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it a l'hostel des popelicans

it a la pierre

3 foiz 6 avant la feste ... la Grant Pute.

  »Na und?«

»Ja Himmelherrgott, ist es euch nie in den Sinn gekommen, euch mal einen Touristenführer von diesem Provins anzusehen, einen kurzen Abriss seiner Geschichte? Ihr hättet sofort entdeckt, dass die Grange-aux-Dimes, wo diese Botschaft gefunden wurde, ein Ort war, wo die Händler sich trafen, denn Provins war damals das Handelszentrum der Champagne. Und die Orange befindet sich in der Rue Saint-Jean. In Provins wurde mit allem möglichen gehandelt, aber besonders mit Tuchen, auf französisch draps oder dras, wie man damals schrieb, und jedes Tuch war mit einer Garantiemarke versehen, oft mit einem Siegel. Das zweite Paradeprodukt von Provins waren Rosen, rote Rosen, die die Kreuzritter aus Syrien mitgebracht hatten. So berühmt, dass Edmond of Lancaster, als er die Blanche d'Artois heiratete und auch den Titel des Grafen von Champagne annahm, die rote Rose von Provins in sein Wappen setzte — und das ist der Grund, warum man später vom Krieg der zwei Rosen sprach, denn die Yorks hatten eine weiße Rose im Wappen.«

»Und woher weißt du das?«

»Aus einem Büchlein von knapp zweihundert Seiten, herausgegeben vom Bureau de Tourisme de la Ville de Provins, das ich hier im französischen Kulturinstitut gefunden habe. Aber das ist noch nicht alles. In Provins gibt es eine Burg, die Le Donjon genannt wird, es gibt eine Porte-aux-Pains, also ein »Tor zu den Broten«, es gab eine Eglise du Refuge, es gab selbstverständlich mehrere Kirchen Unserer Lieben Frau, hüben und drüben, es gab oder gibt immer noch eine Rue de la Pierre Ronde, wo ein pierre de cens war, ein »Zinsstein«, auf den die Untertanen des Grafen das Geld für den Zehnten zu legen hatten. Und es gab schließlich auch eine Rue des Blancs Manteaux und eine Straße, die Rue de la Grande Putte Muce genannt wurde, aus Gründen, die ich dich raten lasse, beziehungsweise weil sie die Bordellstraße war.«

»Und die Popelicans?«

»In Provins hatte es Katharer gegeben, die dann ordnungsgemäß verbrannt worden sind, und der Großinquisitor war ein reuiger Ketzer und wurde Robert le Bougre genannt. Also war's nichts Besonderes, wenn es da auch eine Straße oder eine Gegend gab, die weiterhin als Sitz der Ketzer bezeichnet wurde, auch als es die Katharer nicht mehr gab.«

»Auch noch 1344...«

»Wer sagt dir denn, dass dieses Dokument von 1344 stammt? Dein Oberst hat hier 36 Jahre nach dem Heuwagen gelesen, und tatsächlich war damals ein p, das in einer bestimmten Weise gemacht war, mit einer Art Apostroph, die normale Abkürzung für post, aber ein anderes p ohne Apostroph bedeutete pro. Der Verfasser dieses Textes ist ein friedlicher Händler, der sich ein paar Notizen gemacht hat über seine Geschäfte in der Grange-aux-Dimes, also in der Rue Saint-Jean, nicht in der Johannisnacht, und er hat sich einen Preis notiert: sechsunddreißig Sous oder Deniers oder was für Münzen die damals hatten, für eine oder für jede Fuhre Heu.«

»Und die hundertzwanzig Jahre?«

»Wer spricht von Jahren? Ingolf hat etwas gesehen, das er als 120 a... abgeschrieben hat. Wer sagt dir, dass es ein a war? Ich habe nachgeschaut in einer Tabelle der damals üblichen Abkürzungen und hab gefunden, dass man für denier oder denarius seltsame Zeichen benutzte — eins, das wie ein Delta aussieht, und ein anderes wie ein Theta, eine Art links angeknabberter Kreis. Kritzel das eilig hin, als kleiner Händler, der sich Notizen macht, und schon kann es so ein Eiferer wie dein Oberst mit einem a verwechseln, weil er die Sache mit den 120 Jahren schon irgendwo gelesen hat, du weißt besser als ich, dass er sie in jeder beliebigen Rosenkreuzergeschichte lesen konnte, er wollte etwas finden, das so ähnlich klang wie post 120 annos patebo! Und was macht er dann? Er findet eine Reihe von it und liest sie als iterum. Aber iterum wurde mit itm abgekürzt, und it bedeutete item, desgleichen, ebenso, ein Ausdruck, der speziell für repetitive Listen benutzt wurde. Unser Händler kalkuliert, was ihm bestimmte Aufträge einbringen werden, die er bekommen hat, und listet auf, was er wohin liefern muß. Er muß Rosen liefern, Kreuzritter-Rosen von Provins, das ist es, was r... s... Chevaliers de Pruins heißt. Und da, wo der Oberst vainjance gelesen hat (weil ihm der Ritter Kadosch im Kopf herumspukte), muß man jonchée lesen, Blumenschmuck. Die Rosen wurden benutzt, um Kränze oder Teppiche daraus zu flechten, für die verschiedenen Feste. Und so ist deine Botschaft aus Provins nun zu lesen:

  In der Rue Saint-Jean

36 pro Karren Heu.

6 neue Tücher mit Siegel

in die Straße der Weißen Mäntel.

Kreuzritter-Rosen von Provins für den Blumenschmuck:

6 Sträuße zu 6 an 6 Orte:

jeder zu 20 Denier, macht 120 Denier.

Dies ist die Reihenfolge:

die ersten zur Burg

item die zweiten zu denen an der Porte-aux-Pains

item zur Kirche des Refugiums

item zur Kirche Notre-Dame jenseits des Flusses

item zum alten Haus der Ketzer

item zur Straße des Runden Steins

Und 3 Sträuße zu 6 vor dem Fest in die Straße der Huren

denn auch diese Armen wollten sich zum Fest gern ein schönes Rosenhütchen machen.«

»Mein Gott«, sagte ich, »mir scheint, du hast recht.«

»Klar hab ich recht. Das ist eine Wäscheliste, ich wiederhole es dir.«

»Moment mal. Dies hier mag ja noch eine Wäscheliste sein, aber das oben ist eine chiffrierte Botschaft, die von sechsunddreißig Unsichtbaren spricht.«

»In der Tat. Den französischen Text hatte ich nach einer Stunde raus, aber der andere hat mich zwei ganze Tage gekostet. Ich hab den Trithemius studieren müssen, erst in der Ambrosiana und dann in der Trivulziana, und du weißt ja, wie diese Bibliothekare sind, bevor sie dir ein altes Buch in die Hand geben, sehen sie dich an, als ob du es auffressen wolltest. Aber die Sache ist ganz einfach. Zuerst mal, und darauf hättest du auch selbst kommen können: bist du sicher, dass les 36 inuisibles separez en six bandes dasselbe Französisch ist wie das unseres Händlers? Tatsächlich habt ja auch ihr gemerkt, dass es sich um eine Formel handelt, die in einem Pamphlet aus dem siebzehnten Jahrhundert benutzt wird, als die Rosenkreuzer in Paris aufgetaucht sind. Aber ihr habt wie eure Diaboliker argumentiert: Wenn die Botschaft nach der Methode von Trithemius chiffriert worden ist, muß Trithemius von den Templern abgeschrieben haben, und da die Botschaft einen Satz zitiert, der in den Kreisen der Rosenkreuzer umging, muß der Plan, der bisher den Rosenkreuzern zugeschrieben wurde, in Wahrheit schon der Plan der Templer gewesen sein. Aber versuch mal, die Argumentation umzudrehen, wie es jeder halbwegs vernünftige Mensch tun würde: Da die Botschaft mit der Trithemius-Methode chiffriert worden ist, muß sie nach Trithemius geschrieben worden sein, und da sie eine Formel zitiert, die im Jahrhundert der Rosenkreuzer aufgekommen ist, muß sie danach geschrieben worden sein. Was ist nun die ökonomischste Hypothese? Ingolf findet die Botschaft von Provins, und da er wie der Oberst ein Hermetic-Mystery-Freak ist, braucht er bloß 36 und 120 zu lesen und denkt sofort an die Rosenkreuzer. Und da er auch ein Kryptographie-Freak ist, vergnügt er sich damit, die Botschaft in Geheimschrift zu resümieren. Er setzt sich hin und chiffriert seine schöne rosenkreuzerische Formel nach einem Chiffriersystem von Trithemius.«