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Karelian machte eine wütende Handbewegung. »Dann hat er ihn auf andere Weise getäuscht. Zum Teufel, Gwenderon – was willst du tun? Hier sitzen und warten, bis Cavins Söldner über uns herfallen und uns abschlachten?«

»Noch hat kein einziger seiner Männer den Wald betreten«, sagte Animah.

Gwenderon bedachte sie mit einem Blick, der an Verachtung grenzte. »Verzeih meine Dummheit«, sagte er bissig. »Sichercklich hat er all diese Männer nur kommen lassen, um Hochwaldens Garde zu verstärken. Möglicherweise fürchtet er einen Angriff auf die Burg.«

Gwenderon schwieg länger als eine Minute. Dann wandte er sich um und ging zum Ausgang, verließ die Hütte jedoch nicht, sondern blieb starr und mit ausdrucksloser, steinerner Miene stehen.

»Nein«, sagte er schließlich. »Ich kann nicht gegen Cavin kämpfen, das musst du verstehen.«

»Dieser Mann ist nicht Cavin!«, sagte Karelian verzweifelt. »Versteh das doch! Was immer Cavin getan hat – er ist zu unserem Feind geworden, Gwenderon. Er hat Mannon getötet und er wird auch dich töten, wenn du ihm Gelegenheit dazu gibst! Was willst du tun? Du willst nicht gegen ihn kämpfen, aber du willst auch nicht fort.«

»Ich will Lassar das Feld nicht kampflos überlassen«, sagte Gwenderon. »Das stimmt. Aber das heißt nicht, dass ich die Hand gegen meinen rechtmäßigen König erhebe.«

»Cavin ist …«

»König Oros Sohn und nach seinem Tod der rechtmäßige Erbe Hochwaldens und Herrscher über den Schwarzeichenckwald«, unterbrach ihn Gwenderon. »Alles andere zählt nicht. Was soll ich tun? Ihn töten und Lassar damit sein schmutziges Handwerk noch erleichtern?« Er ballte wütend die Faust. »So wie es aussieht, können wir gar nichts tun. Lassar hat gewonnen.«

»Eine Möglichkeit gibt es noch«, mischte sich Resnec ein. Er deutete auf Karelian. »Er hat es selbst gesagt. Der Trumpf in diesem Spiel ist Hochwalden.«

Gwenderon starrte ihn an. »Das ist nicht dein Ernst.«

»Warum nicht?«, fragte Resnec. »Ein direkter Angriff auf Hochwalden ist mit Sicherheit das Letzte, was Cavin erwartet. Und Lassar ebenso.«

»Aber das wäre völlig verrückt! Es wäre Selbstmord!«

»Eben«, sagte Resnec. Gwenderon wollte auffahren, aber Resnec ließ ihn nicht zu Wort kommen und deutete auf Karelian. »Ich weiß nicht, ob sein Vorschlag ernst gemeint war oder nicht, aber er könnte sich als die letzte Rettung erweisen. Lassars Macht gründet auf Lüge und Betrug, auf Täuschung und Furcht, Gwenderon! Überlegt selbst – es war Cavin, der Mannon erschlug, nicht Lassar, und es ist Cavin, unter dessen Banner die Söldner reiten! Lassar spielt ein teuflisches Spiel, aber –«

»Ein Angriff auf Hochwalden ist völlig unmöglich«, unterckbrach ihn Gwenderon. »Selbst ohne die Söldner ist uns die Garde überlegen. Wir sind nicht einmal hundert Mann.«

»Natürlich ist es unmöglich, die Burg zu stürmen«, sagte Animah. »Nicht offen.«

»Nicht offen?« Gwenderon zog eine Grimasse. »Was soll das heißen? Willst du sie angreifen, ohne dass sie es merken?« Er lachte, aber es klang unsicher, und Animah blieb ebenfalls ernst.

»Ich frage mich, ob wir Lassars Spiel nicht mitspielen sollten«, sagte sie. »Resnec hat Recht – Lassar spielt ein teuflicksches Spiel, aber es könnte sein, dass er ihm selbst zum Opfer fällt.« Plötzlich klang ihre Stimme erregt. Sie sprang auf. »Wenn es uns gelingt, Hochwalden zu erobern und Cavin zu befreien, hat Lassar verloren. Er wird es nicht wagen, offen gegen den rechtmäßigen König des Schwarzeichenwaldes vorckzugehen. Die ganze Welt würde sich gegen ihn erheben.«

»Und wie soll das gehen?«, fragte Gwenderon, noch immer ablehnend, aber schon nicht mehr ganz so überzeugt wie bisckher.

»Indem wir ihn das tun lassen, wozu er uns zwingen will«, sagte Resnec. Gwenderon blickte ihn fragend an. »Prinz Cavin zieht ein Heer in Hochwalden zusammen«, fuhr Resnec fort. »Vermutlich, weil er uns zu einer offenen Konfrontation zwingen will; zu einer Schlacht, die wir verlieren müssen, denn auckßerhalb des Waldes hat er Lassars Magie auf seiner Seite. Aber wenn es uns gelingt, sie hierher zu locken –«

»Stürmen sie unser Lager binnen einer halben Stunde und machen es dem Erdboden gleich«, fiel ihm Gwenderon ins Wort.

Resnec nickte. »Lasst sie«, sagte er erregt. »Lasst sie eine leere Festung erstürmen. Lasst ihr ganzes Heer hier aufmarckschieren und dieses Lager niederbrennen. Während sie damit beschäftigt sind, erobern wir Hochwalden.«

»Und entführen so ganz nebenbei noch Cavin, entziehen ihn Lassars Einfluss und erklären ihm, dass alles nur ein Irrtum war, wie?«, fragte Gwenderon böse. »Für wie dumm hältst du Lassar? Glaubst du, er würde nicht merken, wenn wir auf Hochwalden marschieren?«

»Wer spricht von einem offenen Angriff?«, wiederholte Rescknec. »Natürlich würde ihm ein Heer nicht entgehen, das sich auf die Burg zubewegt. Aber ein kleiner Trupp … zehn, allerhöchstem fünfzehn Männer, die sich einzeln der Burg nähern …«

»Während die anderen hier bleiben und sich abschlachten lassen«, fügte Gwenderon hinzu. »Das meinst du doch, nicht?« Er starrte Resnec an. »Und ich nehme an, du würdest dich freiwillig melden, den Angriff auf Hochwalden zu führen.«

Animah atmete scharf ein und auch Karelian sah alarmiert auf, während Resnec Gwenderon nur einen Moment lang mucksterte und dann traurig den Kopf schüttelte. »Ich verstehe«, sagte er. »Ihr traut mir noch immer nicht. Ihr denkt, ich versuche Euch eine Falle zu stellen.«

»Unsinn«, widersprach Gwenderon. »Ich denke nur, dass dein Vorschlag der glatte Selbstmord ist. Selbst wenn dein Plan aufginge, würde er das Leben vieler kosten. Die Männer, die hier blieben, um Lassars Truppen zu binden, wären verloren.«

»Nicht, wenn wir den Angriff genau planen«, widersprach Karelian. »Es ist nicht nötig, sie in eine Schlacht zu verwickeln. Es reicht, sie hierher zu locken.«

»Auch das würde Leben kosten«, fauchte Gwenderon.

»Ein Krieg kostet immer Leben«, sagte Karelian ruhig. »Vielleicht sterbe auch ich. Vielleicht wir alle. Tun wir aber nichts, sterben wir mit Sicherheit.« Er erhob sich nun ebenfalls und trat auf Gwenderon zu. »Resnec hat Recht – es ist unsere einzige Chance. Lassar rechnet mit allem – also müssen wir das tun, womit er nicht rechnen kann.«

Gwenderon ballte zornig die Fäuste. Aber zu Resnecs Verckwunderung widersprach er nicht mehr. »Und du?«, fragte er schließlich, mit einer Kopfbewegung zu ihm, aber ohne ihn anzusehen.

»Ich bleibe bei Euch«, antwortete Resnec rasch. »Es sei denn, Ihr entschließt Euch, mich den Angriff auf Hochwalden führen zu lassen. Ich kenne Lassar und ich weiß, wie mit seicknen Schattenkriegern fertig zu werden ist. Aber wenn Ihr darckauf besteht, bleibe ich als Geisel. Ihr könnt mich töten, wenn Ihr glaubt, es wäre eine Falle. So viel Zeit bleibt Euch immer.«

Gwenderon senkte den Blick, aber Resnec sah trotzdem, wie es in seinem Gesicht arbeitete. »Das ist Wahnsinn«, murmelte er schließlich. »Ein Angriff auf Hochwalden! Wir kämen nicht einmal in die Burg hinein!«

»Mit Guarrs Hilfe schon«, widersprach Karelian. »Seine Raetts können uns den Weg ebnen. Und wenn uns Resnec die Schattenkrieger vom Hals hält …«

Gwenderon schwieg sehr lange Zeit. Als er schließlich aufsah, flackerte sein Blick. Resnec hatte niemals zuvor einen Ausdruck solch tiefer Unsicherheit im Gesicht eines Menschen gesehen.

»Kannst du es?«, fragte er einfach.

Resnec nickte. Es würde sein Leben kosten, das wusste er, aber er empfand überhaupt keine Furcht bei diesem Gedanken. Und irgendetwas sagte ihm, dass es keine Rolle mehr spielte. »Ja. Aber niemand darf von unserem Plan wissen«, fügte er hinzu. »Keiner außer denen, die mich begleiten. Und auch die erst im allerletzten Moment. Lassars Augen und Ohren sind überall. Wenn er von unserem Vorhaben erfährt, fängt er uns in der Falle, die wir für ihn aufgestellt haben. Nicht einmal Eure eigenen Krieger dürfen von diesem Plan wissen.«

»Man spürt Lassars Schule, wenn man dir zuhört«, sagte Gwenderon böse.