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Doch das war es nicht, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Es waren der Satai und der Quorrl, die in unmittelbarer Nähe des aufwändig geschnitzten Schreins in der Mitte des Raumes standen, und das Mädchen, das der Satai mit festem Arm umklammert hielt.

Esanna!

»Der Verräter«, schrie der Satai. Er stieß Esanna zur Seite und stürmte auf ihn zu.

Doch der Quorrl war schneller. Wie ein zum Leben erwachter Alptraum jagte er ansatzlos auf Skar zu und war bei ihm, kaum dass dieser sein Tschekal gezogen hatte. Mit einem bösartigen Knurren hob der Reptilienkrieger sein Zackenschwert, um es auf Skar niedersausen zu lassen. Skar wich dem Koloss mit einer blitzschnellen Bewegung aus, drehte sich ansatzlos einmal um die eigene Achse und trat seinen Stiefel mit voller Wucht ins Gesicht des Geschuppten. Der Kopf des Quorrl schlug zurück, aber der Gigant taumelte nicht nach hinten, ja, er schwankte nicht einmal. Das war sein Verderben. Mit einer präzisen Bewegung riss Skar sein Tschekal nach oben und legte alle Kraft in den einen, entscheidenden Schlag. Der Sternenstahl spaltete die Schuppen auf seiner Brust und wühlte sich tief ins Fleisch hinein, riss eine entsetzliche, bis auf die Knochen klaffende Wunde, die vom Rippenansatz bis fast zum Hals reichte und damit der Wunde des gestern seinen schweren Verletzungen erlegenen Satai glich, um dann noch tiefer und breiter aufzuklaffen, denn Skar ließ die Klinge beim Zurückgleiten zwei schnelle Drehungen zu rechten und zur linken Seite machen.

Während der Quorrl mit einem stumpfen, unmenschlichen Laut in sich zusammenbrach, war auch schon der Satai heran.

»Stirb«, schrie der junge Krieger außer sich. Sein Schwert wischte Skars eigene Klinge fast mühelos zur Seite - der Mann war unglaublich schnell und erstaunlich geschickt - und ließ seine Waffe genau in die Richtung von Skars Herz vorzucken. Skar spürte, wie das Tschekal über seinen Brustharnisch schrammte, während er sich gleichzeitig mit einer Seitwärtsbewegung der blitzschnell vorgetragenen Attacke zu entziehen versuchte.

Aber er war zu langsam. Die Klinge riss seinen Harnisch auf und strich über seine Brust, und einen schrecklichen Augenblick lang glaubte Skar schon das Schwert seinen Körper durchbohren zu fühlen, denn unter normalen Bedingungen wäre es tiefer eingedrungen und hätte ihn vielleicht sogar ansatzlos getötet, ebenso schnell und überraschend, wie er den Quorrl erledigt hatte. Aber zu seiner Überraschung drang die Klinge seines Gegners nicht tiefer; es war das in Skars Brust eingegrabene Zeichen, das wie ein riesiger Diamant über seinem Herzen saß und ihn vor dem wütenden Angriff schützte, als sei es ihm nur zu diesem einzigen Zweck mit auf den Weg gegeben worden.

Das Tschekal seines Gegners prallte zurück, als wäre es auf harten Stein geschlagen, und wäre es aus einem anderen Material als aus Sternenstahl gefertigt worden, wäre es zweifelsohne zerborsten. Der Satai stieß ein überraschtes Keuchen aus, ließ sich durch die unerwartete Wendung des Kampfes aber nicht irritieren. Sein Schwert beschrieb eine kompliziert kreisende Bewegung, ein Angriffsschema, das Skar unbekannt war und dessen Ablauf selbst sein geübtes Auge kaum zu folgen vermochte.

Im nächsten Moment krachten ihre Klingen auch schon aufeinander, federten zurück, schlugen erneut aufeinander, immer und immer wieder. Skar begriff, dass er auf einen zumindest ebenbürtigen Gegner gestoßen war - und das, wo ihm jetzt keine Zeit mehr blieb, wo jede Sekunde zählte, wo dicker Rauch aus dem roten Samt hervorquoll, der wie ein künstlicher Himmel über ihnen hing, wo das lauter werdende Knistern und Prasseln ihn daran erinnerte, dass das Feuer nun auch endgültig auf dieses Gebäude übergegriffen hatte und sein unaufhaltsames Zerstörungswerk mit rasender Geschwindigkeit fortsetzen würde.

Er musste dem ein Ende bereiten. Ohne zu zögern, wich er einen Schritt zurück, tat so, als würde er stolpern und nun endgültig in so ernsthafte Bedrängnis geraten, dass er sich kaum noch zu wehren verstand. Der junge Satai fiel darauf herein. Mit einem triumphierenden Schrei setzte er nach, um Skar den Todesstoß zu versetzen. Der rasierklingenscharf geschliffene Stahl seines Tschekals jagte in einer eleganten Bewegung an Skars Schwert vorbei und direkt auf seinen Hals zu, um ihm den Kopf von den Schultern zu trennen.

Doch diesmal war Skar vorbereitet. Er tauchte im allerletzten Moment unter der Klinge seines Gegners weg. Sein Tschekal zuckte vor und hieb in das Bein seines Angreifers, von seiner wütenden Kraft so stark getragen, dass er es fast mit einem Schlag durchtrennte. Der Satai stieß einen gellenden Schrei aus, knickte ein und stürzte zu Boden.

Ein Teil des samtenen Kunsthimmels folgte ihm; polternd und qualmend sauste er auf den schwer verletzten Satai hinab, grub eine brennende Spur in seinen Rücken und krachte erstickend auf ihn. Aber das war erst der Anfang. Mit dumpfem Grollen löste sich ein Teil der Deckenverkleidung und überschüttete Skar mit einer Wolke aus Dreck und Funken sprühenden Partikeln, und bevor er auch nur einen Schritt zur Seite machen konnte, war er eingehüllt in eine Feuerwolke, die sich nur allzu schnell als Todesfalle erweisen konnte.

Die flammende Vernichtung hatte ihn eingeholt; brennendes Gebälk löste sich aus seiner Verankerung und rutschte ein Stück tiefer - eine tödliche Bedrohung, die ihn jederzeit erschlagen konnte. Aber das war nicht das Schlimmste. Als er mit einem verzweifelten Sprung zurückwich, peitschte ein Teil des brennenden Samtes auf seinen Kopf zu und schlug ihm mitten ins Gesicht. Skar stieß einen überraschten Schrei aus und riss die Hände hoch, um sich mit einer hastigen Bewegung das Gesicht freizuwischen. Doch immer mehr brennende Partikel überfluteten ihn und einige von ihnen zischten in seine Augen. Ein wahnsinniger Schmerz durchzuckte ihn, den er nicht einmal hätte unterdrücken können, wenn er es gewollt hätte. Er kämpfte nicht dagegen an, sondern ließ ihm im Gegenteil freien Lauf, brüllte seine Qual heraus und verwandelte sie in Zorn und den Zorn in wütende Kraft, die es ihm ermöglichte, sich herumzuwerfen und mit einem Satz den Balken zu entkommen, die jetzt dort hinabstürzten, wo er eben noch gestanden hatte: krachende Vernichtung, die den Boden aufriss und Funken sprühen ließ, als wollte sie ihn gleich hier und jetzt mit ins Verderben reißen.

Er kam nicht dazu, sich zu orientieren. Es war ein erstickter Hilferuf Esannas, der ihn zusammenzucken ließ und die Gewissheit, dass sie verloren war, wenn er ihr nicht beistand. Mit einer schwungvollen Bewegung wirbelte er herum und in den Raum hinein, der voller Qualm aber ohne aufschießende Flammen war, einer Todesfalle gleich, die noch nicht vollends zugeschnappt war, aber aus der es schon bald kein Entrinnen mehr geben würde.

Fassungslos starrte er auf das Bild, das sich ihm bot. Der schwer verletzte Satai hatte den brennenden Samt abstreifen können und war, während Skar damit beschäftigt gewesen war, sein Augenlicht zu retten, in den Raum gekrochen, auf das Mädchen zu - das wohl versucht hatte zuvor die Tür zu erreichen und damit während des erbarmungslosen Kampfes kurz hinter ihm gewesen sein musste. Doch jetzt versuchte Esanna in einem bizarren Abwehrkampf dem ihr nachrobbenden Satai mit der klaffenden Beinwunde zu entkommen. Es wäre ihr auch zweifelsfrei gelungen, wenn sich ihr Verfolger nicht immer wieder mit erschreckender Geschwindigkeit hätte vorschnellen lassen und ihr dabei mehrmals so nahe kam, dass sein Messer blutige Kratzer in ihre Beine hackte. Wer die Verfolgungsjagd letztlich gewinnen würde, war vollkommen unklar; aber darauf wollte es Skar auch nicht ankommen lassen. Mit einem erstickten Schrei sprang er nach vorne und stieß sein Schwert in den Körper des Kriegers; er drehte mehrmals die Klinge herum, fast wie im Blutrausch, auch noch, nachdem ein endgültiges Zucken durch den Körper des Satai gegangen war und ihm danach klar war, dass der Mann tot war.