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Perceveral zerbrach sich über den Verfall des Roboters den Kopf. Es gab keine Möglichkeit zur Reparatur, weil der Roboter eine von der Fabrik versiegelte Maschine war, die nur von Spezialtechnikern mit dem entsprechenden Wissen und eigenen Werkzeugen instandgesetzt werden konnte. Perceveral konnte den Roboter lediglich außer Dienst stellen. Aber dann wäre er ganz allein gewesen.

Er programmierte immer einfachere Aufgaben in den Roboter und nahm mehr Arbeit auf sich. Trotzdem verfiel der Roboter von Tag zu Tag mehr. Als Perceveral einmal sein Abendbrot verzehrte, taumelte der Roboter gegen den Herd und schleuderte einen Topf mit kochendem Reis durch die Hütte.

Perceveral, seine neuentdeckten Fälligkeiten ausnutzend, warf sich zur Seite, so daß die brühheiße Masse nicht in seinem Gesicht, sondern nur auf der linken Schulter landete.

Das war zuviel. Der Roboter stellte eine Gefahr dar, wenn man ihn noch länger herumlaufen ließ. Nachdem Perceveral seine Brandwunde verbunden hatte, beschloß er, den Roboter abzuschalten und die Arbeit allein weiterzuführen. Mit fester Stimme gab er den Ruhebefehl.

Der Roboter starrte ihn nur grimmig an und trampelte ruhelos in der Hütte herum, ohne auf den fundamentalsten Befehl, den es für einen Roboter gab, zu reagieren.

Perceveral wiederholte den Befehl. Der Roboter schüttelte den Kopf und begann, Feuerholz aufzustapeln.

Irgend etwas war schiefgegangen. Er mußte den Roboter mit der Hand abschalten. Aber nirgends war der übliche Schalter auf der schimmernden, schwarzen Oberfläche des Roboters zu sehen. Trotzdem holte Perceveral seinen Werkzeugkasten hervor und ging auf den Roboter zu.

Zu seiner Verblüffung wich der Roboter mit erhobenen Armen vor ihm zurück.

»Bleib stehen!« schrie Perceveral.

Der Roboter wich zurück, bis er mit dem Rücken an der Hüttenwand lehnte.

Perceveral zögerte. Er begriff nicht, was hier vor sich ging. Keiner Maschine war es gestattet, Befehle zu mißachten. Die Bereitwilligkeit, auf die Existenz zu verzichten, war allen Robotern sorgfältig eingebaut worden.

Er näherte sich dem Roboter, entschlossen, ihn irgendwie abzustellen. Der Roboter wartete, bis er herangekommen war, dann schleuderte er ihm seine Stahlfaust entgegen. Perceveral duckte sich und warf einen Schraubenschlüssel in Richtung der kinästhetischen Antenne. Der Roboter zog sie sofort ein und schlug wieder zu. Diesmal traf er Perceveral in die Rippen.

Perceveral ging zu Boden, und der Roboter stand über ihm, mit rotglühenden Sehzellen und Fäusten, die sich öffneten und wieder schlossen. Perceveral schloß die Augen und wartete auf das Ende. Aber die Maschine drehte sich um und verließ die Hütte, im Hinausgehen noch das Schloß zerschmetternd.

Wenige Minuten später hörte Perceveral, wie draußen Holz gehackt und aufgestapelt wurde - als sei nichts geschehen.

Mit Hilfe seines Medizinkastens bepflasterte Perceveral seinen Brustkorb. Der Roboter erledigte seine Arbeit und kam zurück, um sich weitere Anweisungen zu holen. Perceveral befahl ihm, von einer entlegenen Quelle Wasser zu besorgen. Der Roboter ging, ohne Widersetzlichkeit zu zeigen. Perceveral schleppte sich zum Funkschuppen.

»Sie hätten nicht versuchen sollen, ihn abzuschalten«, sagte Haskell, als er erfahren hatte, was geschehen war. »Er läßt sich gar nicht abstellen. War das nicht offensichtlich? Probieren Sie es um Ihrer eigenen Sicherheit willen nicht noch einmal.«

»Aber wozu soll denn das gut sein?«

»Weil der Roboter als Wertkontrolle für Sie gedacht ist, was Sie ja inzwischen bemerkt haben dürften.«

»Ich verstehe nicht«, sagte Perceveral. »Warum brauchen Sie eine Wertkontrolle?«

»Muß ich wieder von vorne anfangen?« fragte Haskell müde.

»Sie sind als minimal tüchtiger Forscher angestellt worden. Nicht als durchschnittlicher, nicht als überlegener. Minimal!«

»Ja, aber -«

»Passen Sie auf. Entsinnen Sie sich an Ihr Leben hier auf der Erde? Sie waren ständig von Unfällen, Krankheit und allgemeinem Pedi verfolgt. Das brauchten wir auch auf Theta. Aber Sie haben sich verändert, Mr. Perceveral.«

»Ich habe mich jedenfalls bemüht, eine Veränderung zu bewirken.«

»Natürlich«, sagte Haskell. »Wir rechneten damit. Die meisten unserer Minimalforscher ändern sich. In eine völlig neue Umwelt gestellt und vor einem neuen Anfang, gewinnen sie eine Gewalt über sich, die ihnen zuvor versagt geblieben ist. Aber das wollen wir ja nicht testen, also müssen wir irgendein Gegengewicht für solche Veränderungen schaffen. Sehen Sie, nicht immer kommen Kolonisten auf einen Planeten, um tüchtiger und klüger zu werden. Jede Kolonie hat ihre unvorsichtigen Mitglieder, ganz zu schweigen von den alten, kranken, geistig schwachen, draufgängerischen Leuten, den unerfahrenen Kindern, und so weiter. Unsere Minimalnormen sind eine Garantie dafür, daß alle eine Chance haben. Begreifen Sie jetzt?«

»Ich glaube ja«, erwiderte Perceveral.

»Deshalb brauchen wir eine Wertkontrolle über Sie - damit Sie nicht die durchschnittlichen oder überlegenen Überlebensfähigkeiten erwerben, die uns hier gar nicht interessieren, ja, die wir nicht brauchen können.«

»Daher also der Roboter«, sagte Perceveral tonlos.

»Richtig. Der Roboter ist programmiert, daß er als Hemmschuh, als entscheidende Kontrolle über Ihre Überlebensgeschicklichkeit agiert. Solange Sie sich in einem vorher genau bestimmten Bereich allgemeiner Untüchtigkeit bewegen, funktioniert der Roboter normal. Aber wenn Sie Fortschritte machen, geschickter werden, weniger Unfälle erleiden, läßt die Tüchtigkeit des Roboters nach. Er zerbricht jene Gegenstände, die Sie eigentlich kaputtmachen müßten, er trifft jene falschen Entscheidungen, die Sie eigentlich fällen müßten -«

»Das ist nicht fair!«

»Perceveral, Sie scheinen unter dem Eindruck zu stehen, daß wir eine Art Sanatorium oder Selbsthilfeprogramm zu Ihren Gunsten betreiben. Das ist nicht der Fall. Wir sind nur daran interessiert, das zu erhalten, wofür wir bezahlt haben. Sie haben sich diese Aufgabe als eine Alternative zum Selbstmord ausgesucht, wenn ich Sie daran erinnern darf.«

»Na schön!« schrie Perceveral. »Ich mache meine Arbeit. Aber gibt es eine Vorschrift, wonach ich diesen verdammten Roboter nicht auseinandernehmen darf?«

»Keineswegs«, erwiderte Haskell ruhig, »wenn es Ihnen gelingt. Aber ich möchte Ihnen ernstlich raten, es nicht zu versuchen. Die Gefahr ist zu groß. Der Roboter wird nicht zulassen, daß man ihn außer Betrieb stellt.«

»Das habe ich zu entscheiden, nicht er«, sagte Perceveral und verabschiedete sich.

Der Frühling auf Theta zog dahin, und Perceveral lernte mit seinem Roboter zu leben. Er befahl ihm, einen fernen Gebirgszug zu erforschen, aber der Roboter weigerte sich, ihn zu verlassen. Er versuchte, keinerlei Anweisungen zu erteilen, aber das schwarze Monstrum wollte nicht untätig bleiben. Wenn man ihm keine Arbeit auftrug, unternahm er auf eigene Faust etwas, trat mit der Gewalt eines Donnerschlags in Aktion und brachte auf Perceverals Feldern und in den Hütten alles durcheinander.

Aus Notwehr übertrug ihm Perceveral die einfachsten Arbeiten, die er sich ausdenken konnte. Er befahl dem Roboter, einen Brunnenschacht auszuheben, in der Hoffnung, er würde sich dabei vielleicht selbst eingraben. Aber grimmig und triumphierend tauchte der Roboter jeden Abend auf, betrat die Hütte, beutelte Schmutz in Perceverals Essen, übertrug Allergien, zerbrach Fenster und Geschirr.

Mit zusammengebissenen Zähnen akzeptierte Perceveral diesen Zustand. Der Roboter schien jetzt die Verkörperung jener anderen, dunkleren Seite seines Ichs darzustellen, den ungeschickten, tölpelhaften Perceveral. Wenn er den Roboter bei seinem zerstörerischen Werk beobachtete, glaubte er einen mißgestalteten Teil seines Selbst zu sehen, eine Gestalt gewordene Krankheit.