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Der Reptilienkrieger, der Skar hatte umgehen wollen, um ihn von hinten anzugreifen, hätte ihn im Moment der Unaufmerksamkeit mit seinem Schwert durchbohren oder doch zumindest ernsthaft verletzten können, doch er änderte im letzten Augenblick die Stoßrichtung seiner gezackten Waffe und griff direkt Esanna an. Das Mädchen schien die Gefahr instinktiv zu spüren, riss die Arme hoch und steppte in einer fast nicht sichtbaren Bewegung zur Seite. Mit einem Aufschrei stürzte der Angreifer an ihr vorbei, konnte seinen eigenen Schwung nicht mehr bremsen und lief so genau in Skars Tschekal. Aufgespießt wie ein Fisch, der mit einer Lanze aus einem Fluss gefischt wurde, rannte er noch ein paar Schritte weiter und brach dann wie vom Blitz gefällt zusammen; dabei rammte er sich das in seinem Brustkorb steckende Tschekal tief in seinen Körper. Skar versuchte aus den Augenwinkeln heraus die Situation zu erfassen. Kama lag regungslos am Boden, Esanna schien unverletzt zu sein und von den vier Quorrl waren zwei schwer verletzt und einer völlig ausgeschaltet; das bedeutete aber auch, dass einer noch voll kampffähig war - und das konnte das Ende bedeuten. Aber es war ausgerechnet der Quorrl mit dem Armstumpf, aus dem dunkelrotes Blut pulsierte, der Esanna auf eine für Quorrl gleichzeitig ungewöhnliche wie effektive Art angriff: Er hatte mit der linken Hand ein Messer hervorgezogen und warf es jetzt in Richtung des Mädchens. Wieder schien Esanna die Gefahr, in der sie schwebte, zu spüren; sie tauchte unter dem Messer geradezu spielerisch weg, riss in der gleichen Bewegung ihre eigene Klinge hervor und schleuderte sie dem Messerwerfer entgegen.

Der Quorrl hatte keine Chance: Esannas Messer traf ihn direkt unterhalb des Kehlkopfs, durchdrang seinen Hals und trat hinten wieder aus. Das Funkeln in seinen Augen erlosch augenblicklich und er fiel regelrecht in sich zusammen. Der unverletzte Quorrl sah sich nun zwei unbewaffneten Gegnern gegenüber: Esanna hatte mit ihrem Messerwurf ihre ganze Bewaffnung im wahrsten Sinne des Wortes verschleudert und auch Skars Hände waren leer, weil er, den Satai-Regeln zum Trotz, seine Waffe geopfert hatte, um einen der Angreifer auszuschalten. Zu Skars Verblüffung nutzte der geschuppte Gigant seinen Vorteil nicht auf die einzig logische Weise, indem er erst versuchte ihn, den gefährlicheren Satai, auszuschalten, um sich dann über das vergleichsweise harmlose Mädchen herzumachen, sondern er griff gleich und direkt Esanna an. Die Distanz zu ihr überwand er mit zwei wuchtigen Bewegungen, die den Waldboden erzittern ließen, und als er sein Schwert nach vorne stieß, auf das wie paralysiert wirkende Mädchen zu, schien ihr Schicksal besiegelt zu sein.

Es war eine unglaubliche Dummheit, die den Quorrl so handeln ließ, der bei Skars Kampfstil wissen musste, mit was für einer Art Gegner er es zu tun hatte, und der andererseits auch nicht so naiv sein konnte zu glauben, dass der wie ein Berserker unter sie gekommene Satai nur sein Schwert gehabt hätte, um sich auf den ungleichen Kampf einzulassen. Mit einem einzigen Sprung überwand Skar die Distanz zu seinem Gegner, während gleichzeitig das in seinem Gürtel steckende Messer wie von selbst in seine Hand schnellte.

Der Quorrl merkte nichts von alledem. Mit triumphierendem Gebrüll wollte er seine Waffe in den Körper des Mädchens rammen und sie so mit einer einzigen Bewegung töten; wahrscheinlich hatte er danach vor sich dem Satai zuzuwenden und Rache zu nehmen für den Vernichtungsfeldzug des einzelnen Mannes, der es gewagt hatte, es mit einer ganzen Quorrl-Gruppe aufzunehmen.

Er kam weder zum einen noch zum anderen. Skars Messer drang von hinten unter dem Ansatz der Halsschuppen, an der wohl empfindlichsten Stelle eines Quorrl, in den Hals des Giganten, fuhr tief hinein und riss eine grausame Wunde in das weiche Fleisch. Die Drehbewegung, mit der der brüllende Gigant in Skars Rücken zu kommen versuchte, unterstützte die Schnittbewegung noch und ließ ihm nicht die geringste Chance. Besinnungslos vor Wut und Schmerz schlug der Koloss mit seinem Schwert auf Skar ein. Der Satai riss mit einer letzten, entsetzlichen Bewegung sein Messer zurück und sprang gleichzeitig zur Seite. Er hatte wenig Mühe dem plumpen Schwertangriff des Reptilienkriegers auszuweichen und musste einzig und allein auf der Hut vor einem Zufallstreffer sein.

Der Blick des geschuppten Giganten trübte sich, er knickte in den Knien ein und fiel mit einer fast sanften Bewegung auf die Seite, wobei sein Schwert über den Boden schlitterte und gegen einen Baum prallte. Skar hatte keine Sekunde Zeit sich weiter um ihn oder um das Mädchen zu kümmern oder sich darum Gedanken zu machen, was eigentlich in sie gefahren war, dass sie hier wie eine Furie aufgetaucht war und damit sein und ihr Leben in Gefahr gebracht hatte. Sein Tschekal steckte noch im Körper des aufgespießten und mittlerweile mit einem schrillen Schmerzenslaut verendeten Quorrl. Es war Skar unmöglich, schnell genug an die unter dem massigen Körper begrabene Waffe zu kommen, um sich mit ihr noch rechtzeitig gegen den verbliebenen kampffähigen Quorrl zur Wehr zu setzen - den vor Schmerz keuchenden Krieger mit der klaffenden Beinwunde.

Das war aber bitter notwendig, denn trotz der Schwere seiner Verletzung war der Quorrl noch immer ein auf Tötung gedrillter Killer, der nicht eher ruhen würde, bis er Skar und Esanna abgeschlachtet hatte - oder selbst ausgeschaltet war. Im Moment standen seine Chancen gar nicht mal so schlecht; ohne sein Schwert war Skar dem tobenden und vor Wut schnaubenden Giganten im Nahkampf wohl kaum gewachsen. Deswegen sprang er ansatzlos vor, erwischte Esanna an der Schulter und riss sie mit sich aus der Greifweite des Reptilienmanns. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, auf den er sich nur einlassen konnte, weil der Quorrl unmöglich zu einer schnellen Verfolgung fähig war: falls er es überhaupt noch schaffen sollte, sich ein paar Schritte vorwärts zu quälen.

Mit ein paar Sätzen war er zurück auf der kleinen Lichtung, auf der ihn der Braune nervös tänzelnd erwartete - doch nicht das Pferd war es, auf das Skar es abgesehen hatte, sondern die Waffen des toten Satais, die fein säuberlich neben ihm auf der Pferdedecke ausgebreitet lagen. Er riss die Schwertscheide empor; seine Finger schlossen sich fest um den Griff der Waffe und es war fast wie ein Überspringen von Energie, wie eine machtvolle unsichtbare Verbindung zwischen ihm und dem Sternenstahl, die ihn durchstrahlte und ihm neue Kraft gab.

Das fast unhörbare Sirren, mit der das Tschekal aus der Scheide glitt, besiegelte das Schicksal des letzten lebenden Quorrl. Der Reptilienkrieger war humpelnd, aber mit einer von grausamer Wut getriebenen Energie hinter ihm her gerast, unglaublich angesichts seiner dunkelrot pulsierenden, klaffenden Beinwunde, und riss nun sein gezacktes Schwert mit ungestümer Wucht über den Kopf, wohl um Skar mit einem einzigen Hieb in zwei Stücke zu spalten. Er kam nicht mehr dazu. Skar wirbelte ansatzlos herum; seine Klinge zuckte mit der Eleganz einer vorschnellenden Schlange auf seine geschuppte Brust zu und drang bis zum Heft ein. Der Gigant stieß einen markerschütternden Schrei aus und noch im Todeskampf sauste sein Schwert hinab und hätte Skar zwingen müssen, seine Waffe stecken zu lassen und unter dem Hieb wegzutauchen; doch diesmal war er nicht bereit, das Tschekal leichtfertig aus der Hand zu geben, zog es deshalb mit einer schwungvollen Drehung zurück und glitt gleichzeitig mit einer eleganten Bewegung an der Seite des Geschuppten vorbei. Das Quorrl-Schwert schrammte so dicht an seinem Rücken vorbei, dass es sein Gewand zerfetzte und einen blutigen Streifen auf seinen Rücken zeichnete, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was ihn erwartet hätte, wäre der Hieb direkt in seine Richtung gelenkt gewesen.

Der Koloss torkelte noch ein, zwei Schritte weiter und brach dann röchelnd zusammen. Obwohl er vielleicht noch nicht sofort tot war, glaubte Skar, dass von ihm keine unmittelbare Gefahr mehr ausging; dennoch ließ er seine Waffe nicht sinken: Es konnte immer noch einer der unglaublich zähen Reptilienkrieger am Leben und kampffähig sein; schon mehr als einmal hatte er eine unliebsame Überraschung erlebt durch Gegner, die er eigentlich schon ausgeschaltet geglaubt hatte. Mit ein paar Schritten war er bei dem Quorrl, in den sich das erste Tschekal gebohrt hatte. Er setzte seinen Stiefel an und drehte ihn, alle Kraft aufwendend, auf den Rücken. Ein Blick in die gebrochenen Augen des Kriegers zeigte ihm, dass hier keine Gefahr mehr zu fürchten war. Auch der Reptilienkrieger, dessen Hals Esannas Messer erwischt hatte, war wider Erwarten bereits tot; es musste Blut in seine Luftröhre geraten sein, sodass er qualvoll erstickt war.