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Eintritt nun also die junge Göttin des Bösen, der Agathodaimon des Verbrechens, in einen makellos weißen Eisbärenpelz gehüllt, das lange Blondhaar wallend unter dem kecken Kalpak, hochmütigen Blickes und mit sarkastischer Miene. Und mit der üblichen List schicke ich sie in ihr Verderben.

Ah, Ironie der Sprache — dieser Gabe, die uns die Natur gegeben hat, um uns zu erlauben, über die Geheimnisse unserer Seele zu schweigen: Die Erleuchtete fällt dem Dunkel zum Opfer. Ich höre sie grässliche Flüche ausstoßen, die Reulose, während ihr Luciano das Messer ins Herz stößt und es dreimal darin umdreht. Déjà vu, déjà lu...

Der nächste ist Nilus, der für einen Moment geglaubt hatte, sowohl die Zarin als auch die Karte zu haben. Schmieriger Lustmönch, du wolltest den Antichrist? Wohlan, da vorne im Dunkeln findest du ihn, doch weißt du's noch nicht... Und blind schicke ich ihn, unter tausend mystischen Schmeicheleien, in den infamen Hinterhalt, der ihn erwartet. Luciano zerfetzt ihm die Brust mit zwei Schnitten in Kreuzesform, und der Elende sinkt in den ewigen Schlaf.

Ich muß das uralte Misstrauen des letzten überwinden, des Weisen von Zion, der sich für Ahasver hält, für den Ewigen Juden, unsterblich wie ich. Er traut mir nicht, während er salbungsvoll lächelt, der Bart noch feucht vom Blute der zarten Christenkinder, die er auf dem Prager Friedhof zu zerfleischen pflegt. Er kennt mich als Ratschkowski, ich muß ihn an Gerissenheit übertrumpfen. So gebe ich ihm zu verstehen, daß der Schrein nicht nur die Karte enthalte, sondern auch rohe, noch ungeschliffene Diamanten. Ich weiß, welche Faszination Rohdiamanten auf diese gottesmörderische Sippe ausüben. Er geht seinem Schicksal entgegen, verlockt und getrieben von seiner Begehrlichkeit, und es ist sein Gott, sein grausamer und rachgieriger Gott, den er sterbend verflucht, erdolcht wie Hiram, so schwer ihm das Fluchen auch fallen mag, da er seines Gottes Namen nicht über die Lippen bringt.

Träumer, der ich schon glaubte, das Große Werk beendet zu haben!

Wie von einem Wirbelwind gepackt, springt die Tür erneut auf, und es erscheint eine Gestalt mit bleichem Gesicht, die Hände fromm vor der Brust gefaltet, den Blick bescheiden zu Boden gesenkt. Seine Natur jedoch kann mir dieser Neuankömmling nicht verbergen, denn er trägt das schwarze Kleid seines schwarzen Ordens. Ein Sohn Loyolas, ein Jesuit!

— Crétineau! rufe ich, irregeführt.

Er hebt die Hand zu einer heuchlerischen Segensgebärde.

— Ich bin nicht, der ich bin, sagt er mit einem Lächeln, das nichts Menschliches mehr an sich hat.

Dies war in der Tat seit jeher ihre Technik: mal verleugnen sie ihre Existenz sogar vor sich selbst, mal proklamieren sie die Macht ihres Ordens, um die Trägen im Geiste einzuschüchtern.

— Wir sind immer anders als ihr denkt, ihr Kinder Belials (sagt nun dieser Verführer gekrönter Häupter). Aber du, o Saint-Germain...

— Woher weißt du, daß ich's wirklich bin? frage ich ihn verwirrt.

Er lächelt bedrohlich: — Du hast mich zu anderen Zeiten gekannt — zu Zeiten, als du versuchtest, mich von Postels Sterbebett wegzuziehen, zu Zeiten, als ich dich unter dem Namen des Abbé d'Herblay dazu brachte, eine deiner Verkörperungen im Innern der Bastille zu beenden (oh, wie ich sie immer noch spüre auf dem Gesicht, die Eiserne Maske, zu der mich mein Orden, mit Hilfe Colberts, verurteilt hatte), zu Zeiten, als ich deine heimlichen Zusammenkünfte mit Baron d'Holbach und Condorcet ausspionierte...

— Rodin! rufe ich aus, wie vom Blitz getroffen.

— Jawohl, ich bin Rodin, der heimliche Jesuitengeneral. Rodin, den du nicht täuschen wirst, den du nicht dazu bringen wirst, in den Schacht dort hinten zu stürzen, wie du's mit den anderen getan. Wisse, o Saint-Germain, es gibt kein Verbrechen und keine Gemeinheit, keine tückische List und keine listige Tücke, die wir nicht vor euch erfunden hätten, zum größeren Ruhme unseres Gottes, der die Mittel rechtfertigt! Wie viele gekrönte Häupter haben wir nicht schon stürzen lassen in dieser Nacht, die keinen Morgen kennt, stürzen in weit subtilere Hinterhalte, um die Weltherrschaft zu erlangen! Und jetzt willst du uns hindern, jetzt, einen Schritt vor dem Ziel, unsere gierigen Hände auf das Geheimnis zu legen, das seit fünf Jahrhunderten die Geschichte der Welt umtreibt?

Rodin, so sprechend, wird zunehmend fürchterlich. All jene Instinkte einer blutigen, lästerlichen und ruchlosen Ambition, die sich in den Päpsten der Renaissance manifestierten, perlen jetzt auf der Stirn dieses Ignatius-Jüngers. Ich sehe es wohclass="underline" ein unstillbarer Durst nach Herrschaft bewegt sein unreines Blut, ein siedender Schweiß überströmt ihn, ein süßlicher, ekelerregender Dunst verbreitet sich rings um ihn her.

Wie kann ich diesen letzten Feind schlagen? Mich überkommt eine plötzliche Intuition, die nur der zu nähren vermag, für den die menschliche Seele seit Jahrhunderten keine unerforschten Winkel mehr hat.

— Sieh her! sage ich. Auch ich bin ein Tiger.

Und mit einer einzigen raschen Bewegung stoße ich dich in die Mitte des Raumes, reiße dir das T-Shirt vom Leibe, löse den Gürtel des eng anliegenden Panzers, der die Anmut deines ambragoldenen Leibes verbirgt. So stehst du nun da im bleichen Mondlicht, das durch die halb offene Tür eindringt, erhobenen Kopfes, schöner als die Schlange, die Adam verführte, hochmütig und lasziv, Jungfrau und Hure, bekleidet mit nichts als deiner fleischlichen Macht, denn die nackte Frau ist die gewappnete Frau.

Der ägyptische Klaft hängt von deinem dichten schwarzen Haar, das vor lauter Schwärze schon beinahe blau ist, auf deinen wogenden Busen unter dem leichten Musselin. Um die kleine gewölbte und eigensinnige Stirn schlingt sich der goldene Uräus mit den smaragdenen Augen, der seine dreigespaltene rubinrote Zunge über deinem Kopf züngeln lässt. Oh, deine Tunika aus schwarzen Schleiern mit Silberreflexen, zusammengehalten von einer Schärpe, bestickt mit funesten Iriden aus schwarzen Perlen. Oh, deine geschwellte Scham, glatt rasiert von deiner malabarischen Sklavin, auf das du in den Augen deiner Liebhaber die Nacktheit einer Statue habest! Oh, deine Brustspitzen, zart betupft mit demselben Karmesin, das deine Lippen rötet, die einladend lächeln wie eine Wunde!

Jetzt keucht Rodin. Die langen Zeiten der Abstinenz, das in einem Machttraum verbrachte Leben haben nichts anderes bewirkt, als ihn mehr und mehr in sein unstillbares Verlangen zu stürzen. Angesichts dieser schönen und schamlosen Königin mit den dämonischen schwarzen Augen, den runden Schultern, dem duftenden Haar und der zarten weißen Haut wird Rodin von der Sehnsucht nach einer nie gekannten Zärtlichkeit erfasst, nach einer unsäglichen Lust, er zittert in seinem Fleische, wie ein Waldgott erzittert beim Anblick einer entblößtem Nymphe, die sich im selben Wasser spiegelt, das schon Narziss ins Unglück getrieben. Im Gegenlicht errate ich seinen unbezähmbaren Rictus, er ist wie versteinert von der Medusa, in Stein gehauen in seinem Verlangen nach einer unterdrückten und jetzt erlöschenden Männlichkeit, obsessive Flammen der Libido versengen sein Fleisch, er ist wie ein gespannter Bogen, hochgespannt bis zu dem Punkt, an dem er zerbrechen wird.

Jäh zu Boden gestürzt, liegt er kriechend vor dieser Erscheinung, die Hand vorgereckt wie eine Kralle, um einen Schluck vom Elixier zu erflehen.

— Oh, röchelt er, oh, wie schön du bist, oh, diese kleinen Zähne einer jungen Wölfin, die aufblitzen, wenn du deine schwellenden roten Lippen öffnest... Oh, diese großen, smaragdgrünen Augen, die bald funkeln, bald schmachten. O Dämonin der Wollust.

Er hat schon Gründe, der Elende, während du jetzt deine blaugepanzerten Hüften bewegst und die Scham vorstreckst, um den Flipper vollends zur Raserei zu treiben.