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Austausch von Worten macht den halben Spaß für mich aus.    Gibt es im    Haus

der Schwäne eine solche Frau?«

Mein Gastgeber klatschte in die Hände. Der Sklave namens Stabius drängte die Mädchen aus dem Raum. Talia, die junge Blüte, die unser Gastgeber für uns entschleiert hatte und die so überzeugend errötet war und sich abgewandt hatte, bedeckte im Gehen ihren Mund mit der Hand und unterdrückte ein Gähnen.

»Stabius!« Der Sklave wandte sich noch einmal um.

»Stabius, bring uns Elektra!«

Die Frau, die Elektra hieß, ließ sich Zeit. Als unser Gastgeber sie schließlich ankündigte, wußte ich, daß es die Frau war, die ich gesucht hatte.

Am auffälligsten war ihr Haar, eine wallende Mähne schwarzer Locken, die von weißen Strähnen an beiden Schläfen akzentuiert wurde. Sie hatte ihre Schminke mit der Zurückhaltung aufgelegt, die man nur durch jahrelange Praxis erwirbt; mein Gastgeber hätte ruhig einige Stunden bei ihr nehmen können. Selbst wenn ihre Züge zu ausgeprägt waren, um fein genannt zu werden, auch wenn ihre Haut nicht mehr zart war, so ließ sich doch im weichen Licht des Atriums mit voller Überzeugung feststellen, daß sie eine Schönheit war. Mit den Jahren hatte sie sich den Vorzug verdient, ein weniger enthüllendes Gewand zu tragen als die jungen Mädchen, ein langärmeliges, weites, weißes Kleid, das in der Taille mit einer Schnur zusammengebunden war. Die Kurven ihrer Hüften und Brüste waren auch ohne den Blick durch hauchzarten Stoff verführerisch genug.

In jedem Bordell traf man zumindest eine Frau wie diese, und in den Städten, die sich den Verfeinerungen der Lust verschrieben hatten, gab es ganze Häuser von ihnen. Elektra war die große Mutter. Nicht die Mutter eines erwachsenen Mannes, sondern die Mutter, an die er sich aus seiner Kindheit erinnert; nicht alt, sondern weise, mit einem Körper, der weder schlank und mädchenhaft noch gealtert jenseits der Schönheit ist, sondern voll ausgereift und von verschwenderischer Fülle.

Ich warf einen Blick zu Tiro, der von ihrer Erscheinung recht erstaunt war. Sie war wahrscheinlich nicht der Typ Frau, den er im Dienste eines Herrn wie Cicero sehr oft zu Gesicht bekommen würde.

Ich trat mit meinem Gastgeber beiseite und verhandelte. Er verlangte natürlich zuviel. Erneut klagte ich über die abwesende Elena. Er verzog das Gesicht und ging mit dem Preis herunter. Ich äußerte weitere Bedenken, und er senkte ihn erneut. Schließlich willigte ich ein und gab Tiro Anweisung, ihn zu bezahlen. Er überreichte die Münzen mit einem schockierten

Gesichtsausdruck. Ob er den Preis für extravagant hielt (vor allem, da er aus der Börse seines Herrn beglichen wurde) oder ob ihm klar war, daß ich ein gutes Geschäft gemacht hatte, wußte ich nicht zu sagen.

Elektra ging voran, um uns zu ihrer Kammer zu führen. Ich folgte ihr und machte Tiro ein Zeichen, mit uns zu kommen.

Tiro wirkte überrascht. Genau wie mein Gastgeber.

»Bürger, Bürger, ich hatte keine Ahnung, daß du vorhattest, den Jungen mitzunehmen. Dann muß ich natürlich auf einer Zuzahlung bestehen.«

»Unsinn. Der Sklave geht überall hin, wo ich auch hingehe.«

»Herr -«

»Der Junge ist ein Sklave, nicht mehr als ein persönlicher Besitz. Genausogut könntest du mir berechnen, daß ich meine Sandalen anbehalte. Ich war in dem Glauben, daß dies ein seriöser Laden ist. Natürlich war ich auch in dem Glauben, ein bestimmtes Mädchen hier zu finden -«

Mein Gastgeber spielte mit den Münzen in seiner Hand. Ihr Geklimper vermischte sich mit dem Klirren seiner Ringe, er schnalzte mit den Lippen und wandte sich ab.

Elektras Zimmer war mit dem Vorraum und den Fluren nicht zu vergleichen. Ich vermutete, daß sie es selbst dekoriert hatte; es atmete die unfehlbare Schlichtheit griechischen Geschmacks und die behagliche Aura eines lange bewohnten Zimmers. Sie ließ sich auf einem breiten Diwan nieder. Davor standen zwei Stühle. Ich machte Tiro ein Zeichen, auf einem von ihnen Platz zu nehmen, und setzte mich selbst auf den anderen.

Sie lächelte und lachte still in sich hinein, vielleicht glaubte sie, wir seien schüchtern oder wir würden zumindest so tun. »Hier ist es viel bequemer«, sagte sie und strich mit der Hand über den abgewetzten Bezug des Diwans. In ihrer Stimme konnte man den Hauch eines Akzents heraushören.

»Da bin ich sicher. Aber ich möchte zuerst reden.«

Das war offenbar nichts Neues für sie. »Natürlich. Soll ich mich ausziehen?«

Ich warf einen Blick auf Tiro, der bereits zu erröten begann. »Ja«, sagte ich. »Zieh dein Kleid aus, während wir reden. Aber langsam.«

Elektra erhob sich. Sie warf ihre Haare zurück und griff sich in den Nacken, um die Klammer zu lösen. Hinter ihr entdeckte ich auf einem kleinen Tisch neben dem Diwan eine winzige Sanduhr. Die obere Kammer war voll, und der Sand rieselte fröhlich hinab. Als wir den Raum betreten hatten, mußte sie sie so elegant und unauffällig umgedreht haben, daß ich es nicht bemerkt hatte. Elektra war ein echter Profi.

»Erzähl mir etwas über Elena«, sagte ich.

Sie zögerte nur einen Herzschlag lang. »Bist du ein Freund von ihr? Ein Kunde?«

»Nein.«

»Kennst du sie?«

»Auch nicht.«

Das schien sie zu amüsieren. »Warum fragst du dann nach ihr?« Das Kleid war von ihren Schultern geglitten und fiel, von der Schnur gehalten, in Falten um ihre Taille. Ihre Haut war erstaunlich glatt, das Fleisch überraschend fest. Gegen die blasse Haut hob sich ihr Schmuck besonders gut ab, silberne Armreife um die Handgelenke und eine schmale Kette, die die üppige Wölbung ihrer Brüste betonte. Möglicherweise war es nicht ihr Schmuck, aber sie hatte ihn garantiert selbst ausgesucht. Wieder stellte sie den Geschmack ihres Herrn in den Schatten.

Sie schien Tiro bewußt zu ignorieren, was ihm die Freiheit ließ, sie anzustarren. Er beobachtete sie mit einer Art hilfloser Intensität, die Lippen geschürzt, die Augenbrauen zusammengezogen, als ob er Schmerzen litte.

»Vielleicht beantwortest du einfach nur die Frage. Schließlich habe ich schon für dich bezahlt. Wenn ich unzufrieden bin, werde ich mich bei deinem Herrn beschweren und mein Geld zurückverlangen. Vielleicht schlägt er dich dann.«

Sie lachte laut. »Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Und du auch nicht.« Sie nahm einen Kamm zur Hand, der vor einem kleinen Spiegel auf dem Tisch lag, setzte sich auf das Bett, betrachtete ihr Spiegelbild und kämmte sich das Haar. Sie war in der Tat ganz außergewöhnlich. Mein Gastgeber hätte das Doppelte seines ursprünglichen Preises verlangen sollen.

»Du hast recht. Ich hab das nur gesagt, um den Jungen zu erregen.«

Sie wandte ihren Blick gerade lange genug vom Spiegel ab, um mich mit hochgezogener Braue zu mustern. »Du hast eine verdorbene Phantasie. Ich glaube, wir verschwenden mit diesem Gerede nur unsere Zeit.«

Ich schüttelte den Kopf. »Erzähl mir von Elena. Wann hat sie hier aufgehört?«

»Irgendwann im Herbst. Vor dem Winter.«

»Im September vielleicht?«

»Ja, ich glaube schon. Ja, es war kurz nach den römischen Festspielen. Ich kann mich noch daran erinnern, weil an den Feiertagen hier immer viel Betrieb ist. Das müßte dann so Ende September gewesen sein.«

»Wie alt ist Elena?«

»Ein Kind.«

»So jung wie Talia?«

»Ich habe gesagt ein Kind, kein Kleinkind.«

»Und wie sieht sie aus?«

»Sehr hübsch. Eines der hübschesten Mädchen im ganzen Haus, hab ich immer gesagt. Sehr blond mit einer Hautfarbe wie heller Honig. Ich nehme an, ihre Eltern waren Skythen. Sie hatte einen schönen Körper, sehr sinnlich für ihr Alter mit vollen Brüsten, breiten Hüften und einer winzigen Taille. Wie eitel sie wegen ihrer schmalen Taille war!«

»Hatte sie einen speziellen Kunden? Einen Mann, der sie auf eine besondere Art mochte?«

Elektra musterte mich. »Bist du deswegen hier?«

»Ja.«