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19148. März: Pessoas »dia triunfal«: Er erschafft das erste Heteronym, Alberto Caeiro. In einem Schub verfasst er Guardador de rebhanos (Hüter der Herden). Gleich im Anschluss entstehen unter eigenem Namen als Gegenreaktion die Gedichte Chuva oblíqua (Schräger Regen), die den »Intersektionismus« begründen. Auch die Heteronyme Álvaro de Campos und Ricardo Reis, Schüler von Caeiro, treten in dieser Zeit erstmals auf.

1915Zusammen mit Mário de Sá-Carneiro und anderen Freunden gründet Pessoa die Avantgarde-Zeitschrift Orpheu, in der u.a. O Marinheiro (Der Seemann) von Pessoa und Opiário (Opiumhöhle) sowie Ode triunfal (Triumph-Ode) von Álvaro de Campos publiziert werden. Die ersten beiden Ausgaben erscheinen im März und im Juni, eine vorbereitete dritte Ausgabe wird nicht publiziert. Die zweite Ausgabe enthält Chuva oblíqua von Pessoa und Ode marítima (Meeres-Ode) von Álvaro de Campos.

1916Mário de Sá-Carneiro begeht in Paris Selbstmord. Pessoa publiziert das Gedicht Hora absurda (Absurde Stunde) in der Zeitschrift Exílio. Er beginnt, die großen zeitgenössischen Theosophen ins Portugiesische zu übersetzen und sich mit deren Lehre zu beschäftigen. Er versucht sich als Medium, nimmt an spiritistischen Sitzungen teil und will sich als Astrologe niederlassen. In der einzigen Ausgabe der Zeitschrift Centauro erscheinen die 14 Sonette aus Passos da cruz (Kreuzweg).

1917Eintritt Portugals in den Ersten Weltkrieg. Pessoa hält seine Empfindungen und Gedanken dazu in persönlichen Aufzeichnungen fest. In der einzigen Ausgabe der Zeitschrift Portugal Futurista erscheinen Gedichte von Pessoa sowie Ultimatum von Álvaro de Campos. Mit zwei Geschäftspartnern eröffnet Pessoa ein Kommissions- und Konsignationsbüro, das jedoch bereits im folgenden Jahr wieder aufgelöst wird.

1918Ermordung des Diktators Sidónio Pais in Lissabon und schwere politische Krise Portugals. Pessoa veröffentlicht im Selbstverlag Broschüren mit den englischsprachigen Gedichten Antinoos und 35 Sonette.

1919Tod des Stiefvaters in Pretoria. Pessoas Mutter und Geschwister kehren im folgenden Jahr nach Portugal zurück. Pessoa schreibt die Poemas inconjuntos (Verstreute Gedichte) des Heteronyms Alberto Caeiro, die er, da Caeiro seiner fiktiven Autobiographie zufolge 1915 verstorben ist, auf 1913 – 1914 zurückdatiert. In Acção veröffentlicht er die Artikel Como organizar Portugal (Wie Portugal organisieren) und A opinião pública (Öffentliche Meinung).

1920Im März lernt Pessoa Ophélia Queiroz kennen, bereits im November bricht er die Beziehung wieder ab, nachdem er im Oktober unter Depressionen litt.

1921 – 1923Mit Freunden gründet Pessoa den Verlag Olisipo, in dem er seine English Poems I, II und III veröffentlicht. In der Zeitschrift Contemporânea erscheinen die Erzählung O banqueiro anarquista (Ein anarchistischer Bankier) und der provokative Essay António Botto e o ideal estético em Portugal (António Botto und das ästhetische Ideal in Portugal). Bei Olisipo erscheint die zweite Auflage der Canções des homosexuellen Dichters António Botto, den Pessoa in seinem Essay als einzigen Ästheten Portugals bezeichnet, was heftige Kontroversen auslöst. Als während der Debatte bei Olisipo ein Aufsatz von Raul Leal zur Verteidigung Pessoas mit dem Titel Sodoma divinizada (Göttliches Sodom) erscheint, kommt es zum Skandal. Beide Werke werden beschlagnahmt, der Verlag muss schließen.

1923Pessoa schreibt weiterhin für Contemporânea, wo er u.a. Trois chansons mortes und, unter dem Heteronym Álvaro de Campos, Lisbon revisited publiziert. Im Juli unterschreibt er eine Petition portugiesischer Intellektueller gegen die Zensur von António Ferros Mar Alto.

1924Pessoa gibt die Zeitschrift Athena heraus, in der er die Dichtungen von Álvaro de Campos und Ricardo Reis publiziert. Tod von General Henrique Rosa.

1925Tod der Mutter.

1926Nach der Einstellung von Athena im Vorjahr gibt Pessoa gemeinsam mit seinem Schwager das Magazin Revista de Comércio e Contabilidade heraus. Am 28. Mai beendet ein Militärputsch die kurze republikanische Ära Portugals. Pessoa lässt seine Erfindung eines Agendenbuches patentieren.

1927Pessoa wird Mitarbeiter der Zeitschrift Presença, er veröffentlicht darin zuerst das Gedicht Marinha.

1928Pessoa publiziert O interregno. Defesa e justificação da ditatura militar em portugal (Interregnum). Gemeinsam mit Freunden (u.a. António Botto) gründet er den Verlag Solução Editora.

1929Pessoa nimmt die Beziehung zu Ophélia Queiroz wieder auf, im Frühjahr 1931 kommt es zur endgültigen Trennung. Gemeinsam mit António Botto erarbeitet Pessoa eine Anthologie moderner portugiesischer Dichter, die aber erst 1944 erscheint.

1930Pessoa erhält Besuch von Aleister Crowley, dem berühmten Magier. Crowley verschwindet angeblich auf mysteriöse Weise am »Boca do Inferno« bei Cascais, östlich von Lissabon. Im folgenden Jahr publiziert Pessoa in Presença seine Übersetzung von Crowleys Hymn to Pan.

1932Pessoa bewirbt sich erfolglos um die Stelle des Konservators an der Museumsbibliothek in Cascais. In der Zeitschrift Fama veröffentlicht er den Artikel O caso mental português (Der Geist Portugals).

1934Pessoa veröffentlicht im Eigenverlag Mensagem (Botschaft) und bewirbt sich damit um einen Preis des Propaganda-Sekretariats, bei dem es um die Expansion Portugals in der Welt geht, erlangt jedoch nur den Preis der Kategorie B.

1935In einem Brief an den Kritiker Adolfo Casais Monteiro setzt sich Pessoa ausführlich mit der Genese der Heteronyme auseinander. In der Zeitschrift SW erscheinen der Essay Nós, os do ›Orpheu‹ (Wir, die von der ›Orpheu‹) von Pessoa und Nota ao acaso (Zufällige Notiz) von Álvaro de Campos. Am 29. November wird Pessoa mit einer Leberkolik in das Lissaboner Krankenhaus São Luís dos Franceses eingeliefert, er stirbt dort am 30. November. Am 2. Dezember wird er auf dem Cemitério dos Prazeres beigesetzt, 1985 werden seine sterblichen Überreste in den Kreuzgang des Jerónimos-Klosters in Belém umgebettet.

Aus Kindlers Literatur Lexikon:

Fernando Pessoa, ›Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares‹

Die Sammlung von 520 tagebuchartigen Textfragmenten erschien erst 1982 im Druck, von Maria Aliete Galhoz und Teresa Sobral Cunha aus den nachgelassenen Papieren entziffert und von Jacinto do Prado Coelho herausgegeben. Aufgrund der großen Schwierigkeiten beim Auffinden der Manuskripte und der schlechten Lesbarkeit zog sich die Publikation der Sammlung, die als eines der wesentlichen Werke des 20. Jh.s. gilt, nach dem Tode des Dichters nochmals um sein gesamtes Lebensalter hin. Die Anordnung der Fragmente blieb, da Pessoa selbst keinen Wert auf eine eigene Edition legte, den Herausgebern überlassen.