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»Was wollen Sie von mir?« fragte Jacob, um Zeit zu gewinnen.

»Das vollenden, was der Hai nicht mehr geschafft hat. Du trägst einen großen Teil der Schuld daran, daß die Organisation des Hais zerschlagen wurde, Adler. Unsere Organisation. Aber du sollst es nicht überleben!«

Das Flackern in Danas Augen verriet seinen Entschluß, zu schießen.

Jacob ließ sich fallen. Aber diesmal war er nicht schnell genug. Der Schlag, den er in seiner Brust spürte, war gewaltig. So stark, daß er das Leben aus dem kräftigen Körper herauspreßte.

Jacobs letzter Gedanke, bevor er zu Boden stürzte und von Dunkelheit umfangen wurde, galt seiner Familie, die er in Amerika zu finden gehofft hatte.

Sollte dies das Ende der Suche sein?

*

Jacob erwachte im Paradies.

Überall um ihn herum waren bunte Blumen. Vögel zwitscherten. Und ein blonder Engel beugte sich lächelnd über ihn. Der Engel hatte das schöne, ebenmäßige Gesicht von Irene, ihre grünblauen Augen und ihr lockiges Haar, das im Sonnenlicht golden schimmerte.

Sanft strich die Hand des Engels über seine Stirn und sein Haar.

»Wie geht es dir, Jacob?« fragte der Engel, und sogar seine Stimme glich der von Irene.

»Wo bin ich?«

»Da, wo ein Verwundeter hingehört: im Bett.«

Also doch nicht das Paradies, sondern Senator Baseharts Haus. Die Blumen prangten auf der Tapete. Sonnenlicht und Vogelgezwitscher kamen durch das hochgeschobene Fenster herein. Und der Engel war wirklich Irene.

Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Jacob sah wieder Claude Dana vor sich, der mit dem Revolver auf den Deutschen zielte und abdrückte.

»Dana!« stieß er hervor. »Was ist mit ihm?«

»Er hätte dich besser nicht in die Falle locken sollen. Die Schüsse alarmierten die Polizei. Er hat versucht, seine Freundin als Geisel zu nehmen. Aber die Polizisten schossen ihn an und nahmen ihn fest.«

»Die letzte Nacht war ziemlich hart«, sagte Jacob.

»Die letzte Nacht?« Irene lächelte, wie eine Lehrerin über einen dummen Fehler lächelte. »Die vorvorletzte, solltest du besser sagen, Jacob. Zwei Tage lang war nicht sicher, ob du überlebst. Zum Glück ist die Kugel glatt durch dich durchgegangen, ohne wichtige Organe zu verletzen. Sonst wäre es aus gewesen, hat der Arzt gesagt.«

Das Lächeln war aus Irenes Gesicht verschwunden. Mit tiefem Ernst blickte sie Jacob an.

»Ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren, Jacob. Nicht nur, weil es dann meine Schuld gewesen wäre.«

»Wieso deine Schuld?«

»Ich hatte solche Angst um dich, daß ich Senator Basehart von eurem Ausflug nach Barbary Coast erzählt habe. Er nahm es sehr ernst und informierte gleich den Polizeichef. Fast zeitgleich kam Henry Black zu sich und plauderte so munter wie die Vögel da draußen. Er verriet auch, daß das Red Whale der Stützpunkt des Hais in Barbary Coast sei. Deshalb entschloß sich der Polizeichef zum Großeinsatz.«

Irene schluckte und fuhr dann fort: »Wenn du dabei. dein Leben verloren hättest, hätte ich mir das nie verziehen. Es wäre der größte Fehler meines Lebens gewesen!«

»Es war kein Fehler. Du hast richtig gehandelt, Irene. Ohne das Eingreifen der Polizei hätten Quidors Männer den Kampf vielleicht gewonnen. Und Quidor wäre abermals entkommen und hätte als Hai von Frisco noch mehr Unglück über die Menschen bringen können.«

Irene schluckte abermals und sagte: »Ich habe so sehr gebetet, daß der Herr nicht auch noch dich zu sich nimmt.«

»Nicht auch noch...«, wiederholte Jacob langsam. »Heißt das, du weißt von Carl?«

Irene nickte traurig und sagte: »Der Senator meint, die Mine würde jetzt mir gehören, da ich Carls Verlobte bin und Carls Vater ihn verstoßen hat. Aber das ist unwichtig. Für Carl wäre die Mine wichtig gewesen. Sie hätte ihm geholfen, etwas eigenes aufzubauen. Damit hätte er beweisen können, daß er nicht auf seinen Vater angewiesen ist.«

»Er hätte es nicht nur für sich getan, sondern auch für dich und Jamie.«

»Ich weiß nicht.«, sprach Irene zögernd und blickte durch das offene Fenster nach draußen.

»Was meinst du, Irene?«

»Vielleicht sollte ich das nicht sagen, so kurz nach Carls Tod. Aber ich bin mir nicht sicher, daß ich noch immer seine Frau geworden wäre. Die letzten Tage und Nächte, als nicht sicher war, ob du es schaffst. da schwor ich mir, dir bei nächster Gelegenheit das zu sagen, was ich dir schon lange sagen wollte.«

Gespannt und zugleich von Hoffnung erfüllt blickte Jacob die junge Frau an, die sich vorsichtig auf die Bettkante setzte.

»Ich will dir sagen, daß du mehr als ein Freund für mich bist, Jacob. Mehr als der Pate meines Sohns. Ich habe mir so oft gewünscht, du wärst nicht nur Jamies Pate, sondern auch sein Vater!«

Jacobs Augen ruhten auf Irene, lange, für kleine Ewigkeiten.

»Du. du sagst nichts dazu?« fragte Irene schließlich.

»Doch. Ich habe eine Frage an dich.«

»Was für eine Frage?«

»Eine, die ich schon längst hätte stellen sollen: Willst du meine Frau werden?«

»Ich wäre sehr stolz und glücklich, Irene Adler zu heißen.«

Als Irene in seinen Armen lag, war Jacob der glücklichste Mann auf Erden.

Er fühlte sich plötzlich daheim, obwohl er in einem fremden Land und in einem fremden Haus war. Aber in den Armen dieser Frau war er kein Fremder. Ihre Nähe, ihre Wärme und ihr Duft schienen ihm so unendlich vertraut.

Irene und Jacob gehörten zusammen. Gespürt hatten es beide schon lange. Jacob liebte die Frau, wie er auch ihren kleinen Sohn liebte.

Aber Carl Dilger hatte stets zwischen ihnen gestanden.

Die Suche nach Dilger war ebenso zu Ende wie die Suche nach dem Hai.

Jacob mußte noch seinen Vater und seine Geschwister finden. Doch auf einmal schien ihm das nicht mehr schwer.

Gewiß, es konnte noch lange Zeit dauern, bis er seine Familie endlich wiedersah. Seinen Vater, den Zimmermannsmeister Heinrich Adler. Seine Brüder Fritz und Lukas und seine Schwester Marthe.

Er vermutete sie in Texas, auf der Plantage seines Onkels Nathan Berger, war sich dessen aber nicht sicher.

Doch Irene gab ihm das Gefühl, daß Zeit keine Rolle spielte. Mit ihr an seiner Seite konnte er alles schaffen.

Sie hatten alle Möglichkeiten in diesem großen neuen Land: Amerika!

ENDE DIESER GESCHICHTE

Liebe !AMERIKA!-Leser,

nach 22 spannenden Abenteuern um den deutschen Auswanderer Jacob Adler und seine Gefährten ist es jetzt leider soweit: Die Serie muß aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Offenbar war die >Nische< zwischen Abenteuerroman und Western nicht groß genug, um ausreichend Leser zu finden. Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei allen, die !AMERIKA! die Treue gehalten und uns mit Briefen motiviert haben. Wir hoffen, daß Ihnen die Erlebnisse Jacob Adlers, gewürzt mit wahren historischen Begebenheiten aus dem >Wilden Westenc, sowohl Spannung als auch Entspannung und so manche fesselnde >Schmökerstunde< bereitet haben.