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»Was halten Sie für die beste Methode?« fragte Aaui.

»Versuchen wir mehrere, in jeder Wahrscheinlichkeitswelt eine andere«, schlug Miss Chandragore vor. »Auf diese Weise haben wir die meisten Aussichten. Sollen wir diese Aufgabe selbst übernehmen?«

»Wir sind ihr noch am ehesten gewachsen«, erwiderte Edwin James. »Wir wissen, welche Faktoren mit hineinspielen. Und wir verstehen zu improvisieren - was wir diesmal bestimmt brauchen können. Jedes Team ist auf sich allein gestellt. Es gibt keine Möglichkeit, die Fortschritte der anderen Teams quer durch die Zeitlinien zu verfolgen.«

»Dann muß also jedes Team davon ausgehen, daß die beiden anderen Gruppen versagt haben«, erklärte Dr. Sveg.

»Wahrscheinlich sogar mit Recht«, sagte James bedrückt. »Stellen wir also die Teams zusammen, und suchen wir uns die entsprechenden Methoden aus.«

I

Am Morgen des 12. April 1969 erwachte Ned Brynnne, wusch sich und kleidete sich an. Um 13 Uhr 30 an diesem Nachmittag war er bei Ben Baxter, dem Präsidenten der Baxter Industrie-AG angemeldet. Brynnes ganze Zukunft hing vom Ausgang dieses Gesprächs ab. Wenn er die Unterstützung des gigantischen Baxter-Unternehmens gewann, noch dazu unter günstigen Bedingungen.

Brynne war ein großer, dunkelhaariger, gutaussehender Mann von sechsunddreißig Jahren. In seinen betont milde blickenden Augen war ein Funken fanatischen Stolzes zu erkennen, eine Andeutung unvernünftigen Eigensinns sprach aus seinen schmalen, zusammengepreßten Lippen. Seine Bewegungen zeigten die beherrschte Kraft eines Mannes, der sich ständig beobachtet und beurteilt.

Er war beinah fertig zum Ausgang. Er klemmte sich ein Stöckchen unter den Arm und schob Somersets >Verzeichnis des amerikanischen Adels< in die Tasche. Ohne dieses unfehlbare Buch verließ er nie das Haus.

Schließlich steckte er den goldenen Stern seines Ranges ans Revers. Brynne war Kammerherr zweiten Grades, eine Tatsache, die ihn mit besonderem Stolz erfüllte. Manche Leute hielten ihn für viel zu jung für eine derart hohe Stellung. Aber sie mußten zugeben, daß er die Rechte und Pflichten seines Amts mit einer Würde wahrnahm, die man in seinem Alter normalerweise noch nicht besaß.

Er schloß seine Wohnung ab und ging zum Lift. Eine kleine Gruppe von Menschen wartete bereits, vorwiegend Bürger, aber auch zwei Stallmeister. Als der Aufzug kam, machten ihm alle Platz.

»Angenehme Stunden, Kammerherr Brynne«, grüßte der Liftführer und ließ die Kabine hinabgleiten.

Brynne neigte seinen Kopf zwei Zentimeter in der üblichen Erwiderung auf den Gruß eines Bürgers. Er beschäftigte sich in Gedanken ausschließlich mit Ben Baxter. Aber aus dem Augenwinkel bemerkte er einen der Fahrgäste, einen großen, kräftigen Mann mit goldbraunem Teint und polynesischen Gesichtszügen und schräggestellten, dunklen Augen. Brynne fragte sich, was ein solcher Mann in seinem Wohnhaus zu suchen hatte. Er kannte die anderen Bewohner vom Sehen, wenn ihr niederer Rang auch nicht zuließ, daß er sie beachtete.

Der Lift erreichte das Vestibül, und Brynne vergaß den Polynesier. Er hatte heute andere Sorgen. Im Zusammenhang mit Ben Baxter stellten sich einige Probleme, die er lösen mußte, bevor er zur festgesetzten Stunde bei ihm erschien. Er schritt in einen trüben, grauen Aprilvormittag hinaus und beschloß, für ein spätes Frühstück die Prince Charles-Kaffeestube aufzusuchen.

Es war 10 Uhr 25.

»Was halten Sie von ihm?« fragte Aaui.

»Scheint mir ein arroganter Bursche zu sein«, meinte Roger Beatty. Er atmete tief und genoß die sauerstoffreiche Luft. Ein herrlicher Luxus. In seiner Zeit drehten sogar die reichen Leute ihre Sauerstoffgeräte nachts ab.

Sie gingen hundert Meter hinter Brynne her. Brynnes große, elegante Gestalt fiel selbst im Gewühl New Yorks auf.

»Er hat Sie im Lift angestarrt«, sagte Beatty.

»Ich weiß.« Aaui grinste. »Er soll sich nur ein bißchen den Kopf zerbrechen.«

»Er sieht mir nicht so aus, als würde ihm so schnell etwas Kopfzerbrechen bereiten«, meinte Beatty. »Wenn wir nur mehr Zeit hätten.«

»Anders war es nicht zu machen«, erklärte Aaui achselzuckend. »Die nächste Möglichkeit wäre vor elf Jahren gewesen. Wir hätten dann aber auch bis zu diesem Tag warten müssen, um etwas unternehmen zu können.«

»Wenigstens wüßten wir dann mehr über Brynne. Er sieht mir nicht danach aus, als könnte man ihm leicht einen Schrecken einjagen.«

»Das ist wahr«, stimmte Aaui zu. »Aber wir haben uns nun einmal darauf eingelassen.«

Sie blieben auf Brynnes Spur, beobachteten, wie die Menschen ihm Platz machten, als er dahinmarschierte, ohne nach links oder rechts zu sehen. Und dann passierte es.

Brynne, der immer noch angestrengt nachdachte, stieß mit einem dicken Mann zusammen, der den mit Purpur und Silber verzierten Stern eines Ritters im Revers trug.

»Kannst du nicht aufpassen, wo du hintrittst, Dummkopf?« fauchte der Ritter.

Brynne erkannte, welchen Rang sein Gegenüber bekleidete, schluckte und murmelte: »Entschuldigen Sie, Sir.«

Der Ritter ließ sich nicht so schnell abspeisen. »Gehört es zu deinen Gewohnheiten, Höherstehende anzurempeln, Bursche?«

»Nein, Sir«, erwiderte Brynne. Sein Gesicht lief rot an. Nur mit Mühe beherrschte er sich. Eine Gruppe von Bürgerlichen hatte sich versammelt, um zuzuschauen. Die Leute grinsten und stießen einander an.

»Dann paß gefälligst besser auf!« schrie der dicke Ritter. »Lauf nicht wie ein Mondsüchtiger herum, sonst werden dir Manieren beigebracht!«

Mit tödlicher Ruhe sagte Brynne: »Sir, wenn Sie glauben, mir eine solche Lektion erteilen zu müssen, bin ich gerne bereit, Sie an einem Platz Ihrer Wahl zu treffen. Die Waffen können Sie selbst bestimmen -«

»Ich? Dich treffen?« fragte der Ritter ungläubig.

»Mein Rang läßt das zu, Sir.«

»Dein Rang? Du stehst gut fünf Stufen unter mir, du Idiot! Genug davon, sonst schicke ich dir meine Diener - die im Rang ebenfalls noch über dir stehen - und lasse dir von ihnen Manieren beibringen. Ich werde dein Gesicht in Erinnerung behalten, Freundchen! Aus dem Weg!«

Und damit stakte der Ritter davon.

»Feigling!« sagte der wütende Brynne mit blutrotem Gesicht. Aber er sagte es leise, was den Bürgern nicht entging. Brynne packte sein Stöckchen und funkelte sie an. Mit fröhlichem Grinsen entfernten sich die Leute.

»Hier sind Duelle erlaubt?« fragte Beatty.

Aaui nickte. »Seit 1804, als Alexander Hamilton Aaron Burr in einem Zweikampf tötete.«

»Wir machen uns wohl besser an die Arbeit«, meinte Beatty. »Aber mir wäre es lieber, wenn wir etwas mehr Ausrüstung hätten.«

»Wir haben mitgenommen, was wir tragen konnten. Kommen Sie.«

In der Prince Charles-Kaffeestube setzte sich Brynne an einen Tisch an der Rückseite des Raumes. Seine Hände zitterten; mühsam beherrschte er sich. Zum Teufel mit diesem Ritter!

Blöder, angeberischer Kerl! Aber war er zu einem Zweikampf bereit? Nein, natürlich nicht. Er verbarg sich lieber hinter den Vorrechten seines Ranges.

Wut stieg schwarz und drohend in Brynne auf. Er hätte den Kerl umbringen und die Konsequenzen einfach mißachten sollen! Zum Teufel mit der ganzen Welt! Kein Mensch durfte sich erlauben, so mit ihm umzuspringen.

Nimm dich zusammen, befahl er sich. Er konnte nichts tun. Er mußte über Ben Baxter und die wichtige Verabredung nachdenken. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war gleich elf Uhr. In zweieinhalb Stunden würde er in Baxters Büro sitzen und -

»Ihre Bestellung, Sir?« fragte ein Kellner.

»Heiße Schokolade, Toast und ein verlorenes Ei.«

»Pommes frites?«

»Wenn ich Pommes frites gewünscht hätte, wäre ich so frei gewesen, sie zu bestellen!« schrie Brynne.