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Es gab nur einen Weg, dieses Ziel zu erreichen. Dritch und seine Frau Anna arbeiteten Tag und Nacht.

Endlich waren die Anstrengungen von Erfolg gekrönt. Er justierte den unhandlichen Apparat, den er konstruiert hatte, und schaltete ein.

Dritch hatte den ersten Duplikator der Welt erfunden.

Er produzierte fünfhundert Dritche und hielt dann eine Versammlung ab. Die Fünfhundert erklärten, daß sie zur Errichtung einer erfolgreichen Kolonie Frauen benötigten.

Dritch 1 betrachtete seine Anna als vollkommene Gefährtin. Die fünfhundert Duplikate waren natürlich seiner Meinung. Also stellte Dritch fünfhundert exakte Kopien Annas für die fünfhundert Dritche her, und die Kolonie wurde gegründet.

Entgegen allgemeiner Ansicht funktionierte die Kolonie der Dritche anfangs sehr gut. Die Dritche erfreuten sich einer an des anderen Gesellschaft, stritten nie und verlangten nie nach Besuchern. Sie stellten eine kleine Welt für sich dar. Indien schickte eine Delegation zum Studium ihrer Methoden, und Dänemark erließ eigene Gesetze zur Sicherstellung der Duplikationsrechte.

Aber wie bei allen anderen Versuchen, ein Utopia zu begründen, lagen die Wurzeln des Unheils bereits in der menschlichen Schwäche verborgen. Dritch 49 wurde in einer komprommitie-renden Situation mit Mrs. Dritch 5 überrascht. Dann verliebte sich Dritch 37 Hals über Kopf in Anna 142. Das wiederum führte zur Aufdeckung eines verborgenen Liebesnestes, das Dritch 10 für Anna 498 eingerichtet hatte, mit Zustimmung von Anna 3.

Vergeblich wies Dritch 1 darauf hin, daß alle gleich und gleichberechtigt seien. Die auf Abwege geratenen Paare erklärten ihm, er verstehe nichts von Liebe; sie weigerten sich, die neu eingegangenen Verbindungen zu lösen.

Die Kolonie hätte trotzdem weiterleben können. Aber dann stellte man fest, daß Dritch 77 sich einen Harem von acht Dritch-Frauen zugelegt hatte, bestehend aus Anna 12, 77, 187, 303, 336, 489 und 500. Diese Frauen bezeichneten ihn als ausgesprochen einmalig und lehnten das Ansinnen ab, ihn zu verlassen.

Das Ende war abzusehen. Es wurde beschleunigt, als Dritch des Ersten Frau mit einem Reporter durchging.

Die Kolonie löste sich auf, und die Dritche 1, 19, 32 und 433 starben an gebrochenem Herzen.

Vielleicht war das gut so. Der Original-Dritch hätte es sicher nicht überlebt, mitansehen zu müssen, wie sein utopischer Duplikator einen endlosen Strom von General Products-Autos, Brotröstern, Kühlschränken und ähnlichem Gerumpel erzeugte.

Professor Bolton, der berühmte Philosoph, verließ die Erde, um an der Mars-Universität eine Reihe von Vorträgen zu halten. Er nahm seinen getreuen Robotdiener Akka, frische Wäsche und vier Kilo Aufzeichnungen mit. Abgesehen von der Mannschaft war er der einzige menschliche Passagier des Raumschiffs.

Von irgendwo draußen im Weltraum schickte das Schiff einen Notruf: >Steuerborddüsenmotor außer Kontrollen

Die Bürger der Erde und des Mars warteten besorgt. Eine neue Botschaft kam: >Gesamte Mannschaft durch Düsenrückschlag getötet, Schiff stürzt in Asteriodengürtel. Hilfe. Bolton.<

Rettungsschiffe rasten auf das Gebiet zwischen Mars und Jupiter zu, wo die Asteroiden nebeneinander aufgereiht sind. Boltons letzte Nachricht ließ die Position des Schiffes einigermaßen erkennen, aber das abzusuchende Gebiet war riesengroß, die Aussicht auf Rettung daher minimal.

Drei Tage später fing man folgenden Funkspruch auf: >Kann auf Asteroid nicht mehr lange aushalten, sehe Tod mit ruhiger Würde entgegen. Bolton.<

Die Zeitungen schrieben über den unbezwingbaren Geist dieses Mannes, eines modernen Robinson Crusoes, der auf einer Welt ohne Luft, Nahrung und Wasser um sein Leben kämpfte, dessen Vorräte zur Neige gingen, der bereit war, wie er es in seinen Büchern und Vorträgen gelehrt hatte, dem Tod mit gelassener Würde entgegenzusehen.

Die Anstrengungen, ihn zu finden, wurden verdoppelt.

Der letzte Funkspruch lautete: >Alle Vorräte verbraucht lächelnd erwarte ich den Tod. Bolton.<

Ein Patrouillenboot fing diese Botschaft auf, entdeckte den betreffenden Asteroiden und landete neben dem demolierten Schiff. Man fand die verkohlten Überreste der Mannschaft. Man fand ausreichende Vorräte an Nahrung, Wasser und Sauerstoff. Aber seltsamerweise keine Spur von Bolton.

Im Heck des Schiffes entdeckte man Boltons Roboter.

»Der Professor ist tot«, erklärte der Roboter durch verrostete Kiefer. »Ich habe die letzten Funksprüche in seinem Namen abgesandt, weil ich wußte, daß man meinetwegen nicht suchen würde.«

»Aber wie ist er denn ums Leben gekommen?«

»Zu meinem allergrößten Bedauern mußte ich ihn umbringen«, sagte der Roboter grimmig. »Ich kann Ihnen aber versichern, daß sein Tod völlig schmerzlos war.«

»Aber warum hast du ihn getötet? Und wo ist seine Leiche?«

Der Roboter versuchte zu sprechen, aber seine verrosteten Kiefer funktionierten nicht mehr. Ein wenig Maschinenöl brachte ihn wieder zu sich.

»Die Schmierung ist das wichtigste Problem bei Robotern«, erklärte Akka. »Meine Herren, haben Sie sich jemals mit der Aufgabe beschäftigt, einen menschlichen Körper ohne entsprechende Ausrüstung in seine Grundfette und -öle aufzulösen?«

Die Retter bedachten das mit wachsendem Entsetzen und der Vorfall wurde unterdrückt. Aber der Roboter des Patrouillenboots hörte die Geschichte, dachte darüber nach und gab sie an einen anderen Roboter weiter.

Erst jetzt, seit der siegreichen Rebellion der Roboterstreitkräfte, kann offen von diesem begeisternden Epos des Kampfes eines Roboters gegen den Weltraum berichtet werden. Heil Akka, unserem Befreier!

DER MINIMALFORSCHER

Jeder hat sein Lied, dachte Anton Perceveral. Ein hübsches Mädchen gleicht einer Melodie, und ein tapferer Raumfahrer einem Trompetenstoß. Weise, alte Männer im Interplanetarischen Rat lassen einen an harmonisch klingende Holzinstrumente denken. Es gibt Genies, deren Leben in kontra punktisch verflochtenen Bahnen verläuft, und den Abschaum der Planeten, dessen Existenz nicht mehr zu sein scheint, als das Jammern einer Oboe über dem Dröhnen einer Kesselpauke.

Perceveral dachte darüber nach, während er eine Rasierklinge umklammerte und die bläulichen Adern seines Handgelenks betrachtete.

Denn wenn jeder sein Lied hat, so konnte man bei ihm an eine einfallslos erdachte, miserabel gespielte Symphonie der Irrungen denken.

Bei seiner Geburt erschollen gedämpfte Freudenhörner. Tapfer war der Junge Perceveral zum Klang leiser Trommeln in die Schule gegangen. Er hatte sich ausgezeichnet und war in eine kleine Arbeitsklasse von fünfhundert Schülern versetzt worden, wo man ihm wenigstens einen Anflug von persönlicher Aufmerksamkeit vermitteln konnte. Die Zukunft hatte vielversprechend ausgesehen.

Aber er war von Geburt ein Pechvogel. Es gab eine ununterbrochene Reihe von kleinen Unfällen mit umgeworfenen Tintenfässern, verlorenen Büchern und verlegten Heften. Viele Objekte zeigten eine abscheuliche Neigung, unter seinen Fingern zu zerbrechen; manchmal brachen auch seine Finger unter Objekten. Schlimmer noch, er zog sich jede nur erdenkliche Kinderkrankheit zu, einschließlich Protomasern, algerische Mumps, Ausschlag, Grünfieber und Orangefieber.

Das alles ließ keine Rückschlüsse auf Perceverals angeborene Fähigkeiten zu. Man braucht in einer überfüllten Welt voll des Konkurrenzkampfes mehr als Talent. Man benötigte sehr viel Glück, und daran mangelte es Perceveral. Er wurde in eine gewöhnliche Klasse mit zehntausend Schülern versetzt, wo seine Probleme ins Gigantische wuchsen.

Er war ein großer, magerer, brillentragender, gutmütiger, arbeitsamer, junger Mann, den die Ärzte sehr früh als >Unfaller< diagnostizierten; die Gründe dafür entzogen sich ihren Nachforschungen. Aber was immer auch die Gründe sein mochten, die Tatsachen ließen sich nicht aus der Welt schaffen. Perceveral war einer jener unglücklichen Menschen, für die das Leben bis zur Unmöglichkeit schwierig ist.