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Keith Percy war beeindruckt — und erstaunt.»Absolut, Tyler. Großartig, Tyler, eine ausgezeichnete Maßnahme.«

Tyler ließ Margo in seinem Haus wohnen und erzählte ihr fünf Tage lang von den Besonderheiten seiner Angehörigen.

«Wie heißen deine Brüder?«

«Tyler und Woodruff.«

«Woodrow.«

«Ach ja, richtig — Woodrow.«

«Und wie nennen wir ihn?«

«Woody.«

«Hast du auch eine Schwester?«

«Ja, Kendall. Sie ist Modedesignerin.«

«Ist sie verheiratet?«

«Sie ist mit einem Franzosen verheiratet. Er heißt… Marc Renoir.«

«Renaud.«

«Renaud.«

«Wie lautet der Name deiner toten Mutter?«

«Rosemary Nelson. Sie war die Gouvernante der StanfordKinder.«

«Warum ist sie fortgegangen?«

«Sie ist gefickt worden von…«

«Margo!«mahnte Tyler.

«Ich meine, Harry Stanford schwängerte sie.«

«Was ist aus Mrs. Stanford geworden?«

«Sie beging Selbstmord.«

«Was hat deine Mutter dir von den Kindern Stanfords erzählt?«

Margo dachte nach.

«Nun?«

«Einmal bist du auf dem Teich aus dem Schwanenboot ins Wasser gefallen.«

«Ich bin nicht ins Wasser gefallen«, widersprach Tyler heftig.»Ich wäre beinahe ins Wasser gefallen.«

«Genau, und Woody wäre beinahe verhaftet worden, weil er im öffentlichen Park Blumen gepflückt hat.«

«Das war Kendall…«

Er war erbarmungslos. Sie gingen die Szenarien immer wieder durch, bis spät in die Nacht hinein und bis Margo total erschöpft war.

«Kendall ist von einem Hund gebissen worden.«

«Von dem Hund bin ich gebissen worden.«

Sie rieb sich die Augen.»Ich kann schon gar nicht mehr richtig denken. Ich bin furchtbar müde und brauche ein bißchen Schlaf.«

«Schlafen kannst du später!«

«Wie lange soll das denn noch weitergehen!?«wehrte sie sich trotzig.

«Bis ich überzeugt bin, daß du es geschafft hast. Also — noch mal von vorn.«

Und so ging es weiter, bis Margo alles fehlerlos beherrschte. Tyler war erst an dem Tag mit ihr zufrieden, als sie auf jede Frage sofort die richtige Antwort parat hatte.

«Nun bist du soweit«, erklärte er und schob ihr ein Bündel juristischer Papiere hinüber.

«Was ist das denn?«

«Eine Formalität«, erwiderte Tyler wie nebenbei.

Was er sich von ihr unterschreiben ließ, war ein Vertrag, mit dem sie ihren Anteil an der Hinterlassenschaft von Harry Stanford auf eine Firma übertrug, die einer anderen Firma unterstand, die sich wiederum im Besitz einer ausländischen Firma befand, deren Alleininhaber Tyler Stanford war. Es war absolut unmöglich, die Zusammenhänge bis zu Tyler zurückzuverfolgen.

Tyler händigte Margo fünftausend Dollar in bar aus.»Den Rest bekommst du, wenn die Sache abgeschlossen ist«, erklärte er,»wenn du alle überzeugt hast, daß du Julia Stanford bist.«

Von dem Augenblick an, als Margo in Rose Hill auftauchte, hatte Tyler die Rolle des Advocatus Diaboli gespielt.

«Sie können sich gewiß in unsere Lage versetzen, Miss…

ähm… Ohne einen hieb- und stichfesten Beweis können wir unmöglich akzeptieren, daß… Nach meiner Überzeugung ist diese Dame eine Hochstaplerin… Wie viele Bedienstete haben während unserer Kindheit in diesem Haus gearbeitet?… Dutzende, stimmt's? Und von denen könnte manch einer gewußt haben, was diese junge Dame uns vorhin erzählt hat. So wie sie ja auch das Foto von einem der Hausmädchen, Chauffeure, Butler oder Köche von damals erhalten haben könnte… Vergeßt bitte nicht, daß es hier um Riesensummen geht.«

Es war ein meisterlicher Schachzug von ihm gewesen, die Forderung zu stellen, daß sie sich einem DNS-Test unterziehen sollte. Er hatte Hal Baker angerufen und ihm entsprechende Instruktionen gegeben:

«Holen Sie Harry Stanfords Leiche aus dem Grab, und lassen Sie sie verschwinden.«

Und dann der begnadete Einfall, einen Privatdetektiv heranzuziehen. Er hatte damals Hal Baker angerufen und ihn später auch als Frank Timmons vorgestellt.

Tyler hatte ursprünglich nur daran gedacht, daß Hal Baker vortäuschen sollte, die nötigen Schritte zur Identifizierung von Julia Stanford vorgenommen zu haben; dann fand er jedoch, daß der Bericht mehr Eindruck machen würde, wenn Hal Baker die Sache selbst recherchiert hätte; und Bakers Ergebnisse waren von seinen Geschwistern und auch von Fitzgerald und Sloane sofort akzeptiert worden.

Und auch später hatte es nicht die geringsten Probleme mit Tylers Plan gegeben. Margo Posner hatte ihre Rolle perfekt gespielt, und der Vergleich der Fingerabdrücke hatte die Sache besiegelt, und alle waren davon überzeugt, es mit der wahren Julia Stanford zu tun zu haben.

Kapitel 18

In der Kanzlei Renquist, Renquist & Fitzgerald saß Steve Sloane mit Simon Fitzgerald bei einer Tasse Kaffee zusammen.

«Um Shakespeare zu zitieren: >Es ist etwas faul im Staate Dänemarks«

«Was beunruhigt dich?«fragte Fitzgerald.

Steve seufzte.»Ich weiß nicht so recht. Es betrifft die Stanfords: Sie geben mir Rätsel auf.«

Simon Fitzgerald schnaubte verächtlich.»Willkommen im Club.«

«Ich komme immer wieder auf eine zentrale Frage zurück, Simon, und finde keine Antwort.«

«Und wie lautet die Frage?«

«Den Kindern lag sehr viel daran, daß Harry Stanfords Leiche exhumiert wurde, um seine DNS-Werte mit denen von dieser Frau vergleichen zu können. Folglich müssen wir davon ausgehen, daß es für das Verschwinden der Leiche eigentlich nur eine mögliche Erklärung geben kann — nämlich einen Vergleich zwischen den DNS-Werten dieser Frau und Harry Stanfords zu verhindern. Doch die einzige Person, die davon profitieren könnte, wäre ebendiese Frau — sofern sie eine Betrügerin ist.«

«Richtig.«

«Trotzdem ist dieser Privatdetektiv, dieser Frank Timmons — ich habe mich beim Bezirksstaatsanwalt vergewissert, er genießt einen ausgezeichneten Ruf —, mit Fingerabdrücken angekommen, die beweisen, daß es sich bei dieser Frau um die wahre Julia Stanford handelt. Meine Frage lautet: Wer hat Harry Stanfords Leiche ausgegraben und verschwinden lassen? Und mit welcher Absicht?«»Das ist die große Frage, falls…«

Die Sprechanlage summte, und eine Sekretärin sagte:»Mr. Sloane, ein Gespräch für Sie auf der zweiten Leitung.«

Steve Sloane nahm den Hörer ab.»Hallo…«

«Mr. Sloane«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung,»hier Richter Stanford. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie noch heute vormittag in Rose Hill vorbeischauen könnten.«

Steve wechselte einen Blick mit Fitzgerald.»Einverstanden, in ungefähr einer Stunde?«

«Das wäre prima. Ich danke Ihnen.«

Steve legte den Hörer auf.»Eine Aufforderung zum Vorsprechen im Hause der Stanfords.«

«Da bin ich aber neugierig, was sie von dir wollen.«

«Ich wette zehn zu eins, daß es ihnen um eine Beschleunigung der Freigabe des Testaments geht, damit sie endlich an das viele schöne Geld herankommen.«

«Lee? Hier Tyler. Wie geht's?«

«Bestens, danke.«

«Du fehlst mir.«

Kurzes Schweigen, dann:»Du fehlst mir auch, Tyler.«

Dieser Satz tat ihm gut.»Lee, ich habe dir eine aufregende Neuigkeit mitzuteilen, aber ich kann darüber nicht am Telefon sprechen. Es betrifft etwas, das dich sehr glücklich machen wird. Wenn wir beide…«

«Ich muß auflegen, Tyler, ich bin nicht allein.«

«Aber…«

Die Leitung war tot.

Tyler saß einen Moment unbeweglich da und überlegte: Er hätte sicherlich niemals gesagt, daß ich ihm fehle, wenn er es nicht auch so gemeint hätte.