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    "Er wird in der Nacht hier gewesen sein."

    "Nein, er ist noch hier."

    Paul lauschte diesem leisen Zwiegespräch, blickte auf den Boden, ohne auch nur das mindeste zu gewahren, was einer Pantherspur ähnlich gesehen hätte, und dann ringsum. Die Augen des Zwerges wie die des Trappers überflogen die Stelle.

    Der leichte Luftzug strich ihnen entgegen, der Schimmel hob die Nase, sog die Luft ein, spitzte die Ohren und ein leichtes Zittern überflog seine schlanken Glieder.

    "Siehst du, Oheim", flüsterte der Zwerg, "er ist vor uns. Ich will ihn mit dem Lasso fangen."

    "Gut, ich werde dich mit der Büchse decken."

    Der Zwerg gab Büchse, Bogen, seine wollene Decke und den Beutel mit Nahrungsmittel an Paul und löste den Lasso.

    "Bleib hier, Paul", sagte der Trapper, "wirst gleich etwas zu sehen bekommen; aber mach die Büchse schußfertig, man kann nicht wissen, was geschieht."

    Puck trieb jetzt sein Pferd, welches nicht übel Lust zu haben schien, umzukehren, an und ritt langsam nach vorn.

    Mit gespannter Büchse folgte ihm Grizzly.

    Die beiden Reiter hatten wohl an hundertundfünfzig Schritt zurückgelegt, als vor ihnen ein Panther von den Resten einer halbverzehrten Antilope aufsprang und mit gewaltigen Sätzen davoneilte.

    Der Schimmel bäumte sich in jähem Schrecken hoch auf, doch mit gellendem Jagdruf preßte ihm Puck die scharfen Sporen in die Flanken und wie ein Pfeil flog das Tier jetzt dem Panther nach.

    Der Trapper setzte seinen Hengst in Galopp und auch Paul, hingerissen von Jagdlust, gab seinem Fuchse die Haken und folgte in schnellster Gangart. Es war ein prachtvoller Anblick, den Panther über die Prairie setzen und hinter ihm den Schimmel, der durch Sporn und Zuruf zu immer größerer Eile angetrieben wurde, einherjagen zu sehen.

    Puck schwang den sorgfältig zusammengelegten Lasso ums Haupt. Die anfangs so mächtigen Sprünge des Panthers ließen bald nach, und der mit Sturmeseile einhersausende Schimmel gewann jetzt rasch Boden. Immer schwächer wurden die Anstrengungen des Panthers, immer näher kam ihm der verwegene Reiter.

    Der Trapper und Paul jagten, letzterer in großer Aufregung, hinterdrein.

    Es war eine wilde Hatze, und Aufregung bemächtigte sich auch der Pferde.

    Endlich war Puck in Wurfnähe. Dreimal fuhr mit schnellem Schwung der zusammengerollte Lasso um sein Haupt und entflog dann, sich lösend, der Hand.

    Mit einer tödlichen Sicherheit geschleudert, fuhr die Schlinge über des Panthers Kopf und gleichzeitig riß der Zwerg sein Pferd mit einer Kraft und Geschicklichkeit herum, daß es sich auf den Hinterfüßen wie ein Zapfen drehte, die scharfen Sporen und ein gellender Jagdruf beschleunigten seinen Lauf nach einer, von der bisherigen im rechten Winkel abweichenden Richtung.

    Der plötzliche Ruck, den durch die Wendung des Rosses der dahinjagende Panther am Halse von der sich schließenden Schlinge erlitt, warf ihn auf den Rücken. Hoch auf schnellte das zu Tode gehetzte Tier.

    Aber der in wilder Flucht dahinstürmende Schimmel riß den Gefangenen wie einen aufschlagenden Federball sich nach, und in weniger als einer Minute lag die grimmige Bestie regungslos auf der Prairie neben dem schnaubenden und zitternden Pferde.

    Der Trapper und Paul, welche mit leidenschaftlicher Aufmerksamkeit der Jagd gefolgt waren, sprengten heran.

    "Gut gemacht, Puck!" rief jener schon von weitem.

    Paul hatte zwar von der geschickten Anwendung des Lasso gehört und gelesen, aber hier zum ersten Mal eine Probe davon gesehen, die ihm die höchste Bewunderung abnötigte.

    Welch staunenswerte Fertigkeiten, welchen Mut, welche Kraft besaß der verwachsene Mensch, den er anfänglich für blödsinnig gehalten hatte! Der häßliche Gnom, dessen Äußeres ihn erschreckt, ihn mit Widerwillen erfüllt hatte, erschien ihm jetzt, wie er vergnügt auf den besiegten Feind vom schnaubenden Roß herabsah, minder widerwärtig.

    "Gut gemacht, mein Junge", wiederholte der Trapper, als er heranritt. "Alle Wetter, das ist ein gehöriger Bursche", fügte er, das starke Tier betrachtend, hinzu; "es ist gut, daß der aus unsrer Nachbarschaft entfernt worden ist. Was meinst du, Paul, Puck ist ein Steppenjäger, wie?"

    "Ja", sagte der Knabe mit dem Enthusiasmus der Jugend, "ja, Puck ist ein gewaltiger Jäger, ich bewundere ihn."

    Der Zwerg zog angenehm berührt von der so unverhohlenen Anerkennung den Mund in bedenklicher Weise zu einem Lächeln auseinander und sagte: "Nicht viel mit Lasso siegen, fechte mit Panther auch allein mit Messer, ja mit der nackten Hand!" Und er streckte seinen ungewöhnlich langen, sehnigen Arm aus.

    "Es ist dem Burschen zuzutrauen, Paul", sagte der Alte; "er ist in der Wüste aufgewachsen und hat sich zum Herrn derselben gemacht. Wirst noch seltsame Dinge von ihm sehen. Doch jetzt wollen wir ein wenig frühstücken; komm herab, Paul, und du, Puck, pflocke die Pferde an. Mein Thunder wird nicht ungehalten sein, wenn ich ihn einige Zeit von meiner Last befreie."

    Er stieg ab, die andern thaten das gleiche, und während der Zwerg die Pferde an den langen Lassoleinen anpflockte, betrachtete Paul aufmerksam das gewaltige Raubtier, welches dem Arm und der Geschicklichkeit des Verfolgers zur Beute gefallen war.

    "'s ist ein nicht ungefährlicher Gegner, nicht wahr? Hatte doch einige Besorgnis wegen Puck, denn er reitet den Schimmel noch nicht lange, und wenn das Pferd im Augenblick, wo die Schlinge fällt, dem Reiter nicht blitzschnell gehorcht, ist er einem Panther gegenüber verloren."

    Puck hatte die Pferde befestigt, seinen Blitz gelobt und geliebkost und kehrte zurück. Man öffnete den Beutel, welcher den Speisevorrat enthielt, und trefflich mundete das Jägermahl inmitten der köstlichen Luft der Prairie.

    Der Alte zündete sich nach vollendetem Mahle seine Pfeife an und sandte blaue Dampfwolken zum Himmel, während Puck sein Messer zog und sich anschickte, dem Panther das prachtvolle Fell abzustreifen.

    Paul, dessen Gedanken, wenn seine Aufmerksamkeit nicht durch die Gegenwart in Anspruch genommen war, unaufhörlich zu den Ereignissen, welche ihn in die Wildnis geworfen hatten, zurückeilten, äußerte Besorgnis um das Schicksal seines Oheims.

    Aber der Trapper, dessen Blicke oftmals mit einer ungewohnten Zärtlichkeit auf den Zügen des Jünglings hafteten, wenn dieser es nicht gewahren konnte, erwiderte rauh: "Sei deswegen ruhig, Junge, wird schon für sich selber gesorgt haben."

    Als von neuem die Gefangennahme des Knaben und ihre mögliche Ursache berührt wurde, sagte der Trapper mit geradezu finsterer Miene: "Wirst das schon erfahren, wenn du heimkehrst. Ich müßte mich sehr täuschen, oder ich kenne die beiden Burschen, welche dich geleiteten, und es wird die Zeit kommen, wo man ein Wörtchen mit ihnen reden kann."

    Er schwieg und rauchte stärker.

    Nach einiger Zeit fragte Pauclass="underline" "Habt ihr öfters mit Indianern zu thun, Sir?"

    "Kannst es dir denken, Kind. Man lebt nicht seit fast zwanzig Jahren in der Prairie, ohne in Freundschaft und Feindschaft mit den Roten zusammenzukommen."

    "Es sind gefährliche Nachbarn, Oheim, für die einsam wohnenden Weißen, nicht wahr?"

    "Ist nicht so schlimm; leben Trapper genug in der Steppe vom Missouri bis zu den Felsengebirgen, vom Plattefluß hinab bis zum Kolorado, unbelästigt von den Roten. Sind die Leute hier am Kansas und Arkansas ziemlich friedlich gesonnen. Dagegen sind die Sioux im Norden und die Apaches im Süden wahre Mordhunde."