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Gwenderon warf sich herum, als der erste Krieger heranstürmte, wehrte einen heimtückischen Schwerthieb ab und warf sich zur Seite, als der zweite Reiter heransprengte und versuchte ihn kurzerhand über den Haufen zu reiten.

Ein Schwerthieb verfehlte ihn um Haaresbreite; dann traf ein Schlag seine Schulter und ließ ihn mit einem unterdrückten Schmerzlaut nach vorne taumeln. Wie in einer bizarren Vision sah er, wie Guarr den dritten Krieger mit bloßen Händen packte und in vollem Galopp aus dem Sattel zerrte. Dann waren die beiden anderen wieder heran und Gwenderon blieb keine Zeit mehr, Guarr zu beobachten; für die nächsten Augenblicke hatte er alle Hände voll damit zu tun, am Leben zu bleiben.

Die beiden Männer hatten aus ihren Fehlern gelernt. Hier, abseits vom Weg und zwischen Gestrüpp und Bäumen, nutzte ihnen die Beweglichkeit ihrer Pferde nicht mehr viel. Aber sie waren beide erfahrene Krieger, die es verstanden, aus der Not eine Tugend zu machen – wie Gwenderon rasch und schmerzckhaft herausfand.

Langsam, und immer so, dass einer von ihnen in seinem Rücken war, während ihn der andere von vorne attackieren konnte, begannen sie Gwenderon zu umkreisen. Ihre Schwerter zuckten immer wieder nach seinem Gesicht, seinen Armen oder seiner eigenen Waffe, aber sie griffen nie wirklich an, sodass Gwenderon Gelegenheit zu einem Gegenangriff gefunden hätte.

Er spürte, dass er dieses grausame Spiel nicht lange durchhalten würde. Seine Kräfte begannen bereits zu schwinden, während sich die beiden Krieger darauf beschränkten, ihn unentckwegt zu umkreisen und abwechselnd nach einer Lücke in seickner Deckung zu suchen. Und von Guarr war keine Spur zu seckhen.

Die Verzweiflung gab ihm noch einmal zusätzliche Kraft. Er hieb nach dem Mann vor sich, wirbelte blitzschnell herum und riss das Schwert mit aller Kraft nach oben. Der andere Krieger wollte zurückweichen – aber es war zu spät.

Die Klinge schrammte über den empfindlichen Leib des Pferdes und riss Stiefel und Bein seines Reiters auf. Die Verckletzung war nicht tödlich; wahrscheinlich nicht einmal gefährcklich. Aber das Pferd bäumte sich in irrsinnigem Schmerz auf, schlug wie in Raserei mit den Vorderhufen in die Luft und warf seinen Reiter ab.

Gwenderon rollte sich blitzschnell zur Seite, um aus der Reichweite der hämmernden Hufe zu gelangen. Der Söldner stürzte mit einem Aufschrei neben ihm zu Boden, versuchte sich aufzurichten und sank zurück, als er seinen Arm belastete. Gwenderon schlug ihm den Schwertknauf vor die Schläfe, sprang mit einem federnden Satz auf die Füße und wandte sich dem letzten verbliebenen Gegner zu. Sein Schwert blitzte auf, zerschmetterte die Waffe des Söldners dicht über dem Griff und drang durch sein Panzerhemd. Der Mann keuchte und kippte seitwärts aus dem Sattel.

Gwenderon griff nach den Zügeln seines Pferdes, schwang sich mit einer kraftvollen Bewegung auf dessen Rücken und brachte das bockende Tier mit hartem Schenkeldruck zur Ruhe. Er wischte sich mit der Linken Schweiß und Blut aus dem Gesicht und hielt nach Guarr Ausschau.

Der Raett hatte seinen Gegner getötet, hockte aber weiter in seltsam verkrampfter Haltung am Boden und presste beide Hände gegen die Brust. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor und färbte sein Fell dunkel.

»Kannst du reiten?«, fragte Gwenderon hastig.

Guarr nickte, stemmte sich mühsam hoch und machte einen torkelnden Schritt auf das zweite, reiterlose Pferd zu. Das Tier schrak zurück und versuchte nach ihm zu beißen.

Gwenderon zwang sein eigenes Tier mit einer harten Bewegung an seine Seite, griff nach den Zügeln und brach den Wickderstand des Tieres mit einem schnellen Ruck. Guarr pfiff dankbar, griff mit einer Hand nach dem Sattelknauf und zog sich ungeschickt auf den Rücken des Tieres.

Wieder begann das Pferd zu bocken; anders als die Pferde der Rebellen war es Raett-Reiter nicht gewohnt und der scharfe Raubtiergestank des Rattenwesens machte es rasend. Nach ein paar Sekunden gab Guarr den Kampf auf und sprang mit einem unterdrückten Schmerzenslaut wieder zu Boden. Die Wunde in seiner Brust blutete stärker.

Gwenderon blieb keine Zeit, sich um ihn zu kümmern. Die Söldner hatten sich vollends von ihrer Überraschung erholt und nun machte sich ihre fast dreifache Überlegenheit bemerkbar. Gwenderon sah sich plötzlich von zwei weiteren Männern attackiert, schlug einen von ihnen mit einer mehr instinktiven Bewegung aus dem Sattel und schrie eine halbe Sekunde später vor Schmerz auf, als die Klinge des anderen ihm heiß und brennend über den Oberschenkel fuhr. Ein zweiter Hieb verfehlte seinen Kopf um Haaresbreite, dann krachte das Schwert des Angreifers mit fürchterlicher Wucht gegen seine Seite, zerbrach die Kettenglieder seines Panzerhemdes und zwei oder drei seiner Rippen und federte zurück.

Gwenderon sah nur noch wie durch einen blutigen Nebel. Irgendwo neben oder hinter ihm begann Guarr schrill und warnend zu pfeifen; er spürte einen weiteren schmerzhaften Hieb und schlug halb blind zurück.

Sein Schwert traf auf Widerstand. Ein dumpfer Schmerzenscklaut drang an sein Ohr. Der Mann begann zu zittern, ließ das Schwert fallen und kippte rücklings aus dem Sattel.

Dann wurde die Welt um Gwenderon rot und er spürte nur noch Schmerz und Übelkeit und das rasende Hämmern seines eigenen Herzens. Guarrs Pfiffe klangen plötzlich schriller und beinahe drohend in seinen Ohren. Er hatte den flüchtigen Eindruck von Bewegung, die irgendwo hinter den schwarzen Schleiern war, die sein Bewusstsein einzuhüllen begannen, dann glaubte er eine scharfe, befehlende Stimme zu hören.

Irgendetwas war im Klang dieser Stimme, was die saugenden Schleier um seine Gedanken noch einmal durchbrach. Und dann erkannte er sie.

Es war Cavins Stimme, und es war nicht ihr Klang, der ihn noch einmal ins Bewusstsein zurückgerissen hatte, sondern das, was sie schrie: »Das ist Gwenderon!«, schrie der junge König. »Bringt mir seinen Kopf! Hundert Goldstücke für den, der ihn tötet!«

Irgendetwas schien in Gwenderon zu zerbrechen. Bis jetzt, bis zum letzten Moment, hatte sich etwas in ihm noch immer geweigert die Tatsache anzuerkennen, dass Cavin zu seinem Feind geworden war. Und selbst jetzt weigerte er sich.

Dann lichtete sich der Nebel vor seinen Augen, und als er aufsah, blickte er direkt in Cavins Gesicht hinüber. Und der Ausdruck, den er darin gewahrte, fegte auch den letzten Rest von Zweifel beiseite.

»Gwenderon! Flieh!«

Guarrs Stimme brach den Bann, der von Gwenderon Besitz ergriffen hatte, und mit einem Male erkannte der Waffenmeickster wieder, in welcher Gefahr er sich befand. Ihr verzweifelter Überfall war längst abgeschlagen. Die meisten seiner Männer waren tot oder geflohen. Nur hier und da wurde noch gekämpft – und ein halbes Dutzend Reiter preschte auf breiter Front gerade auf ihn zu!

Verzweifelt riss Gwenderon sein Pferd herum, stieß ihm die Absätze in die Seiten und schlug ihm zusätzlich mit der Breitckseite des Schwertes gegen die Flanke. Das Tier sprang mit einem gewaltigen Satz los.

26

»Er entkommt!« Cavins Stimme überschlug sich fast. Mit einem gellenden Schrei riss er sein Schwert empor, zerrte an den Zügeln seines Pferdes und trieb dem Tier rücksichtslos die Sporen in die Weichen. Alles, was er damit erreichte, war, dass die gequälte Kreatur auf die Hinterläufe stieg und ausschlug.

»Er entkommt euch, ihr verdammten Narren! Fasst ihn!«, brüllte er. »Bringt mir seinen Kopf oder ich verlange eure!«

Eine Hand berührte ihn an der Schulter und er hörte, wie Lassar irgendetwas sagte, aber die Worte erreichten sein Beckwusstsein kaum. Vor ihm war der Mörder seines Vaters! Der Mann, der seinen Vater vor seinen Augen erschlagen hatte, dessenthalben er dieses Heer aufgestellt und diesen ganzen Krieg begonnen hatte, und er drohte zu entkommen!