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»Für Sie bin ich Officer, Pepper, und nein, es ist nichts Ernstes. Vielleicht habe ich nur was Falsches gegessen.« Hawkwood musterte die Reihe der Männer. »Sie haben sich ja ziemlich viel Unterstützung mitgebracht. Hatten Sie Angst, allein zu kommen?«

»Es ist nie verkehrt, gut vorbereitet zu sein«, erwiderte Pepper.

»Und ich vermute, Sie möchten, dass ich mich ergebe?«

»Ganz richtig«, sagte Pepper. »Und Captain Lasseur auch, wenn es ihm nicht zu viel ausmacht.«

»Wissen Sie, das habe ich vermisst, Pepper: Ihren überschäumenden Humor.«

»Es wird Ihnen schlechtgehen, wenn Sie’s nicht tun.«

»Ich vermute, es wird uns auch schlechtgehen, wenn wir’s tun«, sagte Hawkwood.

»Stimmt, aber dann lassen wir die Witwe Flynn und den alten Mann gehen.«

Es war klar, was er damit andeuten wollte.

»Ich dachte, Morgan führt keinen Krieg gegen Frauen«, sagte Hawkwood.

»Manchmal ist er zu einer Ausnahme bereit. Brauchen Sie Zeit, um drüber nachzudenken?«

»Nein«, sagte Jess Flynn. »Brauchen wir nicht.«

Pepper sah überrascht aus, dann wurde die Stille von einem Schuss zerrissen, der von rechts hinter Hawkwoods Rücken kam. Er stand wie angewurzelt, während die Pferde erschreckt scheuten und Seth Tyler mit ausgebreiteten Armen, den Mund zu einem perfekten Oval aufgerissen, rückwärts über die Kruppe seines Pferdes flog. Während seine Leiche in einem Kräuterbeet landete, stoben die restlichen Reiter auseinander und zogen ihre Waffen. Mit bemerkenswertem Geschick für einen Einarmigen riss Pepper sein Pferd gerade in dem Augenblick herum, als Hawkwood sich rückwärts durch die offene Tür warf, wobei er Jess Flynn und ihre Büchse mit sich riss. Er hörte eine Reihe von Schüssen und das Aufprallen der Kugeln an der Wand hinter sich. Irgendwo zersplitterte ein Fenster, es klang, als sei es im Obergeschoss gewesen. Der Hund fing an, wie wild zu bellen.

Mit einem kräftigen Fußtritt schloss Lasseur die Tür.

»Sieht aus, als seien die Verhandlungen abgebrochen«, murmelte Gadd sarkastisch.

Hawkwood gab Lasseur die Pistole zurück und nahm Jess Flynn die Büchse aus den zitternden Händen. Es war eine schöne Waffe; eine doppelläufige Manton mit kannelierten Läufen. Sie war nicht leicht, doch Jess hatte sie geschickt gehandhabt und ihr Ziel getroffen. Er erinnerte sich daran, wie sie Tyler gedroht hatte.

»Rab, still jetzt!« Jess Flynn rief den aufgeregten Hund zu sich.

»Tom hat Recht«, sagte Hawkwood. »Sie haben Tyler umgebracht, und jetzt wird Pepper nicht mehr verhandeln. Es bleibt ihm gar keine andere Wahl.«

»Du hast das Miststück tatsächlich erledigt«, sagte Gadd und sah aus dem Fenster. »Die anderen sehe ich aber im Moment nicht.«

»Die sind auch da«, sagte Hawkwood. »Die werden schon kommen.« Er vermutete, dass Pepper und seine Leute hinter der Scheune Schutz gesucht hatten.

»Lass sie nur.« Jess Flynn reckte trotzig das Kinn vor, aber sie war blass. Sie streichelte den Hund, der sich langsam beruhigte. Das Bellen war in ein tiefes Knurren umgeschlagen.

»Vier gegen neun«, sagte Lasseur. »Das macht die Sache auch nicht einfacher.« Er streckte den linken Arm aus und Jess Flynn ließ sich von ihm umarmen und legte den Kopf an seine Schulter. Der Hund lief noch immer unruhig hin und her.

»Können Sie damit umgehen?« Hawkwood deutete mit dem Kopf zur Jagdflinte.

Gadd grinste. »Hab doch die beiden Karnickel damit geschossen, oder?«

»Karnickel schießen nicht zurück«, sagte Hawkwood. Er hielt Jess die Manton hin. »Haben Sie dafür noch mehr Munition?«

Sie löste sich aus Lasseurs Umarmung. »Nur das, was im zweiten Lauf ist.«

Hawkwood wurde zusehends besorgter. »Tom, wie ist es bei Ihnen? Haben Sie Nachschub für die Mortimer? Wie steht’s mit Pulver und Kugeln?«

»Ich habe Pulver. Aber nur wenige Kugeln, die reichen nicht für alle da draußen …« Gadd deutete auf das Fenster.

Besser als gar nichts, dachte Hawkwood. Aber nicht viel besser. »Was für ein Kaliber hat sie?«

»Nicht groß, zwanziger.«

Wenigstens etwas, wofür wir dankbar sein können, murmelte Hawkwood leise zu sich selbst. »Dann passen sie in die Pistole. Wir können das Pulver und die Kugeln zwischen Ihnen und Captain Lasseur aufteilen.«

Er wandte sich an Jess Flynn. »Gibt es noch weitere Waffen im Haus?«

»Da ist noch eine Pistole. Sie gehörte Jack. Sie stammt noch aus seiner Zeit in der Navy.« Sie deutete zum Küchenschrank in der Ecke.

Hawkwood ging, um sich die Waffe anzusehen. Die Pistole lag in einer Schublade neben einer kleinen Pulverflasche und einigen Streifen Baumwollwatte. Es war eine Militärwaffe. Sie war in gutem Zustand, obwohl man sah, dass sie lange nicht geölt worden war. Er fand das Werkzeug, um sie zu laden, aber keine Kugeln. Da die Pistole ein größeres Kaliber hatte als die Mortimer, könnte man theoretisch auch kleinere Kugeln benutzen, doch dann musste man mehr Watte hineinstopfen. Und als letzten Ausweg könnte man mit ihr immer noch zuschlagen, dachte Hawkwood.

»Keine anderen Waffen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Dann müssen uns diese genügen«, sagte Hawkwood.

Während Jess und Tom Gadd die Lage draußen beobachteten, luden Hawkwood und Lasseur am Küchentisch die Waffen. Die Jagdflinte war bereits geladen, und zusätzlich hatten sie insgesamt fünf weitere Schuss Munition. Wie Hawkwood erwartet hatte, hatten die Kugeln für die Jagdflinte ein kleineres Kaliber als die Militärpistole. Hawkwood glich das aus, indem er eine der Kugeln dick mit Watte umwickelte. Als er sie mit dem Ladestock in den Lauf stieß, fühlte es sich fest genug an, aber es war schwer abzuschätzen, wie es funktionieren würde, wenn er tatsächlich damit schoss. Er würde einfach so dicht wie möglich an sein Ziel herangehen müssen, um sicher zu sein, dass er traf. Sie teilten die restliche Munition unter sich auf, indem sich jeder noch eine Kugel in die Tasche steckte.

Hawkwood überlegte, wie der Grundriss des Hauses aussah. Das Erdgeschoss war im Grunde nur ein großer Raum, der durch die Wand mit dem Kamin in Küche und Wohnbereich geteilt wurde. Jeder der Räume hatte ein Fenster nach vorn und ein weiteres nach hinten hinaus. Es gab zwei Türen: die Vordertür, die in den Wohnraum führte, von wo auch die Treppe nach oben ging, und die Hintertür, durch die man in die Küche trat.

»Wir sollten die Vordertür verbarrikadieren«, sagte Hawkwood.

»Und was ist mit den Fenstern?«, fragte Lasseur.

»Wir müssen sie kommen sehen, aber wir haben nicht genug Waffen, um sie alle zu decken, also lass uns eins versperren. Am leichtesten ginge das wohl mit dem vorderen Fenster in der Küche.« Hawkwood zeigte auf den Küchenschrank, der ganz in der Nähe stand. Er war fast sechs Fuß hoch. »Damit geht es.«

»Mir kommt es vor, als hättest du das schon mal gemacht«, sagte Lasseur, als sie den Küchenschrank vor das Fenster schoben. Im Raum wurde es dunkel, als kein Licht von draußen mehr hereinfiel.

»Ein- oder zweimal. Gelegentlich war ich derjenige, der rein wollte.«

Sie gingen in den Wohnraum, stellten das Sofa senkrecht und lehnten es gegen die Vordertür. Dann verstellten sie mit der Standuhr die Hälfte des vorderen Fensters. Viel war es nicht, aber besser als gar nichts.

»Wir brauchen etwas, hinter dem wir uns verschanzen können«, sagte Hawkwood. »Irgendeinen Ort, von wo wir uns verteidigen können.«

»Der Gedanke gefällt mir überhaupt nicht«, sagte Gadd.

»Die sind in der Überzahl und ich schätze, auch viel besser bewaffnet. Früher oder später kommen sie rein.« Hawkwood zeigte auf den Küchentisch. »Wir können uns in die Vorratskammer zurückziehen und die Tür mit dem Tisch blockieren, um ihnen das Eindringen so schwer wie möglich zu machen. Vielleicht können wir den Keller als letzte Zuflucht nehmen. Hat der noch einen anderen Zugang?«