Выбрать главу

Brynnes Faust zuckte vor, verfehlte. Der Kammerherr wurde am Kinn getroffen. Sein Blick begann sich zu verdunkeln. Er mußte noch einen Schlag hinnehmen, ging zu Boden, war nahe daran, das Bewußtsein zu verlieren. Dann machte sein Gegner einen Fehler.

Der Schlaksige versuchte ihn mit einem Fußtritt außer Gefecht zu setzen, aber er machte es falsch. Brynne packte seinen Fuß und riß ihn um. Der Mann verlor das Gleichgewicht, stürzte zu Boden und prallte mit dem Kopf auf das Pflaster.

Brynne raffte sich keuchend auf. Der Polynesier lag nach Luft schnappend auf der Straße. Der andere rührte sich nicht. Ein Blutgerinnsel schlängelte sich durch sein Haar.

Eigentlich müßte er diesen Vorfall der Polizei melden, dachte Brynne. Aber wenn er den Schlaksigen umgebracht hatte? Man würde ihn zumindest wegen Totschlags verhaften. Und der Leutnant brachte dann sicher sein Verhalten im Cafe zur Sprache.

Er sah sich um. Niemand hatte die Schlägerei beachtet. Es war wohl am besten, einfach zu verschwinden. Sollten doch die Banditen zur Polizei gehen, wenn sie es wagten. Er glaubte allerdings nicht daran.

Langsam wurde ihm alles klar. Diese Männer mußten von einem seiner vielen Konkurrenten angeworben worden sein; diese Leute versuchten natürlich auch, mit Ben Baxter ins Geschäft zu kommen. Vielleicht war sogar das mit der inneren Stimme ein raffinierter Trick.

Nun, sie sollten nur versuchen, ihn aufzuhalten! Immer noch schwer atmend, machte er sich auf den Weg zu Ben Baxters Büro.

Der Gedanke an eine Seereise nach Italien war wie weggeblasen.

»Wie fühlen Sie sich?« fragte eine Stimme.

Beatty kam langsam zu sich. Eine schreckliche Sekunde lang glaubte er, einen Schädelbruch erlitten zu haben. Aber er beruhigte sich, nachdem er seinen Kopf abgetastet hatte.

»Womit hat er mich denn k.o. geschlagen?« fragte er.

»Mit dem Pflaster, glaube ich«, meinte Aaui. »Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen konnte. Er hat mich sehr schnell kampfunfähig gemacht.«

Beatty setzte sich auf und hielt sich den schmerzenden Kopf. »Er versteht, sich zur Wehr zu setzen!«

»Wir haben ihn unterschätzt«, sagte Aaui. »Er muß eine besondere Kampfausbildung erhalten haben. Glauben Sie, daß Sie gehen können?«

»Ich denke schon«, erwiderte Beatty und ließ sich von Aaui auf die Beine helfen. »Wie spät ist es?«

»Fast ein Uhr. Für 13 Uhr 30 ist er bestellt. Vielleicht können wir ihn vor Baxters Büro aufhalten.«

Fünf Minuten später winkten sie einem Taxi und rasten zu Baxters Verwaltungsgebäude.

Die Sekretärin war jung und hübsch. Sie starrte die beiden erstaunt an. Es war ihnen gelungen, sich im Taxi ein wenig herzurichten, aber sie sahen immer noch merkwürdig aus. Beatty trug einen Verband um die Stirn, und Aauis Gesichtsfarbe tendierte zum leuchtenden Grün.

»Was wünschen Sie?« fragte die Sekretärin.

»Mr. Baxter hat doch für 13 Uhr 30 eine Besprechung mit Mr. Brynne angesetzt, nicht wahr?« meinte Aaui.

»Ja.«

Die Wanduhr zeigte 13 Uhr 17. Aaui fuhr fort. »Wir müssen Mr. Brynne sprechen, bevor er hineingeht. Es ist sehr dringend. Falls es Ihnen nichts ausmacht, warten wir hier.«

»Das können Sie«, sagte das Mädchen. »Aber Mr. Brynne sitzt bereits beim Chef.«

»Aber es ist doch noch nicht halb zwei Uhr!«

»Mr. Brynne kam etwas früher. Mr. Baxter bat ihn sofort zu sich.«

»Ich muß mit ihm reden«, sagte Aaui.

»Ich habe Anweisung, die Herren nicht zu stören«, erklärte die Sekretärin. Sie machte ein ängstliches Gesicht und legte den Finger auf einen Signalknopf an ihrem Schreibtisch.

Aaui wußte, daß sie damit Hilfe herbeiholen konnte. Ein Mann wie Baxter würde immer Leibwachen in der Nähe haben. Die Besprechung fand bereits statt, und er konnte nichts dagegen unternehmen. Vielleicht hatte der Überfall den Verlauf der Ereignisse schon entscheidend beeinflußt. Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür. Der Brynne in Baxters Büro war ein anderer Mensch, gewandelt durch die Abenteuer des Vormittags.

»Schon gut«, sagte Aaui. »Wir warten hier.«

Ben Baxter war klein und massig. Er hatte einen völlig kahlen Kopf, und seine Augen hinter dem goldenen Zwicker waren ausdruckslos. Er trug einen strenggeschnittenen, dunklen Anzug, am Revers das kleine mit Rubinen und Perlen besetzte Abzeichen der Mitglieder des Wall Street-Oberhauses.

Eine halbe Stunde lang hatte Brynne berichtet, Dokumente auf Baxters Schreibtisch ausgebreitet, Zahlen genannt, künftige Entwicklungen vorausgesagt. Er begann zu schwitzen, als er Baxters Reaktion erwartete.

»Hmm«, sagte Ben Baxter.

Brynne wartete. In seinen Schläfen pochte das Blut; sein Magen schien sich verkrampft zu haben. Seit Jahren hatte er nicht mehr gekämpft; er vertrug das nicht mehr. Hoffentlich konnte er sich bis zum Ende des Gesprächs beherrschen.

»Die gestellten Bedingungen sind beinahe lächerlich«, erklärte Baxter.

»Sir?«

»Lächerlich, sagte ich, Mr. Brynne. Sind Sie etwa schwerhörig?«

»Nein«, erwiderte Brynne.

»Sehr schön. Die von Ihnen gestellten Bedingungen wären bei Verhandlungen zwischen zwei Unternehmen gleichen Umfangs angebracht. Aber das ist hier ja nicht der Fall, Mr. Brynne. Man muß es als Anmaßung bezeichnen, daß eine Firma von solcher Winzigkeit wie die Ihre meinem Unternehmen Bedingungen dieser Art stellen will.«

Brynnes Augen verengten sich. Er hatte von Baxters Ruf als harter Geschäftsmann gehört. Das waren keine persönlichen Beleidigungen, erinnerte er sich. Solche Manöver unternahm er selbst auch. Man mußte sie als Schachzug betrachten.

»Darf ich darauf hinweisen«, erwiderte Brynne, »daß das Waldgebiet, worauf sich meine Option bezieht, eine Schlüsselstellung einnimmt. Mit ausreichendem Kapital könnten wir den Besitz erheblich ausweiten, ganz zu schweigen von -«

»Hoffnungen, Träume, Versprechungen«, seufzte Baxter. »Vielleicht lohnt es sich. Aber die Beweise dafür fehlen noch.«

Hier geht es ums Geschäft, erinnerte sich Brynne. Er will mit mir zusammengehen - das kann man deutlich erkennen. Ich habe damit gerechnet, daß ich ein wenig nachgeben muß. Ganz klar. Er will mehr herausschinden. Hier ist nichts Persönliches im Spiel.

Aber Brynne war an diesem Tag zuviel geschehen. Der Ritter, die Stimme im Cafe, der kurzlebige Traum von der Freiheit, der Kampf mit den beiden Männern - er wußte, daß er nicht mehr viel ertragen konnte.

»Wie wäre es, Mr. Brynne«, sagte Baxter, »wenn Sie mir einen vernünftigeren Vorschlag unterbreiten würden? Er sollte mit dem bescheidenen Umfang Ihres Unternehmens in Einklang sein.«

Er prüft mich nur, dachte Brynne. Aber es war zuviel für ihn. Er war von ebenso edler Geburt wie Baxter. Wie konnte der Mann es wagen, ihn so zu behandeln?

»Sir«, sagte er mit starren Lippen, »ich nehme Anstoß.« »Wie?« meinte Baxter, und Brynne glaubte, ein amüsiertes Funkeln in den kühlen Augen wahrnehmen zu können. »Woran nehmen Sie Anstoß?«

»An Ihren Feststellungen und an der Art, wie Sie mir gegenübertreten. Ich rate Ihnen, sich zu entschuldigen.«

Brynne erhob sich steif und wartete. Sein Herz klopfte wie wahnsinnig, und sein Magen verkrampfte sich immer mehr.

»Ich sehe keinen Grund, mich zu entschuldigen, Sir«, sagte Baxter. »Und ich habe auch nicht die Absicht, mit einem Mann ins Geschäft zu kommen, der persönliche Dinge nicht aus einer geschäftlichen Besprechung heraushalten kann.«

Er hat recht, dachte Brynne. Ich müßte mich entschuldigen. Aber er konnte nicht mehr zurück. Verzweifelt sagte er: »Ich warne Sie - entschuldigen Sie sich, Sir!«

»Auf diese Weise kommen wir nie zusammen«, meinte Baxter. »Offengestanden, Mr. Brynne, ich hatte gehofft, mit Ihnen zusammenarbeiten zu können. Ich werde mich bemühen, vernünftig zu reden, wenn Sie sich vernünftig benehmen. Ich ersuche Sie, Ihre Forderung nach einer Entschuldigung zurückzuziehen, dann können wir weitermachen.«