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Die anderen Aspekte folgten ihm. Krasus betrachtete Nozdormu. Der Drache flog so ruhig, als sei nichts Besonderes an diesem Tag geschehen.

Der Magier schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in der Vergangenheit fühlte er sich ein klein wenig erleichtert.

Die Überlebenden der Streitmacht waren nicht erleichtert, denn obwohl sie fühlten, dass die Gefahr vorüber war, wussten sie auch, dass sich ihre Welt unwiederbringlich verändert hatte. Viele blickten nur mit leerem Blick auf das neue Meer. Das Wasser beruhigte sich langsam, und die Wellen glitten sanft über das verheerte Land.

So viele hatten Angehörige verloren. Die Konsequenzen würden sich erst in den nächsten Wochen und Monaten, vielleicht erst in Jahren zeigen. Einer, der die Situation realistisch einschätzen konnte, war Jarod Shadowsong. Er zeigte nicht, wie sehr ihn das alles erschüttert hatte, wirkte immer noch wie ein Fels in der Brandung. Selbst Adlige kamen zu ihm, weil sie Halt und Trost suchten. Diejenigen, die sich besser im Griff hatten, so wie Blackforest, wurden von Jarod zu Unterkommandanten ernannt, die sich um die Belange der Streitmacht kümmern sollten.

Der Mount Hyjal wurde zu einem Sammelpunkt, denn der Berg hatte den Krieg und die Katastrophe unversehrt überstanden. Jarod ließ Banner anfertigen, die den Gipfel in ihrer Mitte zeigten; eine neue Flagge für einen neuen Anfang.

Die Tauren und anderen Völker, die von der Zerstörung Kalimdors weniger betroffen waren, schickten Hilfe. Sie alle hatten gelitten, aber kein Volk so sehr wie die Nachtelfen. Jarod nahm Hulns Hilfe dankbar an. Erleichtert bemerkte er, dass seine Leute nur in Ausnahmefällen Arroganz und Vorurteile walten ließen. Wie lange diese Eintracht und Solidarität mit den Flüchtlingen währen würde, vermochte niemand zu sagen. Ihre wunderbar eleganten Städte existierten nicht mehr. Die magisch veränderten Landschaften und die lebenden Baumhäuser waren verschwunden. Die meisten hatten nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf. Es gab keine Zelte mehr. Jarod hatte sogar sein eigenes an einige junge Kinder verschenkt, die im Krieg zu Waisen geworden waren.

Leider dauerte es nicht lange, bis der Zusammenhalt der Streitmacht auf eine erste Probe gestellt wurde. Da es den Brunnen nicht mehr gab, fürchteten die einfachen Nachtelfen die Hochgeborenen nicht mehr in dem Maße, wie sie es früher getan hatten. Die Flüchtlinge begannen, die Hochgeborenen, die sich zwischen ihnen bewegten, hasserfüllt anzustarren.

»Dir steht ein neuer Krieg bevor«, warnte Krasus. »Du musst etwas dagegen unternehmen.«

»Einige werden die Schrecken niemals vergessen, die ihre Taten über uns gebracht haben.« Jarod richtete seinen Blick auf das neue Meer. Irgendwo darunter lagen die Ruinen Suramars. »Niemals.«

Der blasse Magier richtete sich auf. »Wenn ihr überleben wollt, Jarod, müsst ihr eure Differenzen beilegen.«

Jarod atmete tief durch, dann rief er die Adligen und die anderen hochrangigen Mitglieder der Streitmacht zu sich. Er bat auch Dath’Remar Sunstrider und die obersten Hochgeborenen, zu ihm zu kommen. Die beiden Gruppen trafen sich unter Lord Ravencrests altem Banner, das Jarod verwenden wollte, bis die neuen Fahnen fertig waren. Krasus hatte ein Treffen unter dem Banner vorgeschlagen, denn Ravencrest war bei den Adligen und im Palast gleichermaßen beliebt gewesen.

»Wir kommen unter Protest hierher«, knurrte Blackforest mit schiefem Blick auf die Hochgeborenen in ihren Roben. Seine Hand ruhte auf dem Griff seines Schwertes. »Und wir werden uns nicht lange in solch übler Gesellschaft aufhalten.«

Dath’Remar kräuselte ablehnend die Nase, schwieg jedoch. Seine Meinung über den Adel war offensichtlich, benötigte keine Worte.

»Habt ihr denn nichts aus all dem gelernt?«, fuhr Jarod die Versammlung an. Er deutete in Richtung des Meers. »Sollte das nicht reichen, um unsere Streitigkeiten zu beenden? Wollt ihr alle etwa zu Ende führen, was die Dämonen angefangen haben?«

»Und wobei die da ihnen geholfen haben!«, mischte sich ein Adliger mit Blick auf die Hochgeborenen ein.

»Wir können nicht entschuldigen, was wir getan haben«, entgegnete Dath’Remar, »aber wir haben versucht, es wieder gut zu machen. Habt ihr euch nie gefragt, weshalb es bis zur Erschaffung des Portals so lange dauerte? Wir haben unser Leben riskiert, um seine Vollendung zu verhindern! Wir haben versucht, die Hohepriesterin der Elune zu befreien. Etliche Hochgeborenen sind im Kampf gegen die Brennende Legion gefallen.«

»Das reicht nicht!«

»Darf ich etwas sagen?«

Einige Schwestern der Elune betraten die Runde. Tyrande Whisperwind und Jarods Schwester führten sie an. Maiev wirkte ungewohnt ruhig neben der Hohepriesterin, was Jarod verstehen konnte. Die junge Frau hatte etwas an sich, das die Sorgen erleichterte.

Alle gingen in die Knie, aber Tyrande bat sie mit einem peinlich berührten Lächeln, sich wieder zu erheben. Jarod verneigte sich und sagte: »Die Stimme von Mutter Mond mag sprechen, wann immer es ihr beliebt.«

Tyrande nickte würdevoll, dann wandte sie sich an die versammelten Nachtelfen. »Unsere Welt wird nie mehr so sein wie früher. Was wir einmal waren, sind wir nicht mehr.« Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. »Wir befinden uns in einem Stadium des Übergangs. Auch ich vermag nicht zu sagen, was aus unserem Volk wird, aber wahrscheinlich werden wir uns stark verändern.«

Die Adligen und die Hochgeborenen räusperten sich nervös. Die Worte einer Hohepriesterin durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.

»Wir haben diesen Kampf überlebt, aber wenn wir nicht zusammenhalten, werden wir unseren Umbruch nicht überstehen. Bedenkt das, bevor ihr alte Feindschaften wieder aufleben lasst.«

Tyrande wandte sich ab. Maiev warf ihrem Bruder einen Blick zu. Er war überrascht, darin Vertrauen zu ihm zu entdecken.

Als seine Schwester sich umdrehte, sah er, dass Shandris Feathermoon hinter ihr gestanden hatte. Die Novizin lächelte ihn an, bevor sie den anderen folgte, was ihn nervöser machte, als die Anwesenheit aller Adligen und Hochgeborenen zusammen. Gleichzeitig spürte er jedoch, wie sein Herz leichter wurde.

Blackforest räusperte sich. Jarod konzentrierte sich wieder auf die aktuellen Probleme. »Ihr alle habt die Stimme von Mutter Mond gehört. Ich schließe mich ihren Worten voll und ganz an. Was meint ihr?«

Blackforest öffnete den Mund, aber Dath’Remar gelang es, vor dem ersten Ton des Aristokraten zu antworten. »Wir respektieren das Wort der Hohepriesterin sehr und werden tun, was wir können, um unsere früheren Missetaten wieder gut zu machen … wenn unsere geehrten Begleiter so gütig sind, uns dazu Gelegenheit zu geben.«

Der Sprecher der Adligen schnaubte. »Wir schließen uns der Hohepriesterin an. Wenn die Hochgeborenen bereit sind, ihre Fehler einzugestehen, akzeptieren wir ihre Rückkehr in unser Volk. Ihre Hilfe beim Wiederaufbau unserer Heimat ist uns willkommen.«

In beiden Antworten schwang Ablehnung mit, aber zu diesem Zeitpunkt konnte Jarod auch nicht mehr erwarten. Es würde in Zukunft sicherlich einige Konfrontationen geben, aber hoffentlich keine, die die Existenz seines Volkes gefährdete.

»Ich danke euch, dass ihr gekommen seid und Vernunft bewiesen habt. Jetzt sollten wir uns darüber unterhalten, wie wir das Wunder, das uns hat überleben lassen, am besten zu unserem Vorteil nutzen.«

Verschiedene Stimmen aus beiden Gruppen meldeten sich zu Wort. Alle versuchten, die Vorschläge der anderen zu übertrumpfen. Jarod verzog das Gesicht, während er sich bemühte, die besten Ideen herauszufiltern.

Ein Vorschlag erregte seine Aufmerksamkeit besonders. »Wasser!«, unterbrach er. »Wir brauchen Trinkwasser!«

Der Bericht eines Kundschafters fiel ihm ein. Er hatte einen See auf dem Gipfel des Mount Hyjal entdeckt. Den wollte er sich ansehen, auch wenn es ihm vielleicht nur eine Atempause von seinen anderen Pflichten bringen würde. »Lord Blackforest, ich brauche drei freiwillige Adlige für einen kleinen Ausflug.« Er nickte Dath’Remar zu. »Und drei Hochgeborene.«

Jarod gratulierte sich selbst, während die Gruppen ihre Wahl trafen. Dieser Ausflug zwang beide Seiten zur Zusammenarbeit. Es war keine gefährliche Unternehmung, aber eine wichtige, denn die Wasserversorgung stand an erster Stelle. Wenn die Adligen und Zauberer gemeinsam über ihre Entdeckungen berichteten, würde das Volk vielleicht erkennen, dass eine Zusammenarbeit möglich war.