Das Rudel kam knurrend und geifernd auf ihn zu. Dixon zielte gemächlich und drückte ab.
Die Waffe summte leise. In einer Entfernung von hundert Metern verschwand einfach ein ganzes Stück Wald.
Dixon hatte den ersten Desintegrator betätigt.
Aus einer Mündungsöffnung von nicht einmal zwei Zentimetern hatte sich der Strahl fächerförmig bis zu einem Maximaldurchmesser von vier Metern verbreitert. Ein konisches Segment, hüfthoch und hundert Meter lang, war aus dem Wald herausgeschnitten. Nichts existierte dort mehr. Bäume, Insekten, Pflanzen, Sträucher, wilde Hunde, Schmetterlinge, alles war verschwunden. Überhängende Äste in diesem Bereich sahen aus, als seien sie mit einem gigantischen Rasierapparat abgeschnitten worden.
Dixon schätzte, daß er mit diesem einen Schuß mindestens sieben wilde Hunde erledigt hatte. Sieben Raubtiere mit einem Feuerstoß von einer halben Sekunde Dauer! Da gab es keine Schwierigkeiten mit der Abweichung, keine Probleme der Flugbahn, wie bei einem Raketengewehr. Man brauchte nicht zu laden, denn die Waffe konnte achtzehn Stunden lang feuern.
Die perfekte Waffe!
Er drehte sich um und ging weiter, nachdem er die Waffe in das Halfter zurückgesteckt hatte.
Es war totenstill. Die Waldbewohner dachten über diese neue Erfahrung nach. Wenige Augenblicke später hatten sie sich von ihrem Staunen erholt. Blau-orangefarbene Baumhüpfer schwangen sich über ihm durch die Bäume. Der Aasgeier oben tauchte in die Tiefe, und andere schwarzgefiederte Vögel gesellten sich zu ihm. Im Unterholz keuchten die wilden Hunde.
Sie hatten noch nicht aufgegeben. Dixon hörte sie zu beiden Seiten rascheln. Aber sie ließen sich nicht blicken.
Er zog die Waffe und fragte sich, ob sie es wagen würden, erneut anzugreifen.
Sie wagten es.
Ein gefleckter grauer Hund stürmte aus dem Busch hinter Dixon. Die Waffe summte. Das Raubtier verschwand mitten im Sprung, und die Bäume erzitterten, als mit einem Donnerschlag Luft in das plötzliche Vakuum stürzte.
Ein anderer Hund griff an, und Dixon desintegrierte ihn.
Er runzelte die Stirn. Man konnte diese Tiere nicht als dumm bezeichnen. Warum lernten sie also nichts aus der Situation -daß es unmöglich war, gegen ihn und seine Waffe anzugehen? In der ganzen Galaxis hatten die Lebewesen schnell gelernt, einem bewaffneten Menschen gegenüber vorsichtig zu sein. Warum also diese Tiere nicht?
Ohne Vorwarnung setzten drei Hunde aus verschiedenen Richtungen zum Sprung an. Dixon stellte die Automatik ein und mähte sie nieder, wie ein Mann, der eine Sense schwingt. Staub spritzte auf und erfüllte funkelnd das Vakuum.
Er lauschte angestrengt. Der Wald schien von Keuchen und Knurren erfüllt. Von überallher eilten Rudel herbei, um sich an den Angriffen zu beteiligen.
Warum begriffen sie nicht?
Ganz plötzlich dämmerte ihm die Wahrheit. Sie begriffen nicht, dachte er, weil die Lehre zu versteckt, zu kompliziert geboten wurde!
Die Waffe vernichtete lautlos, schnell und sauber. Die meisten getroffenen Tiere verschwanden einfach. Es gab keine Todesschreie, kein Gebrüll, kein Kreischen.
Und vor allem fehlte der laute Knall, der sie erschreckt hätte, es roch nicht nach Pulver, kein Klicken einer neu eingeschobenen Patrone war zu hören.
Dixon dachte: vielleicht sind sie nicht schlau genug, den Desintegrator als tödliche Waffe zu erkennen. Vielleicht sind sie gar nicht dahinter gekommen, was sich hier abspielt. Vielleicht halten sie mich für wehrlos.
Er ging schneller durch den dunklen Wald. Er war nicht in Gefahr, erinnerte er sich. Daß sie nicht begreifen konnten, über welch tödliche Waffe er verfügte, änderte nichts an der Tatsache, daß sie funktionierte. Trotzdem würde er darauf bestehen, daß man beim neuen Modell für Krach sorgte. Das konnte nicht allzu schwierig sein. Und man verfügte dann über zusätzliche Sicherheit.
Die Baumhüpfer wurden jetzt frecher. Sie schwangen sich hinab, bis sie beinahe in Höhe seines Kopfes an den Ästen hingen, mit ausgestreckten Krallen. Wahrscheinlich Fleischfresser, dachte Dixon.
Die Baumhüpfer flohen kreischend. Blätter und kleine Äste regneten herab. Selbst die Hunde waren für den Augenblick erschreckt.
Dixon grinste vor sich hin - bevor er zu Boden gestreckt wurde. Ein dicker, schwerer Ast hatte ihn beim Herabfallen an der linken Schulter getroffen.
Die Waffe entglitt seiner Hand. Sie flog in hohem Bogen zehn Meter weit, immer noch auf Automatik eingestellt und vernichtete das Gebüsch.
Er kroch unter dem Ast hervor und stürzte sich auf die Waffe. Ein Baumhüpfer kam ihm zuvor.
Dixon warf sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden. Der Baumhüpfer wirbelte den Desintegrator triumphierend um sich herum. Riesige Bäume, in der Mitte durchgeschnitten, stürzten donnernd zu Boden. Die Luft war erfüllt von fallenden Zweigen und Blättern, im Boden erschienen tiefe Gräben. Ein Strahl aus der Waffe schnitt durch den neben Dixon stehenden Baum, fegte über den Grund vor seinen Füßen. Dixon rollte sich weg; beim nächstenmal verfehlte der Strahl knapp seinen Kopf.
Er hatte die Hoffnung aufgegeben. Aber dann wurde der Baumhüpfer neugierig. Fröhlich schnatternd drehte er die Waffe herum und versuchte, in die Mündung zu starren.
Der Schädel des Tieres verschwand - lautlos.
Dixon nutzte seine Chance. Er sprang auf, rannte los, übersprang einen Graben und riß den Desintegrator an sich, bevor er einem anderen Baumhüpfer in die Hände fiel. Er stellte die Automatik ab.
Mehrere Hunde waren wieder aufgetaucht. Sie beobachteten ihn unverwandt.
Dixon wagte noch nicht zu schießen. Seine Hände zitterten so stark, daß er mehr in Gefahr war als die Tiere. Er fuhr herum und taumelte in Richtung des Raumschiffes weiter.
Die Hunde folgten ihm.
Dixon bekam sich bald wieder in die Gewalt. Er starrte die schimmernde Waffe in seiner Hand an. Sein Respekt vor ihr war beträchtlich gewachsen. Er empfand sogar ein bißchen Angst. Weit mehr Angst, als die Hunde gezeigt hatten. Anscheinend brachten sie die Verwüstungen gar nicht mit der Waffe in Zusammenhang. Ihnen mußte es vorgekommen sein, als hätte sich plötzlich ein furchtbarer Sturm erhoben.
Aber der Sturm war vorbei. Man konnte wieder jagen.
Er hatte jetzt dichtes Unterholz erreicht und schoß sich einen Weg frei. Die Hunde hielten zu beiden Seiten Schritt mit ihm. Er feuerte unentwegt in das Dickicht, gelegentlich einen Hund treffend. Es waren jetzt mehrere Dutzend und kamen immer näher.
Verdammt, dachte Dixon, zählen sie denn ihre Verluste nicht?
Dann fiel ihm ein, daß sie nicht zählen konnten.
Er kämpfte sich weiter durch das Unterholz. Ein gewaltiger Baumstamm lag auf seinem Weg. Er stieg darüber hinweg.
Der Stamm regte sich und öffnete direkt unter seinen Beinen riesige Kiefer.
Er feuerte blindlings, hielt die Mündung drei Sekunden lang nach unten, verfehlte seine eigenen Füße nur knapp. Das Wesen verschwand. Dixon schluckte, taumelte und rutschte mit den Füßen voraus in die Grube, die er mit seiner Waffe ausgehoben hatte.
Er prallte schwerfällig auf und verstauchte sich den linken Knöchel. Die Hunde umringten die Grube, schnappten nach ihm, fauchten und geiferten.
Nur die Ruhe bewahren, sagte sich Dixon vor. Er fegte die Tiere mit zwei Feuerstößen vom Grubenrand und versuchte, hinauszuklettern.
Die Wand war zu steil und vom Strahl seiner Waffe glashart geschmolzen.
Verzweifelt versuchte er es wieder und wieder, sinnlos seine Kraft vergeudend. Dann zwang er sich zum Nachdenken. Die Waffe hatte ihn in diese Lage gebracht, sie mußte ihm auch heraushelfen.
Diesmal schoß er einen sanft ansteigenden Ausstieg in die Grube und hinkte mit schmerzverzerrtem Gesicht hinaus.