklären. Dann ging er die zwölf Straßen weit zum AMI Internet Cafe im Gebäude 40 Vaci utca. Drinnen war es rauchig und laut; Leute saßen an Computerstationen und rauchten, während sie E-Mails lasen, recherchierten oder einfach im Web surften. Bourne bestellte einen doppelten Espresso und ein Butterhörnchen bei einer jungen Frau mit Igelfrisur, die ihm einen Zettel mit Zeitstempel und der Nummer seiner Station gab und ihn zu einem Computer schickte, der bereits ins Internet eingeloggt war.

Er setzte sich hin und begann seine Arbeit. Ins» Suche«-Feld tippte er den Namen von Dr. Schiffers früherem Partner Peter Sido ein, erzielte aber keinen Treffer. Allein das war merkwürdig und verdächtig zugleich. War Sido ein einigermaßen guter Wissenschaftler — was er sein musste, wenn er mit Felix Schiffer zusammengearbeitet hatte —, dann musste sein Name irgendwo im Web auftauchen. Dass das nicht der Fall war, legte die Vermutung nahe, dass seine» Abwesenheit «Absicht war. Also würde Bourne es mit einer anderen Route versuchen müssen.

Irgendetwas an dem Namen Sido kam seinem Linguistenverstand bekannt vor. Kam der Name aus dem Russischen? Aus einer anderen slawischen Sprache? Er forschte nach, wurde jedoch nicht fündig. Einer Eingebung folgend wechselte er zu Ungarisch über und fand ihn prompt.

Wie sich herausstellte, bedeuteten ungarische Familiennamen — die im Ungarischen Beinamen hießen — fast immer etwas. Sie konnten zum Beispiel patronymisch sein, also auf dem Namen des Vaters basieren, oder einen Ort bezeichnen, aus dem der Betreffende kam. Der Familienname konnte auch Auskunft über seinen Beruf geben

— so bedeutete Vadas beispielsweise» Jäger«. Oder er gab an, was jemand war. Sido war das ungarische Wort für» Jude«.

Peter Sido war also Ungar, genau wie Vadas einer gewesen war. Conklin hatte mit Vadas zusammengearbeitet. Zufall? Bourne glaubte nicht an Zufälle. Hier gab es eine Verbindung, das witterte er. Daraus folgte die nächste Überlegung: Die besten Kliniken und Forschungseinrichtungen Ungarns waren in Budapest konzentriert. Konnte Sido hier sein?

Bournes Hände flogen über die Tastatur, um das Bu-dapester Online-Telefonbuch aufzurufen. Und darin fand er einen Dr. Peter Sido. Er notierte sich Telefonnummer und Adresse, meldete sich ab, bezahlte für die am Computer verbrachte Zeit und nahm seinen Espresso und das Hörnchen mit ins eigentliche Cafe hinüber, in dem er einen Ecktisch für sich allein hatte. Er kostete einen Schluck von dem Espresso, dann klappte er sein Handy auf und wählte Sidos Nummer. Nach dem dritten oder vierten Klingeln meldete sich eine Frauenstimme.

«Hallo«, sagte Bourne betont fröhlich.»Frau Sido?«

«Ja?«

Er trennte wortlos die Verbindung und verschlang das Hörnchen, während er auf das Taxi wartete, das er gerufen hatte. Mit einem Auge überwachte er den Eingang, begutachtete jeden Hereinkommenden und war auf der Hut vor McColl oder einem anderen Agenten, den die Agency womöglich auf ihn angesetzt hatte. Als sein Taxi vorfuhr, trat er mit der Gewissheit, nicht beschattet zu werden, auf die Straße hinaus. Er nannte dem Fahrer Dr. Peter Sidos Adresse und wurde keine zwanzig Minuten später vor einem kleinen, alten Haus mit winzigem Vorgarten, altmodischen Fensterläden und einem schmiedeeisernen Balkon im ersten Stock abgesetzt.

Er ging die Stufen zur Haustür hinauf und klingelte.