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»Orch hat recht«, sagte Rety.

»Und wie sollen wir das tun?« fragte Ebb.

»Vries!« forderte Rety.

Der Anthropologe wanderte unruhig auf und ab.

Jetzt blieb er stehen: »Es gibt ein einfaches Mittel.«

»Und das wäre?«

Der Lochstreifen fing wieder zu laufen an: ›FRAGE UNVOLLSTÄNDIG EINGETROFFEN. BITTE WIEDERHOLEN.‹

»Das wäre – ausschalten«, sagte Vries.

»Woran sollen wir dann...«, fing Rety an.

»Verflucht«, sagte Ebb.

»So schalt doch schon aus!« schrie Orch.

»Warum tust du es nicht selbst?« fragte Rety. Orch ging einen Schritt vor und zögerte, blickte über die Schulter zurück.

»Hat sich dieses Ding nicht bewegt?« fragte er und zeigte auf eines der Werkzeugwägelchen, die, vom Elektronengehirn über Funk gesteuert, automatisch alle mechanischen Defekte im Schiff reparierten.

»Unsinn«, sagte Rety.

»Doch, es hat sich tatsächlich bewegt«, meinte Ebb. »Ich glaube, wir sollten wirklich ausschalten!« Er streckte die Hand aus...

»Halt«, rief Orch. »Ich befehle dir: halt! Du hast doch gehört, daß es gefährlich ist!«

Ebb ließ die Hand wieder sinken – und sprang zurück: Der Werkzeugwagen schob sich zwischen ihn und die Vorderfront der elektronischen Anlage.

Ebb zitterte vor Wut. »Das war die letzte Gelegenheit! Wir haben sie verpaßt – wegen deiner Unentschlossenheit!«

»Was erlaubst du dir!« schrie Orch. »Ich werde –«

Mit einem Krach ließ Rety die Hand auf den Tisch fallen. »Schluß jetzt! Schluß, sage ich. Die Lage ist zu ernst! Vries, was meinst du – sollen wir es mit Gewalt versuchen, oder haben wir dann eine gefährliche Reaktion zu erwarten?«

»Gefährlich?« fragte Vries. »Ich glaube, Ebb hat recht gehabt, es ist einfach zu spät.«

Mit einer ruhigen, beherrschten Bewegung streckte er die Hand zum Schalter aus... Da schlängelte sich wieder ein dreißig Zentimeter langer Lochstreifen aus dem Apparat. Rety haschte danach.

»BITTE NICHT ABSCHALTEN«, las er vor.

»Ha! Er bittet!« stieß Orch hervor.

Vries ließ sich nicht beirren, seine Hand näherte sich dem Schalter... Ein zangenversehener Metallarm entfaltete sich und stellte sich haltgebietend in den Weg.

»So sagt doch etwas!« forderte Rety mit belegter Stimme. »Was hat das zu bedeuten?«

»Die fremden Intelligenzen sind erwacht«, antwortete Vries. »Und zwar nicht nur die Erinnerung, sondern auch die Initiative – in einem Ausmaß von Aktivität, die ich bisher noch nicht beobachtet habe. Ich kann es nicht erklären – aber es scheint mit dem Zufallsaggregat zusammenzuhängen. Die unberechenbare –«

»Du bist in keinem Hörsaal«, schrie Orch. »Spar dir deinen Vortrag, wir interessieren –«

»Die Situation ist klar«, sagte Ebb, ohne auf Orchs Gezeter zu achten. »Die Intelligenzen sind zur Aktivität erwacht – das ist Tatsache und keine wissenschaftliche These«. Er blickte Orch, der jetzt endlich schwieg, von oben herab an. »Sie sind mit unserem elektronischen Automaten zusammengeschaltet und kontrollieren ihn. Das ist alles.« – »Und diese Wägelchen da?« erkundigte sich Rety.

»... unterliegen auch der Kontrolle – über Funk, ferngesteuert.« Ebb wies auf einige parallel gespannte Drähte links neben der Schalttafel. »Das ist die Sendeantenne.«

»Vries!« sagte der Kommodore sehr ernst. »Du hast uns diese Suppe eingebrockt – nun sorge dafür, daß der Spuk vorbeigeht. Schalte aus, ganz gleich wie – aber schnell!«

Vries wagte noch einen Versuch, jählings stürzte er vor, auf den Schalter zu... doch die Greifzange fing seinen Arm auf, hebelte ihn kraftvoll herum – Vries wurde herumgerissen und landete mit einem Krach auf dem Boden.

Rety lief zur Tür, rüttelte an der senkrecht stehenden Klinke – die magnetische Sperrvorrichtung war geschlossen. Er lief zur Führerkanzel und nahm den Radiofonhörer von der Gabel – die Leitung war tot. Er schlug mit der geballten Hand auf den Knopf der Alarmklingel...

»Sinnlos«, sagte Ebb. »Alle Leitungen laufen über den Automaten. Er hat uns unter –«

Er verstummte: Zwei Arme der Reparaturmaschine hatten sich erhoben, die Zangenkiefer schnappten zu, ein in einem Schraubenschlüssel endender Finger drehte sich... Der Schalter kollerte zu Boden. Die einfachste Möglichkeit, den Automaten auszuschalten, war unterbunden. Der Apparat hatte seine Arbeit noch nicht beendet. Er rollte zum Tischchen, an dem Vries vorher seine Tests vorgenommen hatte, das gestielte Rohr des Schneidbrenners schwenkte in waagrechte Position, ein weißblauer Funkenbogen sprühte, es roch nach versengtem Isoliermaterial... Ein großes, schwarzumrandetes Loch klaffte in der Seitenwand, die Schaltung war zerstört.

Orch lief zu Vries, packte das braunschuppige Gewebe von dessen Schürze und schüttelte ihn. »Ihr Wissenschaftler mit euren verrückten Ideen!«

Rety riß ihn zurück. »Die Schuldfrage werden wir später prüfen. Jedenfalls ist es die Aufgabe von Vries, aber auch von dir, eine Lösung zu finden!«

Orch zog einen Liegesitz heran und warf sich darauf. Er schwieg beleidigt.

»Wir müssen uns mit ihm einigen«, sagte Ebb.

»Kommt nicht in Frage«, entgegnete Rety. »So weit sind wir noch lange nicht. Auf den anderen Schiffen wird man bald bemerken, daß hier etwas nicht stimmt. Wir sind ja schließlich nicht allein!«

»Da lief der Streifen wieder: ›ICH STELLE MEINE BEDINGUNGEN: IHR HABT...‹ «

Rety stieß einen heiseren Laut der Wut und der Beschämung aus. Er zerknüllte das Papierband, bevor sie es lesen konnten. Außer sich vor Zorn, trommelte er mit den Fäusten auf die Metallwand der elektronischen Anlage: »Das interessiert uns nicht! Hörst du! Deine Bedingungen interessieren uns nicht!«

»Er hört dich doch nicht!« sagte Orch überlegen.

Rety trat beschämt zurück.

»Er hört sehr gut«, bemerkte Ebb. »Er hört und er sieht – mit dem Mikrofon und dem Fernsehauge des Reparaturwagens. Aber er kümmert sich nicht darum.«

»Warum hast du dann deine Fragen in die Maschine geschrieben?« fragte Rety.

Ebb hob die Schultern. »Er hört – aber vielleicht versteht er nicht.«

Vries konnte den Blick nicht von seinem zerstörten Testgerät lösen. »Das wäre eine Möglichkeit gewesen... einige starke Impulse und...«

»Das ist eine Möglichkeit!« brüllte Orch – und dann schoß er. Er mußte die Ionenschleuder schon in der Tasche auf volle Intensität gestellt haben, denn der Hitzestrahl brachte die Luft zur Weißglut. Orch hatte auf die Wand gezielt, hinter der die Schaltblöcke lagen, doch ein Werkzeugwagen war herangeflitzt und hatte seine Hand beiseite gestoßen. So traf der Strahl nicht das Zentrum, sondern einen Teil der Steueranlage...

Plötzlich schlingerte das Schiff wie ein gestoßener Kreisel – und dann fiel es aus den Reihen der übrigen Ringschiffe heraus. Die Fliehkräfte wogten in Wellen über sie hinweg, als das Schiff von den Stabilisationsfeldern wie ein Ball hin und her geschleudert wurde, dann verloren sie den Kader hinter sich und rasten in den Raum hinaus, auf einen dunklen Nebel zu.

Vries erholte sich zuerst aus der Betäubung. Sein erster Blick fiel auf die Zange des Reparaturwagens: Sie hielt ihm Orchs Ionenschleuder entgegen, eine zweite kleinere, fast zerbrechlich wirkende Zange lag am Abzug. Er wagte sich nicht zu bewegen, erst allmählich schöpfte er wieder Mut. Sein Körper schmerzte an mehreren Stellen, aber er schien nichts gebrochen zu haben. Er kroch auf Rety zu und untersuchte ihn flüchtig. Der Kommodore kam bald zu sich, und auch Ebb erhob sich und tastete stöhnend seinen Körper ab. Orch dagegen rührte sich nicht – sie fanden eine große Beule an seinem Kopf.