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Er wandte sich vom Strom der Kolonisten ab und betrat das Raumschiff über eine Einstiegleiter an der Rückseite. Er ging einen Korridor entlang und betrat Haskells Kabine.

»Nun, Anton«, sagte Haskell, »was halten Sie von ihnen?«

»Ich finde sie nett«, erwiderte Perceveral.

»Das sind sie auch. Diese Leute betrachten Sie als Gründer ihrer Kolonie, Anton. Sie wollen Sie hier haben. Bleiben Sie?«

»Ich betrachte Theta als meine Heimat«, sagte Perceveral.

»Dann ist das also klar. Ich werde nur noch -«

»Warten Sie«, unterbrach ihn Perceveral. »Ich bin noch nicht fertig. Ich betrachte Theta als meine Heimat. Ich möchte mich hier niederlassen, heiraten und Kinder großziehen. Aber jetzt noch nicht.«

»Wie?«

»Ich liebe meinen Beruf«, erklärte Perceveral. »Ich möchte noch weiterarbeiten. Vielleicht noch einen oder zwei Planeten erschließen. Dann lasse ich mich hier nieder.« »Das habe ich befürchtet«, sagte Haskell unglücklich.

»Wieso denn? Was ist so schlimm daran?«

»Nichts. Aber ich fürchte, daß wir Sie nicht mehr als Forscher einsetzen können, Anton.«

»Warum denn nicht?«

»Sie wissen doch, was wir brauchen. MinimalwertPersönlichkeiten für die Erschließung künftiger Kolonien. Man kann Sie beim besten Willen nicht mehr als Minimalforscher bezeichnen.«

»Aber ich bin der Mensch, der ich war!« wandte Perceveral ein. »Gewiß, ja, ich habe auf diesem Planeten Fortschritte gemacht. Aber damit haben Sie gerechnet; deswegen gab man mir ja auch den Roboter mit. Am Ende -«

»Ja, was war da?«

»Nun, am Ende hat es mich einfach mitgerissen. Ich muß betrunken gewesen sein, oder etwas Ähnliches. Ich begreife gar nicht, wie ich so handeln konnte.«

»Aber so war es nun einmal.«

»Ja. Hören Sie: Trotz alledem habe ich das ganze Abenteuer nur mit Mühe überlebt! Mit Mühe! Beweist denn das nicht, daß ich noch ein Forscher mit Minimalvoraussetzungen bin?«

Haskell machte ein nachdenkliches Gesicht. »Anton, Sie hätten mich beinahe überzeugt. Aber ich fürchte, daß das nur Haarspaltereien sind. Ganz offen gesagt, ich kann Sie nicht mehr als Minimalpersönlichkeit ansehen. Sie werden sich wohl oder übel mit Ihrer Aufgabe hier auf Theta begnügen müssen.«

Perceverals Schultern beugten sich. Er nickte bedrückt, schüttelte Haskell die Hand und wandte sich zum Gehen.

Dabei blieb er mit dem Ärmel an Haskells Schreibzeug hängen und wischte es vom Tisch. Perceveral versuchte es noch zu erhaschen und knallte mit der Hand gegen die Tischplatte. Tinte spritzte auf. Er stolperte über einen Stuhl und stürzte.

»Anton«, sagte Haskell, »war das Theater?«

»Nein«, erwiderte Perceveral, »natürlich nicht, verdammt noch mal.«

»Hmm. Interessant. Nun, Anton, schrauben Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch, aber vielleicht - ich sage nur, vielleicht -«

Haskell starrte Perceverals gerötetes Gesicht scharf an, dann brach er in schallendes Gelächter aus.

»Sie sind ein Gauner, Anton! Beinahe wäre ich auf Sie hereingefallen. Hätten Sie jetzt endlich die Freundlichkeit, zu verschwinden und bei den Kolonisten zu erscheinen? Man weiht Ihr Standbild ein und möchte Sie ganz gern dabeihaben.«

Beschämt, aber grinsend ging Anton Perceveral hinaus, sein Los auf sich nehmend.

DER BERUFSTOTE

Ich will gar nicht versuchen, die Schmerzen zu beschreiben. Ich sage nur, daß sie selbst in Narkose unerträglich waren, und daß ich sie ertrug, weil mir keine andere Wahl blieb. Dann klangen sie ab, und ich öffnete meine Augen und starrte in die Gesichter der Brahmanen, die um mich herumstanden. Sie waren zu dritt und trugen die üblichen weißen Operationsmäntel und Gesichtsmasken. Man behauptet, sie trügen diese Masken, um Bakterien von uns fernzuhalten. Jeder Soldat weiß aber, daß die Kerle sie nur tragen, damit wir sie nicht erkennen konnten.

Ich war noch bis zum Haaransatz mit Narkosemitteln vollgepumpt und mein Erinnerungsvermögen funktionierte sehr mangelhaft.

»Wie lange war ich tot?« erkundigte ich mich.

»Ungefähr zehn Stunden«, erwiderte einer von den Brahmanen.

»Wie bin ich gestorben?«

»Erinnern Sie sich nicht?« fragte der größte Brahmane.

»Noch nicht.«

»Also«, sagte der größte Brahmane, »Sie befanden sich mit Ihrer Abteilung im Schützengraben 2645B - 4. Im Morgengrauen trat Ihre ganze Kompanie zu einem Frontalangriff an und versuchte, den nächsten Graben zu erobern. Das ist die Nummer 2645B - 5.«

»Und was geschah dann?«

»Sie haben ein paar Schuß MG-Munition aufgefangen. Die neue Art mit der verbesserten Sprengwirkung. Sie erwischten einen Treffer in der Brust und drei weitere in den Beinen. Als die Sanitäter Sie fanden, waren Sie tot.«

»Haben wir den Graben erobert?« fragte ich.

»Nein. Diesmal noch nicht.«

»Aha.« Mit dem Abklingen des Betäubungsmittels kehrte mein Gedächtnis zurück. Ich erinnerte mich an die Kameraden in meiner Abteilung. Ich erinnerte mich an unseren Graben. 2645B - 4 war weit über ein Jahr mein Zuhause gewesen, und für einen Schützengraben mußte man ihn als recht ordentlich bezeichnen. Der Gegner hatte ihn zu erobern versucht, und unser Angriff im Morgengrauen war eigentlich eine Gegenattacke gewesen. Ich erinnerte mich, wie mich die MG-Schüsse in Fetzen gerissen hatten, und dachte an die herrliche Erleichterung, die ich dabei empfunden hatte. Und mir fiel auch noch etwas anderes ein.

Ich setzte mich auf. »He, Moment mal!« sagte ich.

»Was ist denn?«

»Ich dachte, acht Stunden seien die oberste Grenze, bei der man einen Menschen wieder lebendig machen kann.«

»Wir haben unsere Methoden verbessert«, erklärte einer der Brahmanen. »Wir machen ständig Fortschritte. Zwölf Stunden sind jetzt die oberste Grenze, solange es sich nicht um eine ernste Gehirnschädigung handelt.«

»Freut mich für Sie«, sagte ich. Mein Gedächtnis war inzwischen in vollem Umfang wiedergekehrt, und ich begriff, was sich abgespielt hatte. »Sie haben jedenfalls einen schweren Fehler begangen, als Sie mich ins Leben zurückriefen.«

»Was gibt's hier zu meckern?« fragte einer von den Brahmanen mit der Stimme, wie sie nur Unteroffiziere haben.

»Schauen Sie sich meine Erkennungsmarke an«, sagte ich.

Er tat es. Seine Stirn - mehr konnte ich von seinem Gesicht nicht sehen -, bekam tiefe Falten. »Das ist wirklich ungewöhnlich«, sagte er.

»Ungewöhnlich!?« wiederholte ich.

»Sie lagen in einem Graben voll von toten Männern, wissen Sie«, erklärte er mir. »Wir erfuhren, daß es sich ausschließlich um Erstmalige handle. Man gab uns den Befehl, den ganzen Haufen ins Leben zurückzurufen.«

»Und Sie haben sich vorher nicht eine einzige Erkennungsmarke angesehen!«

»Wir waren überarbeitet. Dazu fehlt uns die Zeit. Es tut mir wirklich leid, Gefreiter. Wenn ich gewußt hätte -«

»Das können Sie sich schenken«, sagte ich. »Ich möchte mit dem Generalinspekteur sprechen.«

»Glauben Sie wirklich -«

»Allerdings«, erwiderte ich. »Ich bin kein Nörgler, aber das geht zu weit. Ich habe ein Recht darauf, mit dem G.I. zu sprechen.«

Sie flüsterten untereinander, und ich betrachtete mich von oben bis unten. Die Brahmanen hatten gute Arbeit geleistet. Natürlich keine so erstklassige wie in den ersten Kriegsjahren. Die Hautübertragungen saßen nicht so richtig, und innerlich kam ich mir ein bißchen durcheinandergewürfelt vor. Außerdem war mein rechter Arm etwa fünf Zentimeter länger als der linke; schlechte Anpassung. Trotzdem, eine recht ordentliche Leistung.

Die Brahmanen beendeten ihre Konferenz und gaben mir meine Uniform. Ich zog mich an.