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Sie schüttelten sich die Hände. Brynne eilte hinaus. Dr. Sveg und Chefprogrammierer James sahen ihm nach. Sveg sagte: »Was glauben Sie? Es sieht günstig aus, nicht wahr? Glauben Sie nicht?«

»Ich bin mir nicht sicher«, sagte James. »Die Möglichkeiten, innerhalb einer Zeitlinie Ereignisse zu verändern, ist immer sehr gering. Ich habe wirklich keine Ahnung, was er tun wird.«

Dr. Sveg schüttelte den Kopf und atmete dann tief ein. »Das ist eine Luft, was?«

»Kann man wohl sagen«, meinte Chefprogrammierer James.

Brynne beschloß, zur Beruhigung seiner Nerven am Hafen spazierenzugehen. Der Anblick der mächtigen Schiffe besänftigte ihn stets. Er wanderte gleichmäßig dahin und versuchte, sich darüber klarzuwerden, was geschehen war.

Diese lächerliche Geschichte.

An die er glaubte.

Aber was war mit seiner Pflicht, den Jahren, in denen er sich bemüht hatte, dieses riesige Waldgebiet zu erwerben?

Er blieb stehen und betrachtete den Bug eines großen Schiffes. Die >Theseus<.

Er dachte an das Karibische Meer, an den blauen Himmel, den hellen Sonnenschein, an Wein und Entspannung. Diese Dinge waren nicht für ihn da. Arbeit, angestrengte Arbeit, dafür hatte er sich entschieden. Gleichgültig, worauf er dabei verzichten mußte, er würde sich unter dem grauen Himmel New Yorks weiter abmühen.

Aber warum? fragte er sich. Er war keineswegs arm. Seine Geschäfte liefen auch ohne ihn. Was hielt ihn davon ab, dieses Schiff zu besteigen, alles zurückzulassen, ein ganzes Jahr die Sonne zu genießen?

Freudige Erregung befiel ihn, als er einsah, daß ihn nichts, aber auch gar nichts zurückhielt. Er war sein eigener Herr, ein entschlossener, starker Mann. Wenn er die Kraft hatte, Erfolge im Geschäftsleben zu erzielen, hatte er auch den Mut, es zu verlassen, auf alles zu verzichten und seinen inneren Wünschen zu folgen. Und auf diesem Wege würde auch die verdammte, lächerliche Zukunft gesichert sein.

»Zum Teufel mit Ben Baxter«, sagte er.

Aber es war ihm nicht ernst damit.

Die Zukunft war ihm zu ungewiß, zu weit entfernt. Vielleicht war das Ganze nur ein aufgelegter Schwindel, den ein Konkurrent sich ausgedacht hatte.

Sollte sich die Zukunft um sich selbst bekümmern!

Ned Brynne wandte sich ab. Er mußte sich beeilen, wenn er noch rechtzeitig zur Verabredung mit Ben Baxter erscheinen wollte.

Als er in dem großen Verwaltungsgebäude mit dem Lift nach oben fuhr, bemühte er sich, nicht nachzudenken. Es war genug, einfach zu handeln. Im sechzehnten Stockwerk stieg er aus und ging zu der Sekretärin.

»Ich heiße Brynne. Ich habe eine Verabredung mit Mr. Baxter.«

»Jawohl, Mr. Brynne. Mr. Baxter erwartet Sie. Sie können sofort hineingehen.«

Brynne rührte sich nicht. Eine Welle unüberwindlichen Zweifels schlug in ihm hoch und er dachte an die zukünftigen Generationen, deren Chancen er durch dieses Vorgehen zunichte machte. Er dachte an Dr. Sveg und Chefprogrammierer Edwin James, ernste, ehrliche Männer. Sie hätten ihn niemals gebeten, ein solches Opfer zu bringen, wenn es nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre.

Und er dachte noch an etwas anderes -

Unter diesen zukünftigen Generationen würden auch seine Nachkommen zu leben haben.

»Sie können hineingehen, Sir«, sagte das Mädchen.

Ganz plötzlich löste sich etwas in Brynne.

»Ich habe es mir überlegt«, sagte er mit einer Stimme, die er kaum wiedererkannte. »Ich möchte die Verabredung absagen. Sagen Sie Baxter, daß es mir leid tut - alles.«

Er fuhr herum und rannte sechzehn Treppen hinunter.

Im Konferenzraum des Weltplanungsrates saßen die fünf Vertreter der Bundesbezirke der Erde an einem langen Tisch und warteten auf Edwin James. Er trat ein, ein kleiner Mann von eindrucksvoller Häßlichkeit.

»Ihre Berichte«, sagte er.

Aaui, der immer noch ziemlich mitgenommen aussah, erzählte vom Ergebnis ihrer Bemühungen. »Vielleicht hätten wir ihn aufhalten können, wenn man uns beigebracht hätte, rigoroser vorzugehen.«

»Vielleicht auch nicht«, sagte Beatty, der noch weit erschöpfter als Aaui aussah.

Lan Il berichtete vom teilweisen Erfolg und schließlich gänzlichen Mißerfolg seiner Mission mit Miss Chandragore. Brynne hatte sich bereit erklärt, sie nach Indien zu begleiten, selbst wenn das bedeuten sollte, daß er auf seine Verabredung mit Baxter verzichten müßte.

Lan Il schloß mit ein paar bösen Bemerkungen über die ungenauen Fahrpläne der Reedereien.

Chefprogrammierer James erhob sich. »Die Zukunft, die wir zu wählen versuchten, war eine, in deren Vergangenheit Ben Baxter am Leben blieb und seine Arbeit vollenden konnte. Unglücklicherweise ist das nicht möglich. Unsere einzige Hoffnung lag schließlich auf der historischen Hauptlinie, in der Dr. Sveg und ich uns bemühten.«

»Sie haben noch keinen Bericht erstattet«, sagte Chandragore. »Was geschah?«

»Vernunft und ein Appell an die Intelligenz schienen die größten Aussichten auf Erfolg zu bieten«, sagte James. »Nach eingehender Überlegung beschloß Brynne, seine Verabredung mit Ben Baxter nicht einzuhalten. Aber -«

Ben Baxter war klein und massig. Er hatte einen völlig kahlen Kopf und seine Augen hinter dem goldenen Zwicker waren ausdruckslos. Er trug einen strenggeschnittenen, dunklen Anzug, am Revers das kleine mit Rubinen und Perlen besetzte Abzeichen des Wall Street-Klubs.

Er saß jetzt seit einer halben Stunde regungslos am Schreibtisch, dachte über Zahlen und künftige Entwicklungen nach.

Sein Summer ertönte. »Ja, Miss Cassidy?«

»Mr. Brynne war hier. Er ist eben gegangen.«

»Was soll das heißen?«

»Ich verstehe es wirklich nicht, Mr. Baxter. Er kam herauf und sagte, daß er die Verabredung absagen wolle.«

»Was hat er gesagt? Wiederholen Sie möglichst exakt, Miss Cassidy.«

»Er sagte, daß er eine Verabredung mit Ihnen hätte, und ich erklärte, daß er sofort hineingehen könne. Er blieb aber stehen und sah mich seltsam an. Er schien wütend und aufgeregt zu sein. Ich sagte noch einmal, daß er hineingehen könne. Dann sagte er -«

»Bitte, jetzt Wort für Wort, Miss Cassidy.« »Jawohl, Sir. Er sagte: >Ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte die Verabredung absagen. Sagen Sie Baxter, daß es mir leid tut - alles.<«

»Mehr hat er nicht gesagt?«

»Nein, Mr. Baxter.«

»Und dann?«

»Er drehte sich um und eilte die Treppe hinunter.«

»Die Treppe?«

»Ja, Mr. Baxter. Er wartete nicht auf den Lift.«

»Aha.«

»Wünschen Sie noch etwas, Mr. Baxter?«

»Nein, danke, Miss Cassidy.«

Ben Baxter schaltete die Gegensprechanlage ab und sank in seinem Stuhl zusammen.

Brynne wußte also Bescheid.

Eine andere Erklärung gab es nicht. Irgendwie mußte etwas durchgesickert sein. Er hatte geglaubt, es zumindest noch für einen Tag verbergen zu können, aber irgendwo gab es eine undichte Stelle.

Baxter lächelte grimmig. Er konnte Brynne verstehen, obwohl er sich wenigstens zu einem Gespräch hätte bereitfinden können. Aber vielleicht war es so besser.

Wie hatte er es herausgefunden? Wer hatte ihn davon verständigt, daß der Baxter-Konzern auf unsicheren Beinen stand, daß er zusammenzubrechen drohte?

Wenn sich diese Nachricht nur noch einen Tag, nur noch ein paar Stunden hätte verheimlichen lassen! Er hätte mit Brynne abgeschlossen. Ein neues Unternehmen wäre in der Lage gewesen, frisches Blut herbeizupumpen. Bis die Leute dahintergekommen wären, hätte er wieder über ein solides Fundament verfügt.

Brynne wußte Bescheid, er hatte sich zurückgezogen. Das bedeutete, daß alle Bescheid wußten.

Jetzt ließ sich nichts mehr retten. Die Wölfe würden sich auf ihn stürzen, seine Freunde, seine Frau, seine Partner und all die vielen Leute, die ihm ihr Vertrauen geschenkt hatten.