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»Völlig richtig.«

»Könnten Sie mir sagen, worum es sich dabei handelt?«

»Deswegen unterhalten wir uns ja«, meinte Haskell fröhlich. »Die Position, für die ich Sie vorgesehen habe, Mr. Perceveral, ist in unserer Broschüre als >Extraterrestralforscher< aufgeführt.«

»Wie bitte?«

»Extraterrestral- oder Fremdplanetenforscher«, erklärte Haskell. »Das sind jene Männer, die auf fremden Planeten die ersten Kontakte herstellen, die ersten Ansiedler, von denen uns die wichtigsten Angaben geliefert werden. Ich betrachte sie als die Drakes und Magellans unseres Jahrhunderts. Sie werden zugeben, daß sich hier hervorragende Möglichkeiten bieten.«

Perceveral stand mit blutrotem Gesicht auf. »Wenn Sie mit Ihren Witzen am Ende sind, kann ich ja wohl gehen.«

»Was?«

»Ich als Raumfahrer und Planetenforscher?« sagte Perceveral mit bitterem Lachen. »Halten Sie mich doch nicht für blöd. Ich lese die Zeitungen. Ich weiß, wie diese Männer aussehen.«

»So? Wie denn?«

»Das sind die tüchtigsten Leute, die man auf der Erde finden kann«, erwiderte Perceveral. »Die klügsten Gehirne in den ausdauerndsten Körpern. Männer mit unglaublicher Reaktionsfähigkeit, Männer, die in der Lage sind, jedes Problem anzupacken, mit jeder Situation fertig zu werden, sich jeder Umwelt anzupassen. Stimmt das etwa nicht?«

»Na ja«, meinte Haskell, »das mag in der Frühzeit der Planetenerforschung richtig gewesen sein. Wir haben auch zugelassen, daß dieses Stereotypbild in den Augen der Öffentlichkeit dominierend bleibt, damit sich Zuversicht ausbreitet. Aber dieser Typ Raumfahrer ist längst überholt. Für Männer, wie Sie sie beschrieben haben, gibt es eine Unzahl anderer Aufgaben. Die Erschließung fremder Planeten gehört nicht dazu.«

»Haben Ihre Supermänner etwa versagt?« erkundigte sich Perceveral ein wenig verächtlich.

»Natürlich nicht«, erwiderte Haskell. »Die Leitung unserer damaligen Raumfahrer und Forscher ist unübertroffen. Diese Männer vermochten auf Planeten zu überleben, wo menschliche Existenz nur annähernd möglich war. Die Planeten forderten ihnen die letzten Reserven ab, aber die Männer setzten sich durch. Sie sind ein leuchtendes Beispiel für die Zähigkeit und Anpassungsfähigkeit des homo sapiens.«

»Warum werden sie dann nicht mehr eingesetzt?«

»Weil sich unsere Probleme hier auf der Erde anders stellen«, erläuterte Haskell. »Früher war die Erschließung des Weltraums ein Abenteuer, eine wissenschaftliche Errungenschaft, eine Abwehrmaßnahme, ein Symbol. Aber damit ist es vorbei. Die Bevölkerungsexpansion nahm immer größere Ausmaße an. Millionen ergossen sich in die vergleichsweise dünn besiedelten Länder wie Brasilien, Neu-Guinea und Australien. In den Großstädten wurde der Panikpunkt erreicht. Es kam zu den berüchtigten Wochenendaufständen. Und die Bevölkerung wuchs weiter. Verantwortlich dafür waren die wesentlich gesteigerte Lebenserwartung und eine weitere, erhebliche Verminderung der Säuglingssterblichkeit.«

Haskell rieb sich die Stirn. »Es war unbeschreiblich. Aber die moralischen Grundlagen der Bevölkerungszunahme sind nicht meine Sache. Wir hier im Amt wußten nur, daß wir so schnell wie möglich neues Land brauchten. Wir benötigten Planeten, die sich im Gegensatz zum Mars und zur Venus sehr bald selbst zu erhalten vermochten, Welten, auf die wir Millionen Menschen bringen konnten, während die Wissenschaftler und Politiker auf der Erde an einer Lösung des Problems arbeiteten. Wir mußten diese Planeten umgehend der Kolonisierung erschließen. Und das bedeutete, daß der Erforschungsprozeß beschleunigt werden mußte.«

»Das weiß ich alles«, sagte Perceveral. »Aber ich verstehe immer noch nicht, warum Sie dabei auf den optimalen Forschertyp verzichtet haben.«

»Ergibt sich das nicht von selbst? Wir suchten und planten, wo sich normale Menschen niederlassen und überleben konnten. Unser Optimalforschertyp war nicht gewöhnlich genug. Im Gegenteil, er war ja schon der Wegbereiter einer neuen Spezies Mensch. Und er konnte normale Überlebensbedingungen überhaupt nicht beurteilen. Es gibt zum Beispiel trostlose, öde, von Regen gepeitschte, kleine Planeten, die den durchschnittlichen Siedler bis zum Wahnsinn deprimieren; der Optimalforscher ist aber seelisch zu stabil, als daß ihn klimatische Monotonie aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Bakterien, die Tausende hinraffen, machen ihn höchstens eine Weile krank. Gefahren, die eine Kolonie an den Rand des Untergangs bringen würden, umgeht der optimale Mensch einfach. Er kann diese Dinge nicht in der Sicht des Alltags erkennen. Sie berühren ihn gar nicht.«

»Langsam begreife ich«, meinte Perceveral.

»Der beste Weg wäre nun gewesen, diese Planeten stufenweise zu erschließen«, fuhr Haskell fort. »Zuerst durch einen Forscher, dann durch ein Erkundungsteam, dann durch eine Testkolonie, die vorwiegend aus Psychologen zu bestehen hätte, dann mit einer Forschungsgruppe, der es obliegen müßte, die Erkenntnisse der anderen Teams auszuwerten, und so weiter. Aber dafür haben wir weder genug Zeit noch ausreichende Geldmittel. Wir brauchen diese Kolonien sofort, nicht erst in fünfzig Jahren.«

Mr. Haskell machte eine Pause und sah Perceveral scharf an. »Sie sehen also, daß wir sofort wissen müssen, ob eine Gruppe gewöhnlicher, durchschnittlicher Menschen auf einem neuen Planeten leben und wirken kann. Deswegen haben wir unsere Qualifikationen für Raumforscher geändert.«

Perceveral nickte. »Gewöhnliche Forscher für gewöhnliche Menschen. Aber ich muß noch auf etwas hinweisen.«

»Ja.«

»Ich weiß nicht, wie gut Sie über meine Vergangenheit informiert sind.«

»Recht gut«, versicherte Haskell.

»Dann wird Ihnen aufgefallen sein, daß ich eine gewisse Neigung zu - nun, daß mir sehr viele Unfälle zustoßen. Um ganz offen zu sein, es fällt mir schon ungeheuer schwer, hier auf der Erde am Leben zu bleiben.«

»Ich weiß«, sagte Mr. Haskell freundlich.

»Wie würde ich mich da erst auf einem fremden Planeten anstellen? Und wozu könnten Sie mich brauchen?«

Mr. Haskell machte ein verlegenes Gesicht. »Nun, Sie haben unsere Einstellung nicht ganz richtig zusammengefaßt, als Sie sagten: >Gewöhnliche Forscher für gewöhnliche Leute<. So einfach ist das nicht. Eine Kolonie besteht aus tausend, oft aus Millionen von Menschen, die in ihrer Überlebensfähigkeit doch erhebliche Unterschiede aufweisen. Die Menschlichkeit und die Gesetze gebieten es, daß alle wenigstens eine Chance haben müssen, wenn sie sich anstrengen. Die Leute selbst brauchen Zusicherungen, bevor sie die Erde verlassen. Wir müssen sie, das Gesetz und uns davon überzeugen können, daß selbst der Schwächste eine Chance hat, zu überleben.«

»Weiter«, sagte Perceveral.

»Deshalb haben wir vor ein paar Jahren die Verwendung des optimalen Forschers eingestellt«, fuhr Haskell hastig fort, »und damit begonnen, den Minimalforscher einzusetzen.«

Perceveral dachte eine Weile darüber nach. »Sie wollen mich also nehmen, weil auf Planeten, wo ich leben kann, jeder durchkommt.«

»So kann man unsere Überlegungen etwa zusammenfassen«, erwiderte Haskell mit jovialem Lächeln.

»Aber welche Chancen hätte ich denn überhaupt?«

»Manche von unseren Minimalforschern haben sich sehr gut gehalten.«

»Und die anderen?«

»Es ist natürlich ein Risiko dabei«, gab Haskell zu. »Abgesehen von den Gefahren des Planeten selbst liegen gewisse Risiken, in der Natur des Experiments an sich. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, worin sie bestehen, weil wir uns damit unserer einzigen Kontrollmöglichkeit über den Minimum-Überlebenstest berauben würden. Ich erkläre Ihnen nur, daß es sie gibt.«

»Keine allzu rosigen Aussichten«, meinte Perceveral.

»Mag sein. Aber denken Sie an den Lohn, der Sie erwartet, wenn Sie es schaffen! Sie wären praktisch der Gründer einer Kolonie! Ihr Wert als Experte wäre unschätzbar. Sie hätten einen festen Platz im Leben dieser Gemeinschaft. Und, was genauso wichtig ist, Sie könnten vielleicht gewisse innere Zweifel an Ihrer Daseinsberechtigung verscheuchen.«