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Er öffnete die Tür und Zhong folgte ihm.

„Die Leute haben geredet“, sagte er zögernd.

Albert blickte auf und sah ihn an. Er war überrascht, denn Zhong war niemals zaghaft.

„Geredet? Über was?“

„Das Herz des Drachen“, antwortete Zhong. „Schau mal, ich war damals nicht hier und es ist mir scheißegal, was Lin passiert ist. Wenn du verbreiten wolltest, dass du über so eine Art Dämon verfügst, so ist das deine Sache – aber, verdammt es hat geklappt. Keiner stellt deine Autorität infrage. Aber das Gerede wird lauter und gerät außer Kontrolle. Seit sie Roys und Jacks Leichen am Ghirardelli Square gefunden haben.“

Albert setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Während er hochfuhr, drehte Albert sich zu Zhong um.

„Was, wenn sie wahr wären?“

„Wie bitte?“

„Nichts“, sagte Albert und wandte sich wieder seinem Computer zu. Es ergäbe doch keinen Sinn, Zhong ins Vertrauen zu ziehen. Außerdem würde er wahrscheinlich nur denken, dass sein Boss verrückt geworden sei. Das Herz des Drachen war nur eine Geschichte und Albert war sehr zufrieden, es dabei zu belassen.

Aber wer hat dann Roy, Jack und Mya getötet? Und warum auf eine Weise, die auf den Geist hindeutet?

„Du kannst versichert sein, Zhong, dass ich in letzter Zeit keine Geister beschworen habe, um Leute umzubringen, die mir auf die Nerven gehen.“

„Und warum nicht?“, kam zur Antwort.

Albert blinzelte.

„Wie bitte?“

„Wenn der Geist frei ist“, sagte Zhong, „warum soll man sich ihn nicht zunutze machen?“

Albert blinzelte erneut.

„Wovon sprichst du?“

Zhong grinste. Das war überhaupt nicht seine Art.

„Ich rede über Doragon Kokoro, Albert. Ich rede über den Geist, den du vor zwanzig Jahren hast auferstehen lassen. Und du hättest es wieder tun können. Das hast du aber nicht. Die Frage ist nur – warum?“

Während er sprach, hatten sich Zhongs Augen plötzlich tiefschwarz gefärbt. Sie schienen wie Löcher, die tief in seinen Schädel reichten.

Albert sprang auf.

„Was willst du, Dämon?“

Zhongs Gesichtszüge zeigten Überraschung.

„Du weißt tatsächlich, was ich bin?“

„Seit das Herz des Drachen zum zweiten Mal aus meiner Hand gerissen wurde, habe ich mehr über das Okkulte gelernt“, sagte Albert und fingerte an einem Amulett herum, das um seinen Hals hing. Er hatte sogar einen Berater, einen Gaijin namens Oscar Randolph, auf der Gehaltsliste – obwohl er ihn längere Zeit nicht konsultiert hatte.

„Ich weiß, was du bist, Dämon. Was ich nicht weiß, ist, warum du hier bist.“

Die Kreatur, die Zhongs Gesicht trug, benutzte es für ein höhnisches Grinsen.

„Weil du etwas hast, das mir gehört“, sagte er und jede Spur eines Lächelns war verschwunden. „Doragon Kokoro gehört mir, Albert Chao. Ich habe ihn erschaffen. Ich habe sogar immer noch begrenzte Kontrolle über ihn, aber nur wenn es mit deinen Wünschen übereinstimmt.“

„Trotzdem wollte ich diese Leute nicht umbringen!“, zischte Albert.

„Klar wolltest du das“, sagte der Dämon mit Zhongs Stimme. „Vielleicht nicht bewusst, aber tief in deinem Innern – an dem Ort, an dem der kleine Junge wohnt, der nur Ablehnung erfahren hat und niemals das bekam, was er wollte. Er wollte, dass diese drei sterben.“

„Was ich will, ist dagegen einfach“, fuhr er fort. „Ich will meinen Geist zurück. Den Puppenspieler zu geben ist für ein paar Lacher gut, ich dagegen habe ein paar Engel umzubringen. Darum wirst du ihn ausliefern.“

Albert lächelte. Mit dieser Erklärung hatte der Dämon verraten, dass Albert Macht über ihn besaß.

Er fingerte weiter an dem Anhänger herum, den er vor einigen Jahren von Bela Talbot, einem Freund von Oscar, gekauft hatte. Bela hatte ihm versprochen, dass es ein mächtiger Talisman sei, der ihn vor Dämonen schützen sollte. Sie konnten so keinen Besitz von ihm ergreifen. Offensichtlich funktionierte es. Wenn der Dämon das Herz des Drachen kontrollieren wollte, musste er lediglich Albert unter seine Kontrolle bringen.

Wenn er es denn könnte.

„Dann hast du ein Problem, Dämon, weil ich die Kontrolle über den Geist meines Vorfahren nicht abgeben werde. Nicht an irgendwen oder irgendwas. Du wirst mich töten müssen – aber, oh ja, das geht nicht, oder?“ Den letzten Satz sagte er mit einem breiten Lächeln. „Nicht, wenn du nicht willst, dass Doragon Kokoro wieder zurück in die Vergessenheit fällt.“

„Nein – und ich kann dich nicht besitzen, solange du dieses … Ding um den Hals hast.“ Der Dämon lächelte jetzt merkwürdigerweise. „Aber glaube nicht, dass ich dir nichts anhaben kann, Albert Chao. Das habe ich bereits bewiesen.“

„Indem du meine drei Leute getötet hast?“ Albert verwarf diesen Einwand mit einer Handbewegung. „Pfah. Ihre Leben bedeuteten mir nichts. Viele haben über die Jahre versucht, mich zu verletzen, aber ich bin immer noch hier.“

„Viele Menschen haben versucht, dich zu verletzen, aber das ist für mich kein Maßstab.“ Der Dämon seufzte. „Schau mal, vielleicht können wir uns einigen.“

Er lehnte sich über den Schreibtisch und seine pechschwarzen Augen jagten Albert unwillkürlich einen Schauer über den Rücken.

„Ich möchte mir Nakadai nur für eine Weile borgen. Ich kann es dir gut vergelten.“

Albert lachte.

„Was willst du mir anbieten, Dämon? Eine Lektion für die, die mich abgelehnt haben? Armselige Rache für Beleidigungen, ob echt oder eingebildet? Hättest du mir dieses Angebot gemacht, als ich meinen Vorfahren zum ersten Mal beschworen habe, hätte ich glücklich eingewilligt. In meiner jugendlichen Unreife war das genau das, wofür ich das Herz des Drachen benutzt habe. Ich war ein erbärmliches Kind, das alle Ungerechtigkeiten mit großen Konsequenzen ahndete.“

Albert lehnte sich vor und legte die Handflächen flach auf den Tisch.

„Dieses Kind bin ich nicht mehr. Es war die Abwesenheit des Geistes, die mir meine wahren Wünsche erfüllt hat. Ich bin in den Triaden durch meine eigene harte Arbeit aufgestiegen, habe meine Fähigkeiten eingesetzt, um den Halbblut-Makel zu überwinden. Ich bin seit zwanzig Jahren ohne den Geist an der Macht. Dass mir das Herz des Drachen weggenommen wurde, war das Beste, was mir je passiert ist.“

Zhong schnaubte wie ein Tier.

„Fähigkeiten. Klar. Das wäre zum einen die Unverletzbarkeit, die dir Doragon Kokoro verliehen hat, nicht wahr? Ohne sie wärst du längst Würmerfutter.“

„Vielleicht“, sagte Albert, der sich nicht ins Wanken bringen lassen wollte. „Aber der Geist ist mein und ich kann mit ihm tun und lassen, was ich will.“

Der Dämon ging zum Schreibtisch und beugte sich direkt vor Alberts Gesicht. In seinem Atem konnte Albert die Erdnusssoße riechen, die Zhong immer auf seinem Essen verteilte.

„Dann gib ihn mir“, fauchte er.

Albert richtete sich schnurgerade auf.

„Ich ziehe dein Angebot in Betracht, Dämon. Komm morgen wegen einer Antwort wieder.“

Die schwarzen Augen starrten ihn mehrere Sekunden an, ohne zu blinzeln.

Dann fiel Zhongs Kopf nach hinten, schwarzer Rauch fuhr aus seinem weit geöffneten Mund und wand sich in Richtung Decke, wie ein obsidianfarbener Tornado.

Schließlich verschwand er und Zhong brach bewusstlos zusammen.

Albert rief jemanden von unten, der sich um Zhong kümmern sollte, dann zog er sein Telefon aus der Tasche.